Walter du bist gemein . 45 Figürchen und von vornherrein fürs ertrinken verplant - voll der vorsätzliche Mord . Und wenn nicht Nord West Passage dann halt ein Paralleluniversum . Alternativen sind denkbar . Wie immer tolles Projekt .
Einen schönen Sonntag- Morgen wünsche ich allen Anwesenden!
Bevor mein Projekt im Nirvana des Forums untergeht würde ich gerne berichten dürfen von den weiteren Bauarbeiten, welche die Skyline von Stockholm anno 1628 betreffen:
Die Ursprünge der Tre Kronor- Burg liegen im 11. Jh., die Anlage wurde immer weiter ausgebaut, jedoch 1697 durch einen Brand fast vollständig zerstört. Im heutigen Königsschloss stecken aber noch einige Reste der alten Burganlage.
Aktuelle Ansichten helfen mir also nicht weiter. Wenn ich das Jahr 1628 zitieren will, bin ich auf gemalte Darstellungen aus der Zeit vor 1697 angewiesen. Es existiert ein Diorama im Schlossmuseum, welches als Vorbild dienen kann, ich werde mich aber mehr noch an den Bildern aus der Filmproduktion orientieren. In wie weit ich der Vorlage in Blickrichtung vom Land zu Wasser folgen werde weiß ich noch nicht, hauptsächlich geht es mir um die Silhouette, aber bitte, seht selbst:
Lieber Bonden, ich kann dazu nur sagen, dass ich seit Kindesbeinen gerne mit Karton gearbeitet habe. Dabei bekommt man ein gewisses Gefühl für die Notwendigkeiten, wie muss ein Bauteil beschaffen sein, wie erzielt man Stabilität etc. Im Schiffsmodellbau ist das zum Teil auch einsetzbar, bei Gebäuden tut man sich aber leichter, weil sie meist einem Schema folgen. Am wichtigsten erscheint mir aber ein gewisses "Messi- Verhalten".
Ich sammle die unmöglichsten Dinge, manche liegen Jahrzehnte herum, bis sie zum Einsatz kommen. Sortiert sind die Sachen grob nach Plastik, Metall, Papier, Karton, Textilien, aber auch Seltsames wie z. B. Senfkörner, kleine feste Kügelchen, die ich gerne verwende. Ich nenne ein Beispiel: In dieser Burgensilhouette gibt es eine größere Kuppel, ich zeige sie Euch morgen, wenn sie fertig ist, Durchmesser an der Basis ca 42 mm. Konstruieren könnte ich das nicht, bauen vielleicht schon, aber ich erinnerte mich an diese kleinen rosa Schöpfer aus Plastik, die in den Waschmittelbehältern beigepackt sind. Das entsprach genau den Abmessungen, die ich mir wünschte, und das war es auch schon.
Einen immensen Vorteil ziehe ich aus dem Einsatz von Malerkrepp. Daraus lassen sich 0,5 mm breite Streifen schneiden und verarbeiten lässt es sich fast ohne Klebstoffeinsatz, weil es ja schon eine Klebeseite hat. Deshalb fällt der oft unvermeidliche Kampf mit den Klebstoffen weg, der ein sauberes Arbeiten in kleinem Maßstab schwierig macht.
Begonnen habe ich vor drei Tagen mit der Fenstererzeugung, davon würde ich ja eine Menge brauchen. Ein Streifen schwarzes Naturpapier, mit einem Streifen Klarsichtband beklebt, auf dem dann nach einem System schmale Bänder von Kreppband aufgeklebt werden. Wünscht man farbige Fensterrahmen, so klebt man einen Streifen auf eine metallische Oberfläche- ich benütze ein Messingblech- bemalt es in der gewünschten Farbe, und schneidet nach dem Trocknen entsprechende Streifen. Cutter, Metalllineale etc. sind natürlich von Nöten. So konnte ich in ca. einer Stunde an die achtzig Fenster herstellen.
Nehmen wir einen von den Türmen: Basis sind vier Teile aus fester Wellpappe, von der ich immer viel auf Lager habe, meine Frau ist ein überzeugter Anhänger des Versandhandels, deshalb kommt immer wieder Nachschub. Die Teile sind 8.5 cm hoch und 3 cm breit, wobei für zwei Teile die Materialdicke x2 abzuziehen ist, weil ich quadratische Grundrisse haben wollte. Zusammengefügt werden die Teile mit Ponal, das trocknet in 15 Minuten. Dann klebe ich die Türme auf eine Grundfläche und überziehe sie mit Kreppband. Nun ist das Ganze schon sehr stabil. Im Dachstuhlbereich befinden sich fensterlose Öffnungen, quadratisch, aber an der Oberkante gerundet. Ich habe dafür mit dem Bürolocher aus Naturpapier Konfetti gestanzt und dann an drei Seiten beschnitten.
Die Fenster habe ich schon erwähnt, für die Dächer musste ich ein wenig probieren, denn die sind flache Kegel, aber nach ein paar Schnittmustern bekommt man das schon hin. Darauf kommt ein kleiner zentraler Sockel, da findet sich immer etwas ( ich habe hier einige Papierröllchen, die für die Herstellung von Mastringen bestimmt waren, verwendet), Darauf befindet sich eine Art Metallring, das sind Teile von Ösen, darauf wiederum ein rundes Bauteil, und als Abschluss eine uralte gedrechselte Holzjuffer aus den 60er- Jahren und ein Belegnagel, der für meine bevorzugten Maßstäbe mittlerweile nicht mehr verwendet werden kann. Rund um die Basis des Tambours habe ich noch kleine halbe Ringe von einem alten Aquariumschlauch plaziert, ich glaube, der stammt noch aus den 1970er- Jahren, damals hatte ich ein Aquarium.
Die Dächer waren offensichtlich mit Kupferplatten gedeckt, da muss es Nähte geben, wiederum schmale Streifen von Krepp. Überhaupt müssen all zu glatte Flächen vermieden werden, die gibt es in natura auch nicht. Jetzt kommt noch die Bemalung: Ich verwende ganz simple Plakafarben, nur sehr selten- z. B. für Gold- auch diese kleine Tiegelchen. Ich habe für die Mauern Braun und Weiß genommen, für die Dächer Silber, Schwarz und Grün für einen Grundanstrich. Nach dem Trocknen gehe ich mit eher trockenem Pinsel nochmals mit Schwarz bzw. dem etwas abgedunkeltem Grundanstrich darüber, so bekommen die Dächer eine schöne Struktur.
Wenn Du noch Fragen hast, werde ich gerne aus der Nähkiste plaudern, aber wie Du siehst, ist das Ganze eine eher profane Mischung aus Abfall.....
Vielen Dank für alle "Likes"! Morgen gibt es Nachschub.....
walter
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Hach, Walter, dein Ansatz gefällt mir! Fernab von jedem Purismus, nicht das Material zählt, sondern das Ergebnis. Und aus eigener Erfahrung weiß ich ja, was für wunderbare Sachen man aus Karton bauen kann - und lässt man den Purismus draußen und nutzt auch alle anderen Materalien - egal ob Holz, Plastik, Kartoffelsalat, Bienenhonig oder Ziegenkötteln - kommt man, so sich die großzügige Materialwahl noch mit einer gehörigen Portion Fantasie, Ideenreichtum und Können paart, zu solch tollen Ergebnissen wie du sie uns präsentierst. Und dafür danke!
Ich freue mich immer mehr auf deinen Film - ich glaube, das wird in der Phalanx durchweg hochkarätiger Waltereien eine, die sich den Platz ganz oben im Olymp sichern wird.
Jetzt habe ich mich eine knappe Woche mit Häuserbauen herumgespielt, und ich muss sagen, es macht Spaß! Wenn ich nicht so vernarrt in Segelschiffe wäre, könnte das ein schöner Zeitvertreib sein. Im Unterschied zum Schiffsbau hat man es mit wesentlich handfesteren Dingen zu tun, Grundriss, Basis, Kubus, Quadrat, Kegel etc. Trotzdem mache ich jetzt einmal Schluss mit dem Burgenbau, letzten Endes werden ja nur ein paar Einstellungen auf die Silhouette benötigt.
Ich habe eine schöne Darstellung aus der Zeit gefunden, welche die Burg von der Landseite zeigt:
Unbenannt2.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Da kann man gut ein Torhaus erkennen, von zwei Türmen flankiert. Obwohl ich nicht all zu sehr ins Detail gehen wollte hat mich das gereizt:
IMG_4888.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Aus diesen Teilen muss nun eine halbwegs ansehnliche Burg zusammengestoppelt werden:
IMG_4887.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Ganze erinnert sehr an ein Spiel mit Bauklötzchen- aber bitte, seht selbst:
IMG_4891.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Irgendwo habe ich aufgeschnappt, dass Stockholm damals nur an die 25.000 Einwohner hatte, aber irgendwo müssen die ja auch gewohnt haben, dem werde ich mich jetzt einmal widmen. Muss schauen, was der Fundus hergibt....
walter
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Wenn Du Vorlagen für das alte Stockholm suchst, google doch einfach mal "Skansen Park Stockholm". Das ist ein alter Freiluftpark in Stockholm in dem alle möglichen originale Schwedengebäude zusammengetragen wurden. Die Höfe haben teilweise auch Tiere und "Bewohner" in Tracht. Die skandinavische Tierwelt wird ebenfalls in Freigehegen präsentiert. Ein sehr lohnenswertes Ausflugsziel in Stockholm!
Die Außenaufnahmen von Wahlgrens Vasa-Film sind zum Teil dort entstanden.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Vielen Dank für den Hinweis, Alexander! Ich habe mich im Skansen- Park umgesehen und werde mich auch daran orientieren, und vielen Dank für alle "Likes" und Kommentare!
Auf die Gefahr hin, dass hier jemand sagt, wir sind hier kein Architekturforum: Ich muss doch noch einen Nachschlag machen:
Ursprünglich wollte ich diese Burg in Einzelteilen belassen, nicht zu letzt, weil es dann einfacher wäre, die Teile zu lagern, das hat aber nicht funktioniert, dafür ist es wohl zu komplex. Also begann ich, zwei Teile zusammenzuleimen, und nachdem ich damit begonnen hatte, fügte sich ein Teil an den Nächsten, jedenfalls wurde dann doch ein verleimtes Sammelsurium von Gebäuden daraus. Ich habe versucht, der Skyline zu folgen, die in den Vorbildern dargestellt wird; natürlich ist mir das nicht wirklich gelungen, aber ich meine, im Großen und Ganzen bin ich doch noch auf Linie, bitte, seht selbst: