Nach der Fertigstellung meiner VOC Ostindienfahrer wollte ich mich noch einmal zeitlich um ein halbes Jahrhundert vor die Prins Willem 1651 setzen, sozusagen in die Entstehungsjahre der VOC. Ich hatte auch schon ein Modell ausgesucht, von dem mir Pläne von Cor Emke vorliegen. Es ist die „Geunieerde Provintien 1603“, welche ich sicher noch bauen werde, wenn mein Alter dies zulässt. Aber dann stieß ich auf das kleine Buch „The ships of Abel Tasman“ von Ab Hoving und Cor Emke. Dieses enthielt die Pläne der Yacht „Heemskerk 1638“ und der Fleute „Zeehhaen 1639“ Meine Wahl fiel auf die „Heemskerk“ womit ich mich zeitlich wieder in der Nähe der „Prins Willem“ aufhielt. Als erstes musste ich die Plan-Risse auf den Maßstab M1:69 bringen, damit das Modell zu den Anderen, schon existierenden, passt. Das Dock, einschließlich der Messbrücke der Vorgängermodelle, konnte wieder mit neuen Achsenmarkierungen in Betrieb genommen werden. Was die Arbeitstechnik für dieses Modell angeht, so wollte ich mich diesmal dicht an die altholländische Bauweise „shell-first“ halten. Das Aufrichten von Vor und Achtersteven bot sicher noch kein Problem, auch die ersten Bodenwrangen und die Planken des Flachs ließen sich noch hinbiegen. Allerdings musste ich für den aufgehenden Teil mit verschiedenen Schablonenarten experimentieren, damit mir die Form nicht aus den Fugen geriet. Ich kann nur sagen: „wer zaubern kann ist im Vorteil“. Nach dem Erreichen der Höhe des zweiten Bergholzes begann der Innenausbau, mit Kielschwein, Mastspuren, Kimm- und Balkweger. Es folgten die Innenbeplankung, eingerichtet wurden die Brot- und Pulverkammern mit Ihren Decks und das Hauptdeck eingezogen. Die Details werden viel deutlicher in den beigefügten Folien.
Obwohl ich mich im Baufortschritt immer noch im unteren Teil des Modelles befinde, stellen sich mir bereits einige Fragen, die den weiteren Ausbau betreffen.
- Auf vielen Schiffsdarstellungen dieser Epoche ~1600 - 1650 befinden sich auf dem unteren Wulf eine bildliche Darstellung entweder des Heimathafens oder Wappen bzw. Spruchbänder (Siehe BATAVIA oder PRINS WILLEM). Dies kann man auch auf vielen Skizzen von van der Velde erkennen. Auf den Darstellungen der Heemskerck ist dies nicht der Fall. Wäre es vertretbar eine solche Heimatdarstellung für die Heemskerck einzufügen? Nachfolgende Bilder zeigen einen Vorschlag.
- Das Wappenfeld im oberen Spiegel zeigt auf sehr vielen bildlichen Darstellungen einen Vorhang, der das Bildthema sozusagen theatralisiert, dieser existiert auf den Heemskerck-Plänen aber nicht. Spricht etwas dagegen diesen zu ergänzen? Dies gilt übrigens auch für die Habsburger Krone über den Amsterdamer Wappen.
- Besonders auffällig für mich ist die Ausgestaltung des seitlichen Spiegels. Ursprünglich hielt ich die Darstellung als offene Rahmenkonstruktion für eher zufällig, aber nach dem Vergleich mit dem 3D Modell einer Pinas von Ab Hoving wird deutlich, dass dies Methode hat Offensichtlich ist dieser Ort nicht begehbar, und hat auch keinen Zugang. Ich hätte an dieser Stelle den Abtritt erwartet, möglicherweise im oberen Teil geöffnet, so wie bei vielen Vergleichsschiffen wie z.B. der rekonstruierten BATAVIA. Das verlangte natürlich nach einem Zugang zum Innenraum. Auch hier die Frage, wäre es zulässig dieses Detail so zu gestalten?
Ich muss gestehen, die gestellten Fragen richten sich direkt an Ab Hoving. Von ihm und seinen Studien leiten sich alle Darstellungen und Unterlagen ab, die mir vorliegen. Ich sehe natürlich auch, dass er als Historiker an die strengen Regeln seiner Zunft gebunden ist, während ich als Modellbauer gewisse Freiheiten genieße. Diese sollten sich aber nicht allzu weit von den vorliegenden Erkenntnissen entfernen.
Hallo Jan, vielen Dank für deine Antwort. Sie ist "leider" sehr plausibel. Damit hat meine Vorstellung von einem bemalten Wulf einen erheblichen Rückschlag erhalten. Aber besser jetzt als am Ende, wenn alles fertig ist.
Wieso nicht? die bemalte Heck kanst do noch immer machen, aber nicht mit Heemskerk, aber mit Amsterdamer Scenen. Amsterdam war die Hafen wo Tasman sein reise Angefangen hat.
Es geht weiter mit kleinen Fortschritten, und großen Fragen. Der Ausbau richtete sich aktuell im Wesentlichen auf den Bereich der Konstaplerkammer und der Unterkonstruktion für den Spiegel.
Vorbereitet wurden auch das Ruder und die Scharniere, die mich etwas an die Grenze meiner Möglichkeiten brachten. Weiterhin habe ich das massenhafte Aussägen von Rohlingen für die Decksbalken begonnen.
Zur Ausgestaltung einer Malerei für den unteren Wulf habe ich wichtige Informationen aus dem „Forum für historischen Schiffsmodellbau und Geschichte“ von Jan (amateur) aus Utrecht erhalten. Er verweist mich darauf, dass der Name Heemskerck sich nicht von dem gleichnamigen Ort in Nordholland herleitet, sondern von dem berühmten Seefahrer „Jacob van Heemsherck“. Jan regte an, als Bild doch eine Ansicht von Amsterdam zu verwenden. JvH ist dort geboren, zu seinen Unternehmungen gestartet, und dort auch beigesetzt. Ich fand die Lösung sehr überzeugend und zeige hier einen ersten Versuch.
b.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zur Frage der Seitengalerie habe ich noch keine Informationen erhalten, aber für eine Entscheidung ist noch etwas Zeit. Was mich im Augenblick mehr drückt ist die Anordnung der Stückpforten im Bereich der Ankerbeting. Diese setzt sich natürlich bis in die Konstaplerkammer fort und sollte insofern gleich geklärt werden. Was ich meine, ist die Anordnung einer Kanone direkt neben der Beting. Die Platzverhältnisse sind dort besonders eng. Eine Bedienung erscheint mir da recht schwierig, und sollte einmal eine Kanone außer Kontrolle geraten, könnte diese die Beting zerstören. Vergleiche zu anderen Modellen zeigen, dass man dort eine solche Situation vermieden hat. Lösungen die sich anbieten sind: - Alles so belassen, weil das Risiko vertretbar erscheint. - Diese Stückpforte weglassen, was eine Minderung der Breitseite bedeutet. - Die ganze Stückpfortenreihe um eine Pfortenbreite nach achtern versetzen. Im Moment sind dazu keine Schwierigkeiten erkennbar. Die beigefügten Skizzen veranschaulichen noch einmal das Problem.
Zitat von Horst im Beitrag #7 Was mich im Augenblick mehr drückt ist die Anordnung der Stückpforten im Bereich der Ankerbeting. Diese setzt sich natürlich bis in die Konstaplerkammer fort und sollte insofern gleich geklärt werden. Was ich meine, ist die Anordnung einer Kanone direkt neben der Beting. Die Platzverhältnisse sind dort besonders eng. Eine Bedienung erscheint mir da recht schwierig, und sollte einmal eine Kanone außer Kontrolle geraten, könnte diese die Beting zerstören. Vergleiche zu anderen Modellen zeigen, dass man dort eine solche Situation vermieden hat. Lösungen die sich anbieten sind: - Alles so belassen, weil das Risiko vertretbar erscheint. - Diese Stückpforte weglassen, was eine Minderung der Breitseite bedeutet. - Die ganze Stückpfortenreihe um eine Pfortenbreite nach achtern versetzen. Im Moment sind dazu keine Schwierigkeiten erkennbar. Die beigefügten Skizzen veranschaulichen noch einmal das
Hallo Horst,
Die Bilder sind nicht sichtbar aber ich kenne dein Problem.
Teilweise sind die Platzverhältnisse so beengt, dass die Kanone nicht komplett binnenbords laufen kann.
Aber damals wurden die Kanonen auch vielfach von außen geladen. Die Mannschaft hat dazu dann auf den Rüsten gestanden oder man hat sich irgendwie beholfen.
Die Brooktaue dürften bei engen Verhältnissen entsprechend kurz gewesen sein, um Beschädigungen zu verhindern.
Grüße Alexander
PS Ich würde auf keinen Fall die Lage der Stückpforten verändern. Damit handelst du dir nur andere Probleme ein, wenn z.B. die Rüsten nicht mehr passen.
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Hallo! das selbe Problem hatte ich bei der Fleute Zeahaehn.Hier war wohl der Platz nach binnen groß genug, nur hätte es die rechte Stückmannschaft am Schott erdrückt. Nach Rücksprache mit Ab Hoving habe ich das Schott zwei Spanten versetzt. mfG Siegfried
'Die Schiffe Abel Tasmans', ist ein buch mit zwei Plansatze (heemskerk und zeehaan), und ein Cd-rom mit dieselbe zeichnungen. Die gelieferte plansatz ist 1:75, die am CD-rom sind skalierbar. Es gibt ein komplette plansatz: linienris, spantenris, durchschnitte, deckansichten, details, belegplan, und zeugplan.
Fortsetzung Teil 4 Ein paar Entscheidungen sind jetzt gefallen. Beginnend mit der Anordnung der Stückpforten: meine Bedenken sind zwar nicht ganz ausgeräumt, aber um zu viele mögliche Folgeänderungen zu vermeiden, habe ich mich entschlossen diese, wie auf den Plänen angegeben, zu belassen. Die Positionen sind jetzt mit einer Kartonschablone vormarkiert und einige Rahmen sind auch schon zwischen die vorhandenen Spanten gesetzt
Auch für den Bereich des unteren Wulfes bin ich zu einer Entscheidung gekommen. Ich habe die Empfehlung für eine Stadtansicht von Amsterdam aufgenommen. Ob dieser Malversuch als solche erkennbar ist, liegt im (gnädigen) Auge des Betrachters.
Das Ruder mit Pinne liegen schon zur Montage bereit, da die „Malerarbeiten“ erledigt sind, können die Scharniere angebracht werden. Der Kolderstock gehört dann zu dem nachfolgenden Innenausbau. Offen ist für mich immer noch die Gestaltung der Seitengalerie. Ich störe mich einfach an einer funktionslosen Rahmenstruktur. Reine Dekoration müsste sich, nach meiner Meinung, mehr an den Schiffskörper anschmiegen. Noch habe ich etwas Zeit, und möglicherweise tut sich in Zukunft noch etwas Erhellendes auf, oder ich muss in den sauren Apfel beißen und akzeptieren.
Hallo, Horst. Was ich bis jetzt von Dir gesehen habe, sieht toll aus. Allerdings finde ich es ungewöhnlich, dass Du beim jetzigen Modell das Stadt- Gemälde in die Gillung verlegt hast. Wäre es nicht besser gewesen, anstatt des Wappens -oben im Stern- einen prägnanten Ausschnitt des Gemäldes dort hineinzubringen ? Das hat man zumindest bei niederländischen Schiffen schon öfter gesehen.
Hallo Peter, deine Vermutung, die Malerei in der Gillung sei ungewöhnlich mag für den allgemeinen Schiffbau, bei anderen Nationen, und in anderen Zeiten, durchaus richtig sein. Jedoch in den Niederlanden um 1650 war das nicht so ungewöhnlich. Bei der Ausgestaltung des Spiegels zeigte der obere Teil oft Darstellungen im Zusammenhang mit dem Schiffsnamen und seiner Bedeutung, während in der Gillung gerne Hinweise auf den Heimathafen zu finden sind. Schöne Beispiele dafür sind die Rekonstruktion der BATAVIA 1628 in Lelystad, oder die PRINS WILLEM 1651 mit dem Heimathafen Middelburg.
Auf vielen Skizzen des Marinemalers Van der Velde ist die Ausgestaltung dieses Bereiches deutlich erkennbar. Anbei ein paar weitere Beispiele:
Spiegel AMALIA 1632.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Spiegel DE BURCHT VAN LEIDEN 1653.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Spiegel DE FAZANT 1646.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Spiegel DE HUIS DE KRUININGE 1653.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Spiegel DE HUIS TE ZWIETEN 1653.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Spiegel DE HUIS TIJDVERDRIJF 1654.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Spiegel DE LEEUWARDEN 1629.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Spiegel DE STAR 1644.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Spiegel DE WAPEN VAN EDAM 1644.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Spiegel DE ZIERIKSEE 1653.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Spiegel DE ZIERIKSEE 1653.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Spiegel DE ZON 1633.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Viele Grüße Horst
Horst
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Spiegel DE EENDRACHT 1653
Danke, Horst -auch für die Mühe, wieder etwas dazu gelernt ! Das war mir bisher nicht aufgefallen, obwohl ich schon viele niederländische Heckspiegel gesehen habe, auch von W.v.d. Velde usw., wahrscheinlich weil bei den meisten Darstellungen die Gillung oft im Dunkeln liegt .