Mittlerweile brachte ein Modellbaukollege in einem anderen Forum den Einwand, dass es auf Grund des Gewichts des Bootes nicht möglich sein dürfte, mit dieser Vorrichtung das Boot zu fieren. Er ist der Ansicht, dass der Einfachblock am Kreuzmast ein schwerer Umlenkblock gewesen sein muss und am Fuß des Kreuzmastes eine schwere Talje zum Fieren an Deck eingehakt war. Diese scheint mir so auch nachvollziehbar.
Aber nochmals die Bitte, wenn jemand hierzu etwas beitragen könnte, wäre mir sehr geholfen.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Es tut mir leid ! Zusehr hatte ich mich auf den Hakenblock konzentriert, aber nicht bedacht, welche Last damit bewegt werden soll, obwohl die Davitstaljen das Gewicht reduzieren. Trotzdem müssen da andere Maßnahmen getroffen werden. Der 'Fremd'- Kollege liegt da schon richtig. Möglich wäre auch die Umlenkung mit einem großen Kinnbackenblock , der am Kreuzmastfuß an einem im Deck eigelassenen Augbolzen oder Ring eingehakt wird. Ob wie am Gangspill eine "Traube" Matrosen an den beiden Tauen langsam das Boot abfierten, wäre auch ein Möglichkeit.
Das sind die Skizzen im 'Harland' , die @Rack Robbi angesprochen hatte. Die Zurring der Davits kenne ich von der CONNY nach 1812, wonach sie die Seitendavits erhielt. Unklar -zumindest für mich- ist, wie das Fieren bewerkstelligt wird ( doch mit einer Crew-- "Traube" an den Taljen ? ).
SAM_9901 (4).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Bootsgasten steigen erst später über die Jakobsleiter zu.
vielen Dank für diese Abbildung. Die Skizzen im "Harland" sind sehr aufschlussreich bis auf die Tatsache, wie das Fieren vonstatten gehen soll.
@Rack Hallo Robbi, auch Dir vielen Dank. Auch auf den von Dir angegeben Seiten im "Aichelburg K.u.K. Segelschiffe" sind keine Hinweise auf das Fieren erkennbar.
Mittlerweile habe ich in "The Anatomy of Nelsons´ships" von C.Nepean Longridge folgenden Hinweis (roter Kasten) gefunden: TheAnatomyofNelsons´ships_C.Nepean_Longridge.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Dementsprechend wurde wohl in den Augbolzen neben dem Kreuzmastfuß ein Block, besser eine schwere Talje eingehakt und irgendwie der Davitfall gefiert und an einem Belegnagel festgemacht. Das kommt mir ehrlich gesagt auch nicht sehr schlüssig vor.
Wäre nach wie vor an einer Aufklärung sehr stark interessiert.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Auf See wird ein Boot immer samt Mannschaft abgesetzt. Besonders bei Seegang ist das gar nicht anders möglich, da das Boot sofort beim Aufsetzen von den Taljen getrennt werden muß und zwar gleichzeitig vorn und achtern. Sonst besteht das Risiko, daß Bug oder Heck vom Schiff durch eine Welle hochgehoben wird und dann an nur einer Talje hängend umschlägt. Dafür wurden im Laufe des 19. Jh. immer wieder neue Auslösemechanismen entwickelt. Im Hafen und auf der Reede bei ruhigem Wetter können die Leute natürlich über Strickleitern o.ä. ins Boot steigen oder wieder aufentern.
Das beantwortet natürlich noch nicht die Frage nach dem Fieren der Davits ...
Die Frage zum Fieren der Davits konnte ich immer noch nicht klären. Nach dem eingehenden Sichten sämtlicher mir vorliegender Bilder bin ich letztlich auf eine Aufnahme gestoßen, von der ich einen vergrößerten Ausschnitt gemacht habe. Einen Umlenkblock, wie bisher vermutet kann ich dort nicht entdecken. Originalmodell_LaCreole_Kreuzmast_Davitfall_Beschlag.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Auf Grund der schlechten Auflösung des Bildes sind jedoch keine weiteren Details erkennbar.
Wie könnte es ausgehen haben? "Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen ...."
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Ein bisschen wurde auch gebastelt, nicht nur recherchiert ...
Fortsetzung: Kreuzmast - Webleinen und Püttingswanten Im Zusammenhang mit den Kreuzmastwanten möchte ich nochmals auf ein kleines Detail hinweisen, das vielleicht nicht so ohne weiteres erkennbar ist. Wie auch schon bei den Großmastwanten waren die ersten Wanten bei der französischen Korvette kurz vor der Saling nicht mit Webleinen belegt. Auch die Spierwurst wurde deshalb nur auf den drei achteren Wanten befestigt. DSC07824.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zwischenzeitlich habe ich auch die Taue mit ø 0,48 mm für die Püttingswanten des Kreuzmastes mit meiner Reeperbahn geschlagen. Die entsprechenden Haken mit Kauschen liegen bereits zum Auftakeln bereit. Vorher müssen noch drei gekleidete Schwichtschenkel mit ø 0,48 mm eingebunden werden. Auch diese sind auf dem folgenden Bild zu sehen. Naturgemäß unterscheiden sich diese von den Schwichtschenkeln des Goßmastes nicht nur in der Länge sondern auch im Durchmesser. Zwei davon zu viel angefertigte Exemplare sind rechts auf dem Bild zu sehen. DSC07831.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Gefunden habe ich noch etwas, Johann, auch im 'Harland ein paar Seiten weiter.
Es hat den Anschein, als wenn die Bootsgasten alles selbst bewerkstelligen und von Bord aus fiert man lediglich die Taljen. Es allerdings von den Taljen Taue, die an Deck führen, angedeutet. Aber dort werden dann einige Matrosen kräftig ziehen. Mehr scheint nicht zu sein, sonst hätte man das sicher ausführlicher gezeigt.
Hallo Peter, vielen Dank, das habe doch glatt übersehen.
Das funktioniert meines Erachtens jedoch nur, wenn das Boot weit genug von der Bordwand bzw. von den Rüsten entfernt an den Taljen hängt. Bei meiner Korvette würde das Boot wohl gegen die Rüsten schlagen, wie auf dem folgenden Auszug aus der Monographie zu sehen ist. Ein Abstoßen des Bootes wäre denkbar, aber sicherlich nicht praktikabel und die Gefahr des Kenterns wäre zu groß gewesen. LaCreole_Heck_Beiboot_Monographie_J.Boudriot.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Insofern war das Ablassen des Bootes wohl nur in Verbindung mit dem Absenken der Davits möglich.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
...dann wäre dies hier die einzige Möglichkeit, so zu sagen "alternativlos" -die neigbaren Davits, mit kräftigen Scharnieren und ebenso kräftigen Blöcken für die Davithaltetaue zum Kreuzmast.