Langen hinausgeschoben und gefürchtet: Die Webleinen. Andernorts habe ich grossmütig einen Kollegen der diese sofort nach dem Setzen der Wanten anbrachte als "mutig" bezeichnet. Der Grund, ich war der Meinung, dass man sich damit den Zugang zum Mastfuss beim Anbringen späterer Takelage verbaut. Als ich mir dann vor Beginn der Knüpferei die Sache anschaute, war ich mir meiner Sache nicht mehr so sicher. Laufen ja nun doch einige weiter Takel direkt neben, oder gar vor den Wanten durch und da muss zwischengefuchtelt werden um die Webleinen zu knüpfen....Aber nur mutig und frisch drauflos.
Erst aber wird eine Schablone gezeichnet (ganz analog und altmodisch: dazu nimmt man einen Massstab und ein feines Bleistift....) und habe diese innerbords der Wanten mittels einer Mini-Wäscheklammer fixiert.
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Für die Webleinen verwende ich Unithread 6/0.
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Das ist ein Garn das zum Fliegenbinden in der Fischerei verwendet wird. Es ist ca. 0,12mm dich und leicht gewachst. Dies hat den Vorteil, dass Knoten nicht aufrutschen, aber wegen der leichten Steifigkeit auch gut wieder angelöst werden können, wenn es notwendig sein sollte. Der Nachteil ist, dass man die Glechtung nicht sieht. Ob das allerdings in dieser Stärke ein augenfälliger Nachteil ist bezweifle ich.
So, nun wird erstmal der Webleinen-Stek geübt. Geht eigentlich ganz gut, wenn man den Dreh mal raus hat. Also frisch drauflos.
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Nach den ersten fünf Welbleinen muss ich sagen, dass ich mir das ganze wesentlich schlimmer vorgestellt hatte. Und auch an den diversen Takeln die nicht zu knüpfen sind komme ich ganz gut vorbei. Etwas heikel wird es im oberen Bereich udn für die letzten drei Leinen benötige ich fast gleich viel Zeit wie für die unteren 22... Und damit ist die erste Seite fertig.
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Der aufmerksame Betrachter stellt bei den Fotos fest, dass der Aussenklüver schon angebracht ist und ich noch nichts dazu geschrieben habe. Diese Arbeit erledige ich während dem Webleinen binden, als Abwechslung, damit ich mich nicht zu sehr verkrampfe. Ich werde nach dem Fertigstellen der Webleinen darüber berichten.
Jetzt aber erstmal weiter mit diesen. Bis demnächst in diesem Theater! Frohes Eiersuchen Peter
Modellbau ist wie pupsen - unter Druck wird's Scheisse.... *tschuldigung*
Bei Veevus gibt es übrigens Fliegenbindegarn bis hinunter zu 16/0, noch dünner als das Caenis.
Nebenbei würde ich (beim nächsten Modell) an den äußeren Wanten keinen Webleinenstek setzen, sondern zwei halbe Schläge gegeneinander, so daß die Webleine parallel mit sich selbst zurückläuft. Das kommt optisch der Vorbildpraxis näher, bei der die Webleinen einen Augspleiß am Ende hatten, der an das Want angebändselt wurde. Perfektionisten fädeln den Tampen der Webleine in eine feine Nadel und ziehen den Tampen damit durch die stehende Part der Webleine = falscher Spleiß (oder 'fake', wie man das auf Neudenglisch dieser Tage nennt).
