Hallo Johann und Freunde der "LA CREOLE" (1827 - 1845 )
FRANZÖSISCHE CARRONADEN des 18/19 Jh.
VORAB Hier wie versprochen nur leider etwas verspätet, eine nicht (ganz kleine) Ergänzung und Zusmmenfassung zum Thema franz.Carronaden allgemein,aber auch noch näheres etwa zu der etatsmäßigen Armierung der Korvette LA CREOLE während ihrer Indienststellungen in den 30er Jahren des 19.Jh. Manche Aspekte dabei sind zwar auch Rekapitulation anderer Forumskollegen,jedoch für an französischen Modellprojekten interessierten, die etwa aus dem gewaltigen Fundus des "Atlas du Genie Maritime" an Plänen schöpfen wollen,hoffentlich bedeutsam.Sofern man auch die sprachliche Hürde etwas erfolgreich genommen hat, steht außerdem eine äußerst reichhaltige und einfach zu beschaffende zeitgenössische Literatur zur Verfügung. Der Erklärungsbedarf etwa speziell für den Modellbau etwa nach dem Motto "wie hat das funktioniert und wirklich ausgesehen"? ist soweit wichtig und umsetzbar,hierbei stets als gut verständliches angesagt gewesen.Dies bedeutete aber auch, das damit notwendigerweise das hier abzuhandelnde Thema maßgeschneidert und dieses fast außschließlich auf die 30er Jahre zu begrenzen galt.Es bleibt außerdem zu hoffen das dieses "Geschütz-Thema doch manches wissenswerte und generell gültiges zu bieten hat,ist doch die dt.Modellbau-Literatur damit nicht besonders bestückt oder glänzt gar durch Reichhaltigkeit.Was die Abbildungen betrifft, gibt es allerdings schon einige Copyright-Klippen zu umschiffen! Denke aber doch, einiges zum Plan-vergleich wird wohl an Boudriot Monographien schon in euren Bücherschränken stehen!
ALLGEMEINES Man ahnt es schon das komplexe Thema Carronaden, ausnahmsweise hier nur vergleichend englisch und dies nur marginal angeschnitten, ist daher auch wie sonst gewohnt nicht exclusiv"very British" Es fällt besonders bei näherer Betrachtung des Geschützwesens der franz.Marine auf,das weniger bei der Rohrkonstruktion der Carronaden selbst bedeutende nationale Unterschiede bestanden, dagegen aber jedoch schon grundsätzliche in der Konzeption und Bauart der Carronaden-Lafetten. Der Unterschied beider Geschützsysteme und ihren jeweiligen konstruktiven Eigentümlichkeiten bestand neben der Laffetierung und der Pivotierung,hauptsächlich in der Rücklaufhemmung des Rohres nach dem Schuß.Auch die artilleristische und seemännische Handhabung dieser englischen und französischen Geschütz-Art hat sich dabei sehr deutlich voneinander unterschieden.
Zur Einführung und Rückbesinnung auf das schon sehr alte Prinzip der großkalibrigen und kurzen Haubitze ,ein Kammergeschütz für kurze, fast nur "Pistolenschußweiten", kam man erstmalig um 1777 in England auf den Gedanken, ein gänzlich neues Schiffsgeschütz und dazu in den eingeführten Marine-Kalibern zu entwickeln.Als Erfinder gilt schon lange der spätere General-Leutnant Melville, Schotte von Geburt und als exclusiver Produzent sowie als Namensgeber dieser Geschütze,die schottische Eisengießerei "Carron Iron Founding and Shipping Company" Bereits 1778 erzielte die Firma schon bei ersten Schießversuchen gute Testergebnisse,und nun stolz darauf das diese erstmalig "Carronaden" genannt wurden. Daher beeilte man sich auch im März 1779 den hauseigenen Paketsegler GLASGOW gleich mit 14 12Pf.Carronaden auszurüsten.
Auch die Britische Admiralität bekam schon früh Wind von der Sache und stieg groß in die Entwicklung ein, da auch die Franzosen schon 1779 die ersten neuen Carronaden zu"kosten" bekommen hatten.Im Juli 1779 fand daneben auch schon das erste Probeschießen von 18Pf Carronaden statt.Bereits 1780 war man schon zudem so weit gekommen, das man nach dem erfolgreichen Guß und Probeschießen auf dem Schießplatz von Landguard einige neue 68Pf.an die "Feldzeug-Meisterei der Navy" /Ordnance Board ausliefern konnte. Auf Drängen der Navy- Kommandanten dauerte es daher auch nicht mehr lange bis die Carronaden,die nun im Marine-Jargon genannten "SMASHER" /Zerschmetterer, offiziell im Juli 1782 für verschiedene Schiffs-Ränge von der Marine-Verwaltung/Navy Board ADAPTIERT also "Angenommen" wurden. So auch das 50-Kanonen Schiff RAINBOW das man im Frühjahr 1782 mit Zwei 68Pf.Carronaden in der Batterie ausrüstete ,das damit im September des selben Jahres ein bedeutsames Gefecht mit der nagelneuen französischen 38 Kanonen Fregatte L`HEBE hatte. Mit hohen Mannschaftsverlusten wurde diese unter der franz.Küste "aufgebracht",also erobert und als "Gute Prise" nach Portsmouth eingebracht.Der nur leicht verletzte "Commandant Le Chevallier de Vigny" wurde dagegen von einem franz.Kriegsgericht wegen Feigheit vor dem Feind, degradiert und eingekerkert, sowie aus der Rangliste der französischen Marine als unehrenhaft gestrichen.
Ein seit den früheren Zeiten ,auch bei den Carronaden bei gleichem Kaliber um 1/3 leichteres Gewicht,war es mit das größte Problem die beim Schuß auftretenden Rückstoßkräfte mit seinen schlecht beherrschbaren Folgen in den Griff zu bekommen.Dies betraf in aller Regel das BUCKEN und DUMPEN ,also das steigen und fallen sowie das zurückstoßen, des immer mit deutlichem Hintergewicht versehenen Geschützrohres. Dies erforderte daher für die Carronaden auch eine spezielle Laffetierung,mit der sogenannten zweiteiligen SCHLITTEN-LAFFETTE. Da sich in den früheren Achtziger Jahren noch Schildzapfen an den Rohren befanden,bedurften sie daher auch nur einer der gewöhnlichen Schiffs- Laffette gleichen Lagerung des Rohres.Mit der weiteren Entwicklung änderte sich jedoch bei den englischen Carronaden, auf betreiben des Feldzeugmeisters der Marine Blomefield,die Rohrlagerung durch einen an der Unterseite des Rohres angebrachten Anguß und einem Rohrträger auf dem Schlitten montiert, so daß die mit Schildzapfen versehenen Carronaden aber auch zugehörige Schlitten bis kurz vor 1790 abgeschafft und nur noch aufgebraucht wurden. Im Prinzp kann damit auch festgestellt werden, das die Carronade wie wir sie auch noch aus Nach-napoleonischer Zeit kennen, so schon 1793 voll entwickelt war.Im Detail änderte sich dagegen über die Zeiten nur noch einige Besonderheiten zur Optimierung der Laffetten ,der Zündung der Geschütz-Ladung ,sowie dem zugehörigen Tauwerk zu besserem Handling.
So verfügten die engl.Carronaden über ein links geschlagenes Brooktau ,das sogenannte LOSES BROOK , gleich dem der gewöhnlichen Schiffs- kanone,das dem Rohr aber die Möglichkeit gab beim Schuß noch einen kurzen Rücklauf zu machen, bis die Brook abstoppend wirkte.Das Rohr kam damit etwa auch 2 Fuß binnen des Schanzkleides zum stehen und mußte nach dem laden mit einer Geschütztalje wieder ausgerannt werden. Um die Handhabung der Carronade für die Geschützbedienungen sicherer zu machen und die Feuergefahr zu minimieren, experimentierte man schon früh, etwa zu Ende des 18.Jh.auch in der engl.Marine mit den unterschiedlichsten Pivotierungen einer Carronade.Hierbei kam man von dem OUTBOARD PRINCIPLE ab und gelangte später zum sog.INBOARD PRINCIPLE.Darunter verstand man beim ersteren die Lagerung des Laffetten- kopfes ua. auf einer hölzernen außenbords befestigten Klampe und einen hierin einzusteckenden schmiedeeisernen Bolzen, den GEFECHTS-PIVOT, um den man die Laffette hinten nach den Seiten schwenken konnte.Dieses Prinzip setzt sich nicht durch, sodaß man ab Mitte der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts dauerhaft auf das INBOARD PRINCIPLE umgestiegen war. Hierbei befand sich der Lagerklotz für den GEFECHTSPIVOT/ FIGHTING BOLT dagegen nun binnenbords unmittelbar hinter dem Wassergang und war damit auch entsprechend besser mit den inneren Verbänden des Schiffs- Rumpfes zu befestigen.
