Das hab ich ja schon wieder schleifen lassen, ich alter Schlamper! Weiter geht's!
30. 6. 2013 So Samstagabend, Familie schläft, dann isses Zeit für ein Update, mit dem wir langsam mal an den derzeitigen Stand der Dinge kommen. Für die Gestaltung des Decks habe ich die Bauanleitung nun völlig ignoriert und mich auf die Pläne von K. H. Marquardt und die Gemälde von Geoff Hunt verlassen. Natürlich gibt es auch da einige Widersprüche und Unklarheiten. Zum Beispiel ist auf den Plänen, auch auf der Originalwerftskizze nirgendwo angegeben, wo die Schiffsglocke angebracht war, ganz zu schweigen vom Aussehen des Glockenstuhls. Auch die Gemälde zeigen das Ding nicht. Die beigegebenen Teile sahen so aus: Compressed_0119.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ich habe den Querbalken noch etwas verziert und eigentlich blieb nur die Lösung die senkrechten Balken von unten kommend am vorderen Rand der Kuhl anzubringen. Ein Stückchen weiter vorn ist ja schon der Kamin, der laut Mamoli als unkommentiertes Rundholz da rumsteht. Nach den Plänen ist es ein rundes Rohr (wohl ungewöhnlich für die Entstehungszeit der "Unité/Surprise") das aber aus einem eckigen Schaft kommt, der auf dem Deck aufsitzt. In meiner Version schaut das Ganze mit ein bissl Rost dann so aus. Compressed_0118.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Erstaunlicherweise sind sich die Pläne auch einig, dass die Öffnung des Kamins nach hinten weist. Waren die Dinger vielleicht je nach Windrichtung drehbar? Sinnvoll wär´s ja. Da mir ein freundlicher Bekannter, der die Romane von O´Brian anscheinend auswendig kennt, mir das schöne Zitat : - "Turn the clock and strike the bell, George!" The marine hurried forward ... - lieferte, war es natürlich Ehrensache den guten George auch beim Bell striken dazuzugeben. Compressed_0142.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Wobei man leider die unsauberen Schleifarbeiten am Rumpf überdeutlich sieht ... ich hasse hochauflösende Blitzlichtfotografie! Um vorne zu bleiben, nun zu den Ankerbalken. Hier musste ich, wegen der völlig falschen Form des Baukastenschiffes (gerader Abschluss des Decks) wieder einen faulen Kompromiss eingehen: Auf alle Plänen und Bildern stehen die Jagdkanonen in den vordersten Ausschnitten im Schanzkleid (wenn das das Schanzkleid ist, das was da halt am Rand des Decks die betrunkenen Matrosen vom runterfallen abhält). Durch den stark gerundeten Decksabschluss ist da vorne noch genügend Platz, die können schön nach vorn feuern und die Ankerbalken kommen aus den beiden Ausschnitten (sind das auch Stückpforten, auch wenn sie keine ebensolche Deckel haben??? Fragen über Fragen!) dahinter. Da ich diese starke Rundung nun nicht mehr hinbekommen habe, wären mir die Ankerbalken zu weit nach hinten geraten und ich musste sie nach ganz vorn setzen. Compressed_0192.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die mal dazugestellten langen Bronzeneuner haben so leider kein schönes Schussfeld nach vorn mehr. Und das Klo muss auch mal einer putzen! Von Mamoli wurden gleich zwei Spills mitgeliefert, von denen eine "Surprise" nur eins braucht. Die Qualität war aber ok. Ich habe nur noch mit Wachs behandelt und sparsam bemalt, um eiserne Verstärkungen darzustellen. Auf Fotos von realen Schiffen gibt es da große Unterschiede und Hunts Gemälde sind auch nicht sehr hilfreich. Da in den Geschichten mehrfach erwähnt wird, dass die Matrosen ihr Prisengeld Münze für Münze auf den blanken Spillkopf ausgezahlt bekommen, habe ich dem Ding inzwischen oben noch eine Messingplatte spendiert, das passt am ehesten zu meiner Vorstellung des ganzen. Nicht ganz geheuer war mir dann das Skylight für die Offiziersmesse. Das liegt nämlich laut Plänen innerhalb des Kreises der Spillspaken. Das heißt, das die Seeleute da jedes Mal drüber trampeln mussten, wenn irgendwas gehievt wurde. Zuerst versuchte ich es mit einem giebelförmigen Kasten, der nach Mondfeld passend für die Zeit war. (links daneben aufgelegt, das Ding das im Bausatz dabei war). Compressed_0130.