Hallo Alexander Mit dem gleichzeitig ist das so eine Sache. Bis bei mir Baubeginn ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Ich habe ja noch nicht einmal Holz zuhause und dann sind da noch ein paar Projekte jenseits des Schifflebauens. Eigentlich schade. Wir hätten uns sonst gegenseitig unterstützen können. Eine angenehme Vorstellung, aber leider wird da erst mal nichts daraus.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Ich war ja von Willi (@schifferlbauer ) vorgewarnt. Die Spanten aus dem Plan müssen nicht unbedingt passen. In den Plänen fehlt ja auch die konkrete Nummerierung der Spanten, sodass hier unangenehme Überraschungen drohen könnten. So habe ich erst einmal angefangen, den Heckbereich mit provisorischen Spanten aus Pappelsperrholz zu bauen. So konnte ich auch etwas Erfahrung über die Einpassung der Spanten in die Tothölzer gewinnen: Es ist nicht so einfach! Dann habe ich noch den Heckspiegel als Dummy eingebaut. Die erste Ernüchterung: Die Spanten stimmen nicht! Die Position war falsch.
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Außerdem erkannte ich, dass es unmöglich ist, die Spanten so passgenau vorzufertigen, dasss man sie nur Einstecken braucht und alles stimmt. Das wäre aber die Voraussetzung, da der Rumpf durch die fehlende Unterstützung der Nachbarspanten erst dann ausreichend Stabilität hat, wenn die Berghözer die Verbindung zwischen den Einzelnen Spanten herstellen. Zu diesem Zeitpunkt ist es aber bereits zu spät, um noch wesentliche Korrekturen anzubringen. Diese Spantkonstellation muß man eigentlich so bauen, dass jedes Teil bis zuletzt herausnehmbar ist und bearbeitet werden kann. Kleben ist bis zur endgültigen Ausarbeitung der Spanten Tabu.
Einigermaßen entmutigt machte ich mich an die vorderen Spanten. Zumindest stimmen diese mit der Geometrie des Rumpfes überein und passen auch zu den Bildern des Originalmodells. Wenigstens etwas. So musste ich lediglich die Hälfte der Spanten neu konstruieren. DSCN1051.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Zwischenzeitlich hatte ich auch genug Zeit, um mich an die Vielzahl von Messingnagelungen zu erinnnern, die am Originalmodell zu sehen sind. Dann kam mir die Idee, dass ich alles erst mal mit Messingstiften zusammensetze und so bis zu Schluß mich an die richtige Schiffsform herantasten kann. Das ist erst mal Theorie. Mal sehen, ob es funktioniert.
Mit den neuen Zeichnungen (neue Spantpositionen achtern ab der Schiffsmitte) und dem inzwischen von einem Schreiner aufgesägten 7,1 mm starken Birnenbrettchen habe ich dann mein Glück am Heck erneut versucht. Mit einem Stiftemesser habe ich dann 1,5 mm und 1,2 mm starke Stifte angefertigt und siehe da: 1.: Nun paßt es auch mit dem Heckspiegeldummy, die Rumpfform scheint soweit korrekt zu sein. und 2.: Die Konstruktion läßt sich einfach wieder lösen und weiter bearbeiten.
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Um eine möglichst genaue Übertragung der Spantpläne auf das Holz zu bekommen, habe ich diese kopiert und mit Fixogum aufgeklebt.
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Hier kann man die Position der Stifte sehen.
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Jetzt bin ich guter Dinge, dass es gelingen könnte.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
auch ich drücke Dir die Daumen für gutes Gelingen! Wie bei allen Spantbauten schwanke ich auch hier zwischen Bewunderung und Bedauern. Du dokumentierst anschaulich, dass die Anordnung und Formgebung der Spanten im Gesamtverband wohl die größte Herausforderung sein wird. Wie Franklin (Navy Board Ship Models) beschreibt, haben es die Dockyardmodellbauer in früheren Zeiten mit Hilfe eines Blockmodells geschafft, das sie dem Plan gemäß außen anpassten, innen grob aushöhlten und schließlich in Salamitaktik spantweise zerteilten. Bei Dir scheint dies zwar wesentlich erschwert weil die Spanten weit auseinander liegen. Vielleicht wäre es jedoch hilfreich eine Abart dieser Methode zu übernehmen, d.h. die Spanten mit Weichholz (z.Bsp. Abachi) vorzuformen, einzusetzen, Senten anzubringen, die Strakung vorzunehmen und diese Mallen dann als Modell für das Edelholz zu übernehmen? Ich habe jedoch keine Vorstellung, ob der Bau dadurch vereinfacht würde. Jedenfalls jetzt schon ein phantastischer Beginn! Liebe Grüße Volker
Hallo Alexander Glückwunsch zur Wahl dieses schönen Modells. Und Hochachtung vor Deiner Entscheidung die Beplankung in Buchsbaum auszuführen, das ist wirklich hartes Holz. Zum Vorschlag von Volker, über ein Blockmodell korrekte Vorlagen für die Spanten zu haben, kannst Du Dir mal meinen Baubericht über die Bonhomme Richard anschauen (1:75). Ich habe das so gemacht und es hat super funktioniert. Das Blockmodell habe ich aus Abachi gemacht was leicht zu bearbeiten ist. Norbert
In der Werft: Bonhomme Richard im Maßstab 1:75 Hanseschiff nach Plänen von Winter Galeere La Capitana die Venetia Venetianisches Kauffahrtschiff Santa Elena Schlachtschiff Bismarck 1:200 Mehrzwecklandungsboot Tümmler Barbe Klasse Typ 520 1:50 während meiner Dienstzeit auf dem Boot
ich kenne diese Theorie und sicher lässt sich so auch ein Navy-Board Modell bauen. Aber der harmonische Verlauf der inneren Strukturen (Kielschwein und Wegerungen) kann man damit nicht erklären. Je mehr ich mich mit dem Bauplan des Modells beschäftige, umso mehr steigt meine Hochachtung vor den Schiffsbauern die sich solche komplexen Dinge ausgedacht haben.
