Das oben schon vorgestellte 3-teilige Deck ist (nicht ganz ohne Mühe) eingepasst. Es soll lediglich mit Holzdübel auf den Spanten befestigt werden, damit es in einem (modellbauerlichen) Katastrophenfall wieder leicht zu entfernen ist. Es sollte auch noch eine gewisse Alterung erfahren. Wie ich das bewerkstelligen soll, weiß ich noch nicht.
Nachdem ich mich mit mir selbst auf eine Wasserlinie geeinigt hatte, konnte ich den Unterwasserrumpf weiß streichen. Ich habe eine handelsübliche Farbe und den Farbton Reinweiß gewählt. Laut Angabe des Museums in Amsterdam ist das Vorbildmodell restauriert worden, wobei höchstwahrscheinlich der teilweise verrottete Unterwasserrumpf ebenso wie dessen Lackierung erneuert wurden. Diesen Unterschied zwischen der neuen Farbe und der erkennbar gealterten des Rumpfes möchte ich zumindest in Ansätzen wiedergeben.
Ich wünsche allen ein nach Maßgabe der unfriedlichen Weltlage friedliches Osterfest. Schmidt
Ich lege gleich mal nach. Ich hatte ja schon mehrfach gesagt, dass ich sehr davor zurückscheue, Arbeiten am Rumpf durchzuführen, die ich nicht rückgängig machen kann. Aber was sein muss, muss sein. Mit der Lackierung des Unterwasserrumpfes hatte ich bereits einen Markstein gesetzt. Die Farbe kann ich durch Übermalung immer noch ändern, aber die Wasserlinie muss jetzt bleiben, wo sie ist. Sehr viel heikler ist der nächste Schritt. Ich hatte mir vorgenommen, die Bordwand so zu gestalten, dass das Modell nicht wie ein Modell aus dem Bausatz aussieht, das mit modernen Mitteln wie zum Beispiel Sekundenkleber zusammengebaut worden ist. Das Original in Amsterdam zeigt deutliche Spuren der ursprünglichen Nagelung. Es sieht so aus, als habe man kleine Eisennägel zum Befestigung der Planken benutzt, sie tief in das Holz geschlagen und dann mit Holzkitt verdeckt. Doch die Eisennägel sind gerostet und haben mehr oder weniger unregelmäßige schwarze Kränze gebildet. Genau das wollte ich nachbilden. Man ist ja auch ein bisschen ehrgeizig. Also habe ich zunächst begonnen, die Lage fiktiver Spanten in Anlehnung an das Amsterdamer Modell zu bestimmen.
Anschließend habe ich mit einem sehr dünnen Bohrer die Lage der fiktiven Nägel auf den Rumpf übertragen und an diesen Stellen mit einem runden Fräser von etwas mehr als einem Millimeter Durchmesser fiktive Nagellöcher hergestellt. Deren Ränder habe ich mit einem schmalen Lötkolben vorsichtig verbrannt. Man hätte das vielleicht auch mit Farbe bewerkstelligen können, aber dann hätte meines Erachtens die Gefahr bestanden, dass die Farbe in das Holz zieht und dort nicht mehr beseitigt werden kann. Mit dem Lötkolben kann man tatsächlich, wie die Erfahrung gezeigt hat, wesentlich einfacher agieren und der Effekt ist sogar noch besser. Die Mulden habe ich dann mit einem Holzkitt gefüllt, der ziemlich genau die Farbe der Bordwand hat.
Die nächsten beiden Bilder zeigen das gleiche Fake-Nagelloch, einmal nach der Applikation des Holzkitts, dann nach einem Feinschliff mit 320er Schmirgelpapier.
Die Arbeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen, aber hier kann ich ein Stück fertige Bordwand zeigen. Ich bin mir noch unschlüssig darüber, wie ich die Bordwand abschließend behandeln soll. Zur Auswahl stehen wie immer: Klarlack, Beitze, Wachs und Möbelpolitur. Eine Möglichkeit wäre es auch, gar nichts zu machen. Hat jemand einen Tipp für mich?
Ich habe es gewagt. Ich weiß zwar, dass es immer gefährlich ist, den Objekten der eigenen Sehnsucht zu nahe zu kommen, aber die Gelegenheit durfte ich nicht auslassen. Vorgestern bin ich nach Amsterdam gefahren (von meinem Heimatort ein besserer Katzensprung), um die dortige Ausstellung mit Arbeiten der Marinemaler Van de Velde (Vater und Sohn) anzusehen. Über die Ausstellung vielleicht an anderer Stelle mehr. Ein paar Räume weiter dann die erste Wiederbegegnung mit der grünen Statenjacht nach etwa 7 Jahren.
Das Foto zeigt im Vordergrund mich, glücklicherweise im Schatten, so dass man mir (hoffentlich) die 3 Stunden nicht ansieht, die ich gebraucht habe, um alle Van de Velde Exponate hochauflösend zu fotografieren. Im Hintergrund das Modell, und obwohl mein Kopf nicht so recht als Größenvergleich taugt, kann man vielleicht erahnen, wie groß es tatsächlich ist, locker über 2 Meter. Leider steht es inzwischen noch ein bisschen ungünstiger, so dass ich nicht all die Fotos machen konnte, von denen ich geträumt hatte. Aber ich will nicht unzufrieden sein; einige bislang im Dunkeln gebliebene Bereiche habe ich jetzt deutlich sehen können, darunter den oberen Abschluss des großen Heckornaments, die Befestigung der Flagge und die Hecklaterne.
Dass das Modell von Billing Boats die Linien des Rumpfes nicht ganz korrekt wiedergibt, wusste ich bereits und hatte es akzeptiert, als ich mit dem Bau begann. Es gab aber auch positive Überraschungen. Ein paar Bereiche und Ornamente, die ich als "educated guess" gestaltet hatte, erwiesen sich als ziemlich gut "educated".
Neid, purer Neid. 😩😁😁Bisher habe ich es nicht geschafft dieses Museum mal zu besichtigen, da ich nie aus dem Flughafen zwischen zwei Fliegern hinausgekommen bin.
Angarvater
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Nachstes mal steigst du aus das die Flugmachine, nimmt die Zug zu Amsterdam - Hauptbahnhof, besucht das Schifffahrt-Museum, und das RijksMuseum, und steigst ein im Regionalbahn zu Berlin Hbf. Dauert ein bischen laenger, aber lohnt sich :)
Alle Museen sind immer eine Reise wert. Man kann aber auch den Versuch unternehmen sich mit einer verantworlichen Person zu verabreden. Dann werden meistens auch andere Türen geöffnet.
Man glaubt nicht, wie viele Schiffsmodelle noch, oder wieder in den Depots der Museen lagern. In den vergangenen Jahrzehnten konnte ich immer wieder in diese Depots, um bestimmte Modelle in Augenschein zu nehmen. Ganz besonders entgegenkommend sind hier die Mitarbeiter in Rotterdam gewesen. Aber auch in Amsterdam gab es nie ein direktes Nein.
Heute geht es einmal quer durch die Werkstatt zur Begutachtung weiterer Fortschritte. Die nächsten 3 Bilder zeigen die Rüsten. Ich habe die Bausatzteile genommen, die der erste Erbauer des Modells erstellt hatte, habe sie überarbeitet und abgegossen. Sie weisen einen Fehler auf, der sich durch die meisten BB Modelle zieht. Die Löcher für die Rüsteisen liegen nicht auf einer Linie. Offenbar haben die Konstrukteure die asymmetrische Form des Rüstbrettes missverstanden. Keineswegs geht es hier darum, die Wanten Kurven fahren zu lassen, um den Matrosen das Aufentern zu erschweren. Die Verdickung im hinteren Teil verhindert vielmehr, dass das Seitenschwert nach vorne schlägt.
Hier die beiden Teile lackiert. Das untere hat bereits einen Überzug mit dem wohl bekannten Vandyckbraun. Den sanften, leicht antiquarischen Schimmer bekommt man wohl nur mit Ölfarbe hin.
Dasselbe gilt auch für 3 weitere Teile. Das Oberlicht ist ein kompletter Neubau, das Geländer um den Abgang wurde überarbeitet. Letzteres gilt auch für das Bratspill mit den Ankerbalken. Hier fehlen noch die Löcher zum Einsetzen der Spaken.
Dank einer Exkursion ins Schifffahrtsmuseum von Amsterdam konnte endlich der obere Abschluss des Heckornaments sowohl von der Vorderseite als auch von der Rückseite gestaltet werden. Dasselbe gilt für die Halterung der Fahnenstange.
Hier ein erster Versuch mit Fensterkreuzen aus lackiertem Klebeband. Sorry, soll nicht wieder vorkommen.
Und eine der beiden hinteren Stückpforten, die in Wahrheit die Fenster der Kapitänskajüte sind.
Und zum Schluss für heute ein kleiner Vorgriff auf die Takelage. Die beiden Blöcke sind Bearbeitungen eines sehr eckigen und rohen Teils, das sich in größerer Zahl in meinen Beständen fand. Der Vergleichscent ist Unsinn, weil er viel zu weit entfernt liegt. Der obere Block ist ca. 7,5 Millimeter lang, der untere gut einen Millimeter kürzer. Sie sind rund gefeilt, abgeschliffen und mit Beize behandelt. Mir scheinen sie ganz passend zu sein. Was meinen die Takelexperten?
Für das Jahrhundert leider immer noch ein bisschen zu eckig. Im Beitrag #96 ist auf Bild 4 vom Original schön zu sehen, wie rund die Blöcke sowohl am Umfang als auch seitlich waren. Farblich aber in Ordnung.
Heute nur ein Bild, das aber gleich zwei Neuigkeiten zeigt. Zum einen ist die Galion jetzt komplett mit Figur, Ornamenten und den seitlichen Verstärkungen. Letztere sind nicht aus Holz, sondern Gussteile aus Resin, die sich ihrer Position besonders gut anschmiegen. Die deutlich sichtbaren Befestigungen sind dem Original nachgeahmt. Zum anderen ist der Rumpf nach Hinweis eines Modellbau Kollegen zweimal mit Clou Schnellschleifgrund gestrichen. Die glättet die Oberfläche und bringt die Maserung etwas mehr zum Vorschein, ohne wie ein Lackauftrag zu wirken. Feiner Tipp!
Weiter mit meinem Modell, rund um das jetzt die Entscheidungen Schlag auf Schlag fallen. Gestern war es die Entscheidung über das "richtige" Grün. Man hat mir allenthalben geraten, einen Farbton zu nehmen, der im 18. Jahrhundert üblich war, weil die Pigmente vorlagen. Das ist in diesem Fall Chromoxidgrün. Ich habe eine Reihe von Farbproben mit verschiedenen Öl- und Acrylfarben auf Holz gemacht.
Schließlich habe ich mich für diese schnell trocknende Ölfarbe entschieden. Sie stammt von einem Anbieter, den ich vorher nicht kannte, und befindet sich im Sortiment der weitverbreiteten Firma Boesner (Künstlerbedarf).
Hier eine Farbprobe im Unterschied zu Humbrol Nr. 76, das ich als mehrfache Grundierung benutzt habe.
Die Farbe trocknet tatsächlich beinahe über Nacht, so dass es heute Morgen möglich war, eine Probe mit den Ornamenten zu wagen. Ob und wie es später noch Alterungen (washing) geben wird, weiß ich heute noch nicht zu sagen, bin auch selbst noch ganz außer Atem wegen der vielen Entscheidungen, die jetzt gefallen sind.
Lieber Burkhard, nicht nur die Verzierungen, auch die Farbgebung sind Dir hervorragend gelungen. Ich bewundere Deine Arbeit bereits seit Anfang an und bin begeistert über Deine erreichte Nähe zum Originalmodell.
Man sagt, die Fenster sind die Augen eines Hauses. Ich denke, für ein Schiff gilt Ähnliches, zumal wenn es (in Teilen) ein zeitgenössisches Haus imitiert. Ich hatte für die seitlichen Erkerfenster bereits Sprossen angefertigt und geplant, die Fensterscheiben einzeln einzusetzen und mit Kit zu befestigen, um so ein möglichst authentisches Bild herzustellen. Das ist gründlich gescheitert. Die Sprossen waren zwar sehr stabil, erinnerten aber eher an einen Pferdestall als an ein Rokoko-Gebäude.
Wir heißt es in der Bibel: Wenn dich dein Fenster stört, schlage es ein.
Auf ein neues: Ich habe schmale Polystyrol-Streifen eingesetzt, hinter die die Scheiben jeweils als ganze passen sollen. Dabei wurden auch die mittleren Streben erneuert.
Hier mit einem ersten Anstrich. Die zusätzlichen Leisten lassen das Fenster schon jetzt filigraner erscheinen.
Und hier die ersten beiden Scheiben mit ihren Sprossen. Die Sprossen bestehen aus mehrfach übereinander geklebtem, in schmale Streifen geschnittenem und dann angestrichenem Klebeband. Es lässt sich beim Aufbringen auf das Plexiglas so lange korrigieren, bis die Sprossen eine gerade Fluchtlinie bilden.
Ich habe mich nun doch aufgerafft und das Innere der Kabine ein bisschen hübscher gestaltet. Nun ja, eigentlich habe ich nicht mehr getan, als es weiß zu streichen. Etwas mehr Arbeit steckt in der Gestaltung der Hinterfront des Frontschotts. Das soll aber auch schon genug gewesen sein. Frontschott und Dach werden werden allerdings nicht eingeklebt und lassen sich immer wieder wegnehmen. Sollte es mich also reiten, das Interieur eines kleinen Rokoko-Gartenhauses zu bauen, besteht dafür später noch die Möglichkeit.
Wir fotografieren unsere Modelle, um interessierte Modellbauer am Fortschritt unserer Arbeit teilhaben zu lassen. Die Fotos haben aber auch die Funktion von Selbstkontrolle und Selbstkritik. Ich persönlich finde es ausgesprochen wichtig, meine Modelle in einem möglichst frühen Bauzustand auch einmal an die frische Luft zu bringen, damit die Sonne womöglich an den Tag bringt, was das künstliche Licht im Bastelkeller bislang unsichtbar hat bleiben lassen. Hier nun also die Staatenjacht mit ca. fünfundneunzig Prozent der Rumpfteile..
Ein kleiner Zusatz: Es ist immer wieder erstaunlich, dass auch große Teile in der Werkstatt lange (hoffentlich nicht für immer!) verschwinden können. Bei den Miniteilen meiner 1:150 Modelle habe ich dafür großes Verständnis, aber jetzt fehlt sage und schreibe das komplette Geländer um den Niedergang, Größe etwa eine Zigarettenschachtel. Und Beine oder Räder habe ich definitiv nicht daran gebaut.