Um einen Vorgeschmack auf das kommende Projekt zu bekommen, schlage ich vor, die Helling zu bauen. Zum einen brauchen wir die Helling fürs Phantom-Projekt. Zum anderen ist eine Helling für den Schiffsmodellbau einfach unabdingbar.
Im Buch „Arbeitstechniken……“ sind die Abmessungen der Helling und der Materialbedarf abgedruckt.
Für die Kollegen, welche das Buch nicht besitzen, hier die Materialliste:
Alle Maße in mm
1 X Sperrholz oder Schreinerplatte 1000 X 400 X 30 2 X Alu-U-Profil 1000 X 14 lichte Weite Hartholzleisten 2000 X 40 X 10 4 Sperrholzplatten 200 X 100 X 10 4 Alu-Winkel 100 X 20 X 20 3 Rundstäbe 500 X 5 (Buche, Messing, Alu) 2 X Eindrehgewinde M4 15 mm Holzgewindegang 2 Flügelmuttern M4
Verschiedene Holzschrauben, Unterlegscheiben, etc.
Eine kleine Anleitung zum Bau einer Helling
In die Sperrholzplatte sägt man an beiden Enden 6 cm nach innen versetzt und 5 cm von der Längsseite entfernt, einen 5 mm breiten Schlitz. Die Alu-U-Schienen werden an den sich kreuzenden Punkten mit einem 4/5mm Loch versehen. An diesen Stellen werden die U-Profile auf dem Hellingbrett befestigt. Durch den Schlitz lassen sich die Schienen beliebig nach Größe/Breite des Modelles verschieben. Die Mittellängsachse anzeichnen. Damit diese wichtige Markierung nicht verloren geht, empfiehlt es sich, diese Linie mit einer Reissnadel o. ä. nach zu ziehen. Zum besseren Sitz des Modelles sollte man zwei 4x4mm Leisten beidseitig der Mittellängsachse so auf das Hellingbrett leimen, dass der Kiel exakt dazwischen passt.
Die 4 Sperrholzplatten (200x100) werden etwas versetzt zur Längsdiagonale schräg abgesägt und am Fuß mit den Aluwinkeln versehen. Die Winkel sollten in der Bodenseite Langlöcher haben. Nun bohrt man entlang der Mittelachse in regelmäßigen Abständen beidseitig Lochreihen in das Hellingbrett, so dass das Modell später in allen Positionen einspannen lässt und zwar lotrecht, was – wie sich noch zeigen wird – sehr wichtig ist.
Nun wird ein Messbalgen/galgen benötigt. Er sollte verschiebbar sein und einen höhenvariablen Mittelmesspunkt haben. Aus den 40x10mm Buchenleisten leimt man dazu ein U, das für das Modell der „Phantom“ eine lichte Weite von 250 mm und eine Seitenhöhe von 350 mm aufweist. Diese Maße sind dem jeweiligen Modell an zu passen. Die Seitenteile erhalten einen 4 mm breiten Schlitz, welcher von unten bis zum unteren Querholz reicht. Den Schlitz einsägen und danach unten mit einer 4 mm breiten Leiste verschließen. Damit der Balgen fest stehen kann bekommt jede Seite ein Schlittenholz 100 mm lang angeleimt. Nun sind die zwei Querbalken an der Reihe. Einer wird im Abstand von 70 mm nach oben eingesetzt/geleimt der andere bleibt lose. Alle drei Querbalken müssen vor dem Einbau mit drei übereinander sitzenden Bohrungen versehen werden. In dem losen Balken werden in die äusseren Bohrungen zwei Rundholzleisten eingeleimt. Die Leisten sollten unten bündig mit dem Querholz sein. Durch die mittlere Bohrung wird der Zentrierstabstab geführt, welcher lose verschiebbar bleibt und eine Metallspitze haben sollte. In das unterste Querholz wird beidseitig der Stirnseiten ein Einschraubgewinde M4 eingesetzt.
Der Galgen lässt sich in den Schienen beliebig verschieben, so dass von jedem Punkt des Modelles ausgehend exakt gemessen werden kann. Das in der Höhe durch Flügelmuttern festgesetzte Querholz erlaubt die genaue Messung der Seitenhöhen. Mit dem Zentrierstab kann die Mitte des Modelles bzw. Aufbauten etc. genau aufgemessen werden.
Dies ist eine relativ simple Helling. Wers besser/schöner haben möchte, beachte bitte die letzten Bilder…..nur so zur Anregung
super anleitung Robert danke :) werde ich mir bei passender gelegenheit mal zurecht schustern.
@pollux literatur, plan und Holz muss alles gekauft werden, das ist leider in der Summe zuviel für mich im moment und übersteigt mein Bastelbudget immens
Ein Leben ohne 3D Druck ist möglich, aber nicht sinnvoll
Jetzt daheim, konnte ich mir alles in Ruhe duchlesen und habe auch gleich die erste Frage. Die Querschlitze sollen 5 mm breit sein. Das dickste Sägeblatt für meine Proxxon FET ist aber 2 mm stark. Kann ich zwei solcher Sägeblätter gleichzeitig einspannen, oder fliegen die mir dann um die Ohren? Ansonsten muss ich wohl mehrmals ansetzen und die Dicke des Schlitzes mit dem Seitenanschlag der Säge erreichen, indem ich den Anschlag nach jedem Sägegang um 1,5 mm versetze?
Grüßle vom schönen Bodensee
Matthias
Der Schlüssel zum Glück ====> EINFACH MAL ZUFRIEDEN SEIN
Am besten und saubersten geht es, wenn Du mehrmals ansetzt und den Anschlag verschiebst. Ich hatte das Glück, damals eine Ulmia-Säge für günstiges Geld erwerben zu können. Damit liess sich der Schlitz auf einmal sägen. Aber, wie man an den Fotos sieht, war es mit der Präzission noch nicht so weit her.
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Zitat von Mr. Pett im Beitrag #6Häts fast nicht wieder gefunden *Grummel* .
Jetzt daheim, konnte ich mir alles in Ruhe duchlesen und habe auch gleich die erste Frage. Die Querschlitze sollen 5 mm breit sein. Das dickste Sägeblatt für meine Proxxon FET ist aber 2 mm stark. Kann ich zwei solcher Sägeblätter gleichzeitig einspannen, oder fliegen die mir dann um die Ohren? Ansonsten muss ich wohl mehrmals ansetzen und die Dicke des Schlitzes mit den Seitenanschlag der Säge erreichen, indem ich den Anschlag nach jedem Sägegang um 1,5 mm versetze?
Bitte niemals zwei oder mehr Sägeblätter zusammen in eine normale Kreissäge einspannen. Das geht nur bei Mehrblattsägen! Man bekommt die Blätter entweder nicht richtig fest oder/ und es besteht die Gefahr, dass die Blätter sich tatsächlich zerlegen. Zumindest, dass Zähne aus den Blättern ausbrechen und abgeschleudert werden! Hinzu kommt, dass es für die Proxxon keinen aus reichend breiten Spaltkeil gibt. So besteht die Gefahr das das Sägegut klemmt und es zu Rückschlägen kommt! Das sind dann äußerst gefährliche Situationen.
Hartmut
P.S. Solche Nuten werden heute ausschließlich gefräst. Die alte Ulmia, von der Peter berichtete, hatte möglicherweise noch eine Wanknuteinrichtung. Bei den Teilen konnte das Sägeblatt "schräg" eingebaut werden, sodaß es im Schnittverlauf pendelte und eine breite Nut machte. Aber wie Peter schon schrieb nicht sehr "ordentlich" und aus Sicherheitsgründen schon lange passe' und auch zumindest im Handwerk nicht mehr zulässig. Zumal das mit hartmetallbestückten Blättern ganicht ging.
H.
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Zitat von Angarvater im Beitrag #9 Bitte niemals zwei oder mehr Sägeblätter zusammen in eine normale Kreissäge einspannen. Das geht nur bei Mehrblattsägen! Man bekommt die Blätter entweder nicht richtig fest oder/ und es besteht die Gefahr, dass die Blätter sich tatsächlich zerlegen. Zumindest, dass Zähne aus den Blättern ausbrechen und abgeschleudert werden! Hinzu kommt, dass es für die Proxxon keinen aus reichend breiten Spaltkeil gibt. So besteht die Gefahr das das Sägegut klemmt und es zu Rückschlägen kommt! Das sind dann äußerst gefährliche Situationen.
@Hartmut
Ich habs mir fast gedacht. Ich habe mal irgendwo gelesen, daß ein Modellbauer zwei Sägeblätter eingespannt hat, um auf die erforderliche Schnittdicke zu kommen, aber echtes Vertrauen hatte ich da nicht. Mal gut, daß ich doof gefragt habe.
Mit so einem Rückschlag hat sich übrigens mal mein Schwiegervater ein paar tausend Euro von seiner Unfallversicherung verdient. Hat ihn aber auch den halben linken Daumen gekostet. Der wurde von einem rückschlagenden Holzstück regelrecht guillotiniert.
Hm ... fräsen? Den Gedanken hatte ich auch schon. Könnte ich ja mal die Fräseinrichtung, die ich von Werner gekauft habe mit einweihen.
Grüßle vom schönen Bodensee
Matthias
Der Schlüssel zum Glück ====> EINFACH MAL ZUFRIEDEN SEIN
Zitat von Mr. Pett im Beitrag #10(...)Ich habe mal irgendwo gelesen, daß ein Modellbauer zwei Sägeblätter eingespannt hat, um auf die erforderliche Schnittdicke zu kommen, aber echtes Vertrauen hatte ich da nicht. (...)
Das hat mal Günter Bossong geschrieben, allerdings handelte es sich bei ihm um Mikrosägeblätter mit 0,2mm dicke und diese wurden ausgerichtet nach ihren Zähnchen mit 2K-Kleber verklebt.
Zitat
ZitatDas eingesetzte Minikreissägeblättchen mit 22 mm Durchmesser ist ein wenig schwächlich, dagegen sind zwei nach Bohrung und Zähnchen ausgerichtete und mit Zweikomponentenkleber zusammengeleimte durchaus zum Sägen einer 0,3-0,4 mm breiten Rille zu gebrauchen.
Zitat von Angarvater im Beitrag #9[quote=Mr. Pett|p43269]
P.S. Solche Nuten werden heute ausschließlich gefräst. Die alte Ulmia, von der Peter berichtete, hatte möglicherweise noch eine Wanknuteinrichtung. Bei den Teilen konnte das Sägeblatt "schräg" eingebaut werden, sodaß es im Schnittverlauf pendelte und eine breite Nut machte. Aber wie Peter schon schrieb nicht sehr "ordentlich" und aus Sicherheitsgründen schon lange passe' und auch zumindest im Handwerk nicht mehr zulässig. Zumal das mit hartmetallbestückten Blättern ganicht ging.
H.
Meine Ulmia hat diese Wanknuteinrichtung und ich kann mich nicht beklagen. Dieses Gimmick funzt tadellos. Allerdings muss man vorher die Gebrauchsanweisung lesen, damit einem nicht die Teile um die Ohren fliegen!
Günther Bossong hat auch mal geschrieben, dass diese Wanknut - er nannte das "Taumelschlag" - mit Keilen erreicht werden könnte. Ich habe mir dann erlaubt, darauf eine Antwort zu geben und der Leserschaft mitgeteilt, dass dieses Unterfangen lebensgefählich wäre. Worauf ich von Herrn Bossong (Gott hab ihn selig), einen bitterbösen Brief bekam, wie ich mir einbilden könnte ihm, der er doch Inschenör ist, solch einen Lapsus zu unterstellen.
Wer seinen Sägeschnitt verbreitern möchte, kann das nur mit dafür zugelassenen Maschinen machen. Nachzulesen ist diese Einrichtung in der techn. Beschreibung. Dazu braucht man spezielle Sägeblätter mit Mitnehmerstiften und der dafür eingerichteten Sägeblattaufnahme. Sauteuer und im Modellbau äusserst selten zu gebrauchen
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Eine vernünftige Helling steht eh schon länger auf meinem Wunschzettel, da passt die hier super. Da werde ich mich demnächst mal dransetzen.
Zitat von Willi im Beitrag #13Günter war, soviel ich weiß, Werkzeugmacher. Er wird schon gewusst haben, wovon er da schreibt.
Mag sein das Herr Bossong das Risiko einschätzen konnte, ob das jeder Leser dann so kann, weiß ich nicht. Daher hab ich bei solchen Beschreibungen immer leichte Bauchschmerzen.
Wie Robert richtig schreibt, geht sowas (mehrere Sägeblätter gleichzeitig verwenden) schon, aber nur mit dafür geeigneten Sägen und nur mit dafür vorbereiteten Sägeblättern.
Ich werde für die Schlitze meine Oberfräse mit Parallelanschlag und Nutfräser verwenden. Wenn man es genau wie von Robert beschrieben "mitten im Holz" machen möchte, ist nur wichtig, einen Fräser mit Grundschneide zu verwenden.