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Da hätten die armen Spillgasten dann bei jeder Runde drüberhupfen müssen ... und miserabel gebaut war´s eh. Ein Blick auf den Seitenriss von Marquardt erbrachte dann die Lösung, dass die Lichtluke zwar schon an dieser unergonomischen Stelle lag, allerdings durch ein ganz flaches Fenster gebildet wird, das man natürlich bei Bedarf abdecken konnte. So macht das dann Sinn. Auch Rad und Kompasshäuschen boten Stoff zum Grübeln: Auf den Plänen ist das Rad direkt hinter dem Besanmast eingezeichnet. Für den Kompass bleibt so kein Platz (es sei denn die hätten nach hinten geguckt beim Steuern, aber dann fehlt der Rückspiegel ...). Auf Hunts Bildern wiederum ist das Rad immer wieder vor dem Besanmast zu sehen, was nun auch seltsam ist. Da ein Kompass (oder besser gleich mehrere nun halt gebraucht werden und vor dem Besan auch wegen des Niedergangs gar nicht genug Platz wäre, habe ich das ganze Rad also etwas weiter nach hinten gesetzt und ein Kompasshäuschen gebastelt das direkt davor, aber hinter dem Besan steht. Compressed_0143.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Compressed_0145.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Dazu auch die Erkenntnis, dass 2 cm hohe Relingsstützen am Niedergang deutlich zu groß sind, an den Seiten und am hinteren Ende der Kuhl aber einigermaßen passen. Und Messing geht halt gar nicht. Davits an den Seiten und auch am Heck, für das Skiff des Doktors, denn meine "Surprise" soll so werden, wie in den späteren Bänden. Compressed_0151.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Compressed_0193.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Compressed_0195.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Auf den beiden letzten Bildern nun auch die gedunkelten Relingstützen. Auf den Gemälden sehen sie wie schwarzes Eisen aus. Irgendwie muss ich da noch ein grobes Netz einziehen. Am hinteren Ende der Kuhl ist laut Plänen übrigens nur ein Geländer, nicht aber ein Kasten den man mit Hängematten ausstopfen kann. Hunts Gemälde zeigen das manchmal anders, aber wenn man sich mit den Dingern genauer befasst, dann entdeckt man da auch so manche Seltsamkeit. Bei dem eigentlich wunderschönen Bild für "The Wine Dark Sea" ("Inseln der Vulkane") stehen nicht nur drei Beiboote nebeneinander über der Kuhl, auch der Großmast ist etwas eigenwillig, wächst er doch eindeutig aus der Kuhl nach oben. War da ein Gläschen Claret zu viel im Spiel? Prosit allerseits und gute Nacht.
1. 7. 2013 Saaaacht mal, wie schafft ihr denn das dass die aufgeschossenen Taurollen so schön liegenbleiben??? Bei mir drehen sich die schönen Buchten immer zu Sprungfedern a la Marsupilamischwanz auf (siehe Bild). Und das trotz intensivem Haarsprayeinsatz. Ist Drei-Wetter-Haft vielleicht doch nicht so gut, wie in der Werbung??? Compressed_0198.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Wenn ich Kleber benutze dann gibt es immer ne Riesensauerei und die Taue bekommen diesen "Wetlook". Wenn mir jemand einen Tipp geben kann, wär ich sehr dankbar. (Das Problem löse ich inzwischen vermittels gewöhnlichem Papierklebestift. Hält und ändert die Farbe des Taus nicht!)
So, und dann nahm das noch immer nicht beendete Kapitel ‚Bewaffnung‘ seinen Fortgang. Inzwischen sind wir viele Versionen weiter und es werden sicher noch mehr.
9. 7. 2013 Außer zu Aufräum- und Putzarbeiten, sowie zu einigen Fehlerbeseitigungsversuchen bin ich diese Woche nun doch nicht gekommen. Dafür habe ich, auch wenn es schmerzhaft war, nachgedacht über dies und jenes. Seit einiger Zeit steht ja das Problem der Carronaden im Raum, was auch der Grund für mein Aktivwerden hier war. In dem Bausatz waren zwei Rohre beigegeben, was für keinen der verschiedenen Ausrüstungszustände der "Surprise" genügend wäre. Zu Anfang, als Aubrey sie übernimmt ist sie sogar ausschließlich mit den dicken Böllern bewaffnet, was er aber, als Artillerieenthusiast schnell ändert. An Kanonen werden die beiden langen Bronzeneuner, die sein persönliches Eigentum sind, und als Jagdkanonen dienen erwähnt. Ansonsten sind die Stücke mit den schönen Namen wie "Belcher" oder "Willful Murder" wohl 12-Pfünder, wenn ich mich recht entsinne. Diese schweren Teile mitsamt ihrer komplizierten und platzfressenden Takelung standen wohl alle im Unterdeck. Sinnvollerweise wären dann oben die wesentlich leichteren Carronaden angebracht gewesen. Nur welche? 18- oder 32-Pfünder? Dem Bekannten, den ich schon erwähnt hab, verdanke ich nun wieder den schönen Hinweis auf eine Stelle "The Letter of Marque" ("Triumph der Freibeuter"), in der Lucky Jack über mögliche Änderungen an der Bewaffnung sinniert, und erwägt wieder auf Carronaden umzurüsten, vor allem weil sie durch ungeübte Mannschaften leichter zu bedienen sind. Er erwähnt die "genuine smashers", also die 32-Pfünder, aber wirklich klar ist die Stelle nicht. Neben dem Problem mit der Beschaffung der Rohre, stellte sich dann auch das der richtigen Schlitten. Die beiden gegossenen Teile von Mamoli fand ich nicht wirklich befriedigend. Compressed_0173.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Wenn man im Internet nach Carronaden sucht, findet man sehr wenige ebensolche, dafür aber jede Menge Modelle von Carronaden. Ein wenig mehr Originalbilder oder Info, außer der bei Mondfeld und Holz wär mir aber schon lieb gewesen. Nach längerem Suchen fiel mir dann doch auf, dass in dem schon oft zitierten Buch von Lavery und Hunt über die "Surprise" K. H. Marquardt wunderbar detaillierte Zeichnungen der möglichen Bewaffnung des Schiffes abgedruckt hat, genau bei den Planzeichnungen, die ich dauernd angeguckt habe. Ja wie blöd kann man denn eigentlich sein??? Grummelmumpfl. Jedenfalls sind da wunderbar 18- und 32-Pfünder abgebildet, einschließlich ihrer sehr unterschiedlichen Schlitten und deren Takelung. Nach genauerem Vergleich habe ich mich für die 18-Pfundvariante entschieden. Erstens scheinen mir die 32er für ein Schiffchen wie die "Surprise" doch übertrieben. Die wären auch auf einer Art Plattform die auf dem Deck montiert ist mit einer Achse schwenkbar gelagert. Mit der ganzen Konstruktion käme ich aber höher als der obere Rand der Stückpforten ist. Die Schlitten der kleinen 18-Pfünder sind in der Bordwand verankert, was in mehreren Richtungen mächtig Platz spart (der Eindruck nach Marquardts Zeichnung, dass die Kleinen auch nur zwei Seitentakel benötigen, anstatt vier wie die Großen hatte auf meine Entscheidung natürlich üüüüüüberhaupt gar keinen Einfluss, ein Schuft wer sowas denkt, also wirklich!) Jedenfalls sollen es halt die 18er werden. Ein erster Versuch einen Schlitten herzustellen, hat mir (damals jedenfalls) ganz gut gefallen. Compressed_0169.