Ich lese gerade das Buch "Was mit dem weißen Wilden geschah" von Francois Garde.
Australien im Jahr 1843: Der junge französische Matrose Narcisse Pelletier wird von seiner Crew versehentlich an der Ostküste des Kontinents zurückgelassen. Ein Stamm von Jägern und Sammlern nimmt in bei sich auf.. 17 Jahre später findet man Narcisse zufällig wieder - er ist nackt, tätowiert und spricht die Sprache der Aborigines, seinen Namen hat er vergessen. Was ist geschehen? Der Entdecker und Wissenschaftler Octave de Vallombrun nimmt Narcisse mit nach Paris und macht es sich zur Aufgabe, ihn zurück in die Zivilisation und zu seiner Familie zu führen. Doch Narcisse öffnet sich dem selbsternannten Retter nur widerwillig: Reden, so sagt er, sei wie sterben.
Packend und elegant, frei nach einer wahren Geschichte, vergleichbar mit Bruce Chatwins "Traumpfade".
Ich lese dieses Buch meiner Frau Abends im Bett vor, so eine halbe Stunde, da dauert es schon eine Zeit bis die 318 Seiten durch sind. Es ist so anschaulich geschrieben, wie ein Matrose, ständig Befehle zu gehorchen, sein Leben steuerten, ohne selbst denken zu müssen, jetzt in der Wildnis muss er selbst aktiv werden und sein Leben meistern, Essen wurde ihm stets vorgesetzt, nun bei den Wilden, er dessen Sprache noch nicht kennt, er nicht dazu gehört, rum geschupst wird, eine "Alte" sich seiner annimmt und so überleben kann. Am Ende wird er wieder zu den "Wilden" zurück kehren. www.beck.de
Gruß Willy
"Le Superbe" 1785 1:50 "Soerlandet" in der Flasche Bark "Weser" Segelschiffmodellbau in der Flasche
Beat to quarters Beim Sichten der Bibliothek meiner leider unlängst verstorbenen Tante, stieß ich auf einen unerwarteten literarischen „Schatz“. Ein Miniaturtaschenbuch, von einer einzigen Klammer zusammengehalten: „Beat to Quarters“ von CS. Forrester.
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Obwohl es reichlich spät war, das Licht schlecht und der Geist müde, machte es doch irgendwo „klick“ und ich las gelangweilt (und zunehmend elektrisiert) wie Kapitän Hornblower widerwillig die Püttingswanten am Fockmast der Lydia erklimmt um einen Blick auf Mittelamerika werfen. Das Büchlein war eine Non Profit Ausgabe der amerikanischen Streitkräfte (1939) zur geistigen Erbauung der (künftigen) Soldaten in Übersee. Das Format passte genau in die Taschen der Kampfanzüge und irgendwie ist das gute Stück wohl als „Kriegsbeute“ in Feindeshand gefallen.
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Während Hornblower da kletterte, wurde mir einmal mehr bewußt, wie weit Forester und O´Brian doch auseinanderliegen und wie sehr der korpulente, rotwangige Jack Aubrey von 1969 der perfekte Gegenentwurf zum schlacksigen Horatio Hornblower von 1937 ist. Was muß O´Brian (als Mann ohne Namen, genauer gesagt sogar unter „falschem“ Namen) für einen Mut aufgebracht haben, sich dem literarischen Titanen Forester zu stellen, noch dazu mit dem kecken Anspruch es noch besser zu machen. O´Brian ging konsequent auf Gegenkurs. Welche Eigenschaft des wackeren, erzenglernden Horatio Hornblower man auch immer heranzieht, Aubrey ist todsicher das genaue Gegenteil. Forester läßt seinen Hornblower modernes Englisch sprechen, das Duo Aubrey/Maturin befleissigt sich eines vorviktorianischen Idioms, das die deutsche Übersetzung beim besten Willen nicht wiedergeben kann. Hornblower ist notorischer Einzelgänger, Aubrey kommt im Zweierpack daher (literarisch zweifellos ein Geniestreich) Die Hauptfigur wird gesplittet und das Rauhbein Aubrey und der besonnene Geistesmensch Maturin eröffnen unendliche Möglichkeiten das Thema „Jackel and Hyde“ durchzuspielen. Ihrer beider Verbindung ist die Musik und natürlich ist Hornblower absolut unmusikalisch. Während es letzterer auf eine unglückliche Ehe, eine perfekte Aufstiegsgattin (die erfundene Schwester Wellingtons) und gerade einmal eine Liebschaft bringt, ist Aubrey fast ständig mindestens doppelt liiert und lebt nach dem Nelsonschen Motto: „jenseits von Gibraltar…“ Apropos Beziehungen, Hornblower organisiert für seinen Gönner St. Vincent die Totenparade für den gestorbenen (Über)Seehelden ohne ihm freilich je begegnet zu sein, Aubrey zitiert pausenlos Nelsons Spruchgut und ist als Tory ein erbitterter Gegner des ersten (Whig)Seelords (nicht gerade karriereförderlich). O´Brians Abrechnung geht bis in die Details. Die (allmächtigen) Sekretäre der Admiralität Barrow und Marsden umgibt Forrester mit einem Glorienschein – O´Brian bezeichnet letzteren als „Esel“. Aubrey und Maturin sind als Fellows der Royal Society gut „sozialisiert“ Hornblower ist naturwissenschaftlich und politisch eher desinteressiert. Dafür wird Hornblower ständig seekrank und Aubrey ist ein „amphibisches Wesen“, das zudem mit seinen über 100 Kilo in der Takelage herumturnt wie ein Kadett. Aubrey säuft und frisst unmäßig (und wechselt ständig die Konfektionsgröße) Hornblower ist natürlich nie betrunken und ständig auf Mäßigung bedacht. Dafür ist Hornblower in seiner beinahe langweiligen Ernsthaftigkeit „parkettsicher“ während Aubrey in der Regel kein Fettnäpfchen ausläßt. Wenn die Kanonenkugeln fliegen, ist Hornblower der ewig unverletzte Strahleheld, dem weder Säbelklingen, Kartätschen oder Gelbfieber etwas anhaben können. Aubreys Körper ist narbenzerfurcht und er holt sich bei jeder Gelegenheit eine weitere Entstellung ab. O`Brians Erzählzyklus setzt vor dem Frieden von Amiens ein und wird konsequent weitergeführt (unter Einschluß einiger literarischer Extrajahre um die Abenteuer der Helden unterzubringen). Forester beginnt seinen Kosmos mit „The happy return“/“Beat to Quarters“ und scheut sich nicht, wiederholt Prequels der Hornblowerischen Jugend einzustreuen.
So könnte man vermutlich (zum Leidwesen der Leser) seitenweise weitermachen, das Entscheidende aber ist, das O´Brian zweifellos sein Ziel erreichte, sich bei gleicher Thematik vom übermächtigen C.S. Forester abzusetzen ohne das letzterem dadurch ein ernsthafter Imageschaden entstand. Ich werde das kleine Büchlein mit Geschichte jedenfalls gut bewahren und gelegentlich darin schmökern…
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With many cheerful facts about the square of the hypotenuse. ...
In der Werft: Venezianische Gondel - Maßstab 1:20 Recherche: Rudergaleone - Maßstab 1:20 Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.Antoine de Saint-Exupery
Nachdem ich mich jetzt immer mehr das Zeitalter der historischen Seefahrt vertiefe. Insbesondere die Zeit um die napoleonischen Kriege. (Da wartet eine HMS Victory bei mir gebaut zu werden ) Da habe ich mein absolutes Lieblingsbuch meiner Jugendzeit herausgeholt. "Peter Simpel" von Frederick Marryat. Peter Simpel.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Der Aufstieg eines, zu Anfang recht naiven britischen Seekadetten bis zum Lord seiner Majestät zur Zeit der napoleonischen Kriege.
Eine sehr interessante und spannende Marinehistorische Romanserie auf die ich vor kurzem gestoßen bin.
Autor:Alexander Kent Die Geschichte von Richard Bolitho Die Serie beginnt im Jahr 1772 mit Richards Eintritt in die Royal Navy als Fähnrich (Midshipmen). Sie umfasst 26 Bände und endet im Jahr 1815 mit Richards Tod, im Gefecht, im Rang eines Admirals. Verlag: Ullstein
Der Autor Alexander Kent kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Marineoffizier im Atlantik und im Mittelmeer und erwarb sich danach einen weltweiten Ruf als Verfasser spannender Seekriegsromane. Seine Marinehistorische Bolitho -Serie machte ihn zum meistgelesenen Autor neben C.S.Forester. Seit 1985 Kents erstes Buch erschien, hat er über 50 historische und moderne Marineromane veröffentlicht (alle bei Ullstein), die in 14 Sprachen übersetzt wurden und weltweit über 25 Millionen Auflage erzielten.
Die Übersetzung aus dem englischen ist leider nicht sehr gut durchgeführt worden und man stolpert hin und wieder über Rechtschreibfehler. Aber wem Patrick O' Brian gefallen hat, dürfte bei dieser Reihe auch nicht enttäuscht werden.