Zitat von Sweaty im Beitrag #164Aber Werner, was Du meinst ist wahrscheinlich die Deckwölbung, das ist die Krümmung (oder besser Wölbung) quer zum Rumpf, der Deckssprung ist längs.
...das wiederum heisst Balkenbucht....
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Ein Deck brauchte damals in zwei Richtungen eine Bucht, oder nenne es Radius im übertragenen Sinne. Der Deckssprung begann allgemein am Heck, hatte am Hauptspant seinen niedrigsten Punkt und stieg dann zum Vorschiff wieder an. Je nach Schiffstyp, Zeit/Land hatte man eine andere Sichtweise. P. Pett wird bei der Sovereign sicher darauf geachtet haben, dass der Deckssprung nicht zu üppig ausgefallen war. Hätte man eine üppigen Sprung gehabt, hätte es sicher Probleme mit den Geschützen gegeben. Der Schwerpunkt eines solchen lag sehr hoch, fast in der Mitte des Rohres. Stand ein solches Geschütz auf einer schiefen Ebene, und dann in Verbindung mit Seegang, lag es schnell auf der Nase. Die Decksbalkenbucht wiederum war notwendig, um das anfallende Wasser nach außen zu bringen. Diese Bucht hatte bis ca. 10 Zoll Höhe. Ob es von den englischen Kriegsschiffen Angaben zur Bucht gibt, kann ich nicht sagen. Nun stelle man sich vor, viel Sprung und ordentlich Bucht. Für ein Kriegsschiff tötlich, da die Geschütze kaum einsetzbar waren. Es gab in den Niederlanden ständig massive Auseinandersetzungen zwischen Flotte und Werften zu diesem Thema.
Zur Balkenbucht und Decksbalkenkonstruktion habe ich mal für die Minisail eine kleine Abhandlung geschrieben. Dabei beziehe ich mich zwar auf Duhamel du Monceau von 1798, was zeitlich natürlich nicht ganz passt, aber man kann wohl annehmen, dass die Verfahrensweisen sich in diesem Bereich nicht sehr geändert haben. Hier also mein Geschreibsel dazu (Word-Datei, s.u.)
Willi und Werner, vielen Dank für Eure ausführliche Erklärungen und vor allem an Willi, das wird mir zu einem späteren Zeitpunkt sehr helfen. Aber liege ich damit richtig wenn ich mich an die Vorgabe von J. Fincham, welche auch die von Peter Pett unterstütz, richte und die von G. Robinson in die Tonne werfe?
Was hat der arme Horatio verbrochen dass ihr ihn, diesen Hänfling zur See schicken wollt? Suckling 1771
Hallo Michael In den von Dir genannten Quellen bin ich nicht so firm, aber grundsätzlich sollte natürlich Primärliteratur vorgezogen werden. Wenn Fincham sich also an Pett orientiert, der die SoS ja gebaut hat, warum irgendwas anderes verwenden?
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Da hast Du vollkommen Recht. Meine Verwirrung war auch darauf begründet dass ich irgendwo wie gesagt einmal gelesen hatte, dass sie den besagten Deckssprung nicht gehabt hätte. Aber wenn ich noch nicht einmal mehr weiss wo das war und es auch nie wieder wiederholt gelesen habe, kann es nicht so grundlegend gewesen sein.
Was hat der arme Horatio verbrochen dass ihr ihn, diesen Hänfling zur See schicken wollt? Suckling 1771
Das Problem bei der SO ist leider, dass derartige Feinheiten nicht überliefert sind. Aber wenn du am Heck max. 400 mm und vorne 300 mm zugrunde legen würdest (Maßstab 1:1), bist du schon auf der sicheren Seite. Bei der Balkenbucht würde ich dir empfehlen, nicht mehr als 200 bis 250 mm zu nehmen.
Alle Schiffe hatten damals Sprung und Bucht. Nur es kam halt immer wieder vor, dass jede Werft eine andere Vorgehensweise hatte. Ich kann hier nur von den Niederlanden sprechen. Die Engländer haben meines Wissens sehr früh begonnen, Standards zu schaffen. Aber gerade Decks hat es bestimmt nicht gegeben. Das widersprach der damaligen Denkweise der Menschen. Du solltes dir eventuell das Buch von Frank Howard mit dem Titel Segel-Kriegsschiffe 1400-1800 besorgen. Er hat viele Grundlegende Dinge beschrieben.
vorsicht bei Fincham. Er geht meines Erachtens mit dem Seppings Modell von 1830 mit. So ist bei Fincham am Heck das Wappen der Stuarts abgebildet, was 1637 und später nicht vorhanden war. Die Seppings Rekonstruktion wurde meines Wissens auch aus dem Grunde aus dem NMM entfernt. Schau dir mal das Rotter Modell an, dass ist für mich die beste Rekonstruktion die ich kenne. http://www.schifferlbauer.com/ event. kann dir bei deinen präziesen Fragen Willi @schifferlbauer weiter helfen.
Man darf aber auch sagen, dass die Seping-Rekonstruktion nicht auf das Ur-Schiff von 1637 zurückgeht, sondern einen Stand zeigt, nachdem das Schiff in Länge und Breite verändert worden war. Aus meiner bescheidenen Sicht ist der Sepping-Plan nicht geeignet, um eine SO aus den Jahren ihrer Entstehung darzustellen. Das geht vermutlich in die berühmte Hose.
Kann Euch nicht garantieren ob bei überhaupt nicht alles in die Hose geht, aber dass ich unbedingt dieses Schiff bauen möchte habe ich schon daran gemerkt dass ich die ganze Zeit mich nicht überwinden konnte weiter zu bauen, aber es mich auch nicht reizte ein anderes Modell anzufangen. So habe ich lieber alles über Monate erst einmal bei Seite gelassen. Mich reizt es nicht nach einem Baukasten zu bauen, mich reizt es all die Fähigkeiten mir aneignen zu müssen für dieses Modell, sei es die Gedult für Recherchen, die Fähigkeit die Figuren zu schnitzen und alles weitere auch. Ob ich jemals in diesem Leben damit fertig werde ist mir egal, der Weg ist das Ziel. Und wenn ja, alles seine Richtigkeit hat und akurat perfekt ist, kann ich nicht garantieren. Aber ich möchte auch nicht hudeln und einfach zimmern. Deswegen wird es immer wieder größere Pausen geben. Aber ich bin für jede Hilfe, wie vorweg, so auch in Zukunft dankbar. Ich werde versuchen immer im Voraus meine nächsten Schritte zu erklären, wenn ich aber mal was übersehen habe scheut mich auch kein Abriss um es besser zu machen. Lasst uns einfach mal schauen was am Ende daraus wird.
Was hat der arme Horatio verbrochen dass ihr ihn, diesen Hänfling zur See schicken wollt? Suckling 1771
Hallo @kay Vielen Dank für die Empfehlung des Buches und Deine zwei Links. Sie haben mir sehr geholfen. Frank Howard schreibt, dass der Decksspung bei der Sovereign es zum ersten Mal nicht mehr gab! Das liess mich im ersten Moment wieder am Anfang meiner Frage stehen. Wenn man aber nun weiterliest erfährt man dass damit die Stufenförmige(!) anhebung des Decks damit Geschichte war, ein sogenanntes Glattdeck war erfunden. Bedeutet aber nicht dass die Pforten nun wie mit einem Lineal an der Bordwand gezogen waren. Von aussen ist es nicht ersichtlich, die Pforten folgenden immer noch der alten Krümmung wie zuvor schon @Werner sehr gut beschrieb, es war lediglich das Deck innen was nun auch dieser "Krümmung" angepasst war- und zwar von Bug bis zum Heck in einem ohne Stufen dazwischen. Könnte es sein dass ich es so richtig verstanden habe?
Was hat der arme Horatio verbrochen dass ihr ihn, diesen Hänfling zur See schicken wollt? Suckling 1771