Zitat von Lucius im Beitrag #165Hatte die Vasa an den Rahen keine Fußperde? Ich finde in meinen Unterlagen nichts dazu. Kann mir da jemand helfen?
Das ist durchaus möglich, ja sogar wahrscheinlich. Die Frage kam vor ein paar Wochen schon einmal auf, ich finde die Diskussion aber gerade nicht mehr. Ich hatte einen Stich von de Passebon aus dem Ende des 17. Jahrhundert, auf dem ein Linienschiff dargestellt ist, bei dem die Matrosen rittlings auf den Rahen herumturnen, an denen keine Fußpferde vorhanden sind. Daniel (@dafi ) hatte eine ähnliche Skizze eingestellt, die das auch so zeigt. Da die Vasa ja noch 50 Jahre älter ist, dürften Fußpferde wohl noch nicht angebracht gewesen sein.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
die Arbeiten an der "Vasa" machen ja tolle Fortschritte. Du hast nun bereits am Fockmast und am Großmast die Fallen für die Marsrahen (rot) und am Großmast sogar das Fall für die Bramrah (grün) installiert.
Hast Du die stehenden Parten, die an den Rahen befestigt werden, bereits durch die Scheibgatten in den entsprechenden Stengen gezogen oder wie wirst Du die Rahen an den Fallen befestigen?
Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg bei den weiteren Takelarbeiten. Das wird ein ganz tolles Modell.
Ich hoffe ich hab Dich richtig verstanden. Das mit den Tagen bleibt so wie es ist. Die Fallen für die Rahen werden durch Rollen (Scheibgatten?) der Masten gezogen. Siehe Post #98, da kann man das gut erkennen. Ich hab dass in den Unterlagen zur Vasa so gefunden.
es ist völlig richtig, daß die Fallen der Mars- und Bramsegel an Fock- und Großmast durch ein Scheibgatt in den Stengen unterhalb der Mars- bzw. Flaggstengensaling geführt werden. Sie finden hinter den Masten ihre Fortsetzung in den Konstruktionen, die Du bereits jetzt schon angebracht hast. In allen Plänen, die mir von der "Vasa" bekannt sind, werden diese Teile als Fallen der Mars- und Bramsegel bezeichnet.
Auch R. C. Anderson beschreibt in seinem Werk "The Rigging of Ships in the Days of the Spritsail Topmast (1600-1720") derartige Konstruktionen als Fallen für die Mars- und Bramsegel - auf kontinentalen Schiffen. Der einzige Backstag, den er beschreibt, ist der des Spritmastes, welcher notwendig war, um den durch den Wind ausgeübten Zug auf diese exponierte Stenge zu kompensieren.
Ich habe mich nur gewundert, daß Du die beweglichen Teile der Rahfallen im Zusammenhang mit dem stehenden Gut nennst, was sie ja keineswegs sind, und wollte wissen, welche Vorkehrungen Du getroffen hast, um diese im weiteren Verlauf der Takelarbeiten mit den Rahen zu verbinden.
Für die weiteren Takelarbeiten und die Herstellung der Segel wünsche ich Dir weiterhin viel Freude und Erfolg.
evtl. ist die Bezeichnung verkehrt. Das bisherige Takeln ist nach der Bauanleitung von de Agostini erfolgt und dort auch als stehendes Gut benannt. Ich selber habe versucht mich auch an Mondfeld und Landström zu halten. Ich sehe dort keine Verbindung zu den Rahen bzw. Rahfallen. Du kannst mir aber gerne zeigen wo das genau geschieht. Vielleicht bin ich ja ach ein wenig "Betriebsblind". Mal eben ein neues Tau takeln bzw. ändern ist ja nicht das große Problem.
in seinem in #172 zitierten Werk erwähnt R. C. Anderson ausdrücklich die auf niederländischen und dänischen Gemälden gezeigten Rahfallen, die mit mehr oder weniger üppigen Spruten an den Stagen des folgenden Mastes angeschlagen sind.
Anderson_Marsrahfall.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Vormarsrahfall am Großstag Anderson_Bramrahfall.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Vorbramrahfall am Großmarsstengestag
Es ist tatsächlich interessant, daß derlei Konstruktionen vor allem bei den Topsegeln des Fockmastes dargestellt werden.
Du schreibst, dass Du Dich beim Takeln an Mondfeld und Landström orientierst. Dann hast Du sicher das 1981 im Mosaik-Verlag veröffentlichte Wasa-Buch von Mondfeld. Dort beschreibt er auf S. 78 die verschiedenen Knechte, die auf dem Oberdeck der "Vasa" montiert waren. Beim Großmarsknecht wird ausdrücklich das Kardeel des Großmarsrahfalls erwähnt.
Vasa_Mondfeld_Knechte.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Dies bedeutet dann, daß alle Taue und Leinen, die mit diesem Knecht in Verbindung stehen, Bestandteile des Großmarsrahfalls sind.
Auf den Seiten 136 und 137 werden dann die Bestandteile der Fallen noch einmal beschrieben. Wesentlicher Bestandteil der Fallen sind die Spruten. Außer der Fock- und der Großrah, die an einem doppelten Rahfall hängen, daß über Scheibgatts in den Mastwangen fährt, sind für die anderen Rahen jeweils einfache Scheibgatts unter den Salingen der nächsthöheren Stengen vorgesehen.
Vasa_Mondfeld_Rahfallen_1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Beschreibung der Rahfallen des Fockmastes Vasa_Mondfeld_Rahfallen_2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Beschreibung der Rahfallen des Großmastes
Der Verlauf der Rahfallen ist auch auf dem Segelplan zu erkennen, nachdem die zahlreichen Leinen des stehenden und des laufenden Guts, die da zu sehen sind, identifiziert sind. Das Großmarssegelrahfall wird durch ein unter der Bramsaling in der Großmarsstenge angelegtes Scheibgatt (braune Scheibe) geschoren (roter Pfeil) und tritt auf der Rückseite der Stenge (grüner Pfeil) wieder aus. Auf Höhe der Großmars ist ein Block eingebunden, an welchem das Kardeel angeschlagen ist, das zum Großmarsknecht geführt und dort belegt wird.
Das Großbramsegelfall wird durch ein unter der Flaggstocksaling in der Bramstenge angebrachtes Scheibgatt (braune Scheibe) geschoren (roter Pfeil) und tritt an der Rückseite der Stenge wieder aus (grüner Pfeil). Am Ende des Falls ist ein Block eingebunden, durch den ein, am Block der Spruttalje eines doppelten Hahnepots befestigtes, Jolltau geschoren ist, das über einen vor dem bugwärtigen Hahnepot befestigten Leitblock zur Großmastbeting fährt und dort belegt wird.
Die Mars- und Bramrahfallen des Fockmastes laufen ebenso durch Scheibgatts in den Toppen ihrer Stengen. Einziger Unterschied ist hier, daß bei beiden Rahfallen die stehenden Parten der Jolltaue mit den Taljeblöcken der Spruten am Groß-, bzw. Großmarsstag verbunden sind.
In dem in #7 abgedruckten Zitat erwähnt Fred Hocker ja ganz ausdrücklich, daß die Takelage des Bausatzes stark vereinfacht ist. Dazu gehört dann vielleicht auch, daß die Rahfallen zu Teilen des stehenden Gutes werden, weil man dem geneigten Modellbauer nicht zutraut, Scheibgatts in die Toppen der Stengen zu dremeln - oder weil die Konstrukteure die Funktionsweise der Rahfallen selbst nicht verstanden haben.
Vielleicht ist es mir ja gelungen, anhand der Abbildungen und der entsprechenden Beschreibungen darzulegen, daß es sich bei den Tauen, die im Takelplan von deAgostini zu Backstagen der Mars- und Bramstengen gemacht werden, um die Fallen der entsprechenden Stengerahen handelt.
Wenn Du meiner Argumentration folgen möchtest, brauchst Du ja nur die stehenden Parten oberhalb der Leitblöcke für die Jolltaue gegen längere Enden austauschen, diese von achtern nach vorn durch Scheibgatts in den Stengen führen und die losen Enden dann an den Rahen anschlagen, sobald diese zum vorheißen bereit sind. Da Du ja bereits am Vorbereiten der Segel bist, wird das sicher nicht mehr allzulange dauern.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude am Bau der "Vasa" und freue mich auf die Fortsetzung Deines Bauberichts.
danke für Deine Erklärungen. Bitte nicht falsch verstehen, genau das ist der Grund warum ich nicht gerne Schiffe mit Segel baue. Es gibt etliche Unterlagen in denen was steht was für mich als nicht Experte zu kompliziert und unverständlich ist. Wenn ich den Mondfeld nachschlage weiß ich immer noch nicht was ein Stengewindereep ist oder bedeutet. Ich müss mir jetzt erst einmal Unterlagen besorgen in denen ich rausfinden muss was die ganzen Fachausdrücke die Du verwendest alle bedeuten. Danach schaue ich mal ob ich das alles begreife und evtl. am Modell ergänze oder nicht. Was den Takelplan von Mondfeld betrifft gebe ich Dir recht. Da ist einiges noch zu ändern. Warum ich das übersehen habe weiß ich noch nicht. Ich denke ich habe mich zuviel an das Manual von De Agostini gehalten. Aber wie Du schon geschrieben hast ist es noch nicht zu spät dafür alles zu ändern bzw. zu ergänzen.. Ich bedanke mich erst mal für die ausführliche Belehrung bzw. Ausführungen eines Experten der ich nicht bin und auch nicht werden möchte und bedanke mich für die Mühe die Du evtl. gehabt hast. Nochmal, das ist wirklich nicht böse gemeint, aber soweit wie Du und einige in diesem Forum sind bin ich nicht.