Ich will mich jetzt nicht unbeliebt machen und kenne mich im 17. Jh., wie schon mehrfach angedeutet, auch nicht so gut aus, aber die Toppnanten der Rah des Focksegels erscheinen mir irgendwie ungewöhnlich: warum ist da ein kleiner Block an einen größeren gestroppt und wozu dient dann der größere Block - der Führung der Schoten des Vormarssegels? Irgendwie hätte ich an dieser Stelle Violinblöcke erwartet, aber vielleicht liege ich damit schief ...
@wefalck Du hast genau richtig vermutet. Kleiner Block - Topnanten Großer Block - Marssegelschot. Bei den Franzosen war das in einem Block vereint. Die Briten haben zwei zusammen gestroppt.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Eine Frage in die Runde, z.B. @achilles und @Willi : Waren die Marssegelfalls bei englischen Schiffen dieses Zeitraumes auch bereits in langen Taljen an den Rüsten belegt ? Für Eure sicher fundierten Aussagen hierzu beadanke ich mich schon einmal vorab.
Da kann ich nur auf Hoeckel verweisen. Demnach waren die Marsfallen bei großen Schiffen -und als ein solches darf man die Pince hier wohl ansehen- doppelt. Es wurde ein Auge in ein Tau gebunden, um die Rah geschlungen und durch eben dieses Auge geführt. Dann fuhr es durch einen Block unter den Bramsalingen (Hoeckel erwähnt hier als Variante, dass seitlich des Topps auch Scheibgatten angebracht worden sein können) und endete als Stropp um einen Violinblock. Dieser wurde mit einem Block auf der Hinterkante der Rüste zu einer dreischeibigen Talje geschoren. Auch vierscheibige Taljen zeigt Hoeckel, dann mit zwei Violinblöcken.
Das Ganze auf der anderen Seite genau so. Demnach waren die Fallen so, wie Du schon angenommen hast. Jedenfalls war eine Abkehr von den komplizierten Spruten vom Beginn des Jahrhunderts erfolgt.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Edit: Was die Position des oberen Violinblocks angeht, so muss diese bei gefierter Marsrah wenigsten so hoch liegen, dass zwischen ihm und dem Block auf der Rüste wenigstens die Länge der Marsstenge steht.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Danke, Willi @Willi . Scheibgatts hatte ich bereits gefertigt und am oberen Teil der Marsstenge angebracht. Violinblöcke hatten die Engländer nicht, es werden mehrscheibige normale Blöcke sein, oder was auch noch vorkommen konnte; hintereinandergestroppte Groß/ klein- Variante ähnlich der Toppnant/ - Schot- Kombination, nur der obere Part praktisch auf den Kopf gestellt.
Irgendwann in diesen Jahren ging man auch dazu über, in der Mitte der Marsrah einen Block zu installieren (so lt. Marquardt). Dann wurde die Drehreeps über den Bramsalingen angebracht, und erst durch diesen (Doppel-) Block geschoren, bevor sie dann den bereits beschriebenen Verlauf nahmen. Als Primärliteratur käme hier wohl Anthony Deans Doctrin von 1670 infrage, auf die ich aber keinen Zugriff habe. Das Modell im Science Museum wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts neu getakelt. Ob diese Taklung einer genaueren Untersuchung stand hielte, kann ich nicht beurteilen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Hallo Peter, habe dir über mail geschickt, was R.C.Anderson ( R.C. Anderson in "... Das Takeln von Schiffen im Barockzeitalter 1600 - 1720"). Vielleicht hilft es auch etwas.
...so etwas ist mir auch noch nicht vorgekommen, @bernd ! Als Du Anderson erwähnt hattest, kam mir das sehr bekannt vor und auf einmal hatte ich das Bändchen vor dem geistigen Auge und wusste, dass ich "den Anderson" hatte. Ich habe dann gesucht und in einem der mit maritimer Literatur gefüllten Regale war es hinter den großformatigen Bänden und sagte kein Wort Es hat zwar einen anderen Titel, aber entspricht voll und ganz.
....etwas dunkler, da die hellen Taue sonst überstrahlen- SAM_1099.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Wie sich zeigt, ist für mich dieser Anderson als 'kleine Bibel' zu werten. So müssen bei den -zum Glück- wenigen Arbeiten am laufenden Gut Korrekturen vorgenommen werden, habe ich mich doch aufgrund des kleinen Maßstabes ( der für mich eigwntlich nicht ungewöhnlich ist ) aufgrund ihrer Kleinheit davon leiten lassen, z.B. bei der kleinen Bramrah und auch bei der Spritmastrah einfach geführte Brassen anzubringen. Auch bekommt die Sprietmastrah eine Fall, was ich bisher ausschließen wollte.
Das Ende vom Lied ist, ich "darf" noch kleinere Blöcke für diesen und ähnliche Sektionen herstellen, da einem gerade bei solch kleinen Maßstäben die diesbezüglichen Unterschiede besonders auffallen.
Peter
Windgesicht
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SAM_1095.JPG
....darf ich vorstellen? Das richtig getakelte 'Vorgeschirr' nach Anderson, auch die Sprietmastsegelfall gehört dazu.
SAM_1103.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Angebracht wurden auch die Wantklampen -hier an den Backbord- Großstengewanten zu sehen- als Belegstellen, die bereits ein viertel Jahrhundert später durch Belegbänke an den Schanzkleiden ersetzt wurden. Ob sie wirklich zum Belegen geeignet sind, wird sich zeigen, da sie nur angeklebt sind. Ein Festbinden hätte bei diesem Maßstab zu sehr aufgetragen.
Zitat von Gebbi im Beitrag #312So akkurat, lebensecht!
Danke, Jörg @Gebbi -obwohl ich bei den Decksplankennähten im Zweifel war, da man bei diesem Maßstab in dieser Hinsicht nur grobes Zeug abliefern würde. Geritzt wurde zwar, aber nicht eingefärbt.
Der Hingucker ist die Takelage. Ich finde die ruhige Gestaltung der Decks sogar besonders gelungen. Sie lässt den Blick etwas ruhen und betont naben der Takelage die vielen schönen Rumpfdetails.
Zitat von Klabauter im Beitrag #314Ich finde die ruhige Gestaltung der Decks sogar besonders gelungen
....habe bei dieser Aufnahme Wert auf die Decksstruktur gelegt, um den Schattenschlag der Decksplankennähte hinzubekommen , Klaus @Klabauter . Zudem ist es eine indirekte Tageslicht- Aufnahme, um farbliche Kunstlichtverfälschungen auszuschließen, auch war das Deck im Beitrag zuvor durch die Wantklampenaufnahme überstrahlt.