Wie ich beim gestrigen Treffen in Augsburg erfahren habe, hat es einige Modellbauer erwischt. Sogar sehr erst!
Ich dachte, wir Modellbauer sind allein wegen unserer zurückgezogenen Lebenweise besonders geschützt. Aber auch ich habe mich schon zweimal mit dem Virus infiziert. Ohne große Einschränkungen zum Glück.
Liebe Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Ganz herzlichen Dank für die Genesungswünsche! Erwischt hat es mich tatsächlich am vermeintlich sichersten Ort der Welt, in meiner Bastelwerkstatt, beim Besuch eines befreundeten Restaurators. Pünktlich zehn Tage nach Ausbruch der Infektion hat mir das große C heute erstmals eine nennenswerte Bastelsession erlaubt. Also habe ich getan, was ich mir längst vorgenommen hatte: Ich habe neue Formen von den beiden Erkern erstellt. Sie waren zuletzt so stark umgebaut worden, dass sie nur noch als ziemlich instabile Unikate existierten. Und ich weiß zwar nicht, ob ich das jemals brauchen werden, aber ich hätte doch gerne einen vollständigen Satz von Formen für die Staatenjacht von Billing Boats. Hier ein nicht besonders gelungenes Foto vom ersten Abguss aus der neuen Backbord-Form.
Hier war angemerkt worden (@collingwood), dass der Löwe auf der Galion doch etwas sehr nach Hamster aussehe. Also habe ich ihm eine Nasenkorrektur und zwei Ohren verpasst. Mehr mache ich nicht daran, sonst sieht er am Ende noch wie ein richtiger Löwe aus und wäre damit seinem Vorbild nicht mehr ähnlich.
Und damit zu den vielen Kleinigkeiten, aus denen ein Segelschiff besteht. An dieser Multiple-Jungfer habe ich jetzt schon lange herumgeschnitzt. Soll ja auch hübsch aussehen, und die Taue sollen einander nicht in die Quere kommen.
Das ist kein ready made auch keine Installation für Chiquita Bananen. Das sind die acht Fender, natürlich allesamt Abgüsse von einem Urmodell aus magic sculp.
Eine Klampe, ebenfalls aus der Serienproduktion.
Und schließlich das Gehäuse der Umlaufrolle für das Seitenschwert, das sich natürlich vorbildgetreu absenken und hochziehen lassen soll. Überhaupt gedenke ich mit diesem Modell viele schöne Winterabende zu verbringen, an denen ich mit der Takelage spielen und authentische Segelmanöver nachstellen werde.
die Schönheits-OP des Galionslöwen ist Dir gut gelungen. Im Gegensatz zu seiner Dasein als "Rennhamster" ist er seinem Vorbild nun sehr ähnlich geworden. Weiterhin viel Erfolg beim Auftakeln und bei der Erprobung von Segelmanövern an langen Winterabenden.
Stimmt. Durfte selbst mal eines im Maßstab 1:1 hochziehen. Aber dafür wird es ja auch einen Flaschenzug geben, dessen Blöcke auf dem Schanzkleidabschluss sicher hässliche Kratzer hinterlassen werden. Schmidt
Das sind lauter Vorstufen oder misslungene Abgüsse des großen Erkers und der Delphine. Ich habe sie natürlich nicht weggeworfen. (Bastler sind Menschen, die nichts wegwerfen!) Jetzt sind sie allesamt gestrichen worden und werden demnächst als Probeobjekte für verschiedene Alterungsmethoden dienen. Ich denke nämlich, dass ich die Alterungstechniken, die ich an meinen 1:150 Modellen anwende, nicht einfach auf dieses 1:30 Modell werde übertragen können. Ich habe mich auch bei Fachleuten umgehört und dabei unter anderem von einer Technik erfahren, bei der mit Farbpigmenten versetztes Bohnerwachs aufgetragen und gleich wieder abgewischt wird. Darauf bin ich besonders gespannt, verspricht dieses Verfahren doch, dem Untergrund einen „altmodischen“ Glanz zu verleihen.
Das erste Ergebnis meiner Alterungsversuche liegt bereits vor, aber es ist äußerst schwer fotografisch zu dokumentieren. Das Verfahren: Farbpigmente Umbra Natur eingerührt in Rapid Medium von Schmincke, einer zähen Flüssigkeit, die die Trocknung von Ölfarben beschleunigt. Mehrere Versuche mit verschiedenen Anteilen von Pigmenten, bis eine mittlere Mischung vorlag. Damit habe ich die Ornamente gestrichen und überflüssige Farbe mit dem trockenen Pinsel gleich wiederweggenommen. Nach etwa einem Tag war die Ölfarbe bereitsangetrocknet. Daraufhin habe ich die Ornamente mit der Goldfarbe, die ich zur Grundierung benutzt habe, trockengemalt, so dass Spitzen und Kanten wieder hervortraten. Unten eine Gegenüberstellung und eine Detailaufnahme, die leider nicht so deutlich sind, wie ich mir das gewünscht hätte.
Mit dem Ergebnis bin ich schon recht zufrieden. Ein Überzug mit seidenmattem Klarlack könnte den Eindruck eventuell noch überzeugender machen.
Nun bin ich nach wochenlanger Vorarbeit und etlichen Tests in den letzten Tagen endlich daran gegangen, den Rumpf der Staatenjacht zu altern. Es war ja von Anfang an mein Ziel, dem Modell etwas von der Aura und der Ausstrahlung alter Schiffsmodelle zu geben. Doch das ist ein schwieriges Unterfangen. Eigentlich müsste man eine Lehre als Bilderfälscher gemacht haben, um die richtigen Techniken anwenden zu können. Letzten Endes habe ich mich dafür entschieden, ganz ähnlich vorzugehen wie bei meinen kleinen Modellen. D.h., ich habe unverdünnte Ölfarbe (statt Vandyckbraun Umbra Natur) auf die Grün und Gold gestrichenen Teile bzw. Bereiche der Bordwand aufgetragen und dann gleich wieder mit Lappen, Watte oder Ohrstäbchen entfernt. Auf diese Art und Weise konnte ich Schatten in die Vertiefungen der Verzierungen legen, Schmutzkanten simulieren und eine gewisse Brechung des Chromoxidgrüns erreichen. Der Vorgang und seine Ergebnisse sind äußerst schwer zu dokumentieren, insbesondere bei den goldenen Teilen, deren Restglanz meine kleine Digitalkamera vor große Probleme stellt. Ich zeige als erstes die Stirnwand der großen Kabine nach der Behandlung mit Ölfarbe.
Und hier der Bug, zuerst mit dem unbehandelten Löwen, dann mit dem behandelten sowie weiteren leicht gealterten Ornamenten.
Damit sind die Würfel über die angewendete Technik gefallen. In den nächsten Tagen werden alle anderen Teile ähnlich behandelt. Schmidt