Vorstellen kann ich mir folgendes; Ein heißgeschossenes Rohr dehnt sich aus, auch nach innen (!), folglich wird die 'Rohrseele' enger. Das relativ kalte Geschoss wird durch die Abbrandgase des Pulvers hinausgezwungen und bedingt durch die Unebenheiten desselben kommt es aufgrund einer gewissen temporären Klemmwirkung auf dem Weg nach draußen zum Springen- oder nicht?. Kommen jetzt noch Unebenheiten im Rohr hinzu, ist die Häufigkeit oder die Mächtigkeit des jeweiligen Sprunges höher, das äußert sich z.B. bei der Namensgebung der Kanone wie 'Jumping Bill' usw..
Wer mehr über die Royal Naval gunnery (1545-1808) mit archäologischem Hintergrund erfahren möchte, dem kann ich nur diese ausgezeichnete Abhandlung und Recherche in Daniel Pascos Doktorarbeit empfehlen: http://eprints.bournemouth.ac.uk/36802/1..._Ph.D._2021.pdf
Zitat von achilles im Beitrag #33Wer mehr über die Royal Naval gunnery (1545-1808) mit archäologischem Hintergrund erfahren möchte, dem kann ich nur diese ausgezeichnete Abhandlung und Recherche in Daniel Pascos Doktorarbeit empfehlen: http://eprints.bournemouth.ac.uk/36802/1..._Ph.D._2021.pdf
Wow, damit ist glaube ich alles zum Thema gesagt. Ich habe zwar nur das Kapitel über die London verschlungen, aber die Qualität der Arbeit steht außer Frage. Danke für den Hinweis! Grüße Torsten
Nach dem sehr lehrreichen Ausflug in die Welt der Artillerie zurück zum Schiffbau. Meinen Entwurf habe ich mittlerweile nochmal leicht modifiziert. Der Achtersteven steht jetzt bei 16°, ein "dead rise" von 3 Inch wurde eingeplant, der Kiel um einen Fuss auf 59ft verlängert und die Tiefe ("depth in hold") leicht auf 11 Fuss reduziert. So soll es jetzt bleiben:
Bzgl. der Spantensetzung habe ich die "alte" Form gewählt, wie sie z.B. Kroum Batchvarov in seiner Masterarbeit beschreibt und wie sie auch bei Wrackfunden (Gresham, Warwick) belegt ist. Die Archäologie zeigt, dass zwischen den einzelnen Segmenten nur teilweise eine Verbindung bestand, und speziell im oberen Bereich die toptimber mittig zwischen den futtocks lagen. Das ist natürlich im Modell nur sehr schwer umsetzbar, deswegen will ich mir das vereinfachen und die Spanten später aus 4 Segmenten (floor timber, 1st futtock, 2nd futtock, toptimber) zusammenbauen. Das sähe dann so aus: Etwas unschlüssig bin ich mir noch mit der Konstruktion der Geschützpforten. Wenn ich den Überlapp zwischen erstem und zweiten Auflanger in den Bereich der größten Breite lege (so sollte es aus Festigkeitsgründen eigentlich seien) liegen die Pforten in dem Bereich, in dem nur die zweiten Auflanger liegen. Eine Pforte zwischen zwei nebeneinander liegenden Spanten ist dann viel zu klein, wenn ich einen Spant überspringe wird sie zu groß. Ich habe deswegen einen Toptimber nach unten verlängert, so dass ich in dem Bereich eine plausible Pforte von etwas über 2ft bekomme. Ist zwar etwas unkonventionell und auch nicht archäologisch belegt, aber was Besseres ist mir nicht eingefallen. Was meint ihr?
Da keiner meine Geschützpforten kritisiert hat (siehe vorheriger Beitrag) mache ich weiter im Text. Die "rising" und "narrowing" Linien habe ich weitestgehend nach dem Treatise berechnet. Allerdings habe ich mittlerweile den Heckbalken auf das von Deane empfohlene Mindestmaß von 2/3 der maximalen Breite vergrößert (10/19 im Treatise), da das sehr schmale Galeonenheck von 1625 für die Mitte des Jahrhunderts sicher nicht mehr zeitgemäß war.
Bezüglich der "toptimber" bleiben ja bekanntlich beide Autoren (der Unbekannte und Deane) recht diffus. Mein Excel erlaubt mir da ein wenig Spielerei. Ich habe zunächst einen "tumble" (Einzug) auf 3/4 der größten Breite des jeweiligen Spants gewählt, welchen ich dann linear von hinten nach vorn modifiziere. Momentan bin ich achtern bei 0,7 und bugwärts bei 0,8.
Damit bekomme ich nach achtern einen ganz gefälligen Verlauf der Spanten. Im folgenden Bild sind immer zwei Spanten ausgelassen. Den umgekehrten Radius der Auflanger vergrößere ich achterwärts linear, ausgehend von einem Radius entsprechend der größten Breite beim Spant 0. Ganz gerade ist auch der letzte Auflanger am Heck nicht. Die anderen "sweeps" der Spantenform sind heckwärts konstant.Die Radien zum Kiel sind natürlich manuell erstellt, da gibt's leider keine Formel.
Nach vorne bin ich noch nicht zufrieden, da bastel ich noch. Deane's toptimber Linie, welche man nur im Entwurf auf Seite 66 von Lavery's Buch sieht, läuft bugwärts fast parallel zum Kiel, so dass der tumble am Frontschott negativ wird. Ganz so extrem möchte ich das aber nicht unbedingt machen. (Bild abfotografiert; bitte wieder löschen falls es Copyright-kritisch ist).
der untere Radius bis zum Kiel lag im Bereich des ersten, also Kimmradius. So beschrieben im annonymen Manuskript um 1620.
Gruß Werner
Danke Werner; diesen Radius habe ich auch genommen. Allerdings sind meine Mathe-Kenntnisse für die Platzierung mittels Formel unzureichend, deswegen schiebe ich den Radius manuell bis er an Kiel und Boden passt. Früher war es wohl die Malle die angelegt wurde.
Mit CAD geht es heute selbstverständlich viel einfacher, aber das würde ich natürlich nie zugeben 😁
Wie man zum Ergebnis kommt, ist eigentlich egal. Wichtig erscheint es mir, dass man Freude daran hat. Und mit CAD kann man auch nur seine Gedanken umsetzen.
Welche Quellen haben wir denn? Da ist Baker, Harriot, der annonyme Autor, Vielleicht noch Pett und Dean. Wie habe es die andern 100, 1000 oder mehr gemacht? Wissen wir das?
Zitat von Werner im Beitrag #40...Wie habe es die andern 100, 1000 oder mehr gemacht? Wissen wir das?
Nö, natürlich nicht. Das ist ja gerade meine Lücke: ich bin die Nummer 851, die ein bisschen neidisch auf den großen Pett ist und sein kleines Handelsschiff ein bisschen wie ein 1:2 Modell der berühmten Sovereign aussehen lassen will...
Grüße Torsten PS: natürlich ohne Rundheck - zu teuer.