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Nach den mir zugänglichen Fotos sind die Schlitten auf den amerikanischen Schiffen (Conny und Niagara) komplett mit dicker roter Farbe angemalt. Einige Fotos von britischen Beispielen scheinen schwarze Schlitten zu zeigen. Auf den Gemälden von Hunt sind die Schlitten entweder unbemalt, oder in derselben gelbbraunen Farbe wie die innere Bordwand. Unbehandeltes Holz oben auf Deck scheint mir unwahrscheinlich, daher habe ich mich für das Standardschwarz entschieden. Und nochmal mit aufgelegtem Rohr. Compressed_0170.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Passen tut´s auch. Compressed_0171.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und wieder bin ich in die Großproduktion eingestiegen Compressed_0174.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) (sollte ich jemals auf die Idee kommen ein Linienschiff zu bauen, gebt mir den Gnadenschuss!) Aber da stehen sie in krummer Reih und Glied. Compressed_0179.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Wo ich die Rohre herbekommen sollte war mir schleierhaft. Meine ersten Gießversuche fielen auf eine Art aus, die mich bestätigte, dass ich mich mit dem Metallgießen sicher noch weiter beschäftigen werde, um das einigermaßen zu lernen. Aber da ich meine "Surprise" eigentlich schon noch in diesem Jahrhundert fertigstellen möchte, kann ich darauf wirklich nicht warten. Immerhin habe ich die beiden vorhandenen Rohre mit einem Auge für das Broktau versehen und mal auf Schlitten montiert. Compressed_0183.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Der Herr ganz rechts scheint ja völlig entsetzt. Wenn er nicht aufhört zu quengeln, dann bau ich ihn auch zum Latrinennutzer um. Compressed_0186.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Irgendwann hat mir jemand eine Bezugsquelle für gegossene Carronadenrohre verraten, aber da war alles schon zu spät. Ich habe einfach die überzähligen Langkanonenrohre abgesägt und dann wieder eine Mündung reingebohrt. Dann mussten noch die Auflagezapfen entfernt werden, ein dreiviertel Messingring als Auge drangepappt, Farbe druff und noch ein Stück Draht als Höhenverstellung (ich hab das Gewinde nicht gedreht, ich alter Schlamper). Soweit ist das jetzt, es fehlt noch ein wenig Bemalungskosmetik. (Rechts zum Vergleich das "echte" Karronadenrohr). Compressed_0203.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Compressed_0207.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Was krabbelt da auf meinem Schreibtisch? Ich seh‘ überall schwarze Käfer! Compressed_0190.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Für die Takelung bin ich dann ich die Blockproduktion eingestiegen. Compressed_0187.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Von links nach rechts: so wie vom Stab heruntergesägt, kleingefeilt, gewachst und mit einem schwarzen Zwirn als Beschlag, um Haken einhängen zu können. Compressed_0189.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Auf diese Art bekomme ich die Dingers auf etwa 4 mm Größe, was m. M. noch ziemlich mächtig ist. Compressed_0201.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Tja und dann ... Dann habe ich den Baubericht von Daniels Victory gefunden, den mir Roland wegen der Carronaden empfohlen hat. Dort durfte ich dann auch Sir Archibald kennenlernen ... und bin erst mal schluchzend zusammengebrochen. Unbemaltes Holz sieht eben doch viel schöner aus! Und man sieht diese Beschläge viel besser ... die ich eh nicht hinbekommen würde. OOOOOOOOOOOOoooooommmmmm! Nachdem ich mich wieder gefasst habe, bin ich in mich gegangen und habe die Blockherstellung verbessert um die Teile wenigstens auf 3 mm zu bringen und sie trotzdem weniger murkselig zu machen und auch die Augbolzen für die Rückholtakel werden jetzt selber und kleiner hergestellt. Compressed_0202.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) und das wird dann ein Weilchen dauern.
