ich stimme dir zu, beim Großschiffbau waren die Senten unbedingt nötig um den Abgleich der Spanten mit den Wasserlinien und Längslinien auf dem Rissboden in 1 : 1 zu 100 % im Gleichklang zu bringen. Aber jetzt die Frage, brauchen wir auch die Senten im Modellbau ??? eigentlich nicht. Auf meiner Werft, bekamen wir noch einen Spantenriss im Maßstab 1 : 25 vom Zeichenbüro, in dieser Zeichnung waren nur jeder 5 te Spant eingezeichnet, die anderen Spanten wurden auf dem Rissboden in mühevoller Kleinarbeit rausgearbeitet und in den Spantenriss aufgerissen. Ein Dankeschön noch an Schiffbauer Wolfgang für deine ausführlichen Erklärungen.
Gruß Willy
"Le Superbe" 1785 1:50 "Soerlandet" in der Flasche Bark "Weser" Segelschiffmodellbau in der Flasche
Zitat von Onno im Beitrag #46Hallo Rainer, Aber jetzt die Frage, brauchen wir auch die Senten im Modellbau ??? Gruß Willy
Hallo Willi Bei gekauften Modellbauplänen sind die Senten zumeist nicht eingezeichnet. Für völlige Neukonstruktionen finde ich sie gut, um den Strak richtig kontrollieren zu können. Vor Allem bei grossen Modellen kann das sehr hilfreich sein! Und bei genauen Rekonstruktionen sind sie unabdingbar, da sollten aber auch die einzelnen Spantpositionen schon wie beim Original festgelegt sein. LG Gerhard
Rainer, schön, dass Du so detailliert auf das Thema eingehst; aber lass mich meinen Sache hier weitermachen und nicht jetzt schon vom Hundertsten ins Tausendste gehen. Vorschlag: Warum machst Du nicht einen getrennten Thread auf?
So, es geht weiter. Teil 4
Als Modellbauer, der ein bestimmtes Schiffsmodell bauen will, hat man es manchmal schwer, an Pläne zu kommen, die alle notwendigen Informationen beinhalten. So ging es mir auch mit der VIANNA, unserem Beispiel. Ein Linienriss war nicht vorhanden, sondern nur ein Werftgeneralplan. Aber mit ein wenig Arbeit kann man damit schon einen vernünftigen Linienriss erarbeiten. In Teil 3 habe ich ja gezeigt, wie man ein Netz für den Linienriss erstellt. Dieses Netz sollte unbedingt maßhaltig sein, d. h. alle rechten Winkel sollten wirklich rechtwinklig sein und alle Linien sollten parallel zueinander liegen. Aus dem Generalplan werden nun alle Informationen, die für den Linienriss notwendig sind, in dieses Netz übertragen werden, als da sind: - der Seitenriss des Schiffsrumpfes mit Vorder- und Achtersteven (dabei auf die richtige Lage des HL und VL und der Basis achten!) in die Schnittebene - die Draufsicht des(r) Decks in die Wasserlinienebene - den Hauptspant (meistens Spt 10 {jedenfalls bei diesem Schiffstyp}) in die Spantenebene - die Decksverläufe von vorn und achtern gesehen ebenfalls in die Spantenebene. - die Decksbucht über die Spantenebene Beim Einzeichnen dieser Elemente beginnt jetzt schon der Abgleich zwischen den 3 Ansichten, wobei es hier noch nicht auf allerletzte Genauigkeit ankommt, da ja im weiteren Verlauf der Arbeiten sicherlich noch manches zurechtgerückt werden muss. Wie ich diesen Abgleich durchführe, werde ich gleich erläutern, aber vorher solltet Ihr schon mal das "fertige" Zwischenresultat sehen:
natürlich habe ich nicht vor, Dir in die Parade zu fahren. Willy hat mir in diesem Thread eine Frage gestellt und die habe ich versucht zu beantworten. Mehr war das eigentlich nicht!
Um mir weitere Zigarren zu ersparen, die Frage an die Admins: Wie halten wir es mit der Diskussion in den Threads?
habe den Faden hier aufgetrennt, sodaß Rainer hier weitermachen kann und Du Wolfgang an dieser Stelle fortsetzen kannst. Bin weiterhin sehr gespannt auf die Fortsetzungen.
Grüssle Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Können nicht alle Diskussionsbeiträge verschoben werden? Dann hätten wir eine schöne Anleitung!!!
Hi Werner,
lass mal alles nacheinander rein kommen, anschliessend können wir das insgesamt zusammenstellen. Können wir ja beliebig hinterher noch bearbeiten, dann sieht man auch, welche Form dann am besten ist.
Grüsse Joachim
Schöne Grüße Joachim
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Teil 5 Was ich jetzt erläutern will, ist der konventionelle Weg, wie man aus zwei Ansichten (oder Ebenen) eine 3. Ansicht (oder Ebene) erstellen kann. Konventionell, weil ich hier den manuellen Weg beschreibe, den man auch auf Papier mit Bleistift, Lineal, Zirkel und Straklatte nachvollziehen kann. Natürlich gibt es Strakprogramme, die einem das mehr oder weniger abnehmen (und auch noch mehr können); aber ich will hier eine verständliche Anleitung liefern. Wir wollen hier mal auf der Basis der vom vorhandenen Generalplan übertragenen (einigermaßen) gesicherten Linien der Seite Oberdeck in der Seitenansicht (Schnittebene) und in der Draufsicht (Wasserlinienebene) die Ansicht der Deckslinie in der Vorderansicht (Spantebene) erstellen. Dazu sind mehrere Schritte notwendig (siehe nächste Zeichnung). Übrigens: Diese Schritte kann man auch mit einem genügend großen Stechzirkel machen: Schritt 1 : Vom Schnittpunkt der verlängerten Mittschiffslinie der Wasserlinienebene und der Spantebene wird eine um 45° nach rechts geneigte weitere Linie gezogen. Die erleichtert uns später das Übertragen der Decksbreite an den verschiedenen Spantzahlen aus der Wasserlinienebene in die Spantebene. Hört sich schlimmer an, als es ist! Schritt 2: In der Seitenansicht (Schnittebene) wird von dem Schnittpunkt Spant 19 mit der Seite Oberdeck-Linie eine horizontale Linie rüber in die Spantebene (rechte Seite, da Vorschiff!) gezogen. Schritt 3: In der Draufsicht (Wasserlinienebene) wird eine weitere horizontale Linie vom Schnittpunkt des Spant19 mit der Linie Seite Oberdeck bis nach rechts zur 45° Linie gezogen. Schritt 4: Von diesem Schnittpunkt auf der 45° Linie wird eine senkrechte Linie nach oben in die Spantebene gezogen und mit der Linie von Schritt 1 gekreuzt. Das Ergebnis dieser Aktion ist der Punkt an dem die Seite Oberdeck die Spantebene 19 schneidet.
Linienriss2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Und diese Übung wird nun für alle Spantebenen wiederholt (in unserem Beispiel nur für's Oberdeck im Vorschiff), bis man alle Kreuzungspunkte im (späteren) Spantenriss eingezeichnet hat. Wie man sieht, kann man schon die Seitenkontur des Decks - gesehen von vorne - erkennen:
Linienriss2a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Und nun kommt das Kurvenlinial oder die Straklatte zu Ehren: Mit Hilfe dieses Werkzeuges werden nun nach bestem Wissen und Gewissen diese Kreuzungspunkte miteinender in einer strakenden Kurve verbunden.:
linienriss2b.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Falls das nicht auf Anhieb klappt, muss man nochmals die oben beschriebenen Schritte kontrollieren, ob man nicht irgendwo eine Linie falsch abgesetzt hat. Findet man keinen Fehler und die Kurve sieht immer noch nicht gut aus, sollte man eine besser verlaufende Deckskontur im Spantenriss zeichnen, die weitmöglichst die Punkte trifft (oder nahe dran vorbeigeht) und dann im umgekehrten Schritt die Deckskontur in der Draufsicht und/oder in der Seitenansicht korrigieren. Diese Schritte müssen u. U. mehrmals wiederholt werden, bis ein befriedigendes Ergebnis erzielt ist.