Zitat von bela im Beitrag #58 Unter Umständen wäre womöglich hinter den Wanten noch Raum für eine zusätzliche kleine Stufe um die Sprünge etwas zu mildern? Nur mal als Überlegung.
Zusätzliche Stufen würden mir auf jeden Fall eher zusagen als eine noch schrägere Reling. Und wenn die Höhe damals tatsächlich auf riskante Maße reduziert wurde geht das wahrscheinlich auch ganz gut. Ich hatte noch eine Mondfeld-Diskussion bzgl. der spanischen Santa Maria Entwürfe im Hinterkopf; da hieß es, dass eine niedrige Reling auf See ein Unding sei - die Gefahr, über Bord zu gehen, sei viel zu groß.
Zitat von dafi im Beitrag #59Auch glaube ich, dass die jeweils hintere Want in deinem Zeitalter noch komplett ausgewebt war, lass mich aber gerne eines Besseren belehren.
Also an der SotS ist das wirklich (noch) nicht zu sehen (Payne), um 1670 dann aber schon. Anderson schreibt, dass es bei Engländern üblich war, aber ohne Zeitangabe. Lässt sich wahrscheinlich unmöglich beweisen ob es in der Mitte des Jahrhunderts schon in Mode kam...
Grüße Torsten
PS: mir gefällt das ehrlich gesagt auch optisch und würde es daher gerne lassen.
trotz diverser Versuche mit zusätzlichen Stufen in der Reling habe ich keine (in meinen Augen) elegante Lösung gefunden - bleibt wohl weitestgehend wie gehabt. Dem Vorschlag von @Werner folgend mache ich sie aber leicht schräger, dabei aber an keiner Stelle flacher als 1m. Vielleicht gab es ja damals einen shipwright mit einem Herzen für seine Seeleute... Bis zum nächsten Bild dauert es allerdings wieder etwas. Bis dahin ein paar Gedanken zum Innenausbau.
Mich beschäftigt immer noch die Frage, wie der seitlich geführte Bugsprit (bowsprit) gelagert wurde. Was ich bisher sah hat mich aus der Sicht eines Statikers nie so Recht überzeugt. In meinem Fall habe ich folgendes konstruiert:
Richtung Steven liegt der Bugsprit in einem Sattel, welcher auf den letzten Deckbalken des Hauptdecks gelagert ist. Dann taucht er unter das Deck. Auf dem kleinen unteren Deck des Kabelraums steht ein schräger Mastfuss. Das Problem: durch sein Eigengewicht und unter Segellast würde der Bugsprit seinen Fuss mächtig nach oben hebeln und vielleicht sogar die unteren Decksbalken ausheben. Ich überlege daher, eine schräge Stütze zum Hauptdeck einzusetzen (angedeutet als gestrichelte Line), um die Hebelkräfte abzufangen. Das ist natürlich nirgendwo belegt.
Zu späteren Zeiten, wenn sich der Bugsprit zentral an den Fockmast stützt, gibt es das Problem natürlich nicht mehr. Das führt mich zu der Frage: war der seitliche Bugsprit eigentlich mit dem Fockmast verbunden? Eine Laschung würde sich ja anbieten, aber sowas habe ich auch noch nie gesehen...
Wenn Du dir die Situation rund um den Fockmnast einmal vor Augen führst, tauchen wenigstens zwei Fragen auf:
Wie weit standen die Spenen der großen Beting auseinander? Bei niederländischen Schiffen war der Abstand zwischen den Spenen ca. 3 bis 4 Fuß. Das Bugspriet wird aber kaum außerhalb der Spenen gelegen haben. Also eventuell zwischen den Spenen. Das aber wird vermutlich nicht möglich sein, da der Fockmast dieses nicht zulassen würde.
Die beiden Knie, die an der Vorderseite der Spenen auf dem durchlaufenden Deck standen, reichten möglichst weit nach vorne. Auch hier muss das Bugspriet vorbei geführt werden können. Nebenbei lag das Bugspriet nicht auf dem Vorsteven, sondern lagerte seitlich am Steven? Das Deck sollte auch bis an den Vorsteven geführt werden.
Zitat von Werner im Beitrag #66 Wie weit standen die Spenen der großen Beting auseinander? Bei niederländischen Schiffen war der Abstand zwischen den Spenen ca. 3 bis 4 Fuß.
Hallo Werner, Gedacht ist das in meiner Zeichnung schon so, dass Fockmast und Bugsprit zwischen den Betingsbalken liegen. Wenn du sagst dass die Holländer 4Fuss Abstand ließen würde das gerade passen: Fockmast und Bugsprit haben bei mir maximal je 16 in Durchmesser. Von der Mittellinie aus gerechnet passt ein halber Mast und ein ganzer Sprit (8+16in) genau in 2 Fuss. Die Knie gehen natürlich am Mast nach vorne vorbei. Könnte hinkommen...
Weißt du ob die Holländer Fock und Sprit miteinander verbanden (Bolzen oder Laschung)?
Es trifft zwar die Sache nicht so ganz ( anderer Zeitabschnitt, andere Nationalität ), aber zum 'Abklopfen' wie es dennoch sein könnte, habe ich 'mal ein Bildchen vom Innenausbau dieses Bereiches meiner CONSTITUTION eingestellt. Es zeigt das Widerlager des Bugspriets, dessen senkrechte Pfosten noch im unter dem Batteriedeck liegenden Berthdeck verankert sind, ebenso wie die Eckpfosten der Ankerbetinge. Der ist der Fockmast noch ein Stück davon entfernt.
Was den Zug bzw. die Belastung des Spriets durch die Takelage angeht, ergibt sich ein Stützen durch die Wuhling, die umlaufend durch das entsprechende Langloch im Scheg zu einer gewissen Festigkeit beiträgt, sowie durch die Back- und Wasserstage.
man wird die Masten nicht miteinander verbunden haben. Man denke dabei an Reparaturen. Im Zweifel musste der Fockmast aus dem Schiff genommen werden können. Dann wäre es natürlich schlecht, wenn da noch ein Bugspriet am Fockmast befestigt wäre.
Danke Eugen, schönes Bild. Ich zweifle aber, ob es die damalige Praxis darstellt - soweit ich weiß wurden beim Bau der Replica einige Zugeständnisse an die Moderne gemacht. Zum Beispiel das Metallband sieht in meinen Augen deplatziert aus. Grüße, Torsten
Mit Ausnahme des Metallbandes entspricht das von Eugen eingestellte Bild allerdings der schematischen Zeichnung und Beschreibung im Buch von Goodwin (Sailing Man of War, S.168). Der Fuss des Bugsprits lagert hier verzaft mit einem mächtigen "Step" (Grundplatte aus extra dicken Decksplanken), der mit zusätzlichen Längsbalken ("additional suport timber") auf den Decksbalken und Carlings verbolzt wird
Dieser Step ist eine Metallplatte, erkennbar an den Schrauben, und das Band über den Bugsprit ist dementsprechend auch Metall. Die Konstellation entspricht aber auch dem, dass ich kenne, der seitlich versetzte Bugspriet ist in den Tagen in denen der Winkel noch sehr flach war für mich ein Charakteristikum.