ich habe Deine Ausführungen zu den französischen Carronaden mit Spannung erwartet. Ich hoffe, dass Du den Text wieder herstellen kannst. Aber lass Dir dadurch Deinen Geburtstag nicht vermiesen. Feier mal erst schön!
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Herstellung der Finknetzhalter Das Anfertigen der Finknetzhalter erprobte ich bereits am Schnittmodell erfolgreich. Nun geht es an die Herstellung von insgesamt 38 Finknetzhaltern für das Modell der La Créole. Als Ausgangsmaterial verwende ich Messingblech mit einer Stärke von 0,2 mm. Dieses gilt es in 1 mm breite Streifen zu schneiden. Von den Abmessungen her bilden die Finknetzhalter ein Rechteck mit 11 mm auf 6,5 mm. Dünnes Messingblech mit einer Kreissäge zu schneiden, erfordert ein besonderes Vorgehen mit dem entsprechenden Feingefühl. Dünnes Blech verbiegt sich leicht beim Schneiden mit einer Kreissäge. Die Folge ist, dass sich das Blech am Sägeblatt verkantet und zwickt. Auf ein Fliegersperrholz mit Kontaktkleber geklebt lässt sich dies jedoch vermeiden und im Ergebnis erhält man ganz gleichmäßige Blechstreifen. IMG_6599.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_6602.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Formbiegen der Finknetzhalter erfolgt mit einer Lehre, die ich aus einer Birnbaumholzleiste angefertigt habe. In diese Holzleiste, dessen Breite genau dem Innenmaß des Finknetzkastens entspricht, wurden Nuten in der Tiefe der Blechdicke gefräst. Pro Schenkel ergibt sich die Länge unter Berücksichtigung der notwendigen Abwicklung für die später zu biegende Öse. IMG_6625.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Mit einer Flachzange werden dann die 90° Winkel der Finknetzhalter scharfkantig ausgebildet und die Schenkel, soweit sie bei den ganzen Bearbeitungsvorgängen in Mitleidenschaft gezogen wurden, wieder flach gedrückt. IMG_6633.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Gebogen werden die Ösen mit einer präparierten Spitzzange. An die Enden einer alten Zange feilte ich mit einer flachen Nadelfeile Rundungen mit einem Durchmesser von max. 0,6 mm. Mit dieser Zange lassen sich auch ganz kleine Augbolzen und Ringe in exakter Ausführung herstellen. Dies nur als Anmerkung in diesem Zusammenhang. IMG_6636.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Ich hab mir beim Biegen der Radbeschläge für meine Feldkanone die Ohren gebrochen, eine scharfe Kante hinzubekommen. Bin dann am Modellbauamboß hängen geblieben, indem ich eine Kante über den Mittelkorpus *gebrochen* habe und die andere über das eckige Horn. Das Ergebnis war nicht ganz so schlecht, aber nicht so gut wie deines.
Mr. Pett
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Grüßle vom schönen Bodensee
Matthias
Der Schlüssel zum Glück ====> EINFACH MAL ZUFRIEDEN SEIN
Hallo Johann, gerade bei so vielen gleichartigen Teilen, die ja noch dazu symmetrisch sein müssen, sieht man jede kleinste Ungenauigkeit. Daher vielen Dank für die Tips dazu, wie man an dieses Teil herangehen kann.
