Alles Gute und Gesundheit fürs neue Jahr und weiterhin viel Freude und Erfolg bei Deinen aktuellen Projekten.
Die neuen Ornamente sehen schon sehr gut aus. Der "Rokoko-Knubbel" hat eine große Ähnlichkeit mit seinem Vorbild und zeigt auch sehr schön die Grundprinzipien des Ornaments der Rocaille. Dieses "lebt" ja von der Abwechslung aus tiefgezogenen konkaven und hochgewölbten konvexen Formen und dem daraus resultierenden Schattenspiel. Dies ist bei der Form in #43 schon teilweise gut getroffen (gelbe Pfeile), könnte aber vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch ein wenig prägnanter ausgearbeitet werden.
Ich habe mal versucht, einen Teil des Elementes unten rechts im Querschnitt zu zeichnen. Die gestrichelte Linie soll die Vertiefungen in der Wellenform darstellen. Statenjacht_Ornament_Linien.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
An den blauen Linien entlang könntest Du die Form noch etwas vertiefen und dem Bereich zwischen der blauen und grünen Linie eine etwas konkavere Form verleihen. Ich weiß nun nicht, ob eine Optimierung da eher durch den Aufbau mit weiterem Material oder durch wegfräsen erreicht werden kann. Du beherrschst ja beide Methoden meisterhaft.
In der Gesamtansicht in #44 wirken die Elemente schon sehr "original" und es ist auch zu erkennen, daß an dem als Beispiel herangezogene Element das "Schattenspiel" noch nicht so ausgeprägt ist, wie z. B. am "Rokoko-Knubbel" oder an den beiden Formen des langen Dekorelementes an der Bordwand.
Insgesamt gesehen nähert sich das Dekor schon sehr stark seinem Vorbild an und ich bin gespannt, was Du noch alles zauberst.
@Collingwood Vielen Dank! Ich glaube, ich habe das verstanden. Ich will es mal mit meinem kleinsten Fräser versuchen. Aber man muss da sehr vorsichtig sein. Schnell ist zu viel weggenommen. Schmidt
Ich war gerade dabei, dem Niedergangsgeländer ein update in Form eines vergrößerten Sockels zu verpassen, da „ereilte“ mich ein verspätetes Geburtstagsgeschenk. Ein feiner Nieselregen ging auf mich nieder, etwas ungewöhnlich für einen Kellerraum. Nach einiger Suche war der Täter gefunden: ein feiner Wasserstrahl floss von einem undichten Rohr hinter der Spülmaschine in der Küche im Stockwerk über mir herunter in die Werkstatt. Und zwar wahrscheinlichseit Monaten! Allerdings vollkommen unbemerkt, denn die (jetzt leergeräumte) Regalwand enthält lauter Pappkartons mit Bausatzteilen, Formen und Gussteilen, und die Kartons haben an ihrer unsichtbaren Rückseite über Monate das Wasser aufgefangen, um es in ihrer Struktur nach und nach wegtrocknen zu lassen. Da ich keinen der mittleren Kartons in dieser Zeit herausgezogen hatte, war mir die mildtätige Leistung dieser braven Helfer unbekannt geblieben.
Jetzt hieß es: Alle Kartons raus, um Platz für den Installateur zu schaffen – der letztlich nicht unten in der Werkstatt, sondern oben in der Küche den Defekt fand; neue Kartons ordern und alle Teile umpacken. Dabei stundenlang entscheiden, welche total verunglückte oder definitiv nicht mehr gebrauchte Form bei der Gelegenheit in den Müll darf. Ganz ganz ganz tolle Arbeit. Super lustig! Absolut kreativ. Macht überhaupt nicht wütend oder depressiv.
Eigentlich mag ich den Satz, dass man die Krise als Chance begreifen soll, nicht so besonders. Aber dieses Mal habe ich danach gehandelt. Jetzt dürfte bis ans Ende meines Bastlerlebens genug Ablageplatz zur Verfügung stehen.
Das Teil auf dem Foto unten hat mich jetzt nach Kräften geärgert. Ich hatte den kleinen Erker schon fast fertig und dabei die Teile des Bausatzes zur Hilfe genommen, da ging mir auf, dass drei gleich große Fenster nicht dem Vorbild entsprechen. Sie sehen auch weniger nach Renaissance als nach Vorstadtmittelalter aus. Seitdem rechne und messe ich mir einen Wolf. Die zerstörten Vorstufen zeige ich nicht, jetzt bin ich (hoffentlich) auf dem richtigen Weg.
Das 'Palladio-Motiv' (im weiteren Sinne), d.h. ein breiteres Fenster zwischen zwei schmaleren, hat mehr Spannung und wurde in der Architektur seit dem 16. Jh. häufig verwendet.
Während ich mir an dem Erker noch immer ein ganzes Wolfsrudel messe, schneide und schleife, habe ich bereits eine andere Baustelle aufgemacht: den großen Fisch, der an dieser Jacht wie an vielen anderen Schiffen der Zeit eine beherrschende Position einnimmt. Ich denke, das rührt nicht nur daher, dass ein Fisch für ein Schiff ein ziemlich passendes Schmuckobjekt ist, sondern auch daran, dass man ihn den Proportionen des Rumpfes entsprechend inszenieren, also: biegen und verdrehen kann. Hier zunächst der Amsterdamer Originalfisch:
und hier der Fisch am Modell:
Ihn habe ich als Vorlage genommen und zunächst mit dem Fräser im Volumen reduziert. Dann habe ich mit Magic Sculp gewisse Veränderungen an der Form vorgenommen. Unter anderem waren die Schwanzflossen zu klein. Im nächsten Schritt habe ich die Strukturen der Oberfläche (bis auf die Schuppen) ebenfalls mit MS nachzubilden versucht. Hier das bisherige Ergebnis zusammen mit dem ehemaligen Zwilling.
In diesem Zustand werde ich den Fisch wahrscheinlich abformen, um den bisherigen Status nicht durch zukünftige Fehler zu verlieren. Wie ich die Schuppen so gleichmäßig wie am Original hinbekomme, weiß ich noch nicht. Sachdienliche Hinweise werden gerne entgegengenommen! Schmidt
Falls Du den Körper weiter mit Spachtelmasse aufbaust, könnte Du Dir eine Art Stempel machen. mit dem Du den Umriß in die angezogene Masse drücken kannst. Da die Schuppen zum Schwanz hin kleiner werden, wird man vielleicht mehrere Stempel brauchen.
Wie heißt es bei uns Modellbauern immer so schön: Fisch muss schwimmen. Und genau da habe ich gepatzt. Bevor ich den Fisch zu pimpen begann, hätte ich mir sein Aquarium ansehen müssen, insbesondere die Wellen (das Wellenornament), auf denen er harmonisch abwärts gleitet. Das Ornament habe ich jetzt erst einmal nachzuahmen versucht, und ihm musste der Fisch umgebogen und geschliffen werden. Bei Gussteilen dieser Stärke versagt der Föhn, da musste das Messer des Chirurgen ran. Jetzt ist alles einigermaßen stimmig, jedenfalls auf dem Weg zur Stimmigkeit. Zur Herstellung des Wellenornaments später mehr. Dito zum Thema Konfetti auf Fisch.
Warum hast den Fisch ein Zentimeter nach Vorne versetzt. Da hat die Bausatz recht: das Schnitzwerk der Spiegel ist ziemlich dick, und die Fisch steht gegen das Schnitzwerk. Sieht tnun schon viel besser aus als die Billings-Fisch.
Der Fisch steht schon einigermaßen richtig. Das große Ornament am Heck reicht nämlich um die Ecke! Billing Boats hat das ein bisschen arg simpel interpretiert. Keineswegs liegt es hinten mit mehr als einem Zentimeter auf dem Heckspiegel, sondern viel flacher. Es muss also L-förmig zugeschnitten werden und ragt dann signifikant auf die seitliche Bordwand. ich muss allerdings zugeben, dass ich lange gebraucht habe, bis ich die Modellfotos so interpretieren konnte. Und hier ein erster Versuch, die Schuppen des Fisches nicht zu modellieren, sondern durch aufgeklebtes (selbst hergestelltes) Konfetti zu gestalten. das geht meines Erachtens in die absolut richtige Richtung. Ganz herzlichen Dank für den Tipp. @Tarjack Die Schuppen könnten wohl noch ein bisschen prominenter sein. Dazu brauche ich etwas dickeres Papier.
Ich werkele jetzt seit drei Wochen recht intensiv an dem Modell, und manchmal habe ich das Gefühl, ich komme nicht recht weiter. Ich weiß, das Gefühl täuscht! Ich habe Monate für die neuen Heckgalerien des Ludwigs gebraucht, und die waren ja eigentlich winzig. An der Staatenyacht habe ich bislang ein Vielfaches an Material bearbeitet und gestaltet. Nach kurzer Zeit sieht meine Werkbank aus, als würde ich nicht Schiffsmodelle, sondern Schlafzimmerschränke bauen! Aus psychologischen Gründen habe ich mir nun erlaubt, eine Art Vorschau auf die fertige Gestaltung des Heckbereichs herzustellen. Das war aber kein Spiel nebenbei, tatsächlich arbeite ich ja mit skalierten und angepassten Fotos vom Originalmodell in Amsterdam, um daraus die Vorlagen für die Ornamente herzustellen.
So also soll es einmal aussehen. Es gilt hier dauernd, gewisse Kompromisse zu schließen, denn an die Architektur des Rumpfes gehe ich nicht heran, nachdem ich schon drei dieser Rümpfe beim Versuch, sie zu verbessern, schlichtweg vernichtet habe. Schmidt
Inzwischen ist mir leider (oder Gott sei Dank) klar geworden, dass ich die Gestaltung der Ornamente an der Bordwand nicht sinnvoll zu Ende bringen werde, ohne gleichzeitig die Ornamentik des Hecks zu verstehen und zu entwerfen. Es hängt eben alles mit allem zusammen. Barockschiffe mögen üppiger wirken, sind aber letzten Endes einfacher nachzubauen, insoweit die einzelnen Ornamente sich additiv zueinander verhalten. Rokoko aber heißt: Alles kuschelt irgendwie mit allem. („Kunstgeschichte, schnell erklärt.“) Zum Glück gibt es eine unattraktive, aber technisch aufschlussreiche Frontalaufnahme vom Heck des Originals.
Die habe ich mit einem Fotobearbeitungsprogramm soweit bearbeitet, dass alle nicht zum Heckornament gehörenden sichtbaren Elemente weggenommen sind. Die Umsetzung in schwarz-weiß hebt die Linien hervor. Außerdem musste das Bild leicht gestreckt werden, um die Verkürzung auszugleichen, die auf dem Foto durch die Schrägstellung des Hecks entsteht.
Und dann ging es ans Skalieren. Versuch und Irrtum.
Schließlich die große Überraschung: eine gleichmäßige Höhen/Breiten-Skalierung (ohne Stauchung oder Drehung) brachte ein brauchbares Ergebnis. Das bedeutet: Im Großen und Ganzen ist das oft gescholtene Modell von Billing Boats doch eine recht maßstabsgetreue Nachbildung des Originals! Hier sitzt die letzte Fassung meiner computertechnischen Manipulationen bereits an Ort und Stelle und zeigt dabei, dass auch die von BB vorgesehene Position und Größe der Fenster geradezu bestürzend korrekt ist.
Es geht also jetzt darum, dass Heckornament zu entwerfen, zumindest dessen seitlichen Teil, der herüber auf die Bordwand ragt und den Bauch des Fisches stützt. Ich habe eine Kopie des skalierten Spiegels unter eine Glasplatte gelegt und darauf das Ornament mit Modelliermasse (MS) in den Umrissen geformt. So konnte ich zwar nicht in die Tiefe gehen, wie es bei diesen Muscheln und Schneckenhäusern nötig ist, bekam aber gewissermaßen die obersten zwei Millimeter.
Da ich eine dünne, aber kräftige, durchsichtige Folie untergelegt hatte, zerfiel das Ornament nach dem Austrocknen nicht in einzelne Teile.
Und nach Abformen und Abguss habe ich jetzt ein zusammenhängendes Teil, mit dem ich weiter arbeiten kann. (Selbst ausgedacht? Ja. Ich sage das mit Stolz, denn ich glaube, bislang habe ich alles, was ich im Modellbau praktiziere, irgendwo abgeguckt.)