Ich will versuchen das nachzuvollziehen, wobei die Betonung auf "versuchen" liegt.
Die Bauberichte, die hier schon alle in hervorragender Form existieren habe ich immer im Auge. Liebe Grüße Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
auf der Modellbau-Süd hatten wir in 2010 und 2012 ein Navy-Board-Modell der St. Albens bei uns am Stand des AK. Ich vermute, es ist das gleich Schiff, das Du auch gerade baust. Bilder dazu findest Du bei den Messeberichten 2010 und 2012 auf der Homepage des AK. Da der Erbauer verstorben ist, wurde das Modell leider nicht fertig.
Gruß Ingo
In der Werft: Sklavenschiff L`Aurore nach Boudriot in 1/48 Linienschiff S.M.S. Nassau 1:100 Sovereign of the Seas 1:72
da habe ich wohl den Start verpasst. Aber was ich bisher so gelesen und gesehen habe, ist vielversprechend. Wünsche Dir viel Erfolg und werde Dein Projekt stetig begleiten.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Hallo Johann, Viel hast du noch nicht verpasst. Aber es musste dann doch wieder ein Langläuferprojekt her, mir hat da doch etwas gefehlt. Das kannst du ja sicher gut verstehen. Aber ich bin ausufernden Metall- und Takelarbeitem mal wieder aus dem Weg gegangen.
Das sind ja fantastische Bilder, Ingo. Vielleicht kennt ja jemand den Erbauer? War er AK-Mitglied? Er hat aber auch ein anderes Spantschema gewählt.
Grüße Alexander
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Zitat von Willi im Beitrag #12Noch ein "How to do"-Projekt für mich. Bin schon sehr gespannt. Wozu dienen diese Materialüberschüsse beim Kielschwein?
Willis Frage nach dem Kielschwein hat mich auf die Idee gebracht, das Kielschwein jetzt schon mal vorzubereiten und mit korrekter Krümmung zu versehen. Die Zwischenräume zwischen Kiel und Gegenkiel werden dann nach und nach mit den Spanten ersetzt.
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Die Bodenwrangen wollte ich aus dunklerem Birnenholz machen als die Sitzer / Auflanger (Sitzer und 1. Auflanger werden bei der Saint Albans vereinfacht als ein Teil gezeigt). Das gibt einen netten Farbkontrast. Das habe ich bei anderne Navy-Board Modellen so gesehen. Das hat den Vorteil, dass ich auch das dunkle Birnenholz verwenden kann.
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Herstellung von Stiften
Wie schon gesagt, werden die Teile vorerst mit 1,5 mm starken Messingstiften verbunden. So kann ich einzelne Teile immer wieder aus dem Verbund herausnehmen und weiter bearbeiten. Die Stifte ergeben eine sehr stabile und passgenaue Verbindung. Erst später sollen die Teile dann zusätzlich auch noch verklebt werden.
Zur Anfertigung der Stifte verwende ich ein Stiftemesser. Das ist ein dickes Stahlmesser mit einer "Schneide" welche einen recht großen Winkel aufweist.
Ich nehmen die doppelte Länge der gewünschten Stifte und trenne den Messingstab durch schnelles hin- und hersägen. Durch den Druck ergibt sich ein kleiner Wulst auf beiden Seiten der Schneide.
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Wenn der Messingstab durchtrennt ist, hat er an beiden Seiten eine pilzförmiges Ende mit einen feinen Grat. Der Grat garantiert dann später einen bombenfesten Sitz des Stiftes sobald er ganz ins Holz eingeschlagen wird.
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Das abgetrennte Teil wird in der Mitte mit einer Zange geteilt und bekommt dann noch jeweils eine nagelförmige Spitze drangeschliffen.
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Grüße, Alexander
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Wie schon gesagt, werden die Teile vorerst mit 1,5 mm starken Messingstiften verbunden. So kann ich einzelne Teile immer wieder aus dem Verbund herausnehmen und weiter bearbeiten. Die Stifte ergeben eine sehr stabile und passgenaue Verbindung. Erst später sollen die Teile dann zusätzlich auch noch verklebt werden.
Hallo Alexander, in dem amerikanischen Warrior-Forum, ich weiß gar nicht ob es das noch gibt, habe ich mal folgendes Bild gesehen, wo der Erbauer die einzelnen Bauteile mit Stoßnadeln fixiert: Stem%20and%20keel%20boxing%20joint.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
der Tipp mit dem Stiftemesser ist klasse. Ich habe in einem russischen Forum mal gesehen, wie ein Modellbauer feine Messingstifte für sein Modell mit einem Messer mit der gleichen Methode hergestellt hat. Mit diesem speziellen Stiftemesser müsste es noch besser funktionieren.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner