Ich melde mich als ( bedingt) arbeitsfähig zurück. Während ich versuchte, Anfang Juni, den Galioslöwen zu schnitzen, was mir nur mehr schlecht als recht gelang, merkte ich gar nicht, daß ich ungebetenen Besuch bekam, der sich bei mir breit machte. Kurz und gut, zwei Tage nach meinem letzten Post landete ich mittels RTW mit Corona und einer unangenehmen Superinfektion im Krankenhaus, und nach etlichen Tagen mit enormen Menge Antibiotika und speziellen Coronamedikamenten wieder zu Hause. Alles Akute war bald überstanden. Doch wie sagte mein Arzt: diese Erkrankung schlaucht einen sehr. Mach langsam und hab Geduld. Mit drei bis sechs Monaten mußt Du rechnen, bis Du die Folgen einigermaßen überwunden haben wirst.
Egal, heute habe ich die Werft aufgeklart, und Morgen geht es langsam wieder ans Werk.
Angarvater
P.s. Nachdem, was mir die Docs sagten wäre das ohne die Impfungen wohl ganz anders verlaufen.
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Seit meinem letzten Post ist schon einige Zeit ins Land gegangen, obwohl ich der Zeit langsam am Neubau weiter gearbeitet habe. Hier nun ein paar Bilder vom Beginn der Arbeiten bis zum heutigen Stand.
Zuerst habe ich den Großuntermast, den Fockuntermast, die Marsen und das Sprit gefertigt. Nach meiner Erfahrung komme ich am besten mit der Takelung klar, wenn ich erst der Großuntermast, dann die Fock, und anschließend das Bugsprit mache und auch in der Reihenfolge einbaue,
Die Großmars.
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Die Masten vormontiert, das heißt mit den Marsen, Mastbacken und den Wuhlingen versehen, und dann im Schiff eingebaut. Ausgerichtet habe ich den jeweiligen Mast mit meiner Laseranlage.
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Die Seitenhanger
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Auge eines Wantenspanns
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Und jetzt nochmal das Ganze für die Fock.
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Hier gab es eine Besonderheit, nämlich sind es sieben Wanten. Daher wurde jeweils das siebte Want mittels dieses Auges als Paar getakelt.
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Der Sprit wurde eingebaut und mit der üblichen Zurring versehen.
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Cheers!
Angarvater
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Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Hier nach einiger Zeit mal wieder ein kleiner Baustandsbericht.
Inzwischen sind alle Untermasten gestellt, der Bugspriet mit seinem Spritmast getakelt, und ich habe die Wanten des Besanuntermastes ausgewoben.
Hier ein paar Bilder vom Weg der Arbeit.
Die Talje des Großstages. Während der "Bauarbeiten" belege ich das Reep der Stagtaljen indem ich es wie zu sehen wickele. Damit ist der Tampen nicht im Wege und das ganze System kann zum gegebenen Zeitpunkt problemlos durchgesetzt werden.
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Der Spritmast
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Längeres Suchen und Nachdenken ergab diese Art die Püttingseisen zu fertigen und anzubringen.
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So oder ähnlich wurde das nach den Quellen gemacht, um die Zuglasten der Wanten aufnehmen zu können. Das ist 1,2mm Eisendraht, den ich flachgeschmiedet habe. ( will sagen: Draht mit dem Gasbrenner auf helle Rotglut erhitzen und auf dem Miniamboss flach schmieden).
Wie die Jungfern anschlagen? Ein altes Modellbauproblem. Ich habe hier einfach 1,2mm geglühten Draht drum gelegt und vertörnt. Eine Zugprobe ergab, daß das sehr viel aushält
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Der Sprietmast braucht ein Backstag um ihn gegen den Zug des Segels zu stützen. Wie so etwas gemacht wurde wird an diversen Stellen in der Literatur so ganz im Vorübergehend und nur ansatzweise gesagt. Der so sorgfältige Anderson weist darauf hin, daß es keine wirklich gesicherten Takelanweisungen aus der damaligen Zeit gibt, und daß die Takelung der erhaltenen Modelle höchst wahrscheinlich ein oder mehrmals restauriert wurden. Ob der Originaltreue bestehen aber Zweifel.
Egal, ich habe mich an die Zeichnungen von Ab Hoving gehalten, der die Takelung aber nur in einer Gesamtansicht des Schiffes zeigt.
Es gilt die Kräfte, die vom Sprietmastsegel über das Backstag in das Fockuntermaststag eingeleitet werden, durch verteilte Ansatzpunkte zu verteilen, und das Stag selbst noch ggf. zusätzlich gegenüber der Mars des Sprietmastes und dem Bugspriet durch zwei Leinen zu entlasten.
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Das Backstag selbst, muß ja irgendwo auflaufen und auch nötigenfalls durchgesetzt werden können. Außer wagen Hinweisen war da nichts Überliefertes zu finden. ich habe es daher nach eigenem Gusto mittels zweier Jungfern als Talje auf der Mars angesetzt.
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Als nächster Arbeitsschritt steht das Ausweben der Wanten an. Dafür gibt es einige Vorschläge. Meistens wird dazu geraten eine Papierschablone mit den Verlaufslinien der Webeleinen zu machen und hinter die Wanten beim Ausweben zu halten/kleben usw. Ich mache es so, daß ich die untere Linie einmesse und auswebe, und die nächsten darüber kommenden dann mit einem Zirkel einmesse und takele. Ich beginne indem ich die Webeleine mit einem Rundtörn und halbem Schlag am ersten Want belege, und diesen Knoten mit dünnflüssigem Cyan-acrylat- Kleber sichere. Dann wird die Leine mittels Webeleinensteg an den anderen Wanten getakelt und der letzte Knoten ebenfalls mit Cyankleber befestigt.
Hinzu kommen dann, hier am Besanuntermast, die zwei Seitentakel mit ihren Taljen. Das waren recht stabile Takelungen, die benutzt wurden um beim Nachspannen der Wanten den Mast zur jeweiligen Seite scharf anzuholen, um dann die entstehenden Lose der Wanttaljen durchzusetzen.
Diese Takelung sieht bei mir so aus:
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Diese Seitentakel bestehen hier aus folgenden Bauteilen: einem Violinblock, einem Doppelscheibenbblock und dem Püttingseisen dafür.
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Wie schon an anderer Stelle geschrieben gelingt es mir nicht die Püttings aus Vierkant- oder Flachmaterial sauber herzustellen, daher benutze ich die probate Methode des Verrödelns von 1mm Eisendraht zur Herstellung der Befestigungseisen der Blöcke. Das Püttingseisen wird in das Gatt eingesetzt und mittels eines Bolzens (1,5mm Nagel) auf dem drunterliegenden Bargholz befestigt.
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Der Violinblock wird an das Auge des Seitenhangers angezeist. Hier mit Hilfe des Reeps der Talje hilfsweise zum Zeisen des Auges gespannt.
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Das Ganze nochmals zur Ansicht.
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Cheerio!
Angarvater
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Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Weiter ging es mit dem Ausweben der backbord Unterwanten des Großmastes und dem Takeln der Seitentakel.
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Bevor ich mich am Fockuntermast ans Ausweben der Wanten mache habe ich ein Stagtakel angefertigt. Dafür gibt es an diversen Stellen in der Literatur diverse Art und Weisen, Diese hier gefiel mir am besten, da man damit das Takel beim Laden und Löschen über alle Ladeluken des Großdecks positionieren kann.
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Das Takeln dieses Ladegeschirrs war etwas kompliziert, aber eine schöne Arbeit.
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Unklar ist mir, wie die Sailors damals die Seile nach dem Belegen aufschossen. Nach Witsen (1671) ist das Verwenden von Belegnägeln nur so etwas wie Show. Belegen kann man die Seile besser an der Reling. Nun, das hat sich wohl relativ schnell geändert.
Cheers!
Angarvater
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Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving