Der vom Quarterdeck ausgehende Anfangsteil der Gangway, das "gangboard", war integrierter Bestandteil der Schiffkonstruktion und deshalb, im Gegensatz zur Gangway, mit Längs- und Querbalken (carlings, ledges) und einem separat angesetzten Geländerteil versehen. Das 3-scheibige, horizontale Kreuzholz am inneren Längsbalken übernahm ich von Modellfotographien der PRINCESS ROYAL. Kann mir einer der Takelmeister des Forums erklären, welche Aufgabe die mittlere Scheibe hatte?
Grüße Volker
achilles
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
k-003.JPG
k-009.JPG
Zitat von achilles im Beitrag #692 Das 3-scheibige, horizontale Kreuzholz am inneren Längsbalken übernahm ich von Modellfotographien der PRINCESS ROYAL. Kann mir einer der Takelmeister des Forums erklären, welche Aufgabe die mittlere Scheibe hatte?
Hallo Volker Interessant ist, dass Du demnach zu wissen scheinst, wozu die beiden äußeren Scheiben dienten. Das würde mich interessieren. Meine Recherchen zu der Frage führten mich lediglich zum Schrage, bzw. zu der bei ihm abgedruckten Zeichnung von Chapman (S. 70 Abb. 191 und 192). Dort ist mit "r" eine Mehrfachkombination von Scheibgats gezeigt, die von der Position und Anzahl der Scheiben her Deinem Kreuzholz entsprechen sollte und von der Schrage schreibt: "J.R. Röding, der diese Abbildung unter der Nr. 225 in das "Allgemeine Wörterbuch der Marine 1798" übernommen hat, erwähnt in seinem begleitenden Text dazu leider auch nichts. Wahrscheinlich waren diese Blöcke für laufendes Tauwerk der Lee- oder Stagsegel bestimmt." Scheibgats1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ich stimme da mit ihm überein. Geht man davon aus, dass der Einbauwinkel der Scheiben zumindest ungefähr dem Einfallwinkel des zu holenden Taus entspricht, sollten hier Taue durchgeführt werden, die von oben vorne kamen (ich beziehe mich dabei immer noch auf die von mir o.a. Skizze, nicht auf Dein Kreuzholz). Von dort kommen eigentlich nur die Schoten der Stagsegel zwischen Groß- und Fockmast. Sein (Universal-)Belegplan (S. 172, Abb. 452, No. 271,275,280) scheint dies zu bestätigen. Die Halstaue der Vormars- und Vorbramleesegel kämen vom Einfallswinkel her gesehen ebenfalls in Frage, von diesen sagt Schrage aber nur, dass sie über einen Fußblock geführt und an "passender Stelle" belegt worden sind.
Goodwin beschreibt Dein Kreuzholz in "Sailing Man Of War 1650-1850" auch (S. 222, Fig. 9/3, No 2), er nennt es "Cavel Block", schweigt sich aber über dessen Verwendung aus.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Besonderer Dank an Euch beide, Willi, Bernd! Dachte schon, dass hier niemand antwortet. Die hintere und vordere Scheibe diente an dieser Stelle offenbar für die Toppnantenführung des Großsegels. Unklar sind mir jedoch ihre Belegstellen. Eure Vermutung betreffend der Schoten scheint mir einleuchtend. Danke nochmals für die Aufklärung! Eure Ausführungen sind wieder ein Beweis für die Kapazität der Fachleute hier im Forum und für mich die Erkenntnis, beim nächsten "Takelmodell" mehr als Petersson und Marrquardt durchzulesen.
Zum Abschluss des Jahres noch ein kurzer Blick ins Licht-Studio: Seit Anfang des 18. Jahrhunderts hatte sich in der englischen Marine eine allgemein übliche Lampenform durchgesetzt: Hexagonal, ebene Scheiben, versetzte Dach- und Grundplatte in unterschiedlicher Größe. Die oktogonale Form der Vic-Laterne kam offenbar erst nach 1810 auf. Seit 1722 sollten die Schiffe ab 4. Rang aufwärts 3 Laternen am Heck fahren. Eine 4. Laterne war je nach Rang des Admirals bei Flaggschiffen im Top von Vor-, Groß- oder Besanmast vorgesehen. Die Laternen bestanden normalerweise aus Bronze und wurden mit Kerzen (selten Öl) befeuert. Je nach Schiffstyp waren sie 2-3,5 ft hoch. Die Meister der Metallverarbeitung des Forums mögen mir verzeihen, dass ich mangels Fähigkeiten Holz zur Laternenherstellung verwendet habe. Verzwickt am Bau war die asymmetrische Form dieser Lichter. Das Frontfenster hat einen anderen Neigungswinkel als die hintere Glasfläche (78 zu 65 Grad). Zudem liegen die Flächen der größeren Dachplatte zur kleineren Grundplatte azentrisch. Ich half mir mit einem "Hilfsstab", den ich durch zentrale, schräge Bohrlöcher der Platten führte und punktförmig mit Uhu fixierte, sodaß er leicht wieder entfernbar war. Das weitere Vorgehen (Kanthölzer, Fensterrahmen u.a.) erklären die Bilder. Im Gegensatz zu den Toplaternen hatten die Hecklichter Frontverblendungen. Für mich sind nun noch die beiden "Kleinen" dran, sprich nochmals 2x 8 Stunden! Euch allen Alle Guten Wünsche für 2015!!
achilles
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
k-1.JPG
k-2.JPG
k-3.JPG
k-4.JPG
k-5.JPG
Klasse Volker Ein schönes Beispiel das die Herangehensweise an komplizierte Formen reichlich durchdacht werden muß. Hast Du hinter den fertigen Fenstern zum einkleben Leistchen als Anschläge angebracht??
Danke und ja, Hubert, erst wurden die Fensterkantleisten angebracht, dann die Plastikfolie eingeklebt. Zum Einkleben sollte man übrigens nicht Sekundenkleber verwenden (trübt die Folie). Ich benutze Uhu-Alleskleber-Kraft, der zwar etwas fadenziehend ist, jedoch nicht auskristallisiert.
ein schönes Detail zum Jahresabschluss! Trotz Holzaussführung, meisterhaft gelöst, wie nicht anders von Dir zu erwarten war. Auch ich möchte Dir nochmal alles Gute für das neue Jahr 2015 wünschen.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Hallo Volker, eine sehr schöne Laterne hast Du da gebaut. Die Herangehensweise muss ich mir mal für später merken, denn aus Metall könnte ich so etwas auch nicht bauen.
Zitat von dafi im Beitrag #701Danke für die tolle Nachricht zum Jahresende lieber Achilles ...
... das heißt, ich darf mich nach neuen Laternen umsehen um sechseckig zu werden?
Lieber Gruß und tolle Ausführung, Daniel
Ich glaube, Daniel, Du kannst ruhig ins Neue Jahr übergehen. Laughton schreibt hierzu sinngemäß: Trotz der hexagonalen Mode, findet man parallel hierzu einige Oktagonale. Entweder handelt es sich hierbei um gelegentlich auftretende Spielereien oder die Dinger wurden später als 1815 angebracht. Sehe sie also als "Spielerei", it`s ok!