Ich denke die Farbfassung ist eine Interpretation auf dieser Gouache und am Original nicht vorhanden gewesen. Ob das Modell jemals eine Farbfassung hatte, läßt sich heute leider nicht mehr feststellen. Nach den bisher gefundenen Beschreibungen neben Winter war da nichts vermeldet.
Zitat von Eddie im Beitrag #1665 Eine völlige Unverfälschtheit möchte ich allerdings doch bezweifeln, wenn ich mir die Bremerhavener Gouache des HZM betrachte. So sieht jedenfalls keine über 200jährige permanent exponierte Vergoldung aus, wobei dem akademisch ausgebildeten Maler zuzutrauen ist, das Modell unverfälscht und ungeschönt wiedergegeben zu haben. Möglicherweise aber in einem neuvergoldeten und farblich frisch gefassten Zustand. Aber was die monierte Vordersteven-Kiel-Verbindung angeht, ist diese natürlich auch ohne größere Eingriffe zu korrigieren, was ich für durchaus wünschenswert hielte...:-)
Das sehe ich ehrlich gesagt nicht so. Wenn ihr euch den Bildausschnitt unten ansieht könnt ihr erkennen, dass an der Unterseite der goldenen Schlingerleiste, mit Pfeilen markiert, zu sehen ist, wie sich die Verzierungen der Zierleiste spiegeln. Von daher würde ich sagen, dass das vergoldete Heck wohl hell gestrahlt hat. Vielleicht als Ergebnis der Restaurierung oder Reinigung an der Matrosenstation. Das gleiche ist auch an der unteren Leiste zu sehen.
Am Rumpf hast Du ja schon mal eine etwas zu dick aufgetragene Klarlackschicht entdeckt. Das ist sicher später gemacht worden. Die Erbauer pinseln doch nicht so ungeschickt herum.
Ich würde die Schnitzereien natürlich auch vergolden, denn eine ursprüngliche Farbfassung anzunehmen wäre nun wirklich vollkommen spekulativ und würde mehr Fragen aufwerfen als beantworten. Aber was du als Spiegelung interpretierst ist meiner Meinung nach nur die verschattete Fortführung der Ornamentik, denn ein derart scharfgestochener Spiegelungseffekt lässt sich weder durch eine Poliment- noch durch eine Ölvergoldung erzielen. Gealterte Vergoldungen lassen sich auch nicht einfach aufpolieren wie angelaufene Messingleuchter, sondern die werden - wenn´s denn sein muß - übervergoldet und genau davon gehe ich in diesem Fall aus. Ebenso von einem Neuanstrich mit diesem satten Grün, für das ich in der Literatur bisher noch kein Beispiel gefunden habe. Insofern ist dein grüner Probeanstrich also historisch immer noch glaubwürdiger als die aufdringliche Farbigkeit des Wagner-Modellporträts. Irritierend finde ich übrigens die doch sehr unebene Oberfläche der Spiegelplanken, welche ebenso auf eine spätere unsachgemäße Übermalung hindeutet.
Zeit für das sonntägliche Update. Manche von euch werden wohl meinem Ausflug zum Thema Mataromodell mitbekommen haben, trotzdem ging es am HZ weiter. Sämtliche Dübel der Steuerbordseite sind nun fertig, diese Seite muss jetzt noch geschliffen werden.
An der Backbordseite werden die Dübel weiterhin reingehämmert. Hier könnt ihr sehen, dass das Loch in der Beplankung durch die vor drei Wochen rausgerissenen Planken wieder geschlossen ist und auch hier sind bereits Bohrlöcher der Dübel angelegt.
Die Steuerbordseite ist nun fertig geschliffen. Bevor ich den Rumpf unterhalb der Wasserlinie nun farbig gestalten kann, müssen erst die Blasebalken ran. Und dann natürlich vorher die Schloiknie, und da muss wiederum vorher das Scheg wieder montiert werden. Es wird also noch was dauern. Heinrich Winter schreibt, dass das Scheg ebenfalls aus hellen Holz gefertigt war. Ich werde es einfach mal ausprobieren ein Scheg aus Ahorn herzustellen und dieses dann mit dem Ölfarbenanstrich zu versehen und dann mal schauen wie's aussieht.
Im Vasa-Forum kam die Frage auf ob das Hohenzollernmodell authentisch auf Spanten gebaut war. Ich denke es gibt Beleg genug um festlegen zu können dass der Rumpf unterhalb der Wasserlinie NICHT aus einem Klotz modelliert war wie z.B. bei der Prins Willem oder so. In diesem Bild sind, so glaube ich Lüftungsschlitze an der Innenbeplankung unter dem Batteriedeck zu erkennen. Ich meine auch Teile der Spanten sehen zu können. Ich bin davon überzeugt, dass das Innere des Rumpfes des Hohenzollernmodells authentisch auf Spanten aufgebaut war.
Ich sehe auch keinen Grund, daran zu zweifeln. Walter Birnie erwähnte bei seinem Restaurationsprotokoll des Genter verrottete Spanthölzer (wegen dem Kielbruch; Blick durch die Großluke in den Raum). Warum sollten sie hier beim HZ fehlen. Warum eine Öffnung in der Wegerung - wegen der Belüftung der Spanthölzer.
Ich würde auch sagen, daß hier Spanten erkennbar sind und diese auch original gebaut wurden. Dies lässt sich schon am Nagelschema der äußeren Beplankung erkennen.
Ich denke auch, es dürften keine Zweifel bestehen, dass das Original auf authentischen Spanten aufgebaut war. Ich gehe sehr schwer davon aus, dass das HZM nicht von einem Einzelnen gebaut war sondern von einer Gruppe. Das soll nicht heißen, dass einer für die Skulpturen zuständig war, ein anderer für die Segel und wiederum einer für den Rumpf. Sicherlich werden gleichzeitig mehrere Modellbauer, die bestimmt vom Fach waren, d.h. Werftarbeiter am Rumpf beschäftigt gewesen sein. Mann sollte sich aber vor Augen halten, dass es Fachleute waren, die wussten wie jedes Steunder, jedes Knie und jede Planke dimensioniert sein musste und wo es hingehörte. Sie waren mit der Bauweise bestens vertraut, sie mussten es nicht erst erlernen und es gab für sie keine alternative Bauweise - wozu denn auch? Dieses Handwerk haben wir heute aber verlernt. Sollte ein Modellbauer heute sich vornehmen, das HZM in Originalgröße auf Spanten absolut authentisch nachzubauen, hat er entweder keine Ahnung auf was er sich da einlässt, oder er ist ein Genie oder verrückt! Selbst in Lelystad hat es nicht geklappt. Sollte jemand von Kindheit an darauf vorbereitet werden, eine Ausbildung in der Richtung mitmachen und mehrere Projekte vorher erfolgreich absolviert haben, würde es wohl klappen.
Zurück zu meinem Modell. Der Feinschliff bei diesem hochsommerlichen Temperaturen ist schon eine Qual. Und der Schleifstaub erst: Staub überall! Auf dem Gästeklo, in der Küche und im Wohnzimmer. Lediglich das Obergeschoss ist noch verschont - noch! Aber ich bin ja bald fertig.