Keine Ahnung , Jörg . Ich wollte dir nur Gutes tun ; dich vor Kurzarbeit bewahren . Hättest sonst womöglich noch staatliche Hilfen in Anspruch nehmen müssen . Den Russen-Plan habe ich mir nicht genauer angeschaut , wegen historischer Genauigkeit und technischer Umsetzung . Ist nicht unbedingt mein Beuteschema . Aber du kriegst das hin ; bist ein Meister deines Fachs . Ansonsten würde ich mich bei Putin beschweren . Sag ihm , der Plan sind Fake-News . Oder sag ihm lieber garnichts . Sonst musst du deine Modelle in Sibirien bauen und musst anstatt Epoxi irgendwas anderes Gemeines schnüffeln .
Hättste Dir mal den Russenplan genauer angeschaut, dann könnten wir so richtig fachmännich disputieren. Du und ich! Nun habe ich mir überlegt, ob die Bordwand des Hauptdecks mannhoch ausgeführt war. Das Achterdeck und die Back gehen ja in gleicher Höhe weiter. Dann käme das hin mit den Türen.
Aber: Wenn so ein Schiff in ein Unwetter gerät und Wasser überkommt, steht alles voll, wie eine Badewanne. Durch die Speigatten und Geschützöffnungen kann das Wasser nicht schnell genug ablaufen, das Schiff wird toplastig.
So isses! Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Im 17. Jahrhundert beherrschte Schweden mit seiner Kriegsflotte das Baltische Meer. Das Königreich Schweden umfasste Norwegen, Finnland, nördliche deutsche Territorien und baltische Staaten. England und Holland pflegten freundschaftliche Beziehungen, denn sie waren auf schwedisches Eisenerz, Holz, Teer und Pech angewiesen. Schweden verharrte jedoch in großbäuerlichen Strukturen, während sich europaweit der Merkantilismus und das Manufakturwesen ausbreiteten. Im 18. Jahrhundert expandierte das absolutistisch regierte russische Reich und im Nordischen Krieg (1700 - 1721) verlor Schweden seine Vormachtstellung. Mit St. Petersburg hatte Russland ein "Fenster zum Westen", hinzu kamen weitere Häfen in Ingermanland, Estland, Livland und Kurland. All diese Häfen wie Riga, Narva, Libau, Pernau und Reval waren jedoch im Winter durch Eisgang geschlossen, erst die Okkupation Königsbergs (Kaliningrad) verschaffte Russland den ganzjährig eisfreien Hafen. Russland importierte Fertigwaren und exportierte Rohstoffe, daran hat sich wenig geändert. Exportgüter waren Eisen, Pelze, Leder, Getreide, Teer, Terpentin (für Lacke), Pech, Flachs, Hanf, Holz. Segelstoff, Juchten (Rindsleder). Wachs (Liturgie), Honig. Obwohl sich die Warenströme durch die Entdeckung der Neuen Welt nach Übersee verlagert hatten und der Ostseehandeöl an Bedeutung verlor , waren die Seemächte (bes. England) auf die russischen Lieferungen (Schiffbauholz, Segelstoff, Taue und Eisenerz) angewiesen. Bemerkenswerterweise wurde der Seehandel von und mit Russland überwiegend mit fremden Schiffen ausgeführt. Selbst der Verkehr innerhalb der russischen Häfen und auch zwischen den Häfen der verschiedenen russischen Meere (Weißes Meer,Ostsee, Schwarzes Meer, Fernost) erfolgte im hohen Maße mit ausländischen Schffen. Mit großem Abstand waren das englische Frachtschiffe, aber auch deutsche, schwedische und norwegische Rheeder verdienten gutes Geld. In seiner Untersuchung "Die wirthschaftlichen Hülfsquellen Russland ..., Russische Handelsflotte" stellt Friedrich Matthäi (1885) diesen Umstand dar. Er bemängelt, dass es keine nennenswerten russischen Rheedereien gibt und eine staatliche Förderung (Navigationsschulen) fehlt. Auch sei in der Bevölkerung eine Verbindung zum Meer und zur Seefahrt nicht gewachsen. Als Offiziere auf den russischen Kriegs- und Handelsschiffen würden vielfach Balten und Deutsche eingesetzt. Friedrich Matthäi wagt den Hinweis, dass ein Mangel an Nüchternheit (Neigung zum Trunk) und Fehlen von Zuverlässigkeit ("awoss" - auf gut Glück / "nitschewo" - ist egal) dieses Ausbleiben einer russischen Schiffsführung befördert.
