Der ‘Plansatz' Pl. 14-17 demonstriert die Zunahme der eingesetzten Stämme/-teile vom Kern hin zum jeweiligen Durchmesser der Groß-Untermasten bei den Vaisseaux '74 , ’80, ‘116. Es werden Schichten definiert, die nach ferstgelegten Kriterien in Abschnitte mit unterschiedlichen Längen der Einzelelemente gefertigt werden. Die Folgeschicht überlappt erstens die Stöße der Unterschicht und ist nach Art der Schindelung auch noch versetzt angeordnet. Durch diese Bauweise können verfügbare/kostengünstige Bäume* kleinerer Dimensionen eingesetzt werden.
Diese neue Bauweise wurde vom früheren Maître Mâteur in Brest, M. Barbet** eingeführt:
//Als Notmaßnahme wurde von ihm für den Bau des Groß- und Fockmastes eines ‘116 [Royal Louis IV] diese Konfektionsart [erstmals?] angewendet. Der Fockmast wurde zum Hauptmast von “La Bretagne” und hat im Krieg [Freiheitskampf der USA ] zu keiner Zeit zur Beunruhigung über seine Solidität Anlaß gegeben// S.246 (Buchseite)
Die Wiedergabe der Tafeln erspare ich mir hier, da die verschiedenen Abschnitte der Masten zugunsten einer gewissen Vergrößerung der zugehörigen Querschnitte - mit Bezeichnung der einzelnen Stämme - geteilt sind. Um einzelne Stämme über ihre jeweilige Länge und Formentwicklung sinnvoll nachvollziehen zu können, ist eine Zusammenführung auf dem Reißbrett/ CAD sicher besser als nur eine weitere Vergrößerung.
*) Klassifiziert werden die Bäume nach einer ‘Faustformel' in Palmes. Sie geben in einer Masseinheit Länge in Pieds und den größten und kleinsten Durchmesser in Lignes eines proportionierten Baumes ohne Rinde und Splintholz an.
**) Maître Barbet hat lt. Vorwort alle Detailinfos zum Mastbau gegeben. Ein gewisses Ungleichgewicht der verschiedenen Bauweisen zu Lasten der Arsenale Toulon und Rochefort ist daher evtl. in Betracht zu ziehen.
//Der Umfang der Hauptmasten ist bei den Linienschiffen [Vaisseaux] relativ größer als bei den Fregatten…. Die Masten [Untermasten] der Linienschiffe und Fregatten sind aus mehreren Bäumen gemacht und handwerklich vereinigt; sie müssen einen größeren Umfang haben, um soviel Solidität (Festigkeit) zu haben wie die Masten … aus einem Stück. Die Vaisseaux sind gemacht um in der Linie kämpfen, die Fregatten um schneller zu segeln: man muß den Masten ersterer eine sehr große Solidität zuordnen und ein wenig dieser Qualität opfern, um die Stabilität der Fregatten zu erhöhen und ihnen ermöglichen, während der Jagd mehr Segel zu tragen.//
Plan 18 zeigt den Groß-Untermast einer Fregatte, aufgebaut aus vier Stämmen, 84 Pieds lang und 26 pouces im Durchmesser [d.h. einer Fregatte zu 12, z.B La Hermione1789-93*].
Fig.151 zeigt den fertigen Mast mit den Querschnitten in den Sektionen und die Veränderung der 4 bezifferten Stämme. Fig.152 repräsentiert den Hauptstamm 1 [mèche] mit Ansatzpunkt A der Seitenteile und der Verlängerung a im Fußbereich, in Fig.153 sieht man den verlängerten Stamm1 mit den Erhöhungen/Vertiefungen [adents] zur Aufnahme des Seitenstammes2 [jumelle] (Fig.154). Diese Stücke sind in Fig.155 vereint und die adents gearbeitet, um die anderen jumelles 3 und 4 zu empfangen, welche den Mast vervollständigen. Die jumelles 3 und 4 sind in Fig.157/158 getrennt dargestellt, mit den adents Erhöhungen in 3 und den adents Vertiefungen in 4, vereint in Fig 156. Zu den Dimensionen habe ich in diesem Abschnitt nur die Länge der 5 Sektionen [broches] gefunden, an anderer Stelle für die Erhöhungen der adents 2 pouces für ’74 (Bs. 229 ), für die Länge der adents 2-3 Pieds, die Breite derselben ist noch offen. Die Darstellung entspricht in etwa dem Schema in Pl XLIII von Boudriot74, die Abmessungen der adments lassen sich gut herausmessen und sind für die großen Fregatten wohl gleich.
*) In der Mono der Hermione (Ancre) wird kein Bezug auf die Konfektionierung der Untermasten genommen, sondern nur die Bereifung der Masten (ohne Besan), dargestellt.
Compagnon
Compagnon
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Confection_Pl 18 A.jpg
Ich kann Dir wohl gar nicht genug danken, für die Mühe, die Du Dir um meinet Willen machst. Ich bin mir momentan nicht sicher, ob ich alles richtig verstanden habe, ich werde mich da wohl nochmals in Ruhe durcharbeiten.
Dein letzter Post lässt mein Vorhaben evtl doch noch machbar erscheinen. @dafi und die anderen Admins: Ich schlage vor, dass die Beiträge von Horst unter dem Stichwort "Mastbau- französisch" ausgelagert werden, damit sie recherchierbar sind. Hier in meinem Thread zu verschwinden und vergessen zu werden, dafür sind die Infos zu wertvoll.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zitat von Willi im Beitrag #652 @dafi und die anderen Admins: Ich schlage vor, dass die Beiträge von Horst unter dem Stichwort "Mastbau- französisch" ausgelagert werden, damit sie recherchierbar sind. Hier in meinem Thread zu verschwinden und vergessen zu werden, dafür sind die Infos zu wertvoll.
Nachdem nun doch einiges an Zeit seit meinem letzten Post vergangen ist, melde ich mich mit dem Bau der Maststummel zurück.
Mein Wunsch war es, das komplexe Nut-Feder-System anzudeuten, mit dem die Masten aus mehreren Kanteln zusammengebaut wurden (siehe Mastbau französisch ). Mangels handwerklicher Befähigung und mit einer eher rudimentären Werkstattausrüstung war klar, dass ich eine an der originalen Bauweise orientierte, passgenaue Herstellung der Kanteln mit Nut und Feder wohl nicht würde schaffen können. Es müsste also getrickst werden und für die Trickserei brauchte ich zunächst eine gute Idee. Das hat eine Weile gedauert. Hier das Ergebnis:
Für den Großmast wählte ich aus den Unterlagen, die Horst (@Compagnon ) mir netter Weise zur Verfügung gestellt hat, eine Bauweise aus 6 Kanteln. Sie wurde auf großen Schiffen für Bugspriet und Fockmast verwendet und dürfte für den Großmast einer Fregatte passen.
Zunächst wurden die beiden mittleren Kanteln hergestellt. In passend zugeschnittene Vierkantleisten wurden mit der Ziehklinge die Federn herausgearbeitet.
Die Federn reichen aber nicht über die ganze Länge der Kanteln. Nach einem recht kurzen Stück wurde sie weggeschliffen, nur ein paar Zentimeter blieben stehen.
Schiebt man nun die benachbarte Kanteln von unten gegen den Rest der Feder, ist praktisch nicht mehr zu erkennen, ob die Feder in einer entsprechenden Nut verschwindet, oder ob sie aufhört.
Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Fockmast und Bugspriet bestehen nur aus 4 Kanteln, sollten also noch einfacher herzustellen sein. Der Besanmast war aus einem Stamm, da sollte es gar keine Probleme geben.
Demnächst werden noch die Mastringe, Schalstücke und Wuhlinge ergänzt.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Für die Mastringe warte ich noch auf eine Materiallieferung. In der Zwischenzeit wurde der Fockmaststummel hergestellt. Dieser besteht, anders als der Großmast, der aus 6 Kanteln gebaut ist, nur aus 4 Stücken.
Kleines Gimmick: eine Kanteln wurde mit einem Scarf-Joint (?) verlängert. Das ist aber kaum zu sehen und ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen oder mich ärgern soll.