Hallo Johann und Freunde der "LA CREOLE" (1827 - 1845 )
FRANZÖSISCHE CARRONADEN des 18/19 Jh.
VORAB Hier wie versprochen nur leider etwas verspätet, eine nicht (ganz kleine) Ergänzung und Zusmmenfassung zum Thema franz.Carronaden allgemein,aber auch noch näheres etwa zu der etatsmäßigen Armierung der Korvette LA CREOLE während ihrer Indienststellungen in den 30er Jahren des 19.Jh. Manche Aspekte dabei sind zwar auch Rekapitulation anderer Forumskollegen,jedoch für an französischen Modellprojekten interessierten, die etwa aus dem gewaltigen Fundus des "Atlas du Genie Maritime" an Plänen schöpfen wollen,hoffentlich bedeutsam.Sofern man auch die sprachliche Hürde etwas erfolgreich genommen hat, steht außerdem eine äußerst reichhaltige und einfach zu beschaffende zeitgenössische Literatur zur Verfügung. Der Erklärungsbedarf etwa speziell für den Modellbau etwa nach dem Motto "wie hat das funktioniert und wirklich ausgesehen"? ist soweit wichtig und umsetzbar,hierbei stets als gut verständliches angesagt gewesen.Dies bedeutete aber auch, das damit notwendigerweise das hier abzuhandelnde Thema maßgeschneidert und dieses fast außschließlich auf die 30er Jahre zu begrenzen galt.Es bleibt außerdem zu hoffen das dieses "Geschütz-Thema doch manches wissenswerte und generell gültiges zu bieten hat,ist doch die dt.Modellbau-Literatur damit nicht besonders bestückt oder glänzt gar durch Reichhaltigkeit.Was die Abbildungen betrifft, gibt es allerdings schon einige Copyright-Klippen zu umschiffen! Denke aber doch, einiges zum Plan-vergleich wird wohl an Boudriot Monographien schon in euren Bücherschränken stehen!
ALLGEMEINES Man ahnt es schon das komplexe Thema Carronaden, ausnahmsweise hier nur vergleichend englisch und dies nur marginal angeschnitten, ist daher auch wie sonst gewohnt nicht exclusiv"very British" Es fällt besonders bei näherer Betrachtung des Geschützwesens der franz.Marine auf,das weniger bei der Rohrkonstruktion der Carronaden selbst bedeutende nationale Unterschiede bestanden, dagegen aber jedoch schon grundsätzliche in der Konzeption und Bauart der Carronaden-Lafetten. Der Unterschied beider Geschützsysteme und ihren jeweiligen konstruktiven Eigentümlichkeiten bestand neben der Lafettierung und der Pivotierung,hauptsächlich in der Rücklaufhemmung des Rohres nach dem Schuß.Auch die artilleristische und seemännische Handhabung dieser englischen und französischen Geschütz-Art hat sich dabei sehr deutlich voneinander unterschieden.
Zur Einführung und Rückbesinnung auf das schon sehr alte Prinzip der großkalibrigen und kurzen Haubitze ,ein Kammergeschütz für kurze, fast nur "Pistolenschußweiten", kam man erstmalig um 1777 in England auf den Gedanken, ein gänzlich neues Schiffsgeschütz und dazu in den eingeführten Marine-Kalibern zu entwickeln.Als Erfinder gilt schon lange der spätere General-Leutnant Melville, Schotte von Geburt und als exclusiver Produzent sowie als Namensgeber dieser Geschütze,die schottische Eisengießerei "Carron Iron Founding and Shipping Company" Bereits 1778 erzielte die Firma schon bei ersten Schießversuchen gute Testergebnisse,und nun stolz darauf das diese erstmalig "Carronaden" genannt wurden. Daher beeilte man sich auch im März 1779 den hauseigenen Paketsegler GLASGOW gleich mit 14 12Pf.Carronaden auszurüsten.
Auch die Britische Admiralität bekam schon früh Wind von der Sache und stieg groß in die Entwicklung ein, da auch die Franzosen schon 1779 die ersten neuen Carronaden zu"kosten" bekommen hatten.Im Juli 1779 fand daneben auch schon das erste Probeschießen von 18Pf Carronaden statt.Bereits 1780 war man schon zudem so weit gekommen, das man nach dem erfolgreichen Guß und Probeschießen auf dem Schießplatz von Landguard einige neue 68Pf.an die "Feldzeug-Meisterei der Navy" /Ordnance Board ausliefern konnte. Auf Drängen der Navy- Kommandanten dauerte es daher auch nicht mehr lange bis die Carronaden,die nun im Marine-Jargon genannten "SMASHER" /Zerschmetterer, offiziell im Juli 1782 für verschiedene Schiffs-Ränge von der Marine-Verwaltung/Navy Board ADAPTIERT also "Angenommen" wurden. So auch das 50-Kanonen Schiff RAINBOW das man im Frühjahr 1782 mit Zwei 68Pf.Carronaden in der Batterie ausrüstete ,das damit im September des selben Jahres ein bedeutsames Gefecht mit der nagelneuen französischen 38 Kanonen Fregatte L`HEBE hatte. Mit hohen Mannschaftsverlusten wurde diese unter der franz.Küste "aufgebracht",also erobert und als "Gute Prise" nach Portsmouth eingebracht.Der nur leicht verletzte "Commandant Le Chevallier de Vigny" wurde dagegen von einem franz.Kriegsgericht wegen Feigheit vor dem Feind, degradiert und eingekerkert, sowie aus der Rangliste der französischen Marine als unehrenhaft gestrichen.
Ein seit den früheren Zeiten ,auch bei den Carronaden bei gleichem Kaliber um 1/3 leichteres Gewicht,war es mit das größte Problem die beim Schuß auftretenden Rückstoßkräfte mit seinen schlecht beherrschbaren Folgen in den Griff zu bekommen.Dies betraf in aller Regel das BUCKEN und DUMPEN ,also das steigen und fallen sowie das zurückstoßen, des immer mit deutlichem Hintergewicht versehenen Geschützrohres. Dies erforderte daher für die Carronaden auch eine spezielle Lafetierung,mit der sogenannten zweiteiligen SCHLITTEN-LAFFETTE. Da sich in den früheren Achtziger Jahren noch Schildzapfen an den Rohren befanden,bedurften sie daher auch nur einer der gewöhnlichen Schiffs- Lafette gleichen Lagerung des Rohres.Mit der weiteren Entwicklung änderte sich jedoch bei den englischen Carronaden, auf betreiben des Feldzeugmeisters der Marine Blomefield,die Rohrlagerung durch einen an der Unterseite des Rohres angebrachten Anguß und einem Rohrträger auf dem Schlitten montiert, so daß die mit Schildzapfen versehenen Carronaden aber auch zugehörige Schlitten bis kurz vor 1790 abgeschafft und nur noch aufgebraucht wurden. Im Prinzp kann damit auch festgestellt werden, das die Carronade wie wir sie auch noch aus Nach-napoleonischer Zeit kennen, so schon 1793 fast voll entwickelt war.Im Detail änderte sich dagegen über die Zeiten nur noch einige Besonderheiten zur Optimierung der Lafetten ,der Zündung der Geschütz-Ladung ,sowie dem zugehörigen Tauwerk zu besserem Handling.
So verfügten die frühen engl.Carronaden über ein links geschlagenes Brooktau ,das sogenannte LOSES BROOK , gleich dem der gewöhnlichen Schiffs- kanone,das dem Rohr aber die Möglichkeit gab beim Schuß noch einen kurzen Rücklauf zu machen, bis die Brook abstoppend wirkte.Das Rohr kam damit etwa auch 2 Fuß binnen des Schanzkleides zum stehen und mußte nach dem laden mit einer Geschütztalje wieder ausgerannt werden. Um die Handhabung der Carronade für die Geschützbedienungen sicherer zu machen und die Feuergefahr zu minimieren, experimentierte man schon früh, etwa zu Ende des 18.Jh.auch in der engl.Marine mit den unterschiedlichsten Pivotierungen einer Carronade.Hierbei kam man von dem OUTBOARD PRINCIPLE ab und gelangte später zum sog.INBOARD PRINCIPLE.Darunter verstand man beim ersteren die Lagerung des Lafetten- kopfes ua. auf einer hölzernen außenbords befestigten Klampe und einen hierin einzusteckenden schmiedeeisernen Bolzen, den GEFECHTS-PIVOT, um den man die Lafette hinten nach den Seiten schwenken konnte.Dieses Prinzip setzt sich nicht durch, sodaß man ab Mitte der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts dauerhaft auf das INBOARD PRINCIPLE umgestiegen war. Hierbei befand sich der Lagerklotz für den GEFECHTSPIVOT/ FIGHTING BOLT dagegen nun binnenbords unmittelbar hinter dem Wassergang und war damit auch entsprechend besser mit den inneren Verbänden des Schiffs- Rumpfes zu befestigen.
Fortsetzung 1
Mit dem erfolgreichen Aufkommen einer definitiv binnenbords liegenden Pivotierung der engl. Schlittenlafette,tauchte nun aber zunehmend auch die Frage auf,ob diese mit relativ schwacher Pulverladung betriebene Geschütz-Art,dazu nicht eine einfachere „Non Receul Lafette“ erhalten könne.Mit diesem sog. RÜCKCKSTOß FREIEN PRINZIP/ NON RECEUL PRINCIPLE hatte sich auch schon der berühmte schwedische Schiffskonstrukteur Af Chapman und die Seeoffiziere Gower und Congreve vergeblich außeinander gesetzt,um bei gewöhnlichen Schiffs-Kanonen den gewaltigen Rückstoß beim Schuß gänzlich und abrupt zu unterbinden.Erst die Einführung der Carronaden mit ihrer speziellen Lafetten-Konstruktion, erlaubte es nun erst mit mechanischen Hemm-Vorrichtungen versehen,sowie einem speziellen Brooktau, dem FESTEN BROOKTAU den Rücklauf des Rohres fast gänzlich zu verhindern. Diese Brook,eine dicke rechtsgeschlageneTrosse wurde dazu vom Reepschläger nach dem Schlagen noch einmal zusätzlich sehr stramm nachgedreht, „aufgehärtet“was dabei aber auch noch eine Kürzung um ca. 1/3 der Brooktau-Länge bedeutete und diese dann als eine sehr starre Trosse erzeugte.Bei Schiffskanonen war dagegen das gemächlichere abstoppen des Rücklaufes mit einem links geschlagenen Brooktau vorteilhafter und eventuell auch bei zusätzlicher Verwendung von links geschlagenen Läufern der Geschütztaljen,das Tauwerk insgesamt „lehniger“und handiger. Dies hing damit zusammen,das generell dieses Tauwerk für Schiffsgeschütze in den Garnen und Kardeelen nur leicht und mit sehr flüssigem Stockholmteer konserviert war.
So trat die Carronade mit adhoc enormer Nachfrage und auch als Exportschlager ihren Siegeszug an und es wurden die letzten englischen Carronaden noch 1852 gegoßen und verkauft, aber um 1870 endgültig aus der Flotte ausgemustert. Die 1759 in Falkirk am Fluß Carron gegründete schottische Gießerei, prosperierte dadurch ab etwa 1778 sehr schnell zu einem Großunternehmen,nun aber besser bekannt als „Carron Iron Works“. Mit der gewaltigen Nachfrage durch die kgl.Marine,der East India Company,sowie der britischen Handelsmarine,gelangten Carronaden auch bald auf sehr verschlungenen Wegen in die seit 1776 abtrünnigen amerikanischen Kolonien und dort auch in französische Hände.Die französische Marine nahm nach 1778 diese neue Waffengattung zwar, als „Gunnade“bekannt auch zur Kenntnis,reagierte aber offiziell im fernen Paris zu dieser Zeit eher desinteressiert.
Wenn wir den Lieferumfang der Firma an Carronaden in verfügbaren Kalibern betrachten, wird dabei schnell deutlich welchen Umfang dieses Rüstungs Geschäft schnell angenommen hat, um eine große Flotte wie die britische, mit einem neuen ergänzenden Waffensystem nach und nach auszurüsten. An Kalibern waren über die Jahre verfügbar: 3Pf.,4Pf., 6Pf., 12Pf.,18Pf.,24Pf.,36.Pf.,42Pf., 68Pf., (Zu den 42 Pfünder Carronaden ist jedoch zu sagen das sie wohl mit der 42Pf. Kanone Mitte der 90er Jahre ebenfalls abgeschafft wurden).
Um eine Vorstellung davon zu bekommen wie groß diese Geschütze waren, hier die Maße: 4Pf.Carronade mit Schildzapfen: Länge ü.a. 686mm, Kal.8,9cm , ca.1780 68Pf.Carronade: Länge ü.a. 2007mm, Kal.18,4cm, Gewicht 1512,5 kg, ca.1790
Der Versuch,einer der Firmen-Mitinhaber,Charles Cascoigne im Mai 1779 damit auch einen illegalen Technologietransfer durch einen Patentantrag zu verhindern, war wie im die Admiralität versicherte absolut zwecklos.Dafür erarbeitete man aber in London im Juli 1779 äußerst diskret an neuen Bestimmungen, einer ESTABLISHMENT/ORDONANZ,welche die zukünftige Bewaffnung an Carronaden für alle Schiffs-Ränge provisorisch festlegte.Da aber bis 1850 das Artillerie-Wesen fest in Armeehand war,hatte man jedoch schon den damaligen MASTER GENERAL OF THE ORDNANCE/ GENERAL FELDZEUG MEISTER, Lord Townsend zu fragen ,ob es bei der Konstruktion der Geschütze oder deren Beschaffung Probleme gab,die der seit 1780 als INSPECTOR of Artillery/Dezernent des Marine-Geschützwesens,Thomas Blomefield noch zuerst zu lösen hatte.Die Finanzierung der Geschütze dagegen wurde aus dem Marine-Etat bestritten und die Marine hatte zudem für die Konstruktion und Herstellung der Lafetten,etwa durch das Lafetten- Departement im See-Arsenal Woolwich, nach genehmigter Muster-Zeichnung dafür selbst zu sorgen.
Was die Aufstellung der Geschütze selbst auf den verschiedenen Rängen,und den sonstigen unterschiedlichen Schiffen und Fahrzeugen im einzelnen betraf und in welchem Jahr diese an Bord kamen,kann man in der Regel aus Quellen feststellen.So lässt sich zum Beispiel für die Linenschiffe für die frühen 8oer Jahre nachlesen, das jene die noch über 3Pf. auf den obersten Decks achtern verfügten,diese gegen kleine Carronaden ausgetauscht bekamen.Auch von der 74Kan.EGMONT ist bekannt das diese 1782 zu Versuchszwecken für einige Jahre statt ihrer üblichen 32Pf.,dafür 28-68Pf. Carronaden in der Batterie erhielt.Mit dem Jahr 1790 erging dazu die Dienstanweisung an die Werften,das in Zukunft für die größten Schiffs-Klassen 2- 68Pf.Carronaden auf der Back zu führen waren ,was in den 90er Jahren jedoch noch nicht konsequent eingehalten wurde.Die Nachwirkung dieser Anordnung sehen wir heute noch an Bord der Victory! Die ganze überhastete und euphorische Einführung der Carronaden hatte aber auch negatives zur Folge,da bei fortschreitender Optimierung der Geschützrohre mit verbesserten Visier-Einrichtungen,anschraubbarem Zündschloß und Abschaffung der Schildzapfen bereits beschafftes auch bei den Lafetten unbrauchbar geworden war.So meldet man z.B.1794 der Admiralität von einem königl „Geschütz-Park“,daß man über 480 ungebrauchte aber " beschossene“ Kurze 18Pf. Carronadenrohre zu liegen habe,aber nun nicht wisse wohin damit!
Den neuen Vorstellungen gemäß entsprach auch bald die Bewaffnung der großen und kleineren Fregatten mit anfangs 12Pf.,18Pf. u.32Pf. Carronaden auf dem Achterdeck und einigen wenigen gleichen Kalibers auf der Back.Bei den kleineren Schiffsklassen wie etwa Korvetten oder den ersten 18Kan. Brig-Sloop`s,der CRUISER-Class 1797,sehen wir dagegen schon das neue Konzept der Nah-Kampftaktik zur Enterung des Gegners und dazu passend auch eine Hauptarmierung, mit 16-32Pf.Carronaden sowie dazu unter der Back als Jagdgeschütze nur 2 lange-6Pf.Kanonen. Für noch kleiner Schiffe wie Schoner und Kanonenboote waren 12Pf.sowie 18Pf.Carronaden vorhanden,wobei diese Kaliber auch für die jeweils größten Kriegsschiffs-Beiboote,den Barkassen galten.Letztere hatten dazu im Boot auch spezielle pivotierte Bootskanonen, sowie eine zugehörige Feldlafette an Bord ,die samt einem Landungscorps zur Ausschiffung kommen konnte. Handelsschiffe auf „Großer Fahrt“, in jenen Zeiten stets bewaffnet,oder Privateers mit Kaperbrief versehen, beschafften sich dagegen neben Kanonen kleineren Kalibers,zudem je nach Tragfähigkeit ihrer Decks, in der Regel die 3Pf.-6 Pf.Carronaden.Die zivilen Käufer bekamen diese in zwei,-oder vierräderigen Lafetten geliefert,die zugehörigen Rohre verfügten dabei aber fast stets über Schildzapfen und konnten meist durch zwei eingewiesene Matrosen bedient werden.
Auch bei anderen anderen Seemächten fand die Carronade vor 1800 schnell Eingang in deren Flotten.Entweder,wenn man denn mit England nicht gerade im Kriegszustand war, beschaffte man sich die Rohre direkt in England und auch das zugehörige Lafetten-System oder kopierte das Rohr irgendwie nach erlangten Zeichnungen und konstruierte die Lafetten dann dazu ganz nach eigenen Vorstellungen.Zeitgenössische Fach-Publikationen waren rar, man konnte sich aber wie in Amerika geschehen, an dem französischem Geschützsystem im Tousard 1809 oder nach dem englischen im Simmons 1812 orientieren.Dies wissen wir auch von dem Amerikaner Henry Foxall, aus dessen 1799 gegründeten „Eagle Foundry“ in Philadephia jene 20-32Pf.Carronaden stammten,die nach 1808 auf die 44Kan. Fregatte CONSTITUTION kamen.
Auch für dt.Schiffe lassen sich u.a. engl.Carronaden nachweisen,so ergeben sich für die Korvette AMAZONE-Übungsschiff der Danziger Navigationsschule, etwa zwei in England beschaffte aber auch bezahlte 32Pf.Carronaden und 25cwt.schwer, incl. dazu zwei „Harrisonscher- Stuhllafetten“.Jedoch wurden diese wegen ihres Gewichtes von dem Navigations-Direktor und späteren Kommandanten des Schiffes Freiherr von Dirckinck-Holmfeld abgelehnt und kamen daher außer 1849 für kurze Zeit auf SMS PREUßISCHER ADLER auch nie wieder an Bord. Etwas anders verhielt es sich mit einigen 6Pf.engl.Carronaden von denen 6 Stück zur Bewaffnung des „Seehandlungsschiffes“ MERKUR gehörten und bei Ankauf des Seglers durch die königl.Preußischen Marine als Transport,-u.Schiffsjungen-Schulschiff,jedoch nur noch zum Salut-Schießen tauglich waren.Zum gleichen Zweck erhielt auch der Schoner SMS FRAUENLOB 1858 für eine Indienststellung nur 2-6Pf.Carronaden der SMS MERKUR auf zweirädriger Lafette, um sich auf seinen Vermessungsfahrten auf der Ostsee, überhaupt als Kriegschiff bemerkbar machen zu können.
Damit verlassen wir mit unserem etwas generellen Streifzug durch die ursprüngliche Geschichte der englischen Carronaden ,damit auch den Mentor der internationalen Carronaden Entwicklung und wechseln hinüber zu den französischen Carronaden.
äußerst Interessantes und viel Neues, was Du über die Entwicklung der Carronaden zu berichten weißt. Vielen Dank! Auf die Fortsetzung freue ich micht schon und erwarte sie mit Hochspannung.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner