Die Arbeiten am Rumpf kommen langsam zum Abschluss. Bevor ich nun in der Takelage ganz verschwinde, zeige ich noch einige letzte Details zur Vervollständigung. Da sind unter Anderem eigene Skizzen und Schablonen, die für mich nötig waren, um mir bisher vorstellen zu können, wie einige Details an meinem Modell wirklich aussehen sollten.
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Ein wichtiger Ausrüstungsteil war, stellvertretend für mehrere Boote, zumindest ein Beiboot auf der mittleren Gräting des Oberdecks. Festgezurrt mit Ruderblättern und Pinne ist es so angeordnet, dass die Gräting herausnehmbar bleibt, um zumindest mit einer Endoskopkamera den inneren Bereich noch erreichen zu können.
Weitere Arbeiten zur Vervollständigung des Rumpfes waren das Anbringen der Rüsteisen (gebogen aus 0,4 mm Kupferdraht) mit den jeweiligen unteren Juffern. Außerdem erhielten nun alle Stückpforten ihre Deckel. Auf den Decks wurden noch die Belegstellen vervollständigt und die Belegnägel ergänzt. Hierzu habe ich, auf eine Empfehlung aus dem Modellbauerkreis, auf die Produkte der Fa. “Dry-Cock Models & Parts“ (drydockmodelandparts,com) zurückgegriffen, und besonders schlanke Belegnägel verwendet. Die Lieferung erfolgte aus Kanada und ist etwas aufwendig, aber es lohnt sich.
Zu einem früheren Zeitpunkt machte mich „emily.ndh“ (Thomas) vom 20.03.2022 auf möglicherweise fehlende Drückerfiguren unter den Kranbalken aufmerksam, und ich sagte auch zu diese zu ergänzen. Nach nochmaliger Betrachtung habe ich aber davon wieder Abstand genommen denn die Kranbalken stützen sich derart auf den Galionsschegs ab, dass eine äußere Zusatzabstützung letztendlich kräftemäßig auch nur auf den Schegs landen würde.
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Der Gesamteindruck des Modellrumpfes wirkt nun schon recht vollständig, aber an der Schiffsaußenseite müssen sicher noch einige Haltepunkte mit Blöcken vorgesehen werden. Dies wären z.B. Pardunen und Umlenkblöcke der Schoten.
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Als Vorbereitung auf die Besegelung war nun als erstes das gesamte Szenario festzulegen. Ich dachte an die Annäherung an eine Reede in Indonesien oder Westaustralien. Die bestehende Windrichtung, das heißt Luv und Lee, war zu bestimmen. Das war mit dem Männchen auf dem „seat of ease“ eigentlich schon geschehen, denn der Mann (höheren Standes) würde sich wohl kaum auf der Wetterseite ins Freie setzen. Die Besegelung selbst ist natürlich auch abhängig von der angenommenen Windstärke und der Annäherung an die Reede. Ich habe mich entschlossen die Untersegel zu reffen und einen Steuerbordanker in Bereitschaft darzustellen. Das Beiboot ist, wie man oben sieht, noch festgezurrt; würde aber dann auf Reede mit den Ladetakeln ausgesetzt werden.
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Ab jetzt beginnt das große Takeln. Das bedeutet unendlich viele Knoten und Blöcke, aber darüber berichte ich im nächsten Jahr. Da die Geschäftswelt bereits mit den Weihnachtsdekorationen begonnen hat, wünsche auch ich jetzt schon allen Modellbaukollegen und -kolleginnen ein frohes Fest und ein gutes neues Jahr!!
Fortsetzung Teil 16 Das neue Jahr hat längst begonnen, und ich habe nach einer plötzlich erkannten Erkrankung eine heftige OP hinter mir. So befinde ich mich zwar jetzt noch in der Rekonvaleszenz, aber dessen ungeachtet, und auch als Therapie, habe ich die Arbeiten an meinem Modell wieder aufgenommen. Alles steht nun im Zeichen der Takelage und hier natürlich als Erstes „das stehende Gut“. Generell möchte ich feststellen, dass die detaillierte Ausführung einer Takelung schon so oft und umfassend beschrieben wurde, dass ich mich in meinem Falle auf einige wesentliche Schritte beschränken möchte. Da ist zum einen die Reihenfolge der Montagen, die möglicherweise manchmal etwas merkwürdig erscheint, zumindest im Vergleich zum Auftakeln eines echten Schiffes. Aber die Zugänglichkeit unterschiedlicher Details steht hier klar im Vordergrund. Zum Beispiel können in der Folge, zu früh geknüpfte Webeleinen, im weiteren Verlauf sehr hinderlich sein. Die Untermasten hatte ich aus Abstimmungsgründen bereits früher hergestellt, und diese wurden jetzt um die Salinge ergänzt, damit Wanten und Stagen fixiert werden konnten. Zuerst waren die Wanten an der Reihe, die ich mit einer kleinen Distanzschablone (Pfeil) auf den Rüsten festgezurrt hatte.
