Einleitung: Ich habe in meiner Jugend ein Modell der Mayflower aus einem Graupner Baukasten (damals richtiger Werkstoffpackung genannt, man musste alle Teile noch selbst aussägen) gebaut . Das Modell war in Schichtbauweise hergestellt, die Auswahl an Baukästen historischer Schiffe war damals sehr bescheiden, Pläne oder Baukästen für beplankte Modelle gab es am deutschen / österreichischen Markt nicht. So richtig zufrieden war ich mit der Bauweise (bemalter Rumpf in Schichtbauweise, Decks aus dünnem Sperrholz mit aufgezeichneten Planken) schon damals nicht und als ich dann einmal ein beplanktes Modell eines Schiffes aus dem 17. Jahrhundert in einem Museum gesehen habe, habe ich mir gedacht „irgendwann baue ich die Mayflower noch einmal schöner als beplanktes Modell".
Dieses Gedanke ist dann so gut wie in Vergessenheit geraten aber vor ca. 4 Jahren, als mir im Forum Model Ship World ein Baubericht einer Mayflower als Grundlage für einen Baukasten von Model Ship Ways untergekommen ist, als Idee zu einer Mayflower auf Basis einer eigenen Rekonstruktion (siehe unter Recherche) wieder zum Leben erwacht. Zuerst wollte ich eigentlich nur einen Plan zeichnen, als der aber weit genug war, konnte ich nicht widerstehen und habe auch den Bau eines Modells begonnen. Ich habe hin und her überlegt, ob ich den Rumpf in der Bauweise der englischen Navy Board Modelle oder als voll beplanktes Modell mache, habe mich dann aber für die 2. Möglichkeit entschieden. Die gewählte Bauweise wird im englischen Sprachgebrauch treffend als PoB (plank on bulkheads - Planken auf Spantgerüst bestehend aus Kielplatte und einigen wenigen Sperrholzspanten) im Gegensatz zu PoF (plank on frames - dabei werden alle Spanten originalgetreu gebaut) bezeichnet.
Und damit zum Modell:
Plan: eigene Rekonstruktion Maßstab: 1 : 64 Bauweise: PoB Material: Buchensperrholz für die tragende Spantkonstruktion Abachi für Füllklötze und Füllstücke Birne (in geringem Maß Ahorn) für alle sichtbaren Holzteile
Bevor ich mit dem Bau beginnen konnte, musste allerdings noch einmal mal zurück zum (elektonischen) Zeichenbrett, um die benötigte Mittelplatte (im Prinzip eine Kombination aus vergrößertem Kielschwein und Binnensteven) und die Modellspanten (bulkheads) zu zeichnen:
MF_POBk_small.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Spantgerüste habe ich aus der Mittelplatte, 15 ganzen und 2 halben Spanten und einigen Teilen für das Heck aufgebaut.
Mit der Mittelplatte ergab sich schon das erste Problem, man findet kaum mehr wirklich planes Sperrholz. Als ich ein annähernd gerades Stück hatte, konnte ich dann mit dem Bau beginnen:
und die Spanten der vorderen und der hinteren Schiffshälfte (ebenfalls 6 mm Sperrholz) sind ausgesägt
Bulkheads_frwd.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Bulkheads_aft.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Mittelplatte habe ich mittels starker Holzwinkel und Schraubzwingen senkrecht und gerade auf eine Grundplatte (auf die ich die Kiel - und Spantpositionen gezeichnet hatte) gespannt, die leichte Biegung des Mittelplatte konnte ich dadurch ausgleichen.
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zwischen die einzelnen Spanten habe ich zur Versteifung rechteckige Distanzstücke eingeleimt, damit wurde sichergestellt, dass die Mittelplatte sich nicht wieder zurückbiegen konnte. Nach dem Einleimen aller Spanten hatte ich damit ein gerades, sehr steifes Spantgerüst:
[[File:POB04.jpg|none|fullsize]]
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Nachdem im Bereich der Kuhl die Auflanger und bei den Geschützpforten Teile der Spanten nach dem Beplanken sichtbar bleiben, habe ich an den entsprechenden Stellen Teile aus Birnenholz eingesetzt:
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POBhull02.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Meistens werden PoB Modelle doppelt beplankt - eine (untere) Erstbeplankung, bei der man nicht auf den Verlauf der Planken achten muss, um einen geschlossenen Rumpf zu erhalten und darüber eine dünne Zweitbeplankung (die dann natürtlICH9 den richtigen Plankenverlauf haben sollte. Ich ziehe es vor nur einfach in der (gemäß Maßstab) richten Plankenstärke zu beplanken. Statt einer Erstbeplankung leime ich zwischen alle Spanten Füllstücke aus Abachi und schleife dann den Rumpf in die richtige Form. Nach meiner Meinung ist es so wesentlich leichter an jedem Spant in jeder Höhe den richtigen Strak zu finden als bei der üblichen Methode mit der doppelten Beplankung. Die Rahmen der Stückpforten sind aus Birnenholz, da sie später ja sichtbar sind
Hier der Rumpf mit den verschliffenen Füllstücken auf der Backbordseite.
da hat sich der Projektordner ja doch noch gelohnt - wir hatten erst vor Kurzem erwogen ihn wieder zu löschen :o)
Schön, deine Mayflower auch hier im vollen Umfang bewundern zu dürfen - vor allem aber auch die erklärenden Worte im Vorfeld finde ich sehr interessant :o)
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Ich verfolge Deine Berichte schon lange und freue mich immer auf Updates. Dann kann ich echt eine Menge lernen
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Als nächstes kommt der Heckspiegel dran. Da die Unterkonstruktion auch aus Sperrholz ist, habe ich beim Hennegatt einen Rahmen aus Birnenholz und darunter den Heckbalken (ebenfalls Birne) eingesetzt, da diese Teile später ja teilweise sichtbar sind.
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Der Spiegel wird als erstes beplankt, da die Planken der Außenhaut die Planken des Spiegels überlappen. Im Unterspiegel habe ich in der Mitte 4 mm ausgespart, dort wird später der Achterseteven eingesestzt
Der mittlere Teil des Spiegels besteht aus zwei aus mehreren Leisten gefertigten Rahmen (A und B in der Zeichnung) die nach zusammenleimen an der Außenseite horizontal beplankt wurden (D) , Die Fensteröffnungen im inneren Teil (A) sind etwas größer die im äußeren Teil B, in die ich die Fensterscheiben aus klarem Kunststoff (in der Zeichnung grün) eingeklebt habe
C zeigt A und B verleimt von innen gesehen. D zeigt den fertigen Teil von außen (achtern) gesehen. In die Rückseite von B habe ich dünne Kerben geschnitten, in die ich kurze Stücke grauer Nähseide als Fenstergitter eingeklebt habe (rot in der Zeichnung) Die linke Seite der Zeichnung zeigt einen Schnitt durch den oberen Teil der Fensteröffnung. Das Sperrholz hinter den Fenstern wurde schwarz gestrichen, damit ist es von außen nicht mehr sichtbar und die Kabine wirkt dunkel.
sternwindows.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das fertig beplankte Heck:
stern_planked1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
stern_planked2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Da ich die Innenseite der Bordwände nicht beplanken will, musste ich zwischen die bereits an die Modellpspanten angedübelten Auflanger an jeder Spantposition noch zusätzlcihe Auflanger einsetzen. Da diese sehr dünn sind (ca. 2,5 x 2,5 mm) und die Gefahrt sehr groß ist dass sie beim Arbeiten am Rumpf abbrechen, habe ich zwischen diese Auflanger Stücke aus Abachiholz als Verstärkung eingeleimt, die ich später wieder herausschneiden muss (deshalb Abachi, das läßt sich relativ leicht schneiden oder wegfeilen (die vielen Leimreste waren allerdings ein eigenes Kapitel )
deine Mayflower und Berlin habe ich bereits im Modellboard Forum mit großen Interesse verfolgt, freue mich auf die Bilder und Bauberichte auch hier. Ausgezeichnete Modelle und Recherchen!! Allergrößten Respekt!
deine Mayflower und Berlin habe ich bereits im Modellboard Forum mit großen Interesse verfolgt, freue mich auf die Bilder und Bauberichte auch hier. Ausgezeichnete Modelle und Recherchen!! Allergrößten Respekt!
Alexander
Danke Alexander, Komplimente von einem Meister wie dir zahlen mindestens doppelt Ach ja, das Modellboard Forum, vielleicht sollte ich meine Bauberichte dort auch weiterführen, aber jede Stunde in einem Forum ist eine Stunde weniger Zeit für den eigentlichen Modellbau. Außerdem stört es mich etwas, wenn ich die Bauberichte (über Schiffsmodelle) die mich interessieren immer zwischen Plastikautos und Panzern suchen muß)
Weiter geht's mit der Anfertigung des Kiels, Vordersteven und Galionsscheg:
Ihre "Mayflower", so wie Sie sie bauen, finde ich äußerst interessant! Da ich bald an meiner "BOUNTY" weiterbauen möchte, kam mir Ihre Beschreibung der Fenstergalerie am Heckspiegel besonders recht! Endlich mal eine Art von Fenstersprossen, die auch ich noch machen könnte, denn mein Heckspiegel ist noch nicht angeleimt. Und wieviele Gedanken ich mir schon gemacht hatte! Natürlich gab es auch nicht gute Versuche ... Okay, - DANKE schon mal dafür! Doch nun bin ich weiter sehr gespannt, wie es mit der Beplankung wird, obwohl ich da bei Ihnen keine Bedenken habe!
Bevor ich zu Beplankung komme gehe ich zuerst noch einmal einige Schritte zurück, das hätte ich schon beim Bericht über das Spantengerüst beschreiben sollen: um den Füllklotz im Bug symmetrisch hinzubringen, habe ich diesen aus 5 mm dicken senkrechten Schichten angefertigt, die ich erst einmal auf einer Seite temporär mit Rubber Cement aufeinander bzw. auf die Mittelplatte geklebt habe. Nach dem Verschleifen habe ich diesen Block zerlegt und die einzelnen Schichten alsl Muster für die anderen Seite (spiegelverkehrt) verwendet. Dann alles mit Weißleim verleimt und auch die 2.Seite in die richtige Form geschliffen.
Jetzt geht es an die Beplankung, als erstes die Berghölzer, nach deren Verlauf sich die weitere Beplankung richtet. Zum Anzeichnen der Berghölzer habe ich für mehrere Spantpositionen Schablonen aus Pappe geschnitten, auf denen die Bergholzpositionen eingezeichnet sind und damit auf den Rumpf übertragen werden können (sieh Biuld im letzten Posting).
Als erstes Bergholz habe ich das obere der beiden "Main wales" angebracht. Die Mainwales sind sicher die am schwierigsten anzubringenden aller Planken, da sie nicht nur in 2 Richtungen gebogen sind, sondern auch über die Schiffslänge sher stark verdreht sind. Eine zusätzliche Schwierigkeit ist, dass (zumindest bei englischen Schiffen) die obere und untere Seite der Berhölzer immer horizontal sind, die äußere und innere Seite aber die Neigung der Bordwand (die sich ja über die Länge laufend ändert) haben. Die nachfolgene Zeichnung zeigt zur Erläuterung den ungefährene Querschnitt des oberene Bergholzes bei verschiedenen Spantpositionen:
Die Berghölzer habe ich aus Leisten (Birne) von ca. 4 x 4,5 mm angefertigt (endgültige Dicke ist 3 mm statt der 4,5 mm). Nachdem ich diese entsprechend gebogen habe, habe ich die innere am Rumpf anliegende Fläche in die richtige Neigung geschliffen. Die obere und untere Seite wurden vor dem Anleimen schwarz gebeizt, die Aussenseite wird erst gebeizt, wenn das Bergholz am Rumpf nach Anbringen der Planken über und unter dem Bergholz in die richtige Dicke geschliffen ist.
Es ist schon viel über die richtig Methode Plankne zu biegen geschrieben worden, ich finde "richtig" ist jede Lösung die zum Ziel führt. Nach verschiedenen Versuchen im Lauf der Zeit bin ich zum Schluß gekommen, dass der einfachste und schnellste Weg ist, die Planken im Luftstrom einer Heißluftpistole zu biegen. Angefangen habe ich damit, nasse Leisten über den Heizkörper eines eingespannten Lötkolbens zu biegen, das war mir aber zu umständlich, so habe ich verschiedene andere Möglichkeiten probiert bis ich bei meiner jetzigen Methode angelangt bin.
Je nach benötigter Krümmung und Stärke der Planken biege ich die Leisten frei (ein Ende im Spalt eines Schraubstocks eingeklemmt) oder um eine entsprechend gekrümmte Form gemäß nachstehender Zeichnung
Blau dargestellt die benötigte Krümmung, dazu schneide ich mir aus Sperrholz eine Form (schwarz) mit einem etwas engeren Bogen als benötigt wird, die zu biegende (angefeuchtete) Leiste stecke ich bis zum Anschlag in den Schlitz und spanne das ganze in den Schraubstock. Dann blase ich mit der Heißluftpistole auf die Leiste und beginne vorsichtig zu biegen. Sobald die Leiste zu trocken wird, feuchte ich sie wieder an (die Feuchtigkeit dient im Wesentlichen dazu, dass die Leiste nicht anbrennt). Wenn ich den Eindruck habe, dass sich die Leiste nicht mehr leicht biegen läßt, fixiere ich das (nicht eingespannte) Ende so, dass die gerade erreichte Krümmung erhalten bleibt und lasse die Leiste trocknen. Dann feuchte ich sie wieder an und biege weiter. Das ganze muß ich bei starken Krümmungen wie z. B. einem Bergholz im Bugbereich 2 bis 3 mal machen bis ich das benötigte Ergebnis habe. Der Bogen der Sperrholzform ist deswegen etwas enger als der benötigte, weil die gebogenen Leisten meist etwas zurückfedern. Die benötigte Krümmung beginnt bei Punkt P, der Teil davor im Schlitz dient nur zum Einklemmen der Leiste und wird später abgeschnitten.
Nach meiner Erfahrung bringt langes Einweichen oder Kochen der Leisten auch kein besseres Ergebnis, ich weiß dass manche Modellbauer dem wiedersprechen. Ich arbeite jedenfalls mit Erfolg so und habe mit wenigen Ausnahmen noch jede benötigte Form für die Planken meiner Modelle so erreicht. Dazu ist aber festzustellen, dass auch beim Bau der Originale stark gekrümmte Hölzer nicht gebogen sondern aus krumm gewachsenen Stämmen oder starken Ästen geschnitten wurden.
Hier ist ein Bild eines Bergholzes (Birne) Abmessung 3,6 x 4mm, gebogen um die 4mm, Arbeitsaufwand für das Biegen (ohne Anfertigung der Sperrholzschablone) vielleicht 10 Minuten:
Dazu ist auch zu sagen, dass sich nicht alle Leisten (der gleichen Holzart selbstverständlich) gleich gut biegen lassen, das hängt stark von der Maserung ab. Ich habe manchmal Leisten gehabt, die bei verhältnismäßig geringer Biegung einrissen, ganz egal wie viel ich sie gewässert habe, andere wiederum habe ich sogar trocken so weit biegen können, das ich es selbst fast nicht glauben konnte.
Erstes Bergholz ist angeleimt, aber noch nicht gedübelt:
uppermainwale1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
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Die Planke zwischen den Berghölzern ist angebracht: