Zur Vorbereitung eines neuen Modells wurde eine Methode der Herstellung von Grätings für einen Maßstab 1:85 mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln getestet. Prinzipiell sollte die Methode nach Grätings selber bauen III angewendet werden. Eine Kreissäge besitze ich leider nicht, dafür aber eine Bohrfräse mit zugehörigen Kreuzschiebetisch. Da der Kreuzschiebetisch eine ziemlich große Umkehrspanne besitzt montierte ich auf diesem einen hinreichend geauen Koordinatentisch, der eine geringe Umkehrspanne besitzt. Der verwendete Fräserdurchmesser bestimmt die Abmessungen der entstehenden Grätingsöffnungen. Die Fräserdurchmesser sind in 0,1mm-Schritten erhältlich, damit ist man nach meiner Meinung variabler wie bei der Verwendung einer Kreissäge. Um die Abmessungen nach Maße von Gräting zu realisieren verwendete ich Fräser mit Durchmesser 0,7mm, das würde einer Lochgröße von 59,5mm beim Original entsprechen. Im Unterschied zur Verwendung einer Kreissäge erfolgt die Bearbeitung „von oben“. Zuerst wurde ein Träger für den Rohling, hier ein 3mm-Birnenholzbrettchen geschaffen. Dazu wurde das Birnenholzbrettchen entlang der Außenkanten auf eine etwas größere 5mm-Kiefernleiste geklebt, die Kanten von Birnenholzbrettchen und Kiefernleiste möglichst parallel. Auf die Rückseite der Trägerleiste wurde – wieder mit parallelen Kanten – eine weitere etwas schmalere Leiste geklebt. Mit dieser schmaleren Leiste konnte die gesamte Anordnung so in die Spannvorrichtung der Fräse gespannt werden, daß die breitere Trägerleiste auf den Spannbacken auflag und das Birnenholzbrettchen in der Höhe eine gut reproduzierbare Lage hatte.
Es folgt die Herstellung der Wölbung der künftigen Gräing. Dazu wurde das Birnenholzbrettchen über die Länge mit Feile und Sandpapier entsprechend bearbeitet. Die zu erzeugende Wölbung muß über die gesamte Länge sehr gleich sein, Abweichungen bedeuten später unterschiedliche Nutentiefen.
Die Praxis zeigte mir, daß das sehr schwierig ist. Deswegen spannte ich die Anordnung auf die Fräse und markierte die Höhenabweichungen über die Länge an mehreren Positionen.
Mit Feile und Sandpapier wurde nachgearbeitet bis die entstandene Markierungen verschwunden waren.
Der Rohling wurde gespannt und die Nuten, die später die Längsleisten aufnehmen sollten, gefräst. Dazu wurde an den verschiedenen Positionen über die Wölbung die Rohlingshöhe durch „Ankratzen“ mit dem Fräser ermittelt, von dort aus eine Tiefe von 0,8mm eingestellt und die Nut über die Länge des Rohlings gefräst. Die einzelnen Nuten werden mit Abstand doppelter Fräserdurchmesser angeordnet.
Anschließen wurden die Quernuten, ebenfalls mit Abstand doppelter Fräserdurchmesser, mit größtmöglicher Tiefe, bei der der Rohling nicht durchtrennt wird, gefräst. Es zeigte sich, daß einige der dabei entstehenden Zähnchen wegbrachen (folgendes Bild, ganz rechts). Deswegen wurde der Rohling vor dem Fräsen der Quernuten mit farblosen Lack eingesprüht und nach kurzer Einwirkzeit des Lackes mit Verdünnung überpinselt. Beim Fräsen wurde die jeweils schon vorhandene benachbarte Nut mit einer passenden Leiste ausgefüllt.
In der Folge brachen keine Zähnchen beim Fräsen der Quernuten mehr ab.
Jetzt folgte das Einkleben der Längsleisten. Dazu wurden Leisten passend zu den Nutenbreiten von 0,7mm benötigt. Diese stellte ich mir aus den vorhandenen 1 x 1mm-Leisten wie folgt her: In die Bohrfräse wurde ein Schleifwerkzeug eingespannt, in die Spannvorrichtung kam ein Holzklötzchen mit zwei Führungsleisten im Abstand der Leistenbreite. Mit dem Koordinatentisch Konnte das Holzklötzchen sehr genau an das Schleifwerkzeug herangeführt und die 1 x 1mm-Leiste ziemlich genau auf 1 x 0,7mm abgeschliffen werden.
Mit verdünntem Weißleim wurden die Längsleisten in die Längsnuten geklebt.
Die überstehenden Längsleisten wurden mit der Oberfläche bündig geschliffen
Und abschließend die Kontur rundum gefräst. Diese Nuten sind so breit, daß sie gleich zur späteren Aufnahme des Grätingrahmens dienen.
Ein weiterer Versuch zeigte, daß zumindest Grätinge mit Lochabmessungen 0,5mm machbar sind (links 0,5mm, rechts 0,7mm).
interessante Methode die Du hier zeigst. Das Ergabnis kann sich sehen lassen.
Zum Schritt: ....Es folgt die Herstellung der Wölbung der künftigen Gräing......
Vielleicht kann man hier die Methode aus dem Leisten ziehen anwenden, in dem man sich ein Zieheisen anfertigt, welches die entsprechende Wölbung hat. Durch das Ziehen über das Birnenbrettchen entsteht dann eine homogen gewölbte Basis. Wenn die Gräting nicht all zu groß ist, sollte das doch gelingen.
Zitat von victory78 im Beitrag #2in dem man sich ein Zieheisen anfertigt, welches die entsprechende Wölbung hat.
Ein guter Hinweis, zumindest bekommt man die Form hin. Wahrscheinlich muß man noch nacharbeiten, glätten. Ich denke, ein solches Zieheisen ohne Riefen würde ich nicht hinkriegen.
Edit: Fällt mir ein und das hatte ich vergessen zu beschreiben: Man müßte aber dann quer zu Faser ziehen. Die Faser geht in Richtung der Quernuten. Hatte mir gedacht, daß dadurch beim Fräsen der Quernuten die Gefahr des Ausbrechens von Zähnchen mimimiert wird.
ich denke, dafür muss eine Schablone her. Auf einen solchen Spachtel aufgebracht und mit der Fräse ausgeschnitten wäre eine riefenfreie Ziehklinge machbar.
Das mit den Ziehklingen sehe ich aus meiner persönlichen Erfahrung heraus eher schwierig, hatte damit bislang erhebliche Schwierigkeiten in deren Herstellung. Wüsste nicht, wie ich Ziehklingen herstellen könnte um dieses sehr schöne Ergebnis zumindest genauso gut zu erreichen.
Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Zugegeben, die Herstellung dieser Klinge ist aufwendig. Die Ziehklinge wäre ne Idee, die sich wohl auch nur lohnt, wenn man mehrere Teile herstellen will/muss. Vielleicht ergibt sich mal eine Situation, in der man das testen kann.
habe Deinen Bericht zur Grätingherstellung leider erst nach einem Hinweis von Frank gelesen. Danke für die super Beschreibung, auch der Hinweis mit dem Einlegen des Leistchens zur Verhinderung des Wegbrechens der winzigen Holzzähnchen. Auch den Nachweis, dass Gräntings mit einer Lochung von 0,5 mm/0,5 mm in Holz hergestellt werden können, finde ich klasse.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner