Mach weiter, die Nacht ist lang! :-) Der Mastfuß ruht übrigens auf dem Kielschwein, und das kann gar nicht durchbiegen und eine darunterliegende Laschung belasten.
Hier ist ein bisschen Spekulation: Die "Kiellasche" am Großmast sieht mir eher so aus wie eine nachträgliche Reparatur. Diese dunklen Punkte (Huis Doorn Foto), die es an den anderen Laschen nicht gibt, scheinen eher Holznägel zu sein. Dann wäre diese Stelle eher so geformt wie vorne die Kinnbacke, damit man die Nägel durchführen kann. Etwas weiter achtern gibt es ja auch die kleine Abstufung an der Unterkante Kiel - da wäre also das Reparaturstück zu Ende. Natürlich wussten die Schiffbauer immer, wo der Mastfuß hinkommt, in die Kielmitte (eine Faustregel), etwas davor oder etwas dahinter. Jedenfalls hatte da eine Kiellasche nichts zu suchen. Und wir wissen ja auch, warum das Ding bei der Vasa präsent ist. Mangel an genügend langem Kielholz und daher auch der innere Oberkiel als Stärkung eben dieser kritischen Stelle am Großmast, weil die eben wussten, dass das nicht sein soll, eine Lasche an dieser Stelle.
Was halt noch hinzukommt, ist dass der Kiel auch noch verschiedene Blessuren ehemaliger Aufständerungen zeigt, ich glaube nicht, dass die Nagellöcher etwas mit einer Verlaschung des Kiels zu tun haben, ich glaube sie könnten auch Spuren einer Befestigung an einer Art Ständer sein. Die "Kerbe" unterm Besanmast könnte auch von der Aufhängung im Schloss Monbijou stammen. Wir haben zwei historische Belege zum Aufbau des Kiels niederländischer Kriegsschiffe des 17. Jahrhunderts, vielleicht sind es auch die einzigen, und beide zeigen eine Lasche direkt unterm Fuß des Großmastes.
Unbenannt.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die mittlere Lasche (wenn sie denn eine ist) scheint eingeritzt zu sein. Wenn sie eine Schramme ist, dann ist es schon ein Zufall, dass sie die gleiche Schräge hat wie die Laschen daneben. Die Laschen links und rechts könnten gebaut sein. Ich glaube, dass wenn es denn wirklich ein No-Go wäre eine Lasche direkt unterm Mastfuß zu setzen, hätte man es bei der Vasa vermeiden können, selbst bei Materialknappheit.
Ich will nicht sagen, dass die Lasche beabsichtigt unter dem Mast platziert war, was ich viel eher glaube, ist dass wenn sie halt dort auskam, dann war es eben so. Beim Holzflugzeugbau nennt man so was "Schäften". Mit dem geeigneten Kleber war eine Schäftung am Ende stärker als das Holz. Wenn es zum Bruch kam, brach das Holz und nicht die Klebestelle. Von daher auch die Frage oben, ob die Lasche am Kiel wirklich eine Schwächung war. Der neue Büffetschrank:
Lange war ich mit dem neuen Büffetschrank nicht zufrieden, der Oberschrank wurde in der vergangenen Woche schon wieder erneuert. Aber so langsam kommt man ans Ziel! Ich habe inzwischen aufgehört zu zählen wie viele Schränke ich gebaut habe
Somit war der Punkt erreicht an dem ich mal wieder was anderes sehen musste als Büffetschränke, und so habe ich die Grätingsülls des Bakdeck gebaut:
Das ist mitunter das Angenehme an einem Schiffsmodell: es gibt immer was zu tun wozu man gerade Lust hat! Frohe Ostern allerseits!
Eure Meinung ist gefragt: wo ich letztens an dem Bakdeck gearbeitet habe, oder viele eher; was mich schon sowieso ewig beschäftigte: ich habe den Verdacht, dass die Verteuning an der Bak in den Wagnerplänen zu niedrig ist. Deutlich wird es, wenn man es sich von innen aus betrachtet, da kommt einen der Gedanke auf: wo will man denn da die Kanonen unterbringen? Die Höhe ist einfach nicht gegeben!
Ich bin dem in den letzten Tagen etwas nachgegangen. In den Längsschnitt von Winter sieht es folgendermaßen aus:
Laut Plan sind es also 58,92mm oberhalb des obersten Bergholzes, der Rahout. Die Maßkette ist durch den Druckvorgang etwas verrutscht, von daher sieht sie zu hoch aus, sie stimmt aber. Der Plan ist in mein CAD-Programm in 1:21 also in Originalgröße des Modells, somit müsste der Abstand in den Wagnerplänen 12,37mm sein (58,92x21=1237:100=12,37mm). Ist er aber nicht:
Knapp 10,5mm - es fehlen also 2mm, was in 1:21 immerhin fast 10mm sind - und das sieht man! Ich brauche aber erst mal nur die Verteuning ohne die Reling darüber. Ich habe die beste Seitenansicht genommen, die ich von diesem Bereich habe, auch wenn sie keine perfekte Seitenansicht ist. Auch wenn einige Leute Bauchweh dabei bekommen, wenn ich Maße von Fotos abstecke, zuerst habe ich die Gesamte Länge der Verteuning als Grundmaß zum Skalieren verwendet. 450mm, was mehr oder weniger in allen Plänen passt, Abweichungen sind im Millimeterbereich.
Und viola! Die blaue Maßkette gibt an 5,94cm gegenüber 5,89 in dem Winter Längsschnitt. Wir haben hier eine Differenz von 0,5mm in 1:21 - ich glaub ich kann damit leben! Wir sehen aber, dass die Verteuning etwa 37mm (gegenüber 33mm in den Wagnerplänen) hoch sein muss. Auch hier sind die Maßketten leider etwas nach oben verrutscht, auf meinem Bildschirm passen sie perfekt.
Und das sieht für mich hammermäßig aus! So was von ausgewogen! So werde ich es auch machen! Ich habe heute diese Schablone gemacht mit der Verteuning in den Abmessungen so wie ich sie ausgerechnet habe, auch wenn es in den historischen Fotos des Modells so aussieht, als ob sie zum Bug hin ansteigt, sie ist an beiden Enden gleich hoch. Das haben wir letzten auch von @ara bestätigt bekommen.
Warum so umständlich, wenn's auch kompliziert geht? Ich nehme an die 58,92mm aus dem Winter-Längsschnitt sind genau. In dem unteren Bildausschnitt ist es schwierig die Maße genau abzustecken, da die Oberkante des Handlaufes verdeckt ist, und der Schattenwurf entlang der Oberkante der Verteuning zu stark ist.
Ich habe an der Unterkante der Schablone 1,5mm abgetrennt:
Für die die immer noch anzweifeln, dass aus Bildern Maße abgesteckt werden können, das hier ist genau das Verfahren, das ich dafür anwende
Voraussetzung ist natürlich eine möglichst plane Ansicht (Orthofoto). Selbst von HZM gibt es welche: Tafeln 4 - 8 (nicht vollständig aber brauchbar) sowie Tafel 13 (Oberspiegel). Auch einige andere Bilder sind brauchbar, kommt darauf an was man haben will. Aber auch in den Film wird gesagt, dass die Maße nicht 100% akkurat sind, aber sie helfen auch so. Und wenn es nur schlechte Alternativen gibt, oder gar keine, ist es die einzige Möglichkeit. Als Ergänzung zu den Unterlagen die wir haben ist diese Methode hervorragend. Was zwingend erforderlich ist der Skalierungsfaktor, es muss also mindestens ein Maß bekannt sein und Maße gibt es in den Winter Unterlagen zuhauf.
Die Grätingsülls des Halbdeck sind jetzt auch in Arbeit, hier eine Bilderreihe wir ich es gemacht habe: Zuerst habe ich die Halbdecksbalken auf Karton aufgezeichnet, danach die Mittellinie und dann die Umrisse der Grätingsleisten. Zwangsläufig ergibt diese Zeichnung die Unterseite der Schablone:
Dann die Schablonen ausgeschnitten, hier ist die Oberseite zu sehen:
und die Umrisse dann auf Holz aufgetragen...
...und ausgesägt.
Passgenauigkeit getestet:
Sieht schon mal ganz gut aus.
Großmastwanten, ich denke in vier bis sechs Wochen sind sie vollständig durchgetrocknet.
ich lese nun ja im Stillen immer mit und muß echt was los werden. Zwar mag ich diese ständigen "Huldigungen" eigentlich nicht, aber es ist für mich immer ein grandioses Erlebnis deinem Bericht und deiner Recherche zu folgen und zu sehen, wie du die Themen angehst und dann auch umsetzt. Es gibt hier im Forum eine Handvoll Kollegen, welche das alles so genial, zielstrebig und handwerklich klasse drauf haben. Ob Holz oder Papier. Du gehörst auf jeden Fall dazu. Respekt vor Deiner, vor Eurer Arbeit! Man kann in jedem Post und Bild etwas lernen und für sich mit nehmen. einfach nur Danke dafür
Gruß Charlie1805
„ alles ist Schwierig, bevor es Leicht wird „ „ Home is where the Anchor drops „
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