Zitat von Willi im Beitrag #420Schade eigentlich, dass die schön und exakt gebauten Decksbalken mit ihren Hakenlaschungen unter der Beplankung verschwinden sollen...
Beim Namen des Erbauers weiss man jedoch später, dass sie in aller Perfektion angelegt und vorhanden sind :-)
die Decksverkeilung erfolgte in der Laschung mittschiffs. Die Verkeilung sollte mit kaum Seewasser in Verbindung kommen.
Habe mal mit Volker @achilles über die Verbolzung gesprochen. Konnten uns auf die unten abgebildete Version einigen. Da der obere Keil im verbauten Zustand nicht mehr zu erreichen ist, wird die Verkeilung von unten auf Spannung gebracht. Ähnlich den Holzdübel mit Verkeilung in einem Sackloch.
Habe mal auf die Schnelle eine Zeichnung gemacht. ( kann mit Johann seinen Zeichnungen leider nicht mithalten )
Danke für die Untersuchung - sehr spannend die Geschichte!
Hm.. wäre eine Verkeilung längs zum Schiff nicht besser (und von beiden Seiten dann zu erreichen) als die Verkeilung "aufrecht" und von oben durch die Planken verdeckt? Und viel wichtiger: könnte einen senkrechte Verkeilung überhaupt funktionieren bei einer Verhakung, die in der Horizontalen liegt? .. weil: wo würden sich den die beiden Partner überlappen in einer vertikalen Ausrichtung der Verkeilung?
Das Bild der Verkeilung scheint ja anzuzeigen, dass beide Enden offen lagen. .. oder warum habt ihr die Richtung in die Vertikale entschieden?
EDIT: ARG!!!! Jetzt hab auch ich´s verstanden - bitte vergesst, was ich hier kursiv geschrieben hatte! Ich hatte die Verkeilung gar nicht verstanden. Sie sitzt dann ja zwischen diesen "Zähnen" der beiden Partner!!! Damit verstehe ich jetzt die von Euch "gewählte" Ausrichtung.. Natürlich, macht Sinn!
Edit 2: und wieder eine Wende! (ich Wendehals!) vgl. meine Antwort auf Wefalck - ich könnte mir jetzt doch wieder vorstellen, dass die Verkeilung horizontal in den Balken verläuft..
Edit 1 und 2 Ende.
Aber dass Seewasser diese Stelle nicht erreicht .. hm.. auch das mag ich nicht recht glauben - hat man den Faktor Zeit im Auge. Auch würde Kondenswasser völlig genügen, um in einer so "salty" Umgebung Korrosion zwischen diesen Partnern zu erzeugen. Daher wäre es spannend zu sehen, wie lange diese Technolgie überhaupt verwendet wurde. Ich würde mich nicht wundern, wenn es nicht allzuviel darüber zu lesen gäbe :-)
Neverthelss: es ist sehr interessant, das gezeigt zu bekommen, denn wenn es mal verwendet wurde, war es ja auch mal da! Überhaupt: in diese Detailtiefe zu gehen:
In elektrochemischer Hinsicht würde ich die Kombination Eisen und Kupfer auch bedenklich finden ...
Solche Keile liegen in der Ebene der Überplattung zwischen zwei Bauteilen, um sie gegen die respektiven 'Haken' zu treiben.
Ob man die Überplattungsebene horizontal oder vertikal anordnet hängt davon ab, wo eventuelle Biegespannungen erwartet werden. Die Biegespannung darf nur senkrecht zur Überplattung auftreten, sonst öffnet sie sich und die Keile fallen ggfs. heraus. Man könnte die Biegespannungen natürlich durch eine Verbolzung aufnehmen, aber trotzdem sollte die Überplattung senkrecht zur hauptsächlichen Biegerichtung angeordnet sein.
Und ich sehe in der Zeichnug der Balkenfügungstechnologien auch gestrichelte Linien - die liegen Quer zu den Zähnen und damit eigentlich eher auf der Neutralen Faser bzgl. der am ehesten zu erwartenden Biegung der Decksbalken (nämlich nach oben und unten) ..
Allerdings fehlte dann in der originalen Zeichung der Verkeilung die Trennlinie zwischen den beiden verkeilten Balken - und diese Stelle wäre beim Verkeilen die am stärksten Belastete .. gerade entlang der Trennung der Balken. Man würde damit wohl eine Verpressung beider Balken in diesem Bereich erzwingen.
Bleibt aber die Frage: was ist in diesem "offenen" Viereck? Was sollte das?
Ihr habt bei Eurer Überlegung diese "Lücken" für die Verkeilung "genutzt" - so habe ich das beim 2ten Mal drüber schauen dann endlich auch verstanden. Dann würden die 2 "Lücken" für die Verkeilung genutzt und die beiden Balken jeweils in die "Gegenfläche" am Ende des einen Balkens drücken.
Aber was sind dann die 4 "Querbohrungen"? .. eine Vorfixierung?
.. und mit Wefalcks Einwand ist eine horizontale Verkeilung durchaus schlüssig, wenn wir als Hauptbiegungsbelastung vie Vertikale betrachten. Damit wären die 4 angedeuteten Queröffnungen als Stelle für die Verkeilung sinnig.
Dann wäre diese "Lücke" aber nicht wirklich sinnig.. und auch die Verpressung der beiden Balken am jeweils dünnen Ende des einen Balken würde nicht mehr statfinden, weil die ganze Verpressung nur in der Öffnung der Verkeilung stattfinden müsste.
Das Beispiel mit dem 'Three Piece Beam' ist ein etwas anderes: wenn ich die Bolzen, die vertikal durch die Balken gehen, einfach anziehe, würde das die Tendenz haben wegen der Keilwirkung (schiefe Ebene) die drei Teile auseinanderzutreiben. Dadurch könnten sogar einzelne Bolzen abgeschert werden. Deswegen sind Schloßhölzer (nicht Keile) in der Ebene der Überplattung eingesetzt, die eine Bewegung in der Ebene der Überplattung verhindern. Solch ein Schloßholz wäre dann eben auch in dem viereckigen Loch in Deiner Skizze.
Die Schloßhölzer, zusammen mit der Verspannung der vertikalen Bolzen, nehmen die Biegespannungen auf.
John Fincham Deckslaschung nach Mr. Edye.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
und von Samuel Thearle
Samuel Thearle Decksfischung nach Mr. Edye.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Bei beiden Zeichnungen sieht man an welcher Position die verschieden starken Bolzen und die Holzdübel angebracht sind.
Die Decksbalkenverbindung von Mr. Edye wurde ab ca. 1832 die gängige Variante. Durch die Einführung der Kompositbauweise war die Variante nicht sehr lange im Einsatz.
Danke, gerade das Bild von Thearle macht klar, dass Eure Auslegung eindeutig die richtige Wahl ist. Bei B und C sitzen die Keile. In der Seitenansicht darüber sieht man sogar die gegenseitige Ausrichtung.
Die Bolts bei A und B sind vermutlich, um das jeweils dünnere Holz am "Aufbrechen" unter dem Druck und der Stauchung auf die Gegenseite zu hindern.
Was ich nicht ganz verstehe: die gestrichelte Linie "parallel" zur Trennung von beiden Balken.
Danke fürs Zeigen. Sehr interessant!
Und auch danke fürs erklären der Schlosshölzer. Ich glaube, mein "Bauernschrank" in meinem Kinderzimmer bei meinen Eltern hatte so ein Ding an einer Stelle.
Schon spannend, wie man Holz fügen kann, ohne stählerne genormte und heute (billige Energie!!!) billige Schrauben. Mein Onkel hat als Schreiner alter Schule noch viele seiner Möbel mit ähnlichen Techniken gefügt, wohl auch, weil es zu seinen Lehrjahren noch nicht diese Auswahl an modernen Beschlagteilen gab. Was damals so in seiner Werkstatt aus Holz so rumlag, wie viele Dübel, Stifte, Keile und wohl auch Schlosshölzer da gemeinsam mit Leim anstelle von Schrauben oder Stahlbeschläge Verwendung fanden..
Das sind nebenbei Techniken, die beim Konstruieren mit Kunststoff im Automotivbereich durchaus beachtenswert sind, weil man mit dem Keil grosse Kräfte erzeugen kann, aber der Druck, wie damals beim Holz, über größere Flächen verteilt wird und man damit unter der Flies- bzw. Versagensgrenze des Materials bleiben kann. Das ist bei dauer- und vor allem wechselbelasteten Bauteilen natürlich enorm wichtig. Daher auch mein Interesse. Sehr sehenswert! Danke!
PS: die IKEA Möbel Konstrukteure besinnen sich, ganz nebenbei erwähnt, auch dieser alten Technologien und ersetzten CO2-"Footprint"-kritische Stahlfügeelemente mit in dieser Hinsicht besseren Kunststoffteilen. Viel "Keil" und Klemmung. Viel Koff-Hoff dort!!
Das ist etwas außerhalb des Themas, aber man kann sich diverse YouTube-Videos anschauen, in denen traditionelle japanische Zimmermannstechniken gezeigt werden, die ebenfalls ganz ohne Metallbeschläge auskommen.
Solche formschlüssigen Verbindungen, die aus dem Holz herausgearbeitet werden sind weitgehend außer Gebrauch gekommen, weil ihre Herstellung sehr arbeitsaufwendig und damit teuer ist. Es ist eben billiger Eisenwinkel oder Eckplatten mit ein paar Schrauben festzudonnern. Diese Tendenz sieht man auch im Schiffbau so etwa ab den 1840er Jahren, als Eisenprodukte durch verbesserte Produktionstechniken billiger wurden und vorallem von gleichbleibender und vorhersagbarer Qualität. Dort, wo die Beschaffung von solchen Befestigungselementen teurer war, als Holz und Arbeitszeit haben sich die alten Techniken länger gehalten.
Ihr kennt sicher Ehm Welks 'Die Heiden von Kummerow': im Buch wenigstens ist der ortsansässige Zimmermann ganz versessen auf die Herstellung von 'verzahnten Balken' ...
Zitat von wefalck im Beitrag #429.... im Buch wenigstens ist der ortsansässige Zimmermann ganz versessen auf die Herstellung von 'verzahnten Balken' ...
Nicht nur damals, auch heute noch ganz ohne Metallwinkel, -platten und andere -beschläge: z.B. hier , #98.
Bei Samuel Thearle: Die gestrichelte Linie sind die gerade Verbindungslinie von Punkt A und D. Die innere Plattung ist auf der Verbindungslinie. Die äußeren Abplattungen A-B und C-D sind etwas "höher" damit die Verzahnung entsteht .
Wird mal wieder Zeit ein Lebenszeichen der Thetis zu senden.
Bin seit geraumer Zeit mit den Schottwände beschäftigt. Leider sind die mir zur Verfügung stehenden Unterlagen ( wie so oft ) sehr allgemein gehalten. Viele Details sind kaum oder gar nicht erwähnt. Die beste Quelle ist John Fincham von 1851. Die nachfolgende Zeichnung ist die Umsetzung aus diesem Buch "Introductory outline to the Practice of Shipbuilding".
Die Probeaufstellung erfolgte dann auf der Thetis. An den den senkrechten Rahmen ( stiles ) werden noch pro Seite ein Falz angebracht. Der Falz wurde angebracht um Zugluft zu verhindern. Dann muss noch die Breite für die Balken ( Thick Stiles )welche die Türen einrahmen ermitteln werden. Auch die Türscharnier werden noch eine Herausforderung. Doch davon später....
"Tout le monde connaît le nom du Vengeur, combien peu connaissent celui du Redoutable!" -- Auguste Jal, 1867 ----------------------------------------------------------------------------------------------
in work: La Belle POF 1/36 Le Redoutable POF 1/48 ; 74-Gun Temeraire-Class by Jacques-Noël Sané Bucentaure, POF 1/48; 80-Gun Bucentaure/Tonnant-Class by Jacques-Noël Sané (Projektierungsphase)