(Wenn ich damals gewusst hätt, dass ich da heut noch nicht mit fertig bin …)
Du machst das gut, Du wächst mit der Aufgabe. Haste doch einige wichtige Ziele erreicht. Den Herrn ganz rechts.... Ich kenn ihn, ich habe auch viel Ärger mit ihm. Aus Augsburg isser.
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Man muss es positiv sehen. Wenn ich irgendwann fertig werden sollte, dann habe ich, durch die ganzen Abreiß- und Wegwerf- und Nochmalneubauaktionen nicht eines, sondern mindestens vier Modelle gebaut. So gesehen, bin ich dann doch nicht so langsam ... (Ganz viele Grinsemileys)
Und dann fing die große Diskussion um die Farbe der Kanonenrohre an. (SUPERGROßERGRINSESMILEY) Die zog sich vom 9. 7. 13 einige Wochen hin und brodelte immer mal wieder hoch, weil zwar die meisten Teilnehmer irgendwann zu dem Schluss kamen, ‚nix genaues weiß man nicht‘ einige Leute aber halt immer recht haben. War sehr lustig. Inzwischen weiß ich, dank etlicher Beiträge hier, u. a. von Wefalck deutlich mehr als damals, aber da ich natürlich auch wieder in gewohnter DerDascher Manier herumexperimentiert und geändert habe stelle ich hier einige meiner damaligen Beiträge zusammen, in der Hoffnung es möge den einen oder anderen amüsieren.
9. 7. 2013 (die Erste) Ah, vielen Dank für die Hinweise. Dann bin ich mit meinen schwarzen Lafetten so etwa 10 bis 15 Jahre zu früh dran. Mal sehen, ob ich das noch ändern kann, Ocker wär es dann wohl, wie es ja anscheinend auch auf den Gemälden ist. Dass die Kanonenrohre in der Realität geschwärzt waren weiß ich. Aber dieser schwarze Glanzlack, den man auf Fotos von Victory und Co. sieht gefällt mir einfach nicht, das sieht mir irgendwie viel zu modern und nach gutkonserviertem Museumsschiff aus. Wenn die Dinger benutzt und heiß werden und dann wieder abkühlen (und Jack Aubrey ist ja ein Geschützdrillfanatiker) platzt Lack doch sicher schnell ab. Daher habe ich diese abgedunkelte Eisenfarbe gewählt, damit wenigstens noch ein bisschen der Metallcharakter rauskommt. Bei O´Brian gibt es auch irgendwo eine Stelle in der es um die langen Bronzeneuner geht: die seien, wie alles Metall auf Deck natürlich auch geschwärzt worden, aber die Polierwut der Seeleute hätte sie natürlich längst wieder metallisch erglänzen lassen. Irgendwie fühlt es sich so für mich richtiger an, aber noch ist nix entschieden. (Und diese Surprise ist ja der Fantasie von O´Brian entsprungen, beeinflusst von der Fantasie die sich Geoff Hunt davon gemacht hat und umgesetzt durch meine Fantasie ... in Deckung! Gleich werd ich philosophisch!)
9. 7. 2013 (die Zweite) Ah, so hab ich mir das vorgestellt, eine richtig schöne Diskussion Der Hinweis auf die damals verwendeten Materialien und ihre Unterschiede zu heutigen Industriefarben ist natürlich sehr wichtig. Die moderne Präsentation schafft manchmal falsche Erwartungshaltungen. Die meisten Leute denken ja auch klassische Statuen seien in edlem Marmorweiß rumgestanden, in Wirklichkeit waren die Dinger quietschbunt bemalt, was das heutige Auge kaum erträgt. Nur ein Beispiel, ich sage nicht, dass das bei unseren Kanönchen genauso sein muss. Inzwischen habe ich mich nochmal umgeschaut und kann zur allgemeinen Verwirrung noch Weiteres beitragen. Bei den Museumsschiffen finde ich alles von hochglanz (Plastik-) schwarz (Victory) über schwarz mit Metalleffekt bei der Niagara zu einem sehr dunklen aber auch metallisch glänzenden Anthrazit bei der Conny. Möglicherweise liegt der Unterschied bei den beiden letzteren nur an der verschiedenen Beleuchtung der Fotos, aber ein Metallcharakter ist immer erkennbar. Meine Karronaderohre wirken übrigens bei normaler Beleuchtung wesentlich dunkler als auf den hier vorgestellten Blitzlichtfotos. Auf einigen zeitgenössischen Drucken sind Karronaden auf dem Oberdeck sogar zeimlich hellgrau dargestellt. Natürlich fragt man sich, ob der Künstler da das darstellt was tatsählich war, oder das was das Publikum erwartet. Aber immerhin zeitnahe Dokumente. Ich habe ein wenig rumprobiert auch mit den Lafettenschlitten. Wenn ich die gelb mach, dann wird aus meiner schönen Käfersammlung ein Wespennest! Neeeeee ... selbst mit einem wesentlich dezenteren Ockerton als dem bei mir verwendeten, das gefällt mir gar nicht. Realistischerweise wird man auch bei der notwendigen Bemalung der dem Wetter zugänglichen Holzteile auf vorhandene, leicht erreichbare Sachen zurückgegriffen haben, vor allem auf langen Einsätzen fern der Heimat. Öl/Fett und Ruß macht Sinn. Daher finde ich das Bordwandschwarz immer noch eine gute Wahl. Gestehen wir Jno. Aubrey Esq. eben zu, dass er fünf oder zehn Jahre seiner Zeit voraus war. Mit den Rohren werd ich noch ein wenig herum probieren und sie vermutlich noch etwas abdunkeln. (Warum eigentlich nicht mit Öl und Ruß über meiner Metallfarbe? Hey! Das wird versucht!) Schaun wir mal ob ich noch ein wenig rumkokeln kann, wenn die Herzallerliebste endlich schläft
10. 7. 2013 So, die Herren: Streiten will sich doch keiner. Meinungsaustausch ist das Stichwort und der klappt doch wunderbar. Ich habe gstern nacht, wie angedroht noch ein wenig rumgekokelt, Ruß produziert und anderes ausprobiert. Hier mal ein paar Ergebnisse, die ich heute morgen auch mal in Naturlicht und ohne Blitz fotografiert habe. Von rechts nach links, sorry von steuer- nach backbord: Ruß und Ölauftrag über der ursprünglichen Bemalung (handelsübliches Sonnenblumenöl, das gute Olivenöl behalt ich für andere Zwecke), Tempera über der ursprünglichen Bemalung, Tempera mit Öl gemischt über der ursprünglichen Bemalung und ganz links nochmal unverändert meine bisherige Farbe. Compressed_0208.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Tempera fällt aus, das wird zu matt. Mit Öl isses etwas besser aber auch kein Brüller. Öl und Ruß gefällt mir, weil das Metall dann durchschimmert, aber es wird etwas krümelig. Ich hab dann nochmal angemischt und kam zu folgendem Ergebnis: Compressed_0209.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ich bitte das geschätzte Publikum um seine fachkundige Meinung. Da ich die Dinger sowieso wieder auseinandernehmen werde, wegen der kleineren Ringe und um die Rohre zu säubern etc. ist sowieso wieder alles möglich.
(Inzwischen hab ich sie noch mindestens dreimal auseinandergenommen ...)
Uwe, da kann Dir keiner raten. Gußeisen rostet. Bei meiner Oma musste ich immer den Gartenzaun streichen. Aber vorher mit der Drahtbürste entrosten.. Bohrmaschine mit Aufsatz hatten wir nicht. Die werden halt auch immer wieder gestrichen haben, oder mit Öl abgerieben. So haste verschiedene Erhaltungszustände.
Denk ich mir.. Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Oh, ich bin in der Hinsicht inzwischen völlig mit mir im Reinen. Ich nehm meine gusseiserne Steakpfanne zum Vorbild. Gusseisen, Ruß, Fett, Feuer: alles hier wie da. Nur der Geruch dürfte etwas unterschiedlich sein.
Hallo, Das ist keine Bastelarbeit, das ist schon unter Kunstwerk einzustufen. Ich bin wirklich beeindruckt, das könnte ich nicht. Herzliche Grüsse nach Heidelberg, Kurt
Gebaut: H.M.S. Bellona, US Constitution Im Bau: H.M.S. Victory von CalderCraft
Ja, vor allem in dieser Größe. Das letzte Mal habe ich so klein mit 15 Jahren gebaut. Wenn ich mir die alten Baukästen anschaue, ich habe ein paar, kommt mir heute das große Grausen. Klasse Arbeit.
Ach herrje. Vielen Dank aber unverdient. Ich seh diesen Baubericht eher so als "Wie man es auf gar keine Fall machen sollte, aber trotzdem Spaß dabei hat" -Warnung für Anfänger.
16. 7. 2013 So, leider mal wieder zu fast nix gekommen diese Woche. Die Karronadenrohre sind nun alle abgedunkelt. Ockerfarbene Lafette habe ich ausprobiert, aber das sieht mir zu hornissenhaft aus. Da die letzten Bände der Romane so um 1815 spielen und schwarze Karronadenschlitten etwa ab 1820 gebräuchlich wurden, wie hier erwähnt wurde, finde ich schwarz vertretbar. Mit der allzufeinen Chronologie hat man es ja eh nichtin miner Profession. Etwas habe ich mit den Blöcken für die Takelung herumgespielt, darum ging es ja eigentlich bevor wir (durchaus segensreich) in die Farbenlehre abgedriftet sind. Das soll nun so werden: Compressed_0210.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Durch eine einzige 1,5mm Bohrung, statt wie vorher zweier 1mm Löcher kann ich die Gesamtgröße noch etwas verringern und insgesamt sehen die Dinger weniger murkelig aus. Das von Mamoli beigegebene Takelgarn ist weicher und geschmeidiger, als das vorher verwendete und somit tatsächlich mal geeigneter. Zum Vergleich noch mal die vorige Version. Mr. Masstab neigt sich jedenfalls zur neuen Variante. Geht das so? Wnn ja, dann mach ich mich dran, das ganze Arrangemang ungefähr 50 mal zu produzieren. Compressed_0211.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Nicht dass ich die Diskussion um die Farbe der Kanonenrohre (und die Bemalung der Karronaden) nochmal neu starten will, aber ich habe bei O´Brian nun mehrfach die Erwähnung von schokoladenbraun gestrichenen Kanonen gelesen. Und zwar auf der Lively, der Boadicea und der Leopard. Da sich O´Brian sein ganzes Leben mit der Materie beschäftigt hat und eigentlich keinen Grund hatte sich das aus den Fingern zu saugen scheint es da wohl doch mehr Variation gegeben zu haben. Und die Surprise, die ich baue ist j nun mal seine Phantasie Surprise.
Ich habe nach langer Meditation nun doch beschlossen auch die langen Bronzeneuner auf das Oberdeck zu stellen, vorne als Jagdkanonen, so wie das immer beschrieben wird. Dazu muss ich natürlich (grmmlbrmml) die Ankerbalken wieder abbauen und nach hinten versetzen und kann nur beten, dass ich da nicht mit den Fockmastrüsten ins Gehege komme. Und dass mir jetzt keiner wegen der Farbe der Dinger kommt, denn: Sturm in der Antarktis (Desolation Island), Ullstein Maritim Taschenbuch, S. 214: "Hier standen nämlich Jacks eigene Neunpfünder aus Bronze, die gewöhnlich im Bug und auf dem Heck festgezurrt waren. Die schönen, leichten Kanonen stammten aus der Kriegsbeute von Mauritius, und er hatte sie sorgfältig ausbohren lassen, damit er englische Neunpfundkugeln für sie verwenden konnte. Außerdem hatte er dafür gesorgt, daß sie in einem matten Schokoladenbraun angestrichen wurden. Er wollte damit das unaufhörliche Messingputzen verhindern, das auf einem Kriegsschiff so viel wertvolle Zeit beanspruchte - Zeit, die sinnvoller genutzt werden konnte. Aber diese menschliche und vernünftige Tat wurde von einem tiefsitzenden Marineinstinkt sabotiert: Killick und seine Gehilfen nahmen ein paar Stellen um den Verschluss und das Zündloch herum, an denen die Farbe abgeblättert war, zum Vorwand und dehnten die Fläche sichtbaren Metalls nach und nach so weit aus, dass die Kanonen nun von der Mündung bis zum Auge glänzten." Und es sieht halt einfach nett aus ...
Auf dieses Zitat antwortete damals ein Forist Folgendes: "Moment mal! Soll das etwa heißen, dass ein paar Crewmen die Farbe vom Rohr runter poliert und somit dafür gesorgt haben, dass sie sich noch mehr Arbeit aufhalsen? :verrückt:" Was mich zu dieser Antwort veranlasste: "Nicht vergessen: Meine "Surprise" ist die aus O´Brians Romanen und daher eigentlich genauso wenig ein reales historisches Schiff wie deine "Black Pearl". Und Killick, der Kapitänssteward, ist ein ziemlich bescheuerter Typ mit einem Polierfimmel. Auch die schönen Silberteller von Captain Aubrey wurden von ihm auf Papierblattdicke gebracht. Die herrliche Beschreibung leicht verschrobener Persönlichkeiten ist übrigens eins der Dinge, die mir bei O´Brian am besten gefallen und das für mich seine Bücher weit über Bolitho/Hornblower etc. Heldenverehrung hinaushebt. Gerade das irrationale Verhalten ist es ja was Menschen ausmacht. Soll es auch im realen Leben geben. Ich hab zum Beispiel tatsächlich von Leuten gehört, die hunderte von Stunden nix Besseres zu tun haben, als Miniaturen von völlig veralteten Geräten, Maschinen und Fahrzeugen zu bauen, obwohl ihnen das überhaupt nix nutzt ... "
Hallo Uwe, ich kann mir das nicht vorstellen. Ich weiß nicht, welche Informationsquellen Du da hast. Vielleicht Roberts "Bäckerblume". Da wäre ich vorsichtig!
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Zitat von DerDa im Beitrag #43------------ Soll es auch im realen Leben geben. Ich hab zum Beispiel tatsächlich von Leuten gehört, die hunderte von Stunden nix Besseres zu tun haben, als Miniaturen von völlig veralteten Geräten, Maschinen und Fahrzeugen zu bauen, obwohl ihnen das überhaupt nix nutzt ... "
Jetzt übertreibst du aber, solche Typen gibt es doch gar nicht...... Demnächst behauptest du noch, dass es Leute gibt, die solche Dinger auch noch aufs Wasser setzten..........mitdemzeigefingerandiestirnklopfen...
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte