Heute entstanden einige "Kleinigkeiten". Zuerst die Sorgleinen des Ruder,
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Und dann die Spinnen an Fock und Großmars.
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Curti, zu Mondfeld und andere differenzieren zwischen den Spinnen mit ihren Spinnkloben oder -Juffern und den Hahnepoten / Spruten, die insbesondere beim lasteinleiten in Stage und dem Anbinden der Rahen der Lateinersegel an ihre Taljenreeps , sowie bei den Bulinen getakelt wurden.
In der Tudorzeit, und etliche Jahrzehnte später wurden diese Hahnepoten und Spruten nach heutigem Wissen völlig anzahlmäßig überdimensioniert, und das nach zeitgenössischer Äußerung aus rein ästhetischen Gründen. Ein englischer Admiral der damaligen Zeit sagte sinngemäß zu einem ihn dazu fragenden französischen Seeoffizier: nötig wären soviele nicht. Aber es sieht so viel schöner aus.
Ich habe gerade mal im Takelplan nachgezählt. An Stagen, Rahen und Stengen werden 25 Spruten getakelt. An den Segeln 10. sofern ich nicht noch welche übersehen habe. Da gibt es noch etliches zu werkeln
Cheerio!
Angarvater
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Stengen zu fertigen ergibt keine interessanten Photomotive, daher hier nur ein paar Bilder von der Fockbrammars im Rohzustand. Bekanntermaßen wurden die Plattformen der Marsen im Original aus Planken gezimmert. Da das Teil kräftig bemalt wird habe ich mir das Zusammenstückeln geschenkt, da die Stöße der Planken und auch die Längsfugen danach nicht mehr zu sehen sind,
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Das Teil wird als nächstes bemalt, und kann dann aufgebracht werden.
Gruß
Angarvater
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Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Das Problem der Kraftaufnahme besteht beim Bilden von Augen durch Zeising oder Bändselung immer, stellt aber in der Realität bei ordentlicher Arbeit kein Problem dar. Selbst hochbelastete Verbindungen, wie z.B. Stage und Wanten mit ihren Jungfern wurden so eingebunden.
Bei dieser Konfiguration habe ich als alter Maschinist mir gesagt, daß ich die Teile ( Spinnkloben und Block ) entweder mit Augen, die auch mit Zeising gemacht werden verbinde, oder das Ganze so wie gemacht mit einem Stropp zusammentakele. Man möge mir das selbstständige Denken eines alten Ingenieurs nachsehen.
Beste Grüße
Angarvater
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Block und Spinnkolben werden mit einem ausreichend großen Tauring eingebunden, der zwischen den beiden zusammengezurrt wird. Den Tauring kann man mit einem Spleiß herstellen (Kurzspleiß) oder als Grummetstropp ausführen (ist eleganter, aber auch ein bisschen fummeliger).
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Der freundliche Hinweis von Willi war Grund genug nochmal bei Mondfeld und Curti das Kapitel "Blöcke" durchzulesen, und sich besser vorbereitet an die weitere Arbeit zu machen. Als erstes habe ich die beiden Spinnkloben der Netze korrigiert und dann weitere zehn Stück (allerdings nur mit 3 Gatten) angefertigt. Hier meine Arbeitsschritte:
Anfertigen von hölzernen Kauschen ( 5mm Ramin mit 2mm Bohrung), ud dann die Nuten mit einer kleinen Röhre auf der Drechselbank eingedreht. Das Ganze 10mal, und dann auf der Bandsäge geschnitten. Den 2mm Bohrer nehme ich als Arbeitshalter.
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Einbinden der Kausch.
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Fertigstellen des Spinnklobens
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Danach kam die Fertigung von circa 50 Blöcken in mehreren Größen dran. Bei den größten Teilen sind die Scheiben drehbar, was ich mir bei den kleineren mit ihren 1mm Scheiben erspart habe. Hier ein Teil der Blöcke, sozusagen in Bereitschaft.
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Beim Takeln des Vorstengestages kamen zum erstmal die Spinnblöcke für die Spruten zum Einsatz.
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Diese Art der Takelung war für mich eine etwas verzwickte Arbeit, die aber Spaß machte.
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Beste Grüße
Angarvater
P.S. Diese Takelung, mit ihren vielen Spinnblöcken und Spruten (es werden insgesamt an die 30), bewirkte eine außerordentliche Elastizität des gesamten Riggs. Wie allerdings die englischen Shipwrights und Kapitäne auf Befragen z.B. französischer Seeoffiziere zugaben, wurde diese spezielle Takelung mit mehr als ausreichenden Spruten ausgeführt, da sie dann besonders elegant und schön aussah. Nun ja, andere Zeiten, andere Sitten. Zur praktischen Seite konnte Kapitän Villiers, der Anfang der 50ziger die Replika der Mayflower zweimal nach USA segelte bestätigen, daß deren, in diesem Stil getakelten Rigg, zuerst so "weich" wirkte, daß er zu Anfangs Bedenken hatte ob sein Schiff einen Sturm überstehen würde, dann aber feststellte, daß diese Takelage auch Schwerwetter gut vertrug.
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Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Ich hab da mal ne Frage. Und zwar wird das Großbesanstag nach Kirsch mittels einer Talje auf der Vormars steifgesetzt. Soweit so gut, nur wo wird das Reep dieser Talje in der Mars belegt? Eventuell an der Reling der Mars?
Angarvater
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Hallo Hartmut, an meiner Great Harry habe ich Jungfern verwendet und das Reep wie bei einem Want an der oberen Jungfer steifgesetzt und anschließend am herunterkommenden Tau angebändselt. Eine andere Möglichkeit wäre ein Leitblock an der Hinterkante des Eselshauptes. Dann wird das Tau aber eben durch diesen Leitblock hinunter an Deck geführt, wo es über eine Talje oder über Jungfern steifgesetzt wird.
Hallo @Angarvater Es kommt darauf an, ob die Talje aus Blöcken, oder aber aus Doodshofden oder Jungfern besteht. Bei ersterem wird der Taljeläufer über Leitblöcke zu einer Stelle geführt, von wo aus er gut zu händeln ist. Die beiden anderen (für mich wahrscheinlicheren) Varianten wird der Taljeläufer an der stehenden Part des Stages angesetzt, durchläuft beide Jungfern/Doodshofden solange, bis zwei Schichten Reep übereinander liegen, am Schluss wird der Tampen an sich selbst zwischen den Jungfern o.a. beigebändselt. Auch die übrigen Parten des Reeps werden untereinander durch mehrere Bändsel verbunden (nach Schrage).
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Danke für die Hinweise. Ich werde das so machen wie es Thomas dargestellt hat, da aus der Literatur über diese Schiffe hervorgeht, daß sowohl dieses Stag, als auch im weiteren einiges an Laufendem eben aus den Marsen bedient wurde und nicht an Deck auf Belegpunkte geführt wurde.
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Moin, zwischenzeitlich wurden noch etwa 60 Blöcke und Sprutenblöcke zur Vorbereitung der weiteren Takelarbeiten angefertigt.
Hier nun die praktische Ausführung der Belegung des Grßbesanstagestags, die ja in den vorherigen Posts diskutiert wurde.
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Ich habe das Stag wie bei den Wanten und den Hauptstagen mittels Jungfern getakelt. Scheint mir eine ganz brauchbare Lösung zu sein.
Als nächstes wurde das Stag des Großmastflaggstockes getakelt. So etwas habe ich bisher noch in keinem Plan jüngerer Schiffe gesehen. Wie Kirsch in "die Galeonen" schreibt, ist dieses Stag eigentlich vollständig überflüssig, wurde aber aus ästhetischen Gründen bei diesen Schiffen gefahren. Arbeitstechnisch wurden dafür erst noch einige spezielle Blöcke gebraucht. So dieser dreifach Sprutenblock mit einem Scheibgatt, was ich bis dato auch noch nicht kannte.
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oder dieser Doppelblock
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Und so sieht das Ganze jetzt aus.
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Hier noch einige Details
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Diese Spruten einigermaßen sauber zu takeln ist schon eine schöne Geduldsarbeit, die mir aber viel Vergnügen bereitet hat. Und davon kommen im Laufe der Riggingarbeiten noch etliche.
Es wurde von den Taklern der damaligen Zeit immer darauf hingewiesen, daß diese ganzen Seilführungen bei hoher Stabilität sehr elastisch seien, was bei hartem Wind von Vorteil wäre. Kapitän Villiers bestätigte dies nach seinen Reisen mit der Replika der Mayflow Anfang der 50ziger der 20.Jahrhundert. Villiers hatte als Kapitän Großsegler mit ihrer Stahlvertäuung diverse Male ums Horn gefahren. Er schrieb, daß er zuerst befürchtete, daß das sehr weiche Rigg der MAyflower sehr schnell brechen würd, und war erstaunt und erfreut, daß das Rigg auch bei schwerem Wetter standhielt.
Zieht man mit der Hand am Stag so nimmt das Stag die Kraft weich und elastisch auf. Scheint also auch beim Modell zu funktionieren.
P.s. die Scheiben der Blöcke sind bei dieser Größe nicht mehr drehbar. Sie bestehen aus 3 resp. 4mm Buchenrundholz mit einer Stärke von 1mm.
Beste Grüße
Angarvater
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