Nachdem ich - maßgeblich durch die Unterstützung aus diesem Forum hier - zu der Überzeugung gelangt bin, dass meine Mercury nie nicht eine Bovenblinde hatte, brauchte ja meine Klüverbaumnock ein Upgrade. Da waren ja noch zwei Stropps dran (eins mit drei, eins mit zwei Buchten) sowie ein nach unten hängender Leitblock. Der Block dient der Bedienung der Bovenblindenrah - also weg. Der zweiäugige Stropp war ebenfalls für die Bovenblinde - also weg. Und der dreiäugige Stropp war bei Schiffen dieser Größe nur ein zweiäugiger; das Vorbramstag wurde bei dieser Schiffsgröße durch einen Leitblock geschoren, wusste Herr Schrage zu berichten. Also alles runtergefetzt und neu gemacht. Neu auch deshalb, weil ich mich nun umentschieden habe und dem alten Kauschenfetischisten Schrage folge. Nee, ist schon ok - Buchten legen, wo Kauschen hingehören, ist Feigheit vor dem Feind. Der Feind hieß bei mir in dem Moment "Selbstherstellen von kleinen Kauschen". Klappt mittlerweile einigermaßen. Unterschiedliches Messingrohr gekauft, Federstahl zum Stabilisieren beim Abschneiden, viele Versuche, viel Abfall, aber nun läufts - Danke an dafi für seine Methode! Hier also meine neue Klüverbaumnock, im zweiten Bild der abgefetzte Kram: M536.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) M537.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Operation am offenen Herzen
Und weiter ging's - und jetzt wird es gruselig. Weil, Bonden, der olle Pappkamerad, wagt sich wieder einmal in die unerforschten Abgründe der Holzbearbeitung. Blöd, wenn man schon zweimal diverses Zeugs bei Chuck bestellt hat und dann erst auf die entscheidende Stelle im Schrage stößt: Fockstagkragen und Borgstagkragen haben eine offene Herzkausche! Und Chuck hat solche in seinem Angebot. Aber wegen genau zwei Stück jetzt nochmal Versandgebühr und Einfuhrumsatzsteuer bezaheln, wobei dann der Bestellwert in keinem Verhältnis zu den Gesamtkosten steht? Nee, soweit reicht die Leidenschaft dann doch nicht. Also warum nicht mal versuchen, sowas selbst herzustellen? Ich sehe schon, wie die erfahrenen Holzwürmer unter euch jetzt ganz interessiert schauen, was jetzt kommt. Also dann, macht's euch bequem:
Ich darf nochmal auf meinen im Wesentlichen nicht vorhandenen Maschinenpark sowie die nur rudimentär vorhandenen Kenntnisse in der Holzbearbeitung verweisen. Aber egal - getreu meinem Motto "Mut ist die Dummheit der Ahungslosen" ging es los. Zuerst mal wurde das Profil eines Rundstabes in die richtige Form gefeilt; dann wurde eine Nut gefräst. Wobei fräsen nicht wirklich stimmt; ich habe das mit der Kante einer Schlüsselfeile sowie der Knickkante von Sandpapier getan... M538.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) M539.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Dann wurde mit der Laubsäge eine Scheibe abgeschnitten - und da lag er dann, der Rohling für meine offene Herzkausche: M540.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Nun in den Schraubstock einspannen und versuchen, freihändig mittels Proxxon mit einem dünnen Bohrer die U-förmige Öffnung herauszuarbeiten. Und Knack - war der Ärger da: M541.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Also nochmal von vorn... Diesmal hat es dann geklappt: M542.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) M543.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Da war dann noch viel Schleifarbeit nötig. Beide Stagkragen werden bekanntlich jeweils aus einem durchweg gekleedeten Tau gefertigt. Dieses wird dabei doppelt genommen, das heißt, das Tau wird so um das Herz gelegt, dass zwei gleichlange Schenkel entstehen, die man dann an den beiden Seiten der Herzen festbändselte. Hmm, so ein Tau hat bekanntlich einen Anfang und ein Ende. Im Original wurden die miteinander verspleißt, ich musste eine andere Lösung finden. Also klebte ich zuerst ein Ende des gekleedeten Taus genau an die Stelle, an der später die Bändselung hinkommt. M544.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Genau auf Stoß klebte ich dann das andere Ende des Taus dagegen - hierfür wurde wieder Ponal Turbo verwendet. Danach ist der Rest relativ schnell getan; Tau so formen und festkleben, dass es passt, dann die beiden Bändselungen anbringen, und fertig sind die zwei Stagkragen - und man sieht nicht mehr, wo das Tau seinen Anfang und sein Ende hat. M545.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) M546.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ach ja - auch die Fertigung des zweiten Herzes ging nicht ohne Fehlproduktionen ab... M548.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Im Bild noch eine geschlossene Herzkausche (Krick), die dann am Stagende das Gegenstück bildet. Die wird noch etwas "befeilt".
Einmal Probesitzen, um zu zeigen, wie es später mal ungefähr aussehen wird: M547.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Und wieder sowas, von dem ich früher dachte, das würde ich nie machen: Blöcke und so Krams selber herstellen. Wer jetzt errät, an welchen James-Bond-Film ich grad denke, darf sich den dreimal hintereinander anschauen.
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
.....solche Rückschläge kenne ich zu Genüge @Bonden , aber - man überwindet sich oder man besiegt sich selbst -nur nicht aufgeben ( du kennst die Karrikatur (?) -Der Frosch ist bis zur Hälfte -Kopf voran- vom Storch verschluckt, aber die Vorderbeine noch nicht, mit denen er dem Storch den Hals zudrückt ) .
Vielen Dank für die netten Worte und die Gefällt-Klicks!
@archnav Ja, das Holz von dem Rundstab war ziemlich hart, wobei ich keine Ahnung habe, was das mal für'n Baum war. Welches Holz wäre dann das geeignetere gewesen? Falls ich mal wieder in die Verlegenheit kommen sollte, mir selber irgendwelche Spezialblöcke zu zimmern...
ich denke da hattest Du Buche o.ä. am Start. Das ist natürlich extrem ungeeignet, da viel zu grobfaserig. Die bessere Lösung ist Buchsbaum, Birne, Apfel, Kirsche.
Mit diesen Hölzern kannst Du sehr feine Details herstellen. Das beste Holz dafür ist Buchs, danach kommt Birne usw.
Lass Dich bloß nicht unterkriegen, Dein Modell find ich einfach KLASSE !
Zitat von Bonden im Beitrag #262Vielen Dank für die netten Worte und die Gefällt-Klicks!
@archnav Ja, das Holz von dem Rundstab war ziemlich hart, wobei ich keine Ahnung habe, was das mal für'n Baum war. Welches Holz wäre dann das geeignetere gewesen? Falls ich mal wieder in die Verlegenheit kommen sollte, mir selber irgendwelche Spezialblöcke zu zimmern...
Gib mir mal deine Adresse per PN, ich habe hier noch einige Rundstäbe Birne liegen, 8 mm Durchmesser, schick ich dir einen zu, kriegschte Gratis, für den Fall der Fälle....
Sodele, der Bonden zeigt sich als lernfähig - soviel Hilfsbereitschaft darf nicht unbeantwortet bleiben!
Nachdem mir Kay freundlicherweise ein paar Proben Birne und Nussholz zukommen ließ, habe ich mich dran gemacht und die beiden offenen Herzkauschen nochmal hergestellt. Schon das Herstellen war eine Freude - auch dank elementarer Tipps von Kay an einen Holzwurmneuling, und das Ergebnis gefällt mir auch besser als die erste Produktion. Oben die alten, unten die neuen. Also die nehme ich jetzt: M551.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
So langsam nähert sich mein Bau dem Gang in die erste Etage. Was kommt als erstes um den Masttop? Der Hanger fürs Seitentakel. Und da sagt mir mein neuer Freund Schrage, dass bei Schiffen meiner Größe dieser einarmig ist und das zum Masttop passende Auge in der Mitte der Hanger durch Einspleißen eines kurzen Taustücks hergestellt wurde. Nun, zum Spleißen hatte ich keine Lust, wollte aber nun auch nicht einfach ein kurzes Stück gekleedetes Tau da so dranpappen. Ich weiß ja nicht, wie das andere hier in dieser Runde machen; ich seh bloß immer fein gekleedete Taue an den Modellen, und zum stundenlangen Stöbern im Forum hatte ich auch keine Lust. Wahrscheinlich schmunzelt ihr über meine Methode - macht nix, ich schmunzele selber: Mit meiner Kleedemaschine Marke Chuck kleedete ich zwei kurze Stücke auf zwei längeren Tauen. Dann spannte ich die gemeinsam ein und kleedete sozusagen den Rest. Nun, kleine Knubbel an den beiden augenwinkeln habe ich dennoch; ich glaube, das hätte ich auch einfacher haben können. Aber immerhin, mein erster Hanger ist fertig, und ich finde, er schaut nicht mal schlecht aus. Die Kauschen hab ich übrigens nach der dafi-Methode gefertigt, also zum Teil zumindest. Messingrohr, Scheiben abgesägt, entgratet, brüniert. Nun ja, nix spektakuläres, was ich hier zeige, aber ich will ja zeigen, dass auf meiner Werft gearbeitet wird...
M556.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) M557.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) M558.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Hach, ja, ich seh es auch: Ich muss noch Kalben fertigen!
Und dann hab ich noch den Großborgstagkragen gefertigt und ordentlich mit Rosenlaschung am Fockmast befestigt. Die Herzkausche ist eine von Krick, ich ahb sie aber um einiges aufgefeilt, da mir das runde Loch darin zu klein war. M559.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Für mich sind das alles kleine Premieren, deshalb schreibe ich darüber; falls ich da irgendwas falsch mache, weiß ich ja, dass der kollektive Aufschrei nicht lange auf sich warten lässt. Was ja auch gut und gewollt ist.
Die Vorbereitung für's Wantensetzen laufen weiter. Alle Wanten sind da, wo es sein muss, gekleedet, also alle im oberen Bereich, die beiden vorderen bis unten. Das erste Paar ist schon zusammengebunden, schaut jetzt so aus: M560.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Kleines Probehängen am Mast: M561.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ihr seht, ich habe Kalben gebaut - aus Balsaholz, anschließened mit Sekunde getränkt und dann gestrichen. Das Auge des Hangers habe ich um einiges verkleinert, gefällt mir jetzt besser.
Dann noch eine Frage: Ans Ende vom Mast kommt ein Kragen mit Einfachblock für das Großstengeborgstag. Bindet man solche Kragen am Mast immer auf gelb, oder geht das auch auf die Wuhling? Oder in diesem Fall oberhalb des runden Endes des Mastes? Da bin ich unsicher.
Es gibt wieder ein wenig zu berichten und zu zeigen. Ich habe sämtliche Wantenpaare für den Fockmast eingebunden, und nachdem ich sie dann mal probehalber alle über den Masttop gehängt habe, fand ich das schon wie ä bissel schön.
Dann habe ich aber gesehen, dass der Hanger im Vergleich zu den Wanten richtig hässlich aussieht, also hab ich den neu gebaut. So gefiel er mir dann gleich viel besser. M564.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) M571.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Erst später, beim probeweisen Anbringen des ersten Seitentakels, erkannte ich, dass er zu lang ist. Tja, da blättert man täglich stundenlang im Schrage, aber die entscheidende Passage zur Länge des Hangers (0,76 vom auge bis zur Kausch der Masttop-Länge) las ich natürlich viel zu spät. Aber zum Glück brauchte ich das Teil nicht komplett neu bauen. Ich setzte Sekundenleimringe oberhalb des richtigen Platzes der Kauschen, schnitt dann die alten Kauschen ab, dröselte von dem kleinen Rest bis zum Punkt der neuen die Kleedung auf und band dann die Kausche in das freigelegte Tau. Dann eine kleine Kleedung von Hand, und fertig war's. Und der neue Hanger sieht noch immer viel besser aus als die Beta-Version. M575.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Beim Seitentakel hielt ich mich dann brav an den Schrage. M573.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) M576.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Das lange Ende des Mantel-Takels ist erst mal nur provisorisch um die Timber-Heads gelegt; da gibt es bestimmt noch was nachzuspannen, und dann wird es so wie vorgesehen festgemacht.