Das Problem war nun, die richtige Dichte bei der Nagelung zu ermitteln. Die Pläne geben das natürlich nicht her, am Original ist es schwer zu sehen, da nicht alle Bolzen erneuert wurden. Teilweise sind im Schiffsrumpf nur die Bohrungen, die auf Fotos nicht sehr auffallen. Landström und Mondfeld haben einen Teil der Nagelung gezeichnet, aber diese waren aus verschiedenen Gründen nicht zu verwenden. Die Nagelung am 1:10 Modell fand ich auch nicht besonders realistisch (obwohl dies natürlich durchaus sein kann)
Im Zweifel sollte da immer "The Real Thing" als Vorbild dienen. Deshalb versuchte ich es mit einer Fotoanalyse. Ich hatte in dem Buch "Wooden Ship" von Spectre/Larkin ein sehr gutes Bild des Rumpfes, in dem man auf in einem größeren Abschnitt auch noch kleinste Details erkennen konnte. Sogar die Laschungen der Planken waren hier erkennbar.
Diesen Bereich zwischen zwei Stückpforten im Bugbereich habe ich dann aus dem Plan auf Millimeterpapier übernommen. Dies waren die Berghölzer sowie die Stückpforten. Nun habe ich anhand des Fotos analysiert, wo genau Bolzen waren, Bohrungen, Treenails sowie die Lage der Laschungen.
Im holländischen Schiffbau sind die Laschungen in jedem Plankengang entgegen der vorherigen Lage ausgerichtet. Dies hat wahrscheinlich an der Vorgehensweise beim Bauen gelegen. Es wurde in jedem Plankengang die Arbeitsrichtung geändert - Wie beim Stricken. Das muß am Modell natürlich auch so dargestellt werden.
Hieraus habe ich dann ein Muster abgeleitet, welches ich auf den ganzen Rumpf angewendet habe. Am Modell bin ich dann folgendermaßen vorgegangen: Im Bereich der Decks habe ich aus dem Mittellängsschnitts die Lage der hängenden Knie und Spanten ermittelt. Auf deren Höhe wurden dann mit Bleistift die Lage der Bolzen und der Treenails markiert.
Frohe Ostern Alexander
Foxtrott
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Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Fein gemacht! Das Thema wird mich bei der Revell Vasa auch noch beschäftigen. Im Maßstab 1/50 sieht das richtig gut aus. Bei dem Revell Modell in 1/150 wird man wohl Abstriche machen müssen, obwohl ich glaube das eine dezente Nagelung das Gesamtbild auch hier auflockern wird. Die Revellchen Nagelreihen gilt es jedenfalls aufzubrechen.
Ich begrüße jedenfalls jegliche Information aus Alexander's "Nagelstudio ".
Zur Herstellung der Treenails besorgte ich mir ein Dübeleisen oder auch Zieheisen genannt. Damit lassen sich Rundstäbe vom Durchmesser von 1,5mm bis 0,5 mm im Durchmesser herstellen. Man spannt das Zieheisen mittig in einen Schraubstock - Dann wird ein quadratischer Holzstab 1,5mm aus Buchs mit einem Skalpell angespitzt. Dann werden nacheinander vorsichtig der Holzstab nacheinander mit einer Stochschnabel-Zange durch die immer kleiner werdenden Löcher gezogen.
Am Unterwasserschiff wurden dann mit der Bohrmaschine die Löcher für die Treenails vorgebohrt. Mit Weißleim wurde dann der Rundstab in ein Loch geklebt und dann mit einem Nagelknipser knapp über dem Rumpf abgezwickt.
Danach wurde der Rumpf fein übergeschliffen und mit stark verdünntem Seidenmattlack gestrichen. Diese Versiegelung sollte den Rumpf schützen, da der Rumpf sonst durch das Oxidat der geschwärzten Kupfer- bzw. der Messingnägel verschmutzt worden wäre.
Geeignete Nägel fand ich in einem Eisenwarengeschäft aus Messing. Sowie Kupfernägel von Krick. Normale Planken sollten mit den kleineren Kupfernägeln versehen werden. Die Messingnägel waren für die Berghölzer bestimmt.
Dann kam eine allabendliche Nagelorgie, die mit Flüchen und Verwünschungen begleitet war. Die Messingnägel waren kein Problem aber die massenhaften Kupfernägel können einen zur Weißglut bringen. Zwar wurden die Planken mit einer Stecknadel vorgestochen, aber trotzdem war es eine Geduldprobe die weichen Nägel gerade in den Rupf zu bekommen.
Ich kann nur empfehlen, daß man Kupfernägel nur kurz in Schwefelleber schwärzt und dann mit Wasser gut spült. Das hatte ich nicht gemacht und so waren die Kupfernägel gerade am Kopf sehr dünn geworden, sodaß der Nagel sehr leicht abkippte.
Nach halbjähriger stupider Arbeit war das Unterwasserschiff dann doch noch fertig geworden.
In diesem Bild sind die Speigatten des Batteriedecks zu erkennen, die an diesem Deck recht weit vorstehen. Da diese Speigatten so dicht an der Wasserlinie lagen, daß sie bei Krängung des Schiffs leicht unter Wasser geraten konnten, war um sie herum ein Lederschlauch genagelt, der in diesem Fall als Ventil diente. (So gezeichnet bei Ketting, Prins Willem und Landström)
Auf diesem Bild ist erkennbar, daß das Batteriedeck schon eingebaut ist. Diese Deck habe ich einfach aus Sperrholz gebaut und die Plankengänge mit braunem Fine-Pen aufgemalt. Auch mit Beleuchtung ist dieses Deck später nämlich kaum einsehbar. Auf dem Batteriedeck - schwach auf dem Bild erkennbar - ist schon das Ankerspill eingebaut. Außerdem wird dieses Deck duch die Pumpe sowie den großen Ankerbeting belebt. Im hinteren, durch ein Schott abgetrennten Teil des Batteriedecks verläuft die Pinne an der schon das fertige Ruder baumelt. Der Kolderstock ist auch schon eingebaut.
Ähnlich einfach wurde die Konstablerkammer im Achterschiff gebaut. Zu ihr gehört die erkennbare kleine Stückpforte an Steuerbord.
Ich wünsche Euch einen guten Start in die neue Woche
Alexander
Foxtrott
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Wirklich ganz tolle Arbeit, Alexander. Gefällt mir wirklich gut deine Vasa. Die gezeigten Methoden zum Arbeitsvorgang sind aber immer noch am meisten Wert Danke dafür fürs zeigen
Ein Glück hat das noch ein geschätztes Jahr zeit bis es bei mir ans Nageln geht
Zitat von pollux............................................. Lediglich die Zuordnung von Text und Abbildung erschließt sich mir nicht immer. Schwedisch ist eine ziemliche Quälerei, ........................................Ich habe mal nach der englischen Ausgabe gesucht, aber die dafür aufgerufenen Preise sind jenseits von Gut und Böse. Da schlage ich mich lieber mit Schwedisch rum........................................
Wenn du Probleme mit dem schwedischen Text hast, kann ich dir bei Bedarf benötigte Textstellen (oder Seiten) aus dem englischen Buch fotografieren, schick bei Bedarf eine PN mit den gewünschten Seiten
Hallo Alexander, eine richtig gute Abhandlung über das Herstellen von Holzdübel. Zu Deinem phantastischen Rumpfmodell brauch ich nichts mehr zu sagen.
Ich habe mir für meine Dübel aus Bambus ein eigenes Dübeleisen selbst hergestellt. Jedoch scheint der Stahl nicht der Beste zu sein. Auf alle Fälle geht das Dübelziehen äußertst schwer, nur unter größter Kraftaufwendung. Ist das bei Deinem Dübeleisen auch so? Wenn nicht, wäre ich Dir über die Mitteilung der Bezugsquelle sehr dankbar.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
ich kann Dich beruhigen: Auch mit meinem Dübeleisen geht das sehr schwer. Und oft reißt das Holz beim Durchziehen ab.
Mein Zieheisen hat der AK-Kollege Herbert Mödel hergestellt. Von ihm hab ich auch meine Kreissäge, die oben bei #30 gezeigten Patent-Nägel und einen Hobel zum Herstellen von Zierleisten. Den Hobel werde ich bald hier vorstellen.
Grüße, Alexander
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nach längerer Pause möchte ich den Baubericht mit den Berghölzern fortführen.
Diese sind bei der Vasa besonders markant und vielzählig angebracht. Die richtige Anbringung der Berghölzer entscheidet, ob der Rumpf hinterher gut aussieht. Daher hatte ich hier die größten Sorgen, um nicht einen Knick reinzubringen, der das Modell entwertet.
Natürlich wollte ich auch die Berghölzer mit der korrekten Laschung versehen. Die Berghölzer wurden dazu außerhalb des Schiffes mit den korrekten Laschungen zusammengeleimt und dann als lange Leiste am Schiff befestigt.
Wie weiter oben erwähnt, habe ich die korrekte Lage der Berghölzer aus den Plänen auf den Spanten übertragen. Um die hundertprozentig korrekte Lage nicht zu verlieren, bin ich im Bereich der Berghölzer mit der Unterbeplankung immer nur Stück für Stück nach oben gegangen. Immer nur so viel, daß ich besten Zugang direkt zum Spant hatte, um das Bergholz optimal befestigen zu können.
Da die Bereiche der geklebten Laschungen nicht gewässert oder mit Hitze behandelt werden konnten, mußte ich die Berghölzer ohne solche Hilfen biegen. Nur der Bugbereich der Bergholzleiste wurde daher in kochendem Wasser biegsam gemacht und dann unmittelbar über die Bugfüllhölzer gezogen. Gesichert wurden dieser Bereich der Berghölzer dann durch 2 mm starke und etwa 1,5 cm lange Dübelungen. Diese sind teilweise noch erkennbar.
Erst nachdem dieses Bugstück richtig fest und trocken geklebt war, ging den Befestigung des Bergholzes dann weiter und ging dann auch ohne weitere Probleme reibungslos. Die Berghölzer wurden an den Spanten mit Leimklemmen befestigt bis der Klebstoff abgebunden hat.
Diese nicht sehr eleganten Befestigungsspuren im Bugbereich wurden durch das später angebrachte Schloiknie und die Ankerscheuer verdeckt. Auf diesem Bild sieht man noch drei Dübel, die nicht verdeckt sind.
So habe ich nun die Höhe erreicht, um das erste Deck ausbauen zu können. In dieses Deck habe ich auch eine Krippenbeleuchtung installiert, von der allerdings von drei Birnen nur noch zwei gehen. Gefällt mir aber sowieso nicht und bleibt deshalb aus.
Die Trepelrahmen um die Geschützluken wurden vorgefertigt und dann eingesetzt, nachdem die Geschützpforten vorsichtig ausgesägt und ausgefeilt wurden. Da die Stückpforten der Vasa sehr große Unterschiede in den Maßen haben und auch nicht in regelmäßigen Abständen gesetzt sind, muß man jede Stückpforte entsprechend dem Plan unterschiedlich groß bauen.
Allerdings ist der Mondfeld-Plan bei der Anordnung der Stückpforten nicht korrekt. Ich habe inzwischen erfahren, daß sich Steuerbord und Backbord stark voneinander unterscheiden und daß am Original zwischen linker und rechter Seite bis zu einer halben Geschützpfortenbreite die genaue Position der Stückpforten abweichen könnnen. Dies wußte ich nicht und daher ist bei mir Steuerbord und Backbord fälschlicherweise symmetrisch.
Merke: Ein Modell kann nur so gut sein, wie sein Plan!
Später wurden noch die Kanonen installiert, wobei ich eine Kanone vor den hinteren Pumpen sowie dem Ankerbeting an Backbord weggelassen habe, sodaß man diese Details später noch sehen könne. Allerdings ist das untere Kanonendeck nach dem Einbau der oberen Decks stockduster
Grüße, Alexander
Foxtrott
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BefestigungBerghölzer.JPG
Dezember1995.jpg
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Hallo, möchte kurz sagen, dass ich Ihr Modell ausgesprochen schön und gut gearbeitet finde! Ende der 80er Jahre habe ich den damals noch sehr unvollkommenen Rumpf der echten WASA in Stockholm gesehen. Es war durchaus schön, einen Blick in das Innere des Schiffes zu haben, doch mehr war nicht erlaubt! DAMALS! Übrigens ist die rote Farbe an Ihrem Modell wohl die richtige!
Ich gestehe, ich war lange nicht mehr hier gewesen. Die Vasa ist schick geworden. Der Aufwand mit den Nägeln und den Dübeln, allergroßten Respekt dafür!!
Die zinnoberrote Farbe habe ich mit Hans Soop abgestimmt, indem ich mehrere Farbproben mit nach Stockholm genommen habe und Herrn Soop diese zur Beurteilung vorgelegt habe. Er hat sich dann für das helle Zinnoberrot ausgesprochen. Es handelt sich dabei um Acrylfarben.
Das Schiff war im Original aus Eiche und daher hab ich das Modell aus Nußbaum gebaut, da ich finde, daß Nußbaum vom Farbton und von der Maserung am Modell am ehesten nach Eiche aussieht.
Das Originalholz und auch das stehende Gut wurde zur Konservierung mit Teer (Stockholm Tar) eingelassen, was dem Holz einen rötlich braunen Farbton gab. Die Vasa bekam diesen Anstrich über und unterhalb der Wasserlinie - ein Antifouling-Anstrich mit Bleiweiß konnte am Unterwasserschiff nicht nachgewiesen werden. Die bemalten Flächen waren dagegen nicht geteert. Diese Imprägnierung wurde immer wieder mal erneuert, sodaß das Holz mit der Zeit dunkler wurde. (Da die Vasa bei der Jungfernfahrt sank, entfielen wohl diese dunkleren Farben)
Die Behandlung mit Stockholm Tar hätte ich durch ein Washing mit Ölfarben darstellen können. Ich hab auch drüber nachgedacht, habe aber nach Abwägung der Risiken einer solchen Behandlung darauf verzichtet. Man kann sich sein Modell mit sowas auch versauen.
Allerdings habe ich das Modell mit einer 5 % ig verdünnten Seidenmatt-Lackierung versiegelt. Diese dunkelt mit der Zeit doch etwas nach und feuert die Farben des Holzes nach meinem Geschmack gerade richtig an.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)