Es ist halt schwer ohne Russischkenntnise solche Sachverhalte zu recherchieren. Auch sind die Fachbücher aus der verblichenen DDR oft schwere Kost. Leseprobe:"Damit wurde die "Morgenröte" symbolisch zum Morgenrot eines neuen, sozialistischen Zeitalters .... Diesen Booten, die in großer Zahl vorhanden sind, haben die imperialistischen Marinen nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen". (Vom Wikingerboot zum Tragflügelschiff, Herbert Thiel, Berlin 1966)
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Zitat von Gebbi im Beitrag #18 Auch sind die Fachbücher aus der verblichenen DDR oft schwere Kost. Leseprobe:"Damit wurde die "Morgenröte" symbolisch zum Morgenrot eines neuen, sozialistischen Zeitalters .... Diesen Booten, die in großer Zahl vorhanden sind, haben die imperialistischen Marinen nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen". (Vom Wikingerboot zum Tragflügelschiff, Herbert Thiel, Berlin 1966)
Gruß Jörg
Ja, so war das. Es gab da so Fachgelehrte, Intellektuelle und Gesellschaftswissenschaftler, welche sich der Aufgabe annahmen, den Korrekten Ausdruck und die Korrekten Schreibweise im neuen wegweisenden Sozialismus vorzugeben. Der Autor hat sich als moderner Wissenschaftler selbstverständlich daran gehalten.
So etwas gibt es heute nicht mehr.
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte
Andererseits, Uwe, war diese Anpassung nicht notwendig? @Marten Dieser Herbert Thiel war ein sehr fähiger Planzeichner und Modellbauer in der DDR - Zeit. Er hat viel in der "Modellbau heute" veröffentlicht. Hätte er forschen können, wären die Archive, Museen für ihn offen gewesen, wenn er nicht der Linie gefolgt wäre? Ich mach mir oft so Gedanken: Wenn meine Eltern mich nicht mit der Dampfeisenbahn in den Westen verschleppt hätten, wäre ich auf die erweiterte Oberschule gegangen, hätte mich angepasst um studieren zu können, wäre Geschichtslehrer im Arbeiter- und Bauernparadies geworden, hätte FKK am Ostseestrand machen können, hätte meine Schüler über den historischen Materialismus aufgeklärt , viele Thüringer Klöse gegessen und immer ein Einkaufsnetz dabei gehabt.
Wir hatten es leichter. Haben samstags gewöhnlich in der Frankfurter Innenstadt gegen den Vietnamkrieg protestiert und die Polizei geärgert.
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Und das ist die "Morgenröte" aus dem Thielbuch. Noch mit zaristischem Anstrich. Heute ist sie ja stahlgrau. Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Ich habe weiter recherchiert und herausgefunden, dass die russischen Hilfsschiffe der Kriegsflotte kleiner waren, als die von vergleichbaren Seemächten, weil die russische Flotte vielfach in Binnenmeeren operierte. Auch waren sie flacher gebaut um in Küstennähe und bei Landungsoperationen mitwirken zu können. In der Einsatzzeit meines Hukers (um 1740) gab es in der russischen Marine viele Avisoschiffe niederländischer Provenienz (Galioten, Smacks, Fleyts (Fleuten), Pinken). Die russische Handelsflotte soll auch deswegen klein und unbedeutend gewesen sein, weil Russland selbsversorgend war in Bezug auf Erze, Bauholz und Naturalien.
Bei dem Gukor sind die Takelarbeiten weitgehend ausgeführt und von der Rückseite her besser zu sehen. In der Grabbelkiste habe ich 3 Plastikgeschütze gefunden, die mal zu einen zugelaufenen, abgebrochenen Bausatz gehörten. Ich habe sie überarbeitet und schwarz gespritzt. Dabei habe ich noch ein weiteres Exemplar gedrechselt. Es unterscheidet sich minimal. Diese Geschütze kommen auf das Quarterdeck. Es könnten so 3 - 4 Pfünder gewesen sein. Die Besatzung (6 Mann Afrikakorps 1/35) ist unterwegs. Jetzt tauchen auf meinem Bildschirm lauter Angebote von Plastiksoldaten auf. Lästig ist das!
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Gruß Jörg
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Ich habe dies Buch : Vom Wikingerboot zum Tragflügelschiff, Herbert Thiel, Berlin 1966 Ein klasse Planbuch, sowas gab es bei uns im Westen nicht. Habe ich erst nach der Wende von Kenntnis bekommen. Dann über die E-Bucht ersteigert und nun stöbere ich von Zeit zu Zeit darin.
@Gebbi, wie bekommst Du die Pläne auf einen grossen Maßstab kopiert ohne dicke Eisenbahnschienen auf dem Plot zu haben. Hast Du das digital nachbearbeitet?
Gruß Kay
Wir sollten wieder lernen, aus der Freizeit Muße zu machen. (Otto Flake, Schriftsteller)
Hallo Kay, ich habe aus diesem Thielbuch die "Aurora" und den Panzerkreuzer "Potemkin" gebaut. Damals gab es noch keine Vergrößerung bei Kopierern. Aber Kopierer gabs. So habe ich den Plan kopiert und ein Raster mit lauter Quadraten darüber gezeichnet. Anschließend habe ich ein Quadratraster erstellt in meiner angestrebten Größe. Dann habe ich mit viel Fleiß und Geschick die Rißzeichnungen übertragen. Das kam hin. Dabei ermittelte ich die Umrechnungszahl und mit der habe ich die übrigen Maße (Höhe der Schornsteine usw.) mal genommen.
Wenn Dir die Striche beim Vergrößern zu dick werden, musst Du halt die äußere Linie als verbindlich nehmen. Wie sagte der Chefentwickler bei VW: Ein bisschen Bescheißen muss sein...
Ja, die DDR Schiffskundler haben tolle Bücher entwickelt. Das war in den 60 er und 70er Jahren, da war da noch Pepp. Der Frank, Thomas, Andreas, Uwe, Matthias und Konsorten haben damals ja noch nicht die Produktion sabotiert. Vom gleichen Verlag und in gleicher Aufmachung habe ich noch das Buch "Kraftfahrzeuge, einst und jetzt, Modellbaupläne, Gerhard Stieff. Auch sehr gut. Natürlich haben die Russen das Automobil erfunden und das Flugzeug und die Badewanne.
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Guter Horrido, bei diesem Wetter solltest Du nicht vorm Fielmann stehen müssen. Kannst heimgehen. Auch diese Afrikakämpfer werden bebohrt, beschliffen, versägt, bekittet, zivilisiert. Denen wird ihre Militanz ausgetrieben, gnadenlos!
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Ich habe mich seit dem Lockdown schon nicht mehr in der Innenstadt blicken lassen. Der Platz vor Fielmann war ja ohnehin dein Beritt. Bundesweit. Bekommen die armen Soldaten da nicht ne Persönlichkeitsstörung bei der Vergewaltigung, die du ihnen da antust?
IMG_0987.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Hier ist der Huker neben anderen Seglern aus dem 18. und 19. Jahrhundert vor Anker gegangen (3. von rechts).
Die russische Marine setzte diesen Fahrzeugtyp von 1710 bis 1810 ein. Der kleine Zweimaster war schnell und hatte ein ausgewogenes Segelverhalten. Dazu trugen der mittschiffs angebrachte Großmast, aber auch der sehr lange Bugspriet mit dem einziehbaren Klüverbaum bei. Die Segelfülle vorne entsprach der des Besanmastes, sodass ein Huker wenig Steuerdruck brauchte. In der rund hundertjährigen Einsatzzeit verfügte die russische Marine über 38 Huker. Davon wurden 24 auf eigenen Werften gebaut, 11 waren angekauft und 3 waren Prisen. Die Baltische Flotte setzte 8 in Russland gebaute Huker ein, dazu kamen die 11 bereits genannten Fahrzeuge. Im Schwarzen Meer konnte man solche Schiffe nicht kaufen. Auch tauchen hier die 3 Prisen wieder auf, wahrscheinlich waren sie von den Schweden gekapert worden. Als Beispiel für einen russischen Gukor will ich die "Belaia Gora" nennen. Sie wurde 1775 in Archangelsk - nach dem Erzengel Michael genannt - gebaut. Im gleichen Jahr wurde sie vom Weißen Meer in die Ostsee geschickt. Auf der Reise musste das Schiff bei Karlsham (Dänemark) überwintern. Im Frühjahr 1776 traf sie in Kronstadt ein. Kronstadt liegt auf einer Insel vor der Nervamündung und ist eine wichtige Seefestung, vergleichbar mit Helgoland in früheren Tagen. Anschließend war der Gukor als Transportschiff der Marine unterwegs. Zusätzlich wurde sie 1779 als Feuerschiff vor Reval (heute Tallin, Estland) eingesetzt. 1781 war sie mit dem Ausbringen von Fahrrinnenmarkierungen vor Reval beschäftigt.
Archangelsk war der erste internationale Seehafen Russlands und ein wichtiges Schiffbauzentrum. Die Kosten für einen Schiffsneubau betrugen hier nur ein Sechstel im Vergleich zu England, wohin die meisten Baumaterialien erst gebracht werden mussten . Der Fluss Dwina war die Verkehrsader um Holz und Güter zu den Werften zu verschiffen oder zu flößen. Nachteilig war, dass dieses Seegebiet von Oktober/November bis Mai durch Eis nicht zugänglich war. Um 1750 wurde 3/4 des russischen Außenhandels über Archangelsk abgewickelt. Die russische Regierung erhöhte anschließend die Hafengebühren dort gewaltig, um die Handelsströme nach St. Petersburg zu leiten.
Nun noch was zur Besatzung. Die Matrosen, Ruderer und Artilleristen waren lebenslänglich zum Dienst verpflichtet - sie wurden meist auch nicht alt. Jedenfalls waren britische Marineärzte über die Lebensumstände des einfachen Schiffsvolk auf russischen Marineschiffen um 1800 verstört. Diese Besatzungen bestand aus Söhnen von leibeigenen Bauern, ohne Bildung und Aufstiegsmöglichkeiten. Da die Schiffe - im Gegensatz zu niederländischen, französischen oder britischen Fahrzeugen - nur kurze Unternehmungen durchführten, waren Bewährung und Beförderung kaum möglich.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de