Die Tracht der Volendammer unterscheidet sich deutlich von der auf der nur wenige Kilometer entfernten Insel Marken. Die Volendammer Männer tragen eine in den Hüften sehr weit geschnittene Hose, die ihnen eine charakteristische Silhouette verleiht. Der Oberkörper ist mit einem oft Hemd aus dickem Stoff bzw. einer hemdartigen engsitzenden Jacke bekleidet. Diese sind oft rot oder beige, die aber beide durch Wind und Wetter und Waschen meist stark verblaßt sind. Darüber wird im Winter eine einreihig geknöpfte schwerere Jacke mit oft blauem Futter getragen, das an den Revers sichtbar ist. Als Kopfbedeckung wird im Winter eine Pelzmütze getragen.
Die Frauen tragen einen langen Rock und darüber eine Schürze von gleicher Länge, die etwa zwei Drittel der Tallie umfaßt. Die Röcke sind entweder indigoblau bzw. mit Blaudruck gefärbt oder weiß mit roten, blauen und/oder grünen Streifen. Meist wird eine Kombination aus dunkler Schürze und hellem Rock oder umgekehrt getragen. Das Oberteil ist eine enganliegende Jacke unter dem ein weißes Hemd getragen wird, das manchmal unter der ausgeschnittenen Jacke zu sehen ist. Nach alten Photographien zu urteilen wurden werktags aber viele unterschiedliche Varianten und Kombinationen getragen. Bei erwachsenen Frauen waren die Ärmel oft nur ¾-lang und wurden bis zu den Ellenbogen hochgeschoben. Im Winter wurden die Unterarme dann mit gestrickten Stulpen geschützt, die offenbar meist schwarz waren. An Sonntagen herrschte bei der Tracht auch eher schwarz als blau vor. Das charakteristische der Volendammer Frauentracht war jedoch die Form der Spitzenhaube mit zwei hochgebogenen und abstehenden Flügeln. In Westdeutschland ist diese Tracht durch ‚Frau Antje’, die über mehrere Jahrzehnte im Fernsehen und Zeitschriften für niederländische Produkte warb, bekannt. Die piktoreske Tracht zog auch schon am Ende des 19. Jh. Viele Maler nach Volendam, die sie dadurch zu einem Synonym für die ‚holländische’ Tracht schlechthin werden ließ.
Die originalen Preiser-Figuren für das junge Paar mit Säugling
Die originalen Preiser-Figuren für das Paar mit dem Schlitten
Beide Geschlechter tragen an Werktagen ‚Klumpen’, deren Form von Dorf zu Dorf auch verschieden ist. An Sonntagen werden Lederpantoffeln getragen. Übrigens ist Volendam in religiöser Hinsicht ein Sonderfall, da es ein katholisches Dorf (was sich z.B. durch Kruzifixe im Vorunter der Botter bemerkbar macht) inmitten einer ansonsten protestantischen Umgebung ist.
Die grundierte Figur einer jungen Mutter aus Volendam
Die grundierte Figur eines jungen Vaters aus Volendam
Das erste Paar ist eine junge Familie mit Säugling, die an diesem kalten, aber schönen Sonnabend-Nachmittag auf dem Deich einen Spaziergang macht. Das zweite Paar besteht aus einem jüngeren Mann der eine ältere Frau (seine Mutter oder Großmutter ?) auf einem Schlitten über das Eis schiebt. Eine in kalten Winter durchaus übliche Fortbewegungsart, wie man auf Bildern seit Breughel und noch auf Photographien in den 1940er Jahren sehen kann.
Die grundierte Figur des schlittenschiebenden Mannes aus Volendam
Die von einer bayerischen Marktfrau zur Volendammer Fischerswitwe mutierte Figur
Wie man sieht, sind auch hier weitere Nacharbeiten erforderlich. Deshalb sind diese Nahaufnahmen so nützlich. Im Original sind die Unsauberkeiten nur schwer zu erkennen.
Deine Figuren begeistern mich fast noch mehr als das Schiff. Ich freue mich schon auf das fertige Diorama
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Für den Marker Fischerjungen fehlten noch die Pützen, die er an dem Tragejoch schleptt. Diese wurden aus Plexiglas gedreht, wobei die Teile nur bis zur Höhe der angenommenen Wasserfläche im Inneren ausgedreht wurden. Die Henkel und die Trageseile sind aus Fliegenbindegarn selbst geschlagene Seile.
Der bemalte Marker Fischerjunge
Der bemalte Marker Fischerjunge
Die Bemalung der Figuren wurde mit Schmincke AeroColor-, Vallejo- bzw. Prince August-Acrylfarben vorgenommen. Die Farben, die eigentlich für die Verabeitung mit der Spritzpistole gedacht sind, eignen sich sehr gut für Lasuren. Auch die unbedeckten Körperteile, wie Gesichter wurden mit Acrylfarben gemalt. Bei Figuren im Maßstab 1:35 habe ich in der Vergangenheit mit Erfolg Künstlerlölfarben verwendet, in diesem kleinen Maßstab funktionierte das aber nicht. Vielleicht waren meine Ölfarben, die z.T. schon Jahrzehnte in ihren Tuben verbracht haben, auch überaltert und teilweise oxidiert. Da die Köpfe nur einen Durchmesser von etwa 2 mm ist das ein bißchen eine Herausforderung.
Die bemalte junge Mutter aus Volendam
Die bemalte junge Mutter aus Volendam
Der bemalte junge Vater aus Volendam
Der bemalte junge Vater aus Volendam
Der bemalte schlittenschiebende Mann aus Volendam
Die bemalte Volendammer Fischerswitwe
Für die beiden wurde ein Schiebeschlitten nach Vorbildern aus dem Zuiderzeemuseum in Enkhuizen aus 0,5 mm dicker Polystyrolfolie ‚zusammengeschustert’. Die Schlitten wurden wohl von den Leuten selbst nach dem eigenen Bedarf gebaut. Eine winterliche Ausstellung in diesem Museum im Jahr 2009 hat eigentlich auch die Anregung für diese szenische Gestaltung gegeben. Solche Schlitten wurden zum Transport von Waren, Ausrüstung für die Eisfischerei und auch Personen auf dem Eis verwendet. Man sieht sie bereits auf holländischen Gemälden des 16. Jh.
Schiebeschlitten im Zuiderzeemuseum Enkhuizen
Der noch unbemalte Schiebeschlitten
Bemalter Schiebeschlitten auf einer 1 Cent-Münze
Schiebeschlitten in Gebrauch
Wie immer zeigen die Macroaufnahmen unerbittlich sämtliche Unsauberkeiten und auch den Staub, der sich schon auf den Figuren abgelagert hat. Aus einer normalen Betrachtungsdistanz von 20 bis 30 Zentimern sieht alles viel sauberer aus ...
Zur Erinnerung: die Figuren sind maximal 18 mm hoch !
Hier noch ein paar lose Ausrüstungsgegenstände nach den Abbildungen in VAN BEYLENs Buch: ein langer Bootshaken, ein kurzer Bootshaken, die Ruderpinne, eine Össchaufel, eine Handspake für das Spill, der Toppwimpel und ... die Afwasbak, die Abwaschkiste mit einem Teekessel und zwei Bechern in weißem Email.
Lose Ausrüstungsgegenstände (der Teekessel hat einen Durchmesser von 2 mm !)
Der Teekessel und die Becher sind aus Messing gedreht, der Ausguß aus Draht angelötet und die Henkel angeklebt, bevor alles bemalt wurde. Der Teekessel hat einen Durchmesser von 2 mm !
...der pure Wahnsinn was hier an Hintergrundwissen aufgefahren wird! Und das nicht nur bei Bottern, sondern auch bei der Kenntnis derer Umgebung und der dort lebenden Bevölkerung! Hinzu kommt handwerkliche Präzision, Material- und Werkzeugkunde und Talent, all dies im Modell und im Bericht darzubieten. Soviele Hüte kann ich nicht haben wie ich ziehen müsste...
Was länge währt ... nun haben die kleinen Ausrüstungsteile und auch die Staffage ihren Platz gefunden. Im Folgenden ein paar Impressionen des fertigen Modells. Mehr Bilder gibt es hier: http://www.wefalck.eu/mm/maritime/models/botter/botter.html
Womit dieses Noord-Holland-Nostalgie-Projekt beendet ist.