Früher habe ich die Modelle mit einer Öllasur überzogen. Jetzt wende ich eine andere Technik an: Die Ölfarbe wird unverdünnt aufgetragen und wieder abgerieben. Bilder dazu später. Schmidt
Ich mache weiter mit (Veränderungs)Arbeiten am Rumpf der Prince.
Am Achtersteven des Modells fehlt ein ganzes Stück. Ich habe es ersetzt. Das war nicht schwer. Anschließend habe ich die Pinne des Ruders verlängert. Hier der Rohbau:
Bilder vom fertigen Ruder folgen später.
Schwieriger war es, das Wappen auszumalen. Der Makro ist unerbittlich, aber das Teil ist kleiner als ein Cent, und auf die Entfernung sieht es m.E. passabel aus:
Aber jetzt wurde es so richtig schwierig. Würde man das Modell einfach weiter laut Bauanleitung zusammenbauen, ergäbe sich dieses Bild am Heck:
Das sieht falsch aus und ist auch falsch. Hier wusste der Graveur des Hecks nicht, was der der Seitentasche gemacht hatte. Oder die Arbeit musste wg. Abfeiern von Überstunden ausgesetzt werden. Im Original zieht sich die Galerie im unteren Bereich ohne Bruch in der Ornamentik nahtlos um die Ecke. Sowohl beim Londoner Modell zu sehen:
als auch bei Meister Landström, dem es Modell gestanden hat:
Ich bin also zuerst hingegangen, habe die vertikale Verzierung an der Seitentasche weg- und die am Heck abgeschnitten,
anschließend befeilt und gebogen und an die Seitentasche geklebt, so dass sie bündig ans Heck passt. Et voila:
Schön geworden, nicht wahr?
Leider nein. Die Figur ist zu prominent. Sie passt nicht und stört. Ganz falsch...
Hatte ich Überlegt. Bin aber den langen und anstrengenden Weg gegangen.
Zuerst habe ich das Heck eingeklebt. Das weckte wunderbar traumatische Erinnerungen an mein Jugendbastlerleben. Mit dem Zusammenkleben der wunderschön (na ja) mit Glanzfarbe bemalten Rümpfe versaute ich mir selbige damals regelmäßig durch eine mangelhafte Vorbereitung der Hochzeit. Meine ultima ratio war es damals, die immer wieder auseinanderstebenden Teile mit einer über offenem Feuer erhitzten Nähnadel zusammenzuschweißen. Im Prinzip keine schlechte Idee, die nur ruhige vier bis fünf Hände erfordert hätte. Mehr als einmal bin ich dabei durch die Bordwände geraten.
Nun, warum wird man älter? Darum! Die Airfix-Teile wollten zwar immer noch nicht wie von selbst zusammenbleiben, aber mit Geduld und ein paar kleinen Haltekonstruktionen (sowie einer langen Klebstofftrocknungsphase über Nacht) hat das funktioniert. Jetzt musste erstmal der Spalt mit Spachtelmasse gefüllt, zurecht geschliffen und bemalt werden:
Dann habe ich mittels Knetsilikon einen Teilabdruck einer Seitentasche genommen und die "Bobbelleiste" aus dem Abguss geschnitten:
Ankleben (das schreibt sich so leicht..., wieder die dritte und vierte Hand bemüht!) und an den Übergängen kleine Kleckse Spachtelmassen aufsetzen:
Und das Ding da unten? Hier noch einmal separat. Ein florales Schnitzelement, das laut Londoner Modell und Landström praktischerweise den Stoß zwischen Bordwand und Heckteil kaschiert. Es ist aus Magic Sculp an Ort und Stelle modelliert:
An den Seitengalerien fehlen beim Basuatzteil die Ornamente. Ich hatte zuerst mit Abgüssen der Ornamente des Hecks experimentiert, entschloss mich aber schließlich, die Ornamente aufzumalen:
Dasselbe galt für die Partien zwischen den Galionsregeln:
Hier habe ich auch einen ungeschmückten Balken auf der Bordwand nachträglich mit dem Cutter "ornamentiert".
Das waren die wichtigsten Arbeiten am Rumpf. Ich habe am Schluss noch alle Farbtrennkanten nachgearbeitet, dann konnte die abschließende Farbbehandlung beginnen, der wichtigste Akt, bei dem sich die Verwandlung eines Plastikmodells in etwas, nun ja, irgendwie anders aussehendes vollziehen soll. Ich trage dazu die Schmicke Ölfarbe Vandyckbraun fast unverdünnt auf, um sie anschließend mit Lappen, Läppchen, Spiezial-Q-Tipps etc. etc. wieder herunter zu wischen. Dabei bleibt gewissermaßen "automatisch" so viel Farbe in den Ritzen und Fugen des Plastikteils, dass sich so etwas wie Maserung und Patina ergibt, ähnlich wie auf den zeitgenössischen Ölgemälden. Die Humbrol-Farben werden angenehm gebrochen und passen durch den gleichartigen Überzug sehr gut zusammen. Aber Fotos sagen mehr
Hallo Schmidt ich stehe nicht besonders auf Plastikmodelle, aber was Du machst ist klasse und wirklich eine tolle Bearbeitung des Materials um den typischen Plastikeffekt zu beseitigen. Auch die Farbgebung und Deine Korrekturen an den Verzierungen gefallen mir.Bin auf das fertige Modell gespannt. Gruß Jürgen
Ich kenne keinen sicheren Weg zum Erfolg, aber einen sicheren zum Misserfolg: Es jedem recht machen zu wollen.
Hallo Schmidt, auch von meiner Seite ein ganz klares TIPTOP!! Beeindruckend, wie du das Metier Farbgebung mit all seinen Facetten beherrschst. Ich schau Dir gerne weiter zu.
ich war im Gegensatz zu manchen "Holzwürmern" noch nie ein vehementer Gegner von Plastikmodellen- es kommt immer darauf an wie man´s macht. Ein Spitzen-Plastikmodell ist mir 100 x lieber als ein schlampig gebautes Holzmodell. Was Du hier zeigst ist genial und macht Lust auf mehr. Darum bleibe ich gerne an deinem Baubericht dran.
Viele Grüße Peter
In der Werft : Baltimore Clipper Schoner "Berbice" 1:50
"Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren." (Karl Lagerfeld)