Im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg wird die 1913 gebaute Skûtsje Goede Verwachting ausgestellt, ein Segelschiff für den Binnenfrachtverkehr, ähnlich der Tjalk.
zwischen Mast und Kistenluk liegt eine mit einem Deckel geschlossene Luke. Sie wird nach vorn etwas schmaler. Ist sie die Öffnung für das Kontergewicht des Mastes wenn dieser gelegt wird? (Ich hoffe es ist in Ordnung, eines der Bilder aus dem Beitrag zur Veranschaulichung meiner Frage herausgenommen zu haben)
Und: Lässt sich der Unterschied zwischen »Tjalk« und »Skûtsje« klar definieren? Oder ist das reginonal bzw. international (Niederlande/Deutschland) unterschiedlich und meint ein und denselben Schiffstyp?
Viele Grüße, Klaus
Klabauter
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
So weit ich mich erinnere hast Du recht mit der Annahme, daß sich unter dem Lukendeckel der Schacht verbirgt, in dem sich der untere Teil des Mast nach vorne-oben bewegen kann, wenn der Mast gelegt wird. Ein Gegengewicht hat er normalerweise nicht.
Für uns sehen Skûtsje und Tjalk weitgehend gleich aus, besonders die späteren Bauten in Eisen/Stahl. Ich müßte mal in meiner inzwischen recht umfangreichn Bibliothek schauen, wo die Unterschiede liegen.
Zitat von Klabauter im Beitrag #2 Und: Lässt sich der Unterschied zwischen »Tjalk« und »Skûtsje« klar definieren? Oder ist das reginonal bzw. international (Niederlande/Deutschland) unterschiedlich und meint ein und denselben Schiffstyp?
Viele Grüße, Klaus
Oha, da hast Du ein schwieriges Thema angeschnitten. Bis zu seinem Tod 1994 habe ich mich sehr gerne und regelmäßig mit Udo Czempies getroffen, der sich über viele Jahrzehnte auf diese niederländischen Fahrzeuge spezialisiert hatte und der sich dadurch eine Expertise angeeignet hat, die der von Werner Jaeger nicht nachstand. Er hat häufiger mit dem Deutschen Binnenschifffahrtsmuseum in Duisburg und auch mit den Betreibern des Museums im Schlossturm Düsseldorf gestritten, wenn es um die Bezeichnung der unterschiedlichen Schiffstypen ging. Ist das nun eine Poon, eine Tjalk oder was weiß ich....? Manchmal ging es um Details, ob eine gekrümmte Gaffel vorhanden war oder ob der Vorsteven in seiner gedachten Verlängerung auf die Mastspitze treffen würde, oder eben nicht. Leider war Udo immer der Ansicht, seine Unmenge an Wissen wäre noch nicht annähernd ausreichend, um es zu verschriftlichen und zu veröffentlichen, obwohl ich nie jemanden getroffen habe, der ihm hier das Wasser hätte reichen können. Wenn ich ihn hin und wieder bei seinen Recherchen begleitet habe und er eine vermeintliche Koryphäe besuchte, war das Ergebnis meistens enttäuschend für ihn. So bleibt von ihm nur meine diffuse Erinnerung an die Thematik und die Erkenntnis, dass diese Diskussionen nie zu einem richtigen Ende bzw. Ergebnis geführt haben. Wenn Du drei Leute fragst, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass Du auch drei unterschiedliche Antworten bekommst.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Danke Eberhard und Willi für Eure schnellen udn ausführlichen Antworten. Ein interessantes Thema!
Im »Szymanski: Die Ewer der Niederelbe« schreibt der Autor ähnliches: Entlang der Niederelbe wird ein und dasselbe Schiff von Landstrich zu Landstrich anders genannt. Und das in den 1920er Jahren, als die Schiffe aktuell und der Umgang damit noch lebendig war. So wird es dann bei den Tjalken und Co. auch sein.
....was die Typenbezeichnung angeht........ Auf dem Rhein bei meinem Heimatstädtchen in der Nähe der Loreley lagen früher drei dieser Schiffe. Sie wurden 'Schokker' genannt und dienten der Salm- ( Lachs )- und Aalfischerei. Ich weiß, dass sie in Holland gebaut wurden. Das hier gezeigte und von meinem Großvater begonnene Aqarell zeigt eines davon mit gegeiten Netzen. Ich fand es nicht interessant genug, um es fertigzustellen. Aber es hat wohl einen Stahlrumpf, die beiden anderen glichen dem Eingangsbild dieses Themas, sind aber schon lange nicht mehr existent.
Skutsje ist kein Niederlaendische Name, aber Kommt aus Friesland. Meint so viel als 'Schuit'. Skutsje ist ein Tjalk aus Friesland. Wie schon gesagt: es gibt viele (kaum unterschiedliche) Varianten von Tjalken: Holz, Eisen, geeigenet fuer grisse Fluesse, Seeen, oder die Nordsee, und Kuestenfahrt bis zu Denemarken.
Nicht alle Tjalken haben so ein Gewicht am Mast, es gibt auch viele ohne, die haben ein A-formige konstruktion am Vordeck um die Mast zu streichen (bedient von Anker-Spil)
Und die Luecken im Vordeck: es gibt manchmal zwei: die eine fuer die mast ( Ziemlich eng, und bis zu die Mast), u d ein fuer Personal: weiter vorne, und vierkant. Jan
'Tjalk' ist mehr ein Überbegriff, als ein bestimmter Typ mit engen Merkmalen, zumal man auch den Zeitraum von dem man spricht eingrenzen muß. Seit ungefähr den 1890er Jahren haben die Niederländer solche Schiffe in Eisen und dann Stahl gebaut (zu einer Zeit, als solche kleinen Frachtschiffe in den umliegenden Ländern höchstens in Kompositbauweise hergestellt wurden). Durch den Eisenbau veränderte sich das Profil der Tjalk, sie wurde deutlich länger.
Second-hand-Tjalken aus Eisen oder Stahl begannen dann z.B. in Deutschland die tradtionellen Typen ab den Jahren vor dem 1. Weltkrieg langsam zu verdrängen, da sie längerlebig waren. Deswegen sieht man sie noch allenthalben zu Jachten oder Hausbooten umgebaut (ungefähr 200 m von meiner Wohnung entfernt befindet sich eine schwimmende Werft auf der Seine wo zur Zeit mindestens zwei solche tjalk-artigen Fahrzeuge zum Umbau bzw. Überholung liegen.
Wie Eberhard schon sagt: es ist swierig die Grenze zu bestimmen: es gibt viele typen, und es gibt auch viel 'Mischforme', weil jeden Schiff in Auftrag gebaut wird. Da wird immer gebaut wass mann brauchte, und gut aussah. Das Profil (kann leider die Text nicht lesen), sieht aus wie Tjalk, aber..... das Schiff hat sehr wenig Tiefgang, hat ein relatif kleines Grosssegel. Kann deshalb auch etwas ganz anderes sein: ein (Rivier)praam. Sieht in Seitenansicht aus wie ein Tjalk (rundSteven, Seitenschwert, Mast ziemlich weit voran), aber mit weniger Tiefgang, kleinere Segel, und nicht rund, aber Eckig in die Kim. Aber es kann auch ein Schuit sein.... Hatten oft kleine Segel, weil sie in kleine innenwasser nicht segelten, aber gezogen werden (von Pferd, oder Frau/Kinder)
Danke nochmal für Eure Überlegungen, Eberhard und Jan.
Im Buch: »Museums- und Traditionsschiffe in Hamburg«, CulturCon medien, 2010, ist der Autor Dieter Böning offensichtlich genauso unklar was die Bezichnungen angehen.
Zur FORTUNA - die heute in Glückstadt beheimatet ist - steht:
Zitat(...) Diese Schiffstypen, allgemein als Tjalk bezeichnet, waren in Holland wie auch in Deutschland wegen ihres geringen Tiefgangs mit Transporten in Kanälen und kleinen Flüssen betraut. (...) Eine Tjalk ist jedoch nicht gleich eine Tjalk. So gehörte die FORTUNA zu einer kleinen Gruppe dieses Schiffstyps, die in Holland als Skûtsjes, als kleine Schuten, bekannt sind.
Ein paar Seiten weiter heißt es zur HOOP OP WELFVAART:
ZitatBei diesem Boot handelt es sich um eine Tjalk, ein holländisches Plattbodenschiff, auch Boeierschuit genannt. Der Schiffstyp ist den Skûtsjes ähnlich, jedoch höher und breiter konstruiert. (...)
Diese Blecheimer stammen aus einer Zeit, in der die regionalen Typunterschiede immer verwaschener werden, weil die Anzahl der regionalen Werften zurückgeht, die Werften für gut befundene Merkmale aus anderen Regionen kopieren/adaptieren und sich bestimmte Typen im ganzen niederländischen Raum verbreiten.
In der Zeit des Holzschiffbaus waren die Charakteristika prägnanter und wurden von der Region (oder sogar dem Bauort) und dem Verwendungszweck bestimmt. Aber auch im Laufe der Jahrzehnte oder Jahrhunderte habe sich bestimmte Typen bis zur Unkenntlichkeit gewandelt.
Hier mal eine kleine Bibliographie (die mit 'B' Bücher stehen bei mir im Bücherschrank):
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B BEYLEN, J. VAN (1978): De hoogaars, geschiedenis en bouw.- 184 p. (De Boer Maritiem).
B BEYLEN, J. VAN (1985): De botter - Geschiedenis en bouwbeschrijving van een Nederlands visserschip.- 223 p., Weesp (De Boer Maritiem).
B BEYLEN, J. VAN (1999): De Antwerpse knots en de Vlaamse garnalenvisserij op de Schelde in Vlaanderen en Zeeland.- 264 p., Franen (Uitgeverij van Wijnen).
B BEYLEN, J. VAN (1993): De Hoogaars en den visserij van Arnemuiden.- 380 S., Leeuwarden (Hedeby Publishing).
BEYLEN, J. VAN (2013): Zuiderzee botter - Bouwbeschrijving van een model.- Scheepsmodelbouw 3: 64 p., Emmen (Lanasta).
B CRONE, G.C.E. (1926): Nederlandsche Jachten, Binnenschepen Visschersvaartuigen en daarmee Verwante kleine Zeeschepen 1650-1900.- 309 p., 85 Abb., Amsterdam (Swets & Zeitlinger, Nachdr. 1978 bei Schiepers, Schiedam).
B GROENEWEGER, G. (1789): Verzamling van Vier en tachtig Stuks Hollandsche Schepen, geteekend en in Koper gebragt door G.G.- 180 p., Rotterdam (J. Van Den Brink, Nachdruck).
HAALMEIJER, H., VUIJK, D. ( ): Aken, Tjalken en Kraken. Zeilschepen van de Lage Landen.- 240 p., Alkmaar (De Alk).
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Und um das ganze weiter zu komplizieren: die andeutung Tjalk ist uebernommen aus die Hollandische Sprache, Skutsje ist Friesisch. Das meint nicht immer/nur ander Schiffstype, aber auch/ nur andere Sprache/worte fuer dasselbe schiff. Wann dieTjalken verschwunden (weilneuere Schiffe mit Dieselmotoren viel efficienter waren), hat mann in Friesland versucht die Schiffe zubehalten. Mann began Segelkompetitionen. Ab dann wird die name Skutsje auch in Holland verwendet, eben fuer Schiffe die bis dann immer Tjalk genannt werden :)