In einer umfangreichen Unterlage aus dem Stadtarchiv Rotterdam werden unter anderem die Abmessungen der Rundhölzer aufgeführt. Diese Unterlage kann in die Zeit um 1700 angesiedelt werden. Quelle: NL-Rsta_1_01_3018_001 ...
Erstes Charter: Großmast-Länge: 96 Fuß = 27168 mm, Durchmesser: 780 mm. Fockmast-Länge: 86 Fuß = 24338 mm, Durchmesser: 720 mm. Besanmast-Länge: 76 Fuß = 21508 mm, Durchmesser: 510 mm.
Zweites Charter: Großmast-Länge: 92 Fuß = 26036 mm, Durchmesser: 720 mm. Fockmast-Länge: 82 Fuß = 23206 mm, Durchmesser: 660 mm. Besanmast-Länge: 72 Fuß = 20376 mm, Durchmesser: 465 mm.
Drittes Charter: Großmast-Länge: 91 Fuß = 25753 mm, Durchmesser: 690 mm. Fockmast-Länge: 81 Fuß = 22923 mm, Durchmesser: 630 mm. Besanmast-Länge: 71 Fuß = 20093 mm, Durchmesser: 450 mm.
Viertes Charter: Großmast-Länge: 88 Fuß = 24904 mm, Durchmesser: 630 mm. Fockmast-Länge: 78 Fuß = 22074 mm, Durchmesser: 570 mm. Besanmast-Länge: 69 Fuß = 19527 mm, Durchmesser: 420 mm.
Fünftes Charter: Großmast-Länge: 84 Fuß = 23772 mm, Durchmesser: 585 mm. Fockmast-Länge: 74 Fuß = 20942 mm, Durchmesser: 525 mm. Besanmast-Länge: 64 Fuß = 18112 mm, Durchmesser: 375 mm.
Zitat von Werner im Beitrag #91In einer umfangreichen Unterlage aus dem Stadtarchiv Rotterdam werden unter anderem die Abmessungen der Rundhölzer aufgeführt.
Danke Werner. Ich habe mal ein bisschen Datenauswertung gemacht. Folgende Aussagen kann man aus deiner Aufstellung ableiten: 1) Für den Großmast beträgt das Verhältnis zwischen Durchmesser und Länge etwa 1/35 bis 1/40. Je kleiner der Mast, umso dünner ist er im Verhältnis (Charter 5: 1/40,6) 2) Beim Besanmast ist das Verhältnis generell kleiner (dünner) und liegt zwischen 1/42 bis 1/48 3) Das Verhältnis der Durchmesser von Besan- und Großmast liegt immer bei etwa 0,65 und damit Nähe bei der von @Windgesicht genannten 2/3 Regel. 4) Das Längenverhältnis Besan- zu Großmast liegt immer so bei 0,8; d.h. die Besanmasten standen immer auf auf dem Kielschwein.
Etwas ähnliches kann man auch aus Deane's Doctrine herauslesen. Ich gebe hier nur mal die Daten des kleinsten Schiffs (6th rate) an, da die Längen nahe bei meiner Rekonstruktion liegen: Hauptmast: 21 Yard 4 Inch = 19304mm, D = 432mm (Verhältnis 1/44,7) Besanmast: 16 Yard 27 Inch = 15316, D = 267mm (Verhältnis 1/57) Das Verhältnis der Durchmesser von Besan- und Großmast liegt bei etwa 0,62 - schon merklich unter 2/3. Das Längenverhältnis Besan- zu Großmast liegt wie bei den Holländern bei 0,8.
Fazit (auch wenn mir das nicht in den Kram passt): meine Masten sind wohl generell noch zu dick, und speziell beim Besan muss ich wohl doch eher mit den 10 Inch von @bela vorlieb nehmen.
Ich habe die letzte Zeit mit intensivem Quellenstudium zur Takelage verbracht. Gar nicht so einfach, die Herren Anderson und Lees unter einen Hut zu bringen. Manchmal sind sie sich erstaunlich einig, manchmal weichen die Taustärken aber über 50% voneinander ab. Ich werde das ganze demnächst mal ins Excel übertragen und hier einstellen.
Vorher aber nochmal zu einem meiner Kopfschmerz-Themen: die Blöcke. Wie bereits anderswo geschrieben gibt Lees zwar relativ detaillierte Beschreibungen englischer Blöcke, er widerspricht sich aber teilweise selber. Seine Faustformel entspricht ungefähr dem Mondfeld-Design, seine Detail-Beschreibung ist aber nur etwa 3/4 so gross. Insbesondere hat die Rolle im Block bei Lee nur einen Durchmesser von etwa dem 4,4fachen des Taudurchmessers, was irgendwie so gar nicht zu den Bilder in seinem Buch passt. Leider hat da auch der Mondfeld-Entwurf so seine Macken - dass seine Maßangaben nicht zu seinen Zeichnungen passen würde hier im Forum ja auch schon diskutiert
Daher habe ich meine eigenen (maybe)Regeln aufgestellt, welche mir aus Ingenieurssicht sinnvoll erscheinen.
Die Rolle ist deutlich größer, außen gleich zweimal den Tauumfang. Das Gehäuse ist dafür etwas schlanker als bei Mondfeld. Gezeichnet habe ich eine Variante, die in ein Tau eingespleißt wird, welches dann 3/2 der Stärke des durchlaufenden Taus hat.
Hat eigentlich jemand eine Ahnung, aus welcher zeitgenössischen Quelle die Herren Mondfeld und Lees ihr Angaben zu den Blöcken beziehen?
Nach längerer Zeit geht es langsam auf die Zielgerade. Ich habe die Maybe-Hauptansicht neu gezeichnet, mit etwas gefälligerem Schanzkleid und ein paar barocken Verzierungen. So gefällt mir das - so soll es werden 😎
Die gezeichnete Takelage basiert auf einer Vermittlung von R. C. Andersons und James Lees' Büchern, plus den Regeln aus Deanes Doctrine. Wie ich das gemacht habe steht in der angehängten Excel- Tabelle. Entschuldigt, dass ich alles englisch geschrieben habe - da alle Quellen englisch sind fällt es mir schwer ständig hin und her zu schalten. Ich werde zu ein paar Besonderheiten der Takelage später noch was schreiben.
Torsten
PS: langsam werde ich auch zur Bauvorbereitung (Holzbestellung) übergehen. Ich fürchte nämlich, dass ihr mich sonst noch aus dem ModellBAU-Forum verjagt...
torstenmay
hat folgende Dateien an diesen Beitrag angehängt
Kurz vor dem Beginn eines Bauberichtes nochmal zur Papierarbeit:
Aus vollkommen irrationalen Gründen will ich das Modell mit der altertümlichen Spantsetzung der ersten Hälfte des 17ten Jahrhunderts bauen, so wie es Kroum Batchvarov in seiner Masterarbeit gezeigt hat und wie es z.B. beim Gresham Schiff belegt ist.
Das bringt bei der Konstruktion die Schwierigkeit mit sich, dass die einzelnen Spantteile wechselseitig vor und hinter der Ebene des berechneten Spantrisses sitzen. Noch komplexer wird es dadurch, dass sich die Anordnung mittschiffs herumdreht...
Zudem werden die oberen Auflanger in Schiffs-Längsrichtung immer schmaler. Daher wird mein Spantgerüst mit Sicherheit nicht besonders stabil werden, was insbesondere die Schleifarbeit der Schmiegen im zusammengebauten Zustand schwierig machen wird. Daher konstruiere ich gerade die Einzelteile der Spanten mit den größten Schmiegen (etwa 12 am Heck und 8 am Bug). Somit kann ich die Teile weitestgehend vorarbeiten. Und da ich ja den Computer wenn möglich meide wird nur mit Zirkel und Lineal gearbeitet. Warum denn einfach wenn's umständlich geht - der Weg ist das Ziel!
Gruß, Torsten
PS: das erste Los Birnen-Bauholz aus Wendischbaselitz liegt bereit; ich lasse mich zwar nicht auf einen Termin festnageln, aber bald geht es los.