Vielen Dank für die Likes und Alexanders Hinweis auf das Buch: "The Rigging of Ships in the days of Spritmast Topmast 1600-1720", das ich voraussichtlich heute bekommen werde.
Gestern kam das Vormarssegel an Bord. Ich forme die Segel indem ich sie mit Sprühstärke einsprühe und dann mit dem Fön in Form puste. Voraussetzung dafür ist, daß die Segel zumindest mit den Schoten gehalten werden.
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Das Takeln des Vormarsfalles, eine ziemlich aufwändige Konstruktion die am Großstag angeschlagen wurde, war auch eine schöne Friemelei, die aber Spaß gemacht hat.
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Angarvater
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Bezüglich "The Rigging of Ships in the days of Spritmast Topmast 1600-1720"
Ich habe das Buch ( die deutsche Übersetzung), vor circa zwei Wochen bekommen, und es gibt auf meine Fragen Antworten. Sehr gut!!!
Heute wurde die Takelung des Vormastes fertiggestellt. Hier ein paar Bilder von der abendliche Inspektion durch den Werftherren.
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Und noch einige Details - Hier die Führung der Taue der Bulinen des Vorbramsegels
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Und hier die der Bulinen des Vormarssegels.Hier kann man auch ganz gut sehen, warum an den Marsen die Schutznetze getakelt waren. Ohne die "Spinnen" hätte sich das Marssegel bei jedem Manöver unter der Mars verheddert.
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Man mußte zu der Zeit schon ziemlichen Aufwand treiben um die Taue auf die Mars zu führen , da sie ja dort bedient wurden.
Hier noch ein Blick auf dieses "Spinnennetz" des Vormastes. Ohne Zweifel funktioniert das Ganze so. Beim Takeln merkt man, daß die Shipwrights der Tudorflotte durch die zu der Zeit erfolgte Einführung der Besansegel sich nicht anders zu helfen wußten als die Taue dieser Seile, und auch einige der Marssegel, zum größten Teil auf den Marsen belegen zu lassen. Nicht sehr funktional, da auf diesen Plattformen herzlich wenig Platz zum Hantieren war. Das ging bei der Takelage der Countess gerade noch so, da die sehr kleinen Bramsegel von den dort oben arbeitenden zwei oder drei Hands mit Mühe zu händeln waren. Wenige Jahre später machte man die Bram- und Marssegel sehr viel größer, und führte deren Brassen, Schoten etc. auf Deck runter, wo die Enden von mehr Hands bedient werden konnten.
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Zu den Takelarbeiten selbst. Wie ich weiter oben schon mal schrieb ist es eine nette Fummelei die Tampen anzuschlagen, und insbesondere die Spruten auch noch einigermaßen gleichmäßig auf Spannung zu trimmen. Ich habe die ganze Sache jetzt erst, nachdem alle Züge dran sind, durchgesetzt. Endgültig sichere ich die Taue erst dann, wenn zumindest auch der Groß fertig getakelt ist.
Wie Kaptn. Villiers nach seinen Reisen mit der Replika der Mayflower, die zwar nicht ganz so aufwändig, aber sehr ähnlich, getakelt war , berichtete ist diese Takelung sehr elastisch, was für das Modell auch zutrifft. Allem Anschein nach sind demgegenüber die Riggs der Nelsonaera sehr hart, und es beeinflussen sich die Takelungen der Masten kaum gegenseitig.
Beste Grüße
Angarvater
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
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Hallo @Angarvater Sehr schöne Takelarbeit, die Du da zeigst. Da stört es mich etwas, dass das luvseitige Schothorn des Focksegels/Voruntersegels so weit achtern steht. Wenn das Segel ziehen soll, sollte das Luvliek durchgesetzt sein. Dann steht das Schothorn wenigstens unter der Rahnock, evtl noch etwas vorlicher, die Bulins und Halsen sind gut durchgeholt und verhindern ein Schlagen und damit den Strömungsabriss des Segels. Das wusste man damals alles noch nicht zu benennen oder zu erklären, aber was wie funktionierte, das wusste man schon... wen interessierte da das warum?
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
In den letzten Tagen wurde der Großmast bearbeitet. Als ich das Groß soweit fertig hatte habe ich die Geitaue spaßeshalber mal bedient. Das funktionierte sehr gut und sah aus, wie ich es auf zeitgenössischen Bildern gesehen habe. Ergo bleibt das so.
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Ein paar Details
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Da der Flaggstock auf dem Sprit sehr solitär steht und schon ein paarmal unerwünschten Kontakt mit dem Werftpersonal hatte, wurde die Flagge gesetzt damit man ihn besser sieht.
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Kirsch bezeichnet das Rigg dieses Modells als "bizarre Takelung". Dem ist von mir aus nichts hinzuzufügen. Das steigert sich an Besan und Bonaventura noch mit der Vielzahl an Spurten um einiges.
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Derzeit arbeite ich an der Lateinerbesegelung von Besan- und Bonaventuramast. Interessant ist es dabei die Darstellungen der Konstruktion der Racks bei zu Mondfeld, Curti und Anderson zusammen zu fassen. Endgültige Klarheit wie das zu der Zeit genau gemacht wurde ergibt sich aber nicht. Wie Anderson schreibt ist das bei seinen Recherchen nicht schlüssig festzustellen gewesen da die zeitgenössischen Modellbauer die Racks mehr im Sinne "so geht das am Modell " und weniger nach der Praxis gemacht haben. Die Maler übersahen die Racks weitestgehend.
Aber wie sagt der Butler in Dinner for one : I do my very best.
Cheers!
Angarvater
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Hier ein paar Details von der Anfertigung und Takelung des Racks.
Die Reeps des Rack laufen auf einer Zweilochjuffer auf.
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Passenderweise stellte Mylady ovale Perlen, die sich sehr gut als Klotjen eignen, aus ihrem Fundus zur Verfügung.
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Diese Racks ließen sich dadurch, daß ihre Reeps über die Juffer an Deck geführt wurden, gut entsprechend der Brassung der Rute festgeholt oder lose gefahren werden.
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Die Dirk mit ihren Spruten. Eine sehr seltsame Konstruktion, die, egal wie das Segel getrimmt wird, an Wanten und sonstigen Seilen schamfilt. Nach Anderson und Curti war man sich dessen bewußt und hat sie schon ab den dreißiger Jahren des 17.Jahrhunderts auf einen "Einseilbetrieb"reduziert. Aber, sie sehen schon interessant aus und sind spannend zu takeln.
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Das gilt auch für die Gordings mit ihren Spruten, die ja nur beim Reffen auf Zug kommen und im Fahrbetrieb lose herumbammeln.
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Dann noch die Schot des Besan, ein klassische Takelung, die auch heute z.B. bei Yawltakelungen noch so gefahren wird.
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Cheers!
Angarvater
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Die Arrangements für die Lateinsegel sind für unsere heutigen nordeuropäischen Augen schon etwas ungewöhnlich, wurden so aber bis ins 20. Jh. aktiv verwendet.
Ich kenne mich mit dieser Epoche nicht so aus, nehme aber an, daß die Spruten dazu dienten, die Kräfte gleichmäßiger auf die Rute zu verteilen. Mit zunehmender Erfahrung konnte man alle Bauteile leichter machen. Man hat dann auch die Ruten aus zwei oder drei Teilen zusammengesetzt, um sie in der Mitte stärker und an den Enden dünner zu haben, als man mit der Zeit die Lastverteilung besser verstand.
Das an manchen Stellen ( moderner Art) erwähnte Umschiften der Ruten bei Wende oder Halse scheint unsinnig zu sein, da man dann das komplette Laufende losmachen müßte um die Rah auf die andere Mastseite schiften zu können. Wie Wefalk auch hinwies sieht es für Nordeuropäer schon sehr seltsam aus, wenn so ein Lateinersegel, das auf Backbord angeschlagen ist nach einer Halse gegen den Mast gedrückt wird und vor dem Mast und dahinter jeweils eine große „Beule“ bildet. Das hat aber im Mittelmeer über Jahrhunderte sehr gut funktioniert.
Ebenso ließ man Mitte des 17.Jahrhunderts das lateinische Besanmarssegel weg, da es nach den rudimentären Quellen außer Problemen nichts brachte. Teilweise wurde das Segel wohl auch nur beim Auslaufen gesetzt, und dann umgehend gerefft und ggf. samt Rah abgetakelt und verstaut.
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