Da schaut man einige Zeit nicht in den Baubericht , und schon wird fleißig getakelt und Segel gesetzt.... Das sieht wirklich schön aus. Aber kannst Du mal beschreiben, wie Du die Segel so hinbekommen hast?
in erster Linie interessiert mich, wie Du die Form am Modell hinbekommen hast. Ich habe seinerzeit bei meiner Fly an dieserThematik herumprobiert, bin aber nicht 100%ig mit dem Egebnis zufrieden.
Einen schönen guten Tag an Alle! Bernd, meine Segelherstellung ist denkbar simpel- und auch wieder nicht. Die Segelflächen bestehen aus zwei Lagen Zellstoffservietten, die auf einen Rahmen gespannt und beidseitig mit Lackspray eingesprüht werden. Es funktioniert noch besser mit Spraykleber, ist dann zäher, aber dann wird das Material beinah tranparent und braucht wieder Farbe, also besser gleich Farbspray. Außerdem nimmt es beim Kleber Feuchtigkeit schlechter auf, und die hilft beim Formen. Weiß noch jemand, was eine Ulmerkuchenform ist? Das ist eine halbrunde Form für Bomben ( in der Küche, meine Herren!). Sowas ist hilfreich beim Formen, man legt etwas weiches- ich habe da ein Stück einer alten Polsterung- darauf, dann das Segel, feuchtet es an, spannt ein Netz darüber, setzt das fest ( das geht mit der Halbkugelform besser, aber jeder Ball würde es auch tun), und lässt es trocknen. Wenn man die entsprechenden Taustücke darüber spannt, so drücken sie sich in das gepolsterte Stück und es sieht aus, als würde der Wind das Segel gegen die Taue drücken. Vor dem Formen bekommen die Segel noch ihre Ausstattung, auch die Reffbänder, da muß man zur Nadel greifen. Die Dopplungen entstehen aus Tesakrepp, auf Metall geklebt, so kann man vom feinsten 0,5 mm- Streifen bis zur Segelbahnbreite Stücke abschneiden. Auch die Legel kann man gut herstellen, indem man - mit einer feinen Nagelschere- entsprechend herumschneidet. Nach dem Trocknen geht man mit etwas Farbe darüber, kann ruhig unregelmäßig sein, ist sogar besser. Überhaupt muß nicht allzu sehr auf Fleckenlosigkeit geachtet werden, das hebt den Originalcharakter. Feiner Draht hilft beim weiteren Vorgehen, ich habe da eine Rolle aus dem Nachlass meines Vaters, 0,3 mm, Sandvik stainless steel, daraus drehe ich auch Taue, z.B. für längere durchhängende Taustrecken. Bisher habe ich solche Strecken mit einem Lack oder Weißleim steifgemacht und beschwert, diesmal versuche ich es mit Draht, aber so weit bin ich noch nicht, mal sehen, ob das taugt. Dann muß man sich über die Segelstellung Gedanken machen, woher kommt der Wind etc. Diesmal habe ich mich da schon ein wenig weit hinausgelehnt, da bin ich wieder bei der Frage: Kann man im Segelschiffsmodellbau den Wind einfangen? Man tut sein Bestes. Ich habe mir jetzt wieder den sehr guten Lehrgang über Segelherstellung im Wiki angesehen; bei einer 100% Verkleinerung meiner Beagle würde das jedoch scheitern. Technisch wäre es sicher zu machen, aber es würde nicht gut aussehen. Dabei stellt sich mir immer wieder die Frage: Originalwerkstoff oder Ersatzmaterial? Das wäre gewiss ein Diskussionsthema.....
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P.s.: Nach dem ich gerade beim Philosophieren bin, und als kleiner Rechtfertigungsversuch meinerseits: Die Frage "Original- oder Ersatzwerkstoff" verdient sicher eine Vertiefung, insbesondere im Anschluss an die Diskussion über Einsteigerhilfen. Wenn ich mir vorstelle, ich käme hier als Frischling rein, dann stellte sich mir unter Umständen die Frage, wo ich einen größeren Posten gedämpfter Elsbeere oder Schweizer Birnbaum herbekomme, und zwar möglichst schnell, denn ich will ja anfangen, kreativ zu sein..... Im Originalschiffsbau war das vielleicht auch die erste Überlegung, aber wir haben es doch da leichter. Die Spantentüftler mögen mir verzeihen, aber die wirklichen Schwierigkeiten liegen doch ganz woanders. Zu forschen, vielleicht sogar zu wissen, wie es am Original gemacht wurde, ist eine Sache, es im Maßstab umzusetzen aber doch eine andere. Beim Studium meiner Bücher ist mir auch klar geworden, das der Wert eines Schiffes in seiner Rumpfgestaltung lag, nicht in der himmelhohen Takelage, deshalb sind viele alte Modelle auch ungetakelt. Ladekapazität, Schnelligkeit und Bauökonomie waren die Kriterien, was sich oberhalb des Decks abspielte, war mehr Routine, das brauchte man eben, um den Kasten überhaupt in Schwung zu kriegen. In wie weit man sich als Modellbauer an die Originalvorgaben hält, hängt wohl in erster Linie vom Maßstab ab. Da gab es vor Kurzem einen Modellbauer, der einen 1,3 mm Bohrer für seine Kranbalken als ultima ratio empfand, eine Replik bezeichnete das als "Riesenloch". Ich kann das gut nachvollziehen, meine Modelle werden immer kleiner, und vor etlichen Jahren hätte ich vieles für unmöglich gehalten, was mir heute leicht von der Hand geht. Vielleicht lande ich doch noch mal bei Onno's Flaschen.......
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Apropos Takelung: für den Betrieb ist die mindestens genauso wichtig, wie die Rumpfgestaltung. Es gab allerdings einen wichtigen Unterschied: für Takelung war in der Praxis die Schiffsführung zuständig. Die Erstausrüstung wurde bei der Marine zwar von einem Takelmeister überwacht und es gab auch allgemeine Regeln/Usancen, im wirklichen Betrieb war es aber die Schiffsführung, die Takelage an die wirklichen Erfordernisse des Schiffes anpaßte (in einem gewissen Rahmen). Es zeigte sich erst in der Praxis, was ein Schiff 'vertrug' und 'brauchte'. Daher hatte zu allen Zeiten die Schiffsführung in dieser Hinsicht einen gewissen Ermessenspielraum. Das ist auch der Grund, warum wir nur ungefähr rekonstruieren können, wie ein Schiff in dieser Hinsicht wirklich aussah und welche Segel unter welchen Bedingungen tatsächlich gewführt worden wären.
Es ist geschafft! Meine Beagle ist fertig. Das Wasserbett wird zwar noch ein paar Tage brauchen, aber ich kann nicht widerstehen, sie herzuzeigen, man möge mir verzeihen! Es freut mich besonders, daß ich mich diesmal sogar beim Autor meines Leitfadens bedanken darf, bei Karl Heinz Marquardt, er hat mich mit seinen fundierten Studien sicher durch alle Untiefen des Baues geleitet.
Hallo Walter , Wunderhübsch geworden , ich habe Deinen BB gern verfolgt und habe immer wieder gestaunt wie Du dieses Modell gebaut hast. Glückwunsch zur Fertigstellung. Gruß Frank
Das duftet nach Salzwasser, Abenteuer und Pökelfleisch, man möchte einsteigen und mitfahren... wie mein Magen auf das Pökelfleisch reagieren würde bleibt abzuwarten....
With many cheerful facts about the square of the hypotenuse. ...
"Das duftet nach Salzwasser, Abenteuer und Pökelfleisch, man möchte einsteigen und mitfahren..." Vielen Dank, meine Herren, für Ihre wohlwollenden Kommentare, und, nein, es stinkt nicht, riecht eigentlich nach gar nix, höchstens nach meinen Zigarillos...... Und was kommt als Nächstes? Ja, wenn ich das wüsste. Eigentlich sollte einer dieser figuralüberladenen Prunkbrummer aus dem 17./18 Jh. drankommen, mit himmelhohem Heck, aber im Grunde fehlt mir dazu die in die Tiefe gehende Literatur, was ich habe, ließe meiner Phantasie viel Spielraum. Außerdem fürchte ich mich vor der Schnitzerei, zu groß darf's nicht werden, d.h. es wird ein Wahnsinnsgefummel- oder Drübergehudel, auch bin ich für eine zu lange Bauphase zu ungeduldig. Aber heuer ist es sowieso kein Thema mehr, und irgendwann macht's dann wieder "klick"- und die ganze Chose beginnt von Neuem. Im Moment bin ich dabei, HMS Beagle in eine Südseebucht einzubauen, das sollte ein Knüllerbild ergeben, mal sehen. Dioramabauen entspannt mich immer. Mit besten Grüßen an Alle walter
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