Die Restaurierung schreitet voran und nähert sich bereits ihrem Ende. Was den Rumpf angeht, so habe ich ihn nur vorsichtig entstaubt und keinerlei Farbauffrischung oder gar Überlackierung vorgenommen. Drei Rundhölzer sind bereits geschient. Für das laufende Gut habe ich in Anlehnung an das verwendete, durchweg gerissene und morsche Materialneues Tauwerk aus Baumwollschnur geschlagen, das dem verwendeten Material möglichst gleichen soll. Ich habe auch die unorthodoxe Takelung der Brassen, von denen zwei erhalten, aber morsch waren, schweren Herzens übernommen. Wenn das laufende Gut endgültig belegt ist, werden die Taue noch farblich angeglichen. natürlich habe ich auch nicht Hand an die obskure Takelung des Bugspriets gelegt, der mit Stampfstock und Kettensicherung eher in das 19./20. als in das 17. Jahrhundert gehört. Kurz etwas zur Herkunfts-Recherche: Ich bin von einem Fachmann für Schiffsmodelle in Kirchen auf die Firma OGAS in Steinach/Thüringen aufmerksam gemacht worden. Dort wurden von 1898 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs (historische) Schiffsmodelle in großen Serien gebaut. Die Firma war „Hoflieferant" und exportierte sogar nach Übersee; ihre Kataloge waren viersprachig! Nach dem Krieg zunächst weiter produzierend, wurde OGAS 1972 verstaatlicht, die Produktion von Schiffsmodellen wurde eingestellt. Nach der Wende wurde das Unternehmen von den Urenkeln des Gründers wiederbelebt. Produziert wurden überwiegend Spielschiffe für die Badewanne und den Teich. Ich kann in der Firma niemanden telefonisch erreichen und habe den Eindruck, dass die Firmentätigkeit neuerdings wieder eingestellt worden ist. Vergleiche der OGAS-Schiffe aus der Zwischenkriegszeit, die man googeln und sogar kaufen kann, mit meinem Exemplar ergeben Ähnlichkeiten, aber auch Abweichungen, und die Abweichungen scheinen mir zu überwiegend. Dazu kommt, dass mein Exemplar eine Fülle von Details aufweist, die nicht auf eine Serienproduktion schließen lassen. ich nenne nur den aufwendig geschnitzten Löwenkopf, aus dessen Maul eine gespaltene Zunge aus Metall ragt. Ich bin inzwischen eher der Ansicht, dass es sich um ein Einzelexemplar handelt, das nicht aus irgendeiner Manufaktur stammt. Das bedeutet vermutlich, dass ich nie genauere Aufschlüsse zur Herkunft bekommen werde. das Modell befand sich seit der Zwischenkriegszeit im Besitz der Familie des letzten Verkäufers, über seine genaue Herkunft weiß man dort allerdings nichts mehr. Schmidt
Auch. Das Zentralkomitee hat so Einiges unterdrückt. Aber es sollte ja nur ein kleiner Spaß mit UnsJörg, @Gebbi, sein. Er hats noch nicht gelesen. Sonst ist er doch immer schnell mit Kommentieren. Was isn da los? Hosenträger gerissen?
Ooops, I did it again. Nach dem Schwarzen Schwan, der immer noch auf die Vollendung seiner Takelage wartet, und seinem Stellvertreter, der seit fast zwei Jahren restauriert an der Decke in meinem Arbeitszimmer hängt und dort einen wirklich guten Job macht, habe ich zum dritten Mal ein obskures Schiffsmodell gekauft, das sich für eine hängende Präsentation eignet, wenngleich es wohl nicht dafür hergestellt worden ist. Ich sage nicht viel dazu, sondern zeige ein Foto des Verkäufers in der elektrischen Bucht.
Da konnte ich nicht widerstehen. Das Modell zeigt meines Erachtens einerseits Elemente eines sehr speziellen, mediterranen Schiffstyps, andererseits sind seine Dimensionen sowie etliche Details geradezu hanebüchen. Aber was soll ich machen: nun It jumped into my heart, wie ein befreundeter Sammler seine neuesten Anschaffungen immer erklärt und legitimiert. Mitte nächster Woche sollte es ankommen, dann mehr darüber. Schmidt
Es gibt auch eine Ästhetik des Hässlichen! Man muss freilich einen Hang dazu haben. Ich finde es überdies interessant, dass hier jemand einen sehr speziellen Schiffstyp (nach meinem Dafürhalten eine Mystique) nachgebaut hat, ohne die Proportionen auch nur halbwegs zu treffen. Aber es gibt Modelle, die von Seeleuten selbst hergestellt wurden und auf eine gewissermaßen mittelalterliche Art und Weise die Schiffe so darstellten, wie sie im Bewusstsein der Menschen existierten, die darauf fuhren. Dieses hier könnte von einem Matrosen stammen, der immer in den Bugspriet klettern musste und dem dieser Ort daraufhin in einer traumatischen Vergrößerung erschien. (Das ist natürlich nur eine kleine Phantasmagorie meinerseits.) Schmidt
Meines Erachtens ist hier nicht einmal ein vernünftiger Kern vorhanden, so zu sagen als Ausgangspunkt, auf welchem man aufbauen könnte -#87 -. Das Modell ist vom Kiel her zu erneuern, d.h. es kann nur als typgebundene Vorlage dienen. Somit und mit anderen Worten ein Neubau ist empfehlenswert. Persönlich habe ich ja auch den Hang dazu, aus 'Verkorkstem' etwas neu aufblühen zu lassen, aber hierbei scheint es mir eine vergebene Liebesmüh' zu sein., wobei es beim Votivschiff -# 61- Freude bereiten kann, neu aufzubauen, wenn auch die Proportionen etwas verschoben sind, wie bei Votivschiffen es durch die erzwungene Perspektive üblich ist.