Die Stage habe ich mit ihren markanten Schlingen um die Masttoppen gelegt und mit entsprechenden Blöcken an ihrer vorgesehenen Stelle fest gemacht. Dann folgte das Herstellen der Marsen, wobei hierbei gleichzeitig das Gespann der Hahnepoten zwischen den Salingen und den Stagen eingeflochten wurden.
Fock- und Großmast bekamen nun ihre Eselshäupter und die Stengen, die auch bereits mit Salingen versehen waren. Es folgte auch hier das Einknüpfen der Wanten und Stage.
Bereits jetzt habe ich die Fallen für die Rahen über die Eselshäupter verlegt und auch die Blöcke mit ihrer Takelung fertiggestellt. Einziges offenes Ende ist jetzt die Anschlussstelle für die Rahen selbst. Dies ist auch so ein Beispiel für eine vorgezogene Arbeit an einer Stelle, die später nur noch schwer erreichbar wäre.
Da es sich bei der HEEMSKERK 1638 um eine Pinasse (Yacht) handelt, segelte diese mit einer einfacheren Takelage, das heißt: keine Bramsegel. Der Besan hat nur einen Flaggenstock und es gibt auch keine Oberblinde.
Inzwischen ist das „stehende Gut“ annähernd komplett, sodass in den nächsten Schritten die Rahen mit den zugehörigen Segeln, sowie das gesamte „laufende Gut“ aufgetakelt werden können. Aber das ergibt dann einen neuen Bericht.
Hallo "Cirdan", danke für deinen Kommentar, dein Hiweis zum Aufstellungsort ist gar nicht so schlecht, allerdings handelt es sich hierbei um meinen aufgeräumten Schreibtisch. Geplant ist deshalb die Aufstellung in einem anderen Raum (Hobbykeller) in Gesllschaft der anderer VOC-Schiffe gleichen Maßstabes.
Solange ich noch kann, wird die VOC-Flotte wachsen. Mein nächstes Anschlussprojekt ist schon im Fokus. Es wäre die "GEÜNIEERDE PROVINCIEN 1603" ein Schiff aus der VOC-Frühzeit.
Fortsetzung Teil 17 Frühling ist – Zeit die Segel zu setzen! Doch vorher mussten erst noch die Rahen angefertigt werden. Da ich keine Drehmaschine besitze, habe ich diese folglich aus einer Holzplatte herausgeschnitten. Das heißt, im Querschnitt erst viereckig, dann achteckig und schließlich rund. Die zugehörigen Blöcke, und das gilt für alle Bereiche, habe ich weitgehendst selbst hergestellt.
Zur Herstellung der Segel kam nun eine Maschine zum Einsatz die mir ansonsten fremd ist, die Nähmaschine! Mein Herstellungskonzept war, die Segel auf Normalpapier aufzuzeichnen, dieses auf ein dünnes Seidenpaper zu kopieren, um jenes dann auf den Segelstoff zu heften. Genäht wurde anschließend mit der Maschine durch Stoff und Papier hindurch, wobei die Aufzeichnungen den Verlauf der simulierten Stoffbahnen vorgaben. Das Paper musste darauffolgend zwischen den Bahnen vorsichtig wieder entfernt werden. Anschließend erhielten alle Segel eine Einfassung durch ein, mit Stoffkleber angefügtes, Liektau. Als Segelstoff habe ich zwei Arten verwendet, und zwar für die offenen Segel feines Leinen, und die gerefften Segel aus einem Seidenstoff, um so weit wie möglich unnatürliche Falten beim Reffen zu vermeiden. Die offenen Segel habe ich in einer dünnen Wasser-Ponal-Lösung gebadet, und sie dann so aufgehängt, dass eine leicht bauchige stabile Form entstand.
Unter der Annahme, dass der Wind von Backbord achterlicher als querab einkommt, wurden die Segel wie folgt angeordnet: Im getakelten Zustand zeigt sich das Besansegel teilgerefft.
Wie für alle anderen Details waren die Vorgaben von Ab Hoving und Cor Emke für die Takelarbeiten hervorragend. Natürlich war das Umsetzen der differenzierten Taustärken bei dieser Schiffsgröße und diesem Maßstab nur symbolisch möglich. Dies gilt natürlich auch für den Rest des Modells. Im Rumpfbereich gab es inzwischen auch noch Ergänzungen. Das Modell hat jetzt eine Laterne.
Eine Besonderheit sind die momentan seitlich angebrachten Ersatzmarsen. Logischerweise könnten hier auch noch Ersatzstengen dargestellt werden. Ein Schiff dass durch die „Roaring Fourties“ geschickt wurde, sollte meines Erachtens auf Schot- und Mastbruch vorbereitet gewesen sein. Der Schiffszimmermann wäre durch Halbfertigteile sicher stark entlastet. Ich bin mir in diesem Fall aber noch nicht ganz sicher, was angemessen ist. Dies gilt besonders für die Ersatzmarsen.
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Entsprechende Darstellungen auf alten Bildern sind nur schwer zu finden. Die überwiegende Anzahl zeigt Kriegsschiffe, oder Schiffe im Kriegseinsatz, bei denen eine Außenladung im Kampf die Splittergefahr erheblich erhöht hätte. Nachfolgend einige Bildbeispiele, wobei diese „Ersatzmarsen“ merkwürdig klein erscheinen. Sollte es sich dabei um etwas anderes handeln, bin ich natürlich blamiert.
Auf dem ersten v.d.Velde habe ich dieses runde Teil am Achterschiff gesehen und ja, man könnte es durchaus für eine Marsplattform halten. Ein interessanter Gedanke - ist mir neu. Auf allen anderen Gemälden/Stichen allerdings nicht. Das Modell gefällt mir sehr 👍.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Ich weiß es nicht besser und sehe im ersten van der Velde auch eine kleine Marsplattform. Aber warum gerade das Bauteil? War eine Mars denn so wichtig, als dass sie als Ersatzteil mitgeführt werden musste?
Vielleicht wurde die auch gar nicht 'mitgeführt', sondern hing da im Moment einfach nur außenbords, um nicht im Weg zu sein. Van de Velde d.J. hat seine Zeichnungen ja überwiegend in Ruhepausen, auf der Reede, zwischen 'Aktionen' ausgeführt. Um das Schiff herum sind allerhand Kleinfahrzeuge zu sehen, die offenbar Material zum Schiff bringen.
Ich kenne den Kontext der 'blauen' Zeichnung nicht (bzw. war zu faul nachzuschlagen), wenn diese aber nach einer Kampfhandlung aufgenommen wurde, könnte es ja sein, daß die Mars beschädigt worden ist nun ersetzt werden soll. Die neue hängt außenbords bis sie eingebaut werden kann. Die Zeichnung gibt also vielleicht nur einen kurzfristigen Zustand während Reperaturarbeiten wieder.
Das Bild ist zu 'verpixelt', aber mir scheint, daß die Mars nicht irgendwie gezurrt ist, sondern nur an einem Tau hängt - das ist nun wirklich keine seefeste Zurrung und sie würde im Seegang wild hin- und herschlagen, was weder für die Mars noch für das Schiff gut wäre.
Eines der schönen Modelle einer Fleute im Buch »17th century Dutch Merchant Ships« (Hoving, Emke, Tomesen) zeigt auch eine Reservemars. Allerdings nur an Backbord geführt:
Das ist ein sehr interessanter Aspekt. Allerdings halte ich die Argumentation von wefalck für durchaus plausibel. Das Gemälde von Roux zeigt offenbar, wie ein neuer Fockmast gestzt wird und die Fockmars außenbord hängt um nicht im Weg zu sein. Im LOGBUCH gab es mal einen Artikel zu diesem Thema, der heute nicht mehr überzeugt. In den vielen Rechnungen zu Schiffen im 17. und 18. Jahrhundert habe ich - im Gegensatz zu den Segeln - keine Hinweise auf Ersatzmarse gefunden - auch nicht in Inventaren.
Wenn man eine Abbildung aus der Zeit fände, die alle Marsen an ihrem Platz zeigt und bei der eine Mars außen am Schiff baumelt, dann wäre das ein recht handfestes Indiz für eine Reservemars.