ich stimme Dir zu. Es dürfte auch ein großer Unterschied zwischen einem auf großer Fahrt befindlichen Fernhandelsschiff und einem Kampfschiff auf Einsatzfahrt im englischen Kanal gewesen sein. Außerdem gibt es so etwas seltsame Traditionen bei uns Modellbauern. Z.B. werden meistens die Kanonen der Breitseiten beidseitig ausgerannt gezeigt. Das erstmal habe ich das bei zu Mondfeld gelesen, daß seiner Meinung nach, wenn Kanonen ausgerannt werden, das immer auf beiden Bordseiten gleichzeitig geschehen müsse. Längeres Nachdenken ergab bei mir Zweifel daran. Warum sollte man die Batterie in Feuerlee ausrennen? Zumal häufig nicht genug Personal für den Parallelbetrieb an Bord war. Zudem gab es beim Legen des Schiffes auf den anderen Bug reichlich Zeit die eine Batterie zu sichern und dann die andere feuerbereit zu machen. Das soll jetzt keine Meckerei an zu Mondfeld sein, dessen Schriften ich sehr schätze und für meine Basteleien immer zu rate ziehe.
Beide Batterien feuerbereit zu zeigen macht für mich sinn, wenn das Schiff in Paradeposition mit untergeschlagenen Segeln vor Anker liegt. Außerdem findet man das häufig bei den schönen, alten Votivschiffen. Aber das sind ja auch rituelle "Opfergaben", und denen lagen ganz andere Überlegungen als dem Modellbauer zugrunde.
Jetzt aber schluß mit der Sinniererei und zurück zum Neubau.
Das Gallionsschech habe ich aus 10mm Birne gemacht. Der genaue konstruktive Aufbau blieb dabei unberücksichtigt, da mir die Teile in der Größe zu fertigen zu viel Aufwand bedeuteten, zumal man sie nach dem Teeren kaum oder ganicht mehr erkennen kann. Zum Verfahren ist anzumerken, daß ich den Schechlieger separat schnitze. Das hier am ganzen Stücks zu machen gefällt mir nicht so gut, da ich das Teil, wenn separat, beim Bearbeiten besser händeln kann. Daher hier das Schech mit dem Ausschnitt für den Lieger. Den Ausschnitt habe ich auf der Oberfräse gemacht. Bei den geringen Krümmungen des Ausschnittes lässt sich das auf dem Kreuztisch bei langsamem Vorschub ganz gut von Hand fahren. Nachgefeilt ergibt sich dann eine brauchbare Linienführung.
Hier nun die ersten Bauabschnitte des Gallions, bestehend aus dem Schech und den Knien. Die Kniee habe ich mit dem Zieheisen ein wenig profiliert.
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Ab hier gibt es immer wieder einiges zu schnitzen. Da das letzte "Schnitzelwerk" schon einige Zeit her ist habe ich mich erst mal mit dem Schnitzwerkzeug an die Schnecken des Schech gemacht, um mich sozusagen wieder einzuarbeiten. Dort wird sich zum Schluß der "Galionslöwe" einfinden.
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Hier eine Probemontage des achtersten Galionsspantes. Im Gegensatz zu den gerade verlaufenden Galionsspanten der englischen Shipwrights haben die Holländer diese Teile halbkreisförmig gemacht. Ein für den Bau deutlich anderer Ansatz.
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Beste Grüße
Angarvater
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Einseitig ausgerannte Geschütze haben auch was mit dem Trimm zu tun, soll einen wahrnehmbaren Effekt gehabt haben. Außerdem schaue man sich realistische Zeichnungen und Gemälde aller Epochen an, dann ist die "alles-oder-nichts-Aussage" schnell hinfällig :-)
In den letzten Wochen wurden beim Bau des Vorschiffes einige Fortschritte erzielt. Zuerst habe ich die Back mit dem Gatt des Vormastes, der Fockmast Beting und den Schanzkleidern mit ihren Relingen versehen.
Als erstes habe ich die Außenbeplankung angefertigt und die Auflanger der Spanten eingebaut (5 x 5mm Birne)
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Dann die Innenplankung und die Reling hergestellt und montiert.
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Dann ging es an den Bau des Gallions.
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Die "runden" Gallionsspanten.
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Cheers!
Angarvater
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@ Bukanier. Ich bin zwar immer selber mal geplättet wenn ich so ein Bauteil dann einigermaßen zu Stande gekriegt habe. Die höhenverstellbare Werkbank mit dem vom Zulieferer Ikea stammenden Schwerlastdrehteller (kann auch als Tortenplatte mißbraucht werden) hat sich schon bei diversen Bauprojekten bewährt, zumal ich den Hubbereich der Werkbank soweit erweitert habe, daß sie von 0,4m bis 1,2m über Grund verfahrbar ist. Reicht für alle Arbeitssituationen vom Takelnn des Besan bis zum arbeiten am Kiel, ohne daß ich nur noch über Kreuzschmerzen fluche. Die Beschaffung war von der Kostenseite her eher marginal.
Ach so, bügeln ging bei den schönen Kurven nicht. Das mußte schon etwas diffiziles Heißbiegen sein.
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es ist immer faszinierend, mitzuverfolgen, wie aus einem Plan ein Schiffsmodell entsteht und ich beglückwünsche Dich zu den Baufortschritten. Etwas eigenartig erscheint mir allerdings nun die Gestaltung des Galions mit den nach unten gebogenen Regeln, von denen die unterste sogar die Zierleiste des Galionschegs überschneidet und abdeckt.
Auf der Planzeichnung in #4 verlaufen die Regeln (blau) im gleichen Schwung wie die Oberkante des Schegs (gelb).
Die unterste Regel verläuft - laut Plan - in der Seitenansicht zwar sehr eng, aber doch mit einem deutlichen Abstand (gestrichelte blaue Linie) zur oberen Zierleiste des Schegs (rot), überschneidet diese aber nicht. Auch die weiteren Regeln folgen dem vom Galionsscheg vorgegebenen Schwung. Es ist in der Zeichnung deutlich zu sehen, daß die Oberkante der obersten Galionsregel deutlich unterhalb der Oberkante Deck liegt.
Ich habe mal den Verlauf der Regeln, von dem ich annehme, daß er der Planzeichung entspricht, in eine Deiner Abbildungen eingezeichnet.
Die Regeln nehmen den Schwung der Barkhölzer und der oberen Zierleiste des Schegs auf und treffen im oberen Teil des Schegs bis zu der dieses abschließenden Schnecke aufeinander. Dies würde auch dem Verlauf der Galionsregeln auf dieser Abbildung eines kleinen niederländischen Schiffes entsprechen, auch wenn die Form des dargestellten Galions etwas von dem Deines Modells abweicht.
Danke für Deinen Hinweis. Ich habe jetzt auch den „Ausgangsfehler“ gefunden. Und zwar habe ich die Gallionsspanten falsch in der Höhe bemessen. Dadurch kommt die Verschiebung nach unten zustande.
Ergo, nacharbeiten.
Angarvater
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wenn Du die Galionsregeln doch noch ändern möchtest? Wäre es eventuell möglich, sie in der Draufsicht vom Schiffsrumpf nach vorne gerade auszuführen. Auf den Fotos wirken sie doch sehr rund.
optischer Unfug. Die Dinger sind 3 x 3mm, haben allerdings mit der Ziehklinge gebrochene Kanten. Im übrigen: ändern haut nicht hin. Die Dinger sind schon abgebaut, jetzt werden die Galionsspanten auf Maß gebracht, und dann kommen neue Regeln dran.
Cheers!
Hartmut
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Mein oberschlaues Korrekturprogramm schafft es immer wieder aus derm Galion blitzschnell Gallien zu machen. Hat wohl das große Latinum verdeckt implementiert bekommen.
Hartmut
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Nach den Unterlagen von Ab Hoving war man mit Farben nicht sehr großzügig und bevorzugte das Grün im Bereich der oberen Tothölzer. Dafür gab es einiges an Schnitzereien, insbesondere am Heck und natürlich auch des Galions. Aber diese Figuren sind ein Thema für die Zeit nachdem der Rumpf fertiggestellt worden ist.
Die Fockrüsten
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Die vordere Reling der Back zu machen war in sofern interessant, als das die Stützen einigermaßen gleich zu drechseln nicht ganz einfach war. Im "Original" machte man das auch damals schon mit Schablonen, was eine sehr gute Gleichmäßigkeit des Produktes gewährleistete. Um eine solche Lehre in der Modellbaugröße herzustellen mangelte es mir an geeignetem Werkzeugstahl. Ging auch so einigermaßen.
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Das Luksül entspricht einer Höhe von 30cm über dem Deck. Was mir zum einen für das Trockenhalten des darunter liegenden Decks als angemessen erscheint. Da hier keine Armierung aufgestellt wird kann das so gemacht werden ohne einen Konflikt mit den Lafettenrädern von Kanonen hervorzurufen.
Cheerio!
Angarvater
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Weiter ging es mit dem Anfertigen der Großluke, der Relingen des Großdecks und dem Einbau der innenbeplankung der Schanz des Großdecks, der vorgenannten Bauteile und der Deckplankung.
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Cheers!
Angarvater
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