Veilen Dank. Ja, ich weiss, ich denke aber mit 0.12mm bin ich gar nicht so schlecht massstäblich. Sag mal, hast Du Adleraugen, oder hast Du einfach aus meiner Beschreibung gefolgert, dass ich am Anfang auch einen Webleinenstek gemacht habe? Natürlich hast Du recht. Nur, wer sieht das (ausser Dir natürlich?) Jetzt weiss ich es und werde mich bessern
Hallo Leute
Nebenan schreibt ein Kollege, dass das Knüpfen der Webleine, wenn man den Dreh mal raus hat, etwas meditatives hat. Dem kann ich nur zustimmen. Nach weiteren 101 Knoten meditieren waren diese dann bereits auf der zweiten Seite fertig. Heute war auch das perfekte Oster-Bastelwetter. Schnee, Regen, starker Wind, da brauch man kein Outdoor-Programm und kann getrost basteln was das Zeug hält. Teilweise heute auch mal wieder gemeinsam mit den Kindern
Immer nach 5 oder 6 Webleinen habe ich zur Entspannung (und um nicht zu tief in der Meditation zu versinken) den Aussenklüver angeschlagen. Dieser wird mit einem Nockhorn am Haken des Ausholringes eingehängt
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und mit dem zweiten mittels einem Block unter der Saling eingeschlauft. Und zwar in das Fall, das erst durch einen an der Stagschlaufe eingebundenen Block, durch eben denjenigen am Nockhorn und weiter durch den zweiten am Stag angebrachten Block wieder nach unten zum Mastfuss gezogen wird.
Am dritten Nockhorn werden die Schoten eingeknüpft und analog der Stagfock belegt.
Nun folgt Kosmetik. Hier ein Tau möglichst nochmals straff ziehen, damit einem tupfer Farbe etwas ausbessern, dort eine vergessene Taurolle an den Belegnagel hängen, Die Flaggen hissen
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und.....
...Fortsetzung folgt Bis demnächst Peter
Modellbau ist wie pupsen - unter Druck wird's Scheisse.... *tschuldigung*
... ich habe früher auch überall Webleinensteks gemacht - man sieht das sofort - ist auch irgendwie logisch es so zu machen ... bis ich dann einmal gelernt habe, wie es wirklich aussieht ...
Für das nächste Projekt würde ich mir auch eine Reeperbahn basteln und selbst für so dünne Leinen, wie die Webleinen, Taue aus den dünnen Fliegenbindegarnen schlagen - dafi hat ein ganzes Kompendium zu diesem Thema geschrieben.
nach rund 8 1/2 Monaten mit insgesamt etwa 1 1/2 Monaten Pause ist die HMS Speedy
FERTIG
Ich pflege am Ende eines Modelles immer ein Fazit zu zeihen. Damit hoffe ich, eventuellen Nachbauern bei der Entscheidung für oder gegen ein Modell etwas zu helfen.
Der Bogen ist von A bis Z hervorragend durchkonstruiert. Das Modell hat eine überschaubare Teile-Anzahl und daraus lässt sich auch ohne Ergänzungen ein schön detailiertes Modell bauen. Der Takelplan ist nach meinem Dafürhalten extrem gut rechechiert. Ich habe mich weitgehend daran gehalten. Sicherheit habe ich mir im Petersson geholt, der fast immer übereinstimmte. Auch ist der Takelplan sehr übersichtlich mit einigen Details und zwei Farben für das stehende und das laufende Gut skizziert. Die Bauanleitung ist, wie Anfgangs erwähnt nur auf polnisch. Die Bilder reichen aber aus, auch ohne die schriftliche BA durch zu kommen. Das einzige Manko in meinen Augen ist, dass das Spantengerüst ohne Stringer konstruiert ist. Ich hatte da ja etwas nachgeholfen. Ich denke, dass dies dem Modell auch gut täte. Ansonsten sind alle im BB aufgeführten Schwierigkeiten mir selber geschuldet. Auch die Unstimmigkeit bei der Beplankung nehme ich mittlerweile restlos auf meine Kappe. Ich kann das Modell uneingeschränkt als Einstieg in den historischen Segelschiffsmodellbau oder als Zwischendurchmodell für versierte in diesem Genre empfehlen. Mittlerweile habe ich einige weitere Modelle von Tomasz Weremko im Stapel. Er konstruiert ja die historischen Segler des WAK-Verlages. Diese Bögen machen durchwegs einen mindestens gleich guten Eindruck. Es war ganz bestimmt nicht mein letztes Modell das ich von ihm baue!
Für mich war es ja, das habe ich zur Genüge Kund getan, mein erster historischer Segler. Mein Ziel, ein für mich stimmiges Modell ohne Anspruch auf historische Korrektheit und ohne zu viel Recherchearbeiten zu bauen habe ich teilweise erreicht. Ich habe sehr viel Zeit mit Recherche verbracht, habe mich aber im Laufe des Baus in etwas hinein gesteigert, dass ich so nicht geplant hatte. Aber ich hatte uneingeschränkten Spass daran. Mehr noch. Ich habe bisher noch kein Modell gebaut, das mir in jeder einzelnen Bauphase so viel Spass gemacht hatte und mich gleichzeitig so gerfordert hatte. Die Takelage, vor der ich mich ein wenig gefürchtet hatte, hat mich unglaublich gefordert,aber auch enorm befriedigt. Ich habe mich da einfach reingebissen und die Arbeit und jedes einzelne gespannte Garn genossen. Der Bau von historischen Seglern hat mich völlig in den Bann gezogen und ich weiss auch genau, wohin meine mittelfristige Modellbau-Reise geht.
So, genug der Worte. Nun möchte ich Euch ein Paar Fotos der fertigen HMS Speedy nicht vorenthalten. Für morgen ist hier schönes Wetter angesagt. Da werde ich noch eine Serie Fotos für die Galerie schiessen.
Zum Schluss möchte ich mich bei Euch allen bedanken, dass Ihr meinem Bericht gefolgt seid. Für die vielen Däumchen und die immer wieder motivierenden Kommentare. Insbesondere gilt mein Dank aber auch den Spezialisten, die mir immer wieder mit Rat und Tat zur Seite standen. Und zwar genau so, wie ich das für ein Forum für richtig und wichtig empfinde. Kritisch, konstruktiv, auch mal bestimmt, aber immer auch mit demHinweis, dass es an mir liegt, was ich aus den Informationen mache. Und auch wenn ich nicht immer alles so umsetzte wart Ihr trotzdem bis zum letzten Post dabei! Das ist Qualität! HERZLICHEN DANK EUCH ALLENÈ!!!
Ganz klasse geworden, Peter! Herzlichen Glückwunsch zur Vollendung Deines Kutters. Besonders toll finde ich, wie Du Dich in die Materie hineingearbeitet hast. Das lässt doch weitere, schöne Segelschiffmodelle erwarten.... Wie wäre dazu eine Migliedschaft im Arbeitskreis historischer Schiffbau?.... Damit wäre für weitere Wissenerweiterung bestens gesorgt.
Ich freue mich über den guten Anblick den Deine SPEEDY macht (... noch feiner wäre natürlich noch die richtig herum gesetzte britische Flagge an der Gaffel.... )
Dann wollen wir mal auf gutes Wetter in der Schweiz hoffen,
sensationell, wie schnell und hochkarätig du dieses Modell fertig hast. Und erzähl hier mal keine Märchen - nie und nimmer war das dein erstes historisches Segelschiff! Mogelt sich hier unter Vorspiegelung falscher Tatsachen als Neuling rein und haut dann so eine Qualität raus! Ich bin auf jeden Fall auf deine weitere Karriere in dieser Modellbausparte gespannt.
herzlichen Glückwunsch zu Fertigstellung Deines kleinen Seglers. Wenn ich die Bilder sehe, juckt es mich in den Fingern mit meiner HMS Alert anzufangen. Ich freue mich schon auf Dein nächstes Projekt.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Vortrefflich gelungen, @Peter_H . Und denke an meine Worte bezüglich des Maßstabes. Aber mit Feinheiten kennst Du dich als Goldschmied ja bestens aus .
Herzlichen Dank Jungs, für Eure netten Kommentare! Das mit der Flagge ist mir mittlerweile auch klar geworden. Der einzige Fehler im Bogen, die Flagge (zumindest eine Seite) ist spiegelverkehrt gedruckt!
Vorerst wird eine kleine Pause eintreten. Zum Einen warte ich noch auf einen Bogen, der in unmittelbarer Konkurrenz zur geplanten HMS Wolf steht udn zum anderen habe ich noch eine offene Baustelle, die abseits von den Themen dieses Forums steht.
Ich werde aber sicher wieder aktiv hier, sobald es dazu Anlass gibt :-)
Freundliche Grüsse Peter
Modellbau ist wie pupsen - unter Druck wird's Scheisse.... *tschuldigung*