Ich war mir jetzt nicht so ganz sicher unter was für eine Kategorie das hier fällt, aber Segel hats jedenfalls nicht. Eigentlich ging es mir nur darum ein wenig herum zu probieren und Erfahrung zu sammeln. Momentan bin ich vom beruflichen nicht in der Lage mich auf ein größeres Projekt, wie meine Surprise zu konzentrieren. Aber natürlich juckt es dennoch in den Fingern und manchmal zwacke ich mir doch ein paar Minütchen ab. Eigentlich ging es mir nur darum ein wenig herum zu probieren und Erfahrung zu sammeln.
Für diejenigen die mich nicht kennen, sollte ich vielleicht noch etwas dazusagen: Von Berufs wegen, muss ich genauestens Recherchieren, überprüfen, kontrollieren und möglichst auf historische Genauigkeit achten. Den Modellbau hab ich dann mal als Gegenprogramm zu diesen professionellen Zwängen angefangen.
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Äh ja. Doch, wirklich!
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Na ja, zumindest baue ich ein (semi-) fiktives Schiff, die HMS Surprise aus den unübertroffenen Romanen von O’Brian. Als ich anfing hatte ich vom Holzmodellbau schlicht und einfach Null Ahnung und kannte (fast unvorstellbar aber wahr) noch nicht einmal dieses Forum. Es kam wie es kommen musste, ich begann frisch, wenig fromm und sehr frei und stellte immer wieder fest, dass das was ich da mit Herz- und Fingerkuppenblut erschuf kompletter Unsinn war, sobald ich Vergleichsmaterial (zunächst im Wettringer, dann hier) zu sehen bekam. Also hieß es immer wieder: abreißen, neu machen, wieder was lernen, abreißen, neu machen … Genauso, wie Modellbau eigentlich nicht geht. Aber wisst ihr was? Es macht mir gar nix aus. Ich habe den festen Willen meine Version der Surprise irgendwann mal fertig zu stellen, aber wann das ist, das ist mir herzlich gleichgültig. Denn das Bauen an sich, das Herumprobieren und das AbseitigenEinfällenNachgehen und Improvisieren bereitet mir einfach viel Vergnügen. Wenn jetzt der Herr Löhrer in seiner Beurteilung schreibt: „DerDa ist ein fürchterliches Spielkind und lässt die gebotene Ernsthaftigkeit vermissen.“ Dann nicke ich nur heftig mitm Kopp.
Aber jetzt mal zum Faden dieses Threads: Dem verwendeten Baukasten in angeblich 1:75 waren sehr viele zinngegossene und mit Kupferfarbe (!) bemalte Kanonenrohre comp_001.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) beigegeben, aber nur zwei recht riesenhafte Carronadenrohre, was natürlich nach den Büchern gar nicht geht. Und grauslige Einheitslaffetten. Jetzt hätte ich mir natürlich passende Rohre käuflich erwerben können, aber … nein, ich bin nicht geizig, das sind die Schwaben. Wir Kurpfälzer neigen dagegen zu finanzieller Vernunft. Das ist was ganz anderes! Daher habe ich gleich damals zu Anfang etliche der Rohre gekürzt, Karronadenschlitten gebaut und im Wettringer einige lustige Farbdiskussionen (der, pardon, das Dafi wird sich vielleicht erinnern) bezüglich Kanonen und Lafetten geführt. Hier eine erste Version, die Lafette noch in elegantem Schwarz. Das Rohr ist eins der großen Fertigteile allerdings mit dem ersten Versuch ein Auge für das Brocktau herzustellen. comp_002.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Irgendwann kam dann der ganz große Abriss, von dem sich die gute alte Surprise noch immer nicht erholt hat und der lästige Zeitmangel. Aber neulich war das Jucken in den Fingern dann doch zu stark und da ich ungefähr 25 ganz dringende, termingebundene Sachen zu tun hatte, beschloss ich einfach was ganz anderes zu tun. Nämlich zu schauen, ob ich diese Carronaden comp_003.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) etwas pimpen könnte.
comp_004.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Mit Kupferdraht die Verstärkungen simuliert und aus gedrehten Holzteilchen noch das eine oder andere dazugefügt. comp_005.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Einen Schlitten angefangen comp_006.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und das Geschütz bemalt comp_007.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Entweder ist meine Farbe zu alt oder es waren zu viele Klebstoffschmierereien dran. Das muss nochmal abgelaugt und gebürstet werden, aber man sieht wohin die Reise geht. Als Stand-In für die Richtschraube dient ein um sich selbst gedrehter Kupferdraht mit Silberfarbe. Und da ich noch etliche Schachteln mit Holzrestchen (Stichwort finanzielle Vernunft) herumliegen habe, dann auch noch ein Schnittchen gebuttert, äh zusammengeklebt. comp_009.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Blöcke der Version 3 oder 4 gibt es auch noch zu Dutzenden comp_010.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Nun kann man doch so eine kleine Carronade nicht alleine herumstehen lassen, das wäre grobe Verletzung der Aufsehenspflicht. Daher die kleinen Fimolarven herausgekramt comp_012.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Dieser nicht mehr ganz junge Mann sieht doch schon vielversprechend aus. comp_011.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Arme und Hände wollte ich mir nicht antun, also hieß es auch heute wieder: „Igor, bring die Knochensäge!“ „Welche denn, Meifter, die Grofe?“ „Die ganz kleine Igor, muhahaha!“ comp_013.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und noch ein weiterer Plasteklumpen comp_014.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) verpuppte sich comp_015.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Und da sitzt nun die erfahrene Teerjacke während der knapp bemessenen Freizeit und simpelt mit einem anderen Veteran der Flotte fach. comp_016.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) comp_017.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) comp_018.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und mein Sohn muss sich mal wieder die Nägel schneiden, tss. comp_019.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ähnlichkeiten mit bekannten, sich permanent kabbelnden Modellbauern sind absolut zufällig und ich würde mich sowas niemals trauen und ich bin doch kein Modellbauermodellbauer ...
Hallo unernstes Spielkind, Vor meinem jeistigen Ooche sehe ich Dich immer auf dem Kanapee liegen mit der schnurrenden Katze auf der Plautze.
Nun hat hat der Junge was erschaffen. Und Respekt - fachlich und aesthetisch ist es rundweg zufriedenstellend, nein richtig gut. Auch die Rollenverteilung -hier belehrend/höhere Warte, da submissiv- ist durchaus wohlgelungen und zeigt eine gute Beobachtungsgabe. @Tarjack
Ja, selbst am Neckargestade ist anspruchvoller Modellbau möglich.
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
So, obwohl mich der Gebbi immer mit seinen vielen Beiträgen, nun auch noch zur Kunstgeschichte, so sehr auf Trab hält, bin ich doch während der letzten zwei Wochen (Star Wars, Paddington, Gänsebrust, Bescherung, Zunge in Madeirasoße, Computerinstallieren, verschärftem Lebensmitteleinkauf, Mango-Pfirsisch-Crème und allerlei anderer Ablenkung zum Trotze) wie erhofft dazu gekommen einen Augbolzen herzustellen. Und ein paar mehr noch dazu. Hier die vorläufigen Zutaten zur Oberdecksbewaffnung der Surprise: comp_DSCN7875.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) 2 aufgebrezelte 32 Pfünder fürs Achterdeck 8 aufgebrezelte 18 Pfünder 2 große Schlitten 8 kleine Schlitten 20 Räderchen 50 Augbolzen 20 Augbolzen mit Ringen für die Brocktaue Die roten Stäbe sind für die Mündungspfropfen vorbereitet.
Die Messingteile baden derzeit in Abflussfrei, die Schlitten werden alle nochmals sauber abgeschliffen (ich sehe die Macken immer erst wenn eine Schicht Farbe drauf ist), dann werden die Beschläge ausgeschnippelt, die Verstellschrauben hergestellt und zum Schluss alles irgendwie zusammengemanscht.
Danach werd ich dann hoffentlich mal wieder ans Schiff selber gehen können.
Nun, unter sanftem Zwang, etwas das ich schon seit Langem hätte tun sollen: Der teilweise Umzug meines Bauberichtes aus dem Wettringer Modellbauforum hierher. Selbstverständlich werde ich das dort dann auch weiterführen, wenn es mal etwas Neues gibt, aber ich werde den Bericht hier peu á peu auf den neuesten Stand bringen. Dabei werde ich einige der Irrungen und Wirrungen weglassen, schon weil ich ja die Beiträge der kundigen und freundlichen Menschen die mir geholfen haben, nicht kopieren kann. Der Bau startete vor mittlerweile fast 25 Gebbi-Schiffen (ca. 5 Jahre). Die Fehler sind alle schon gemacht und manche auch korrigiert, so dass Hilfe, Kritik, tröstende Worte und Hinweisschilder zur Mülldeponie eigentlich erst sinnvoll sind, wenn ich auf dem jetzigen Stand bin. Es wird auch ein paar Wiederholungen zu dem oben schon erwähnten geben, aber sonst müsst ich das alles neu schreiben und dazu bin ich dann doch zu faul. Ich werde bei den einzelnen Beiträgen angeben, zu welchem Datum die ursprünglich gemacht wurden. Das langsame Tempo kommt zum Teil daher, dass ich immer wieder längere Pausen mache (ich neige irgendwie dazu mich in verschiedenen Projekten zu Verzetteln und dann gibt´s ja auch noch Familie mit allem Drum und Dran) und das eine oder andere Teil muss auch sechs oder sieben Mal gebaut und wieder abgerissen werden, bis ich es doch irgendwie akzeptabel finde (zumindest bis ich was dazu lerne und es dann zum achten Mal abreiße).
Zum Ziel der ganzen Sache: Als großer Fan der Jack Aubrey/Stephen Maturin Bücher von Patrick O’Brian wollte ich versuchen die HMS Surprise aus diesen Büchern zu bauen, da ich als ausgemachte Landratte auch ein wenig mehr Verständnis dafür erlangen wollte, wo denn all diese seltsam benamsten Teile eines Schiffes angebracht waren, wie sie aussahen und wozu sie vielleicht dienen mögen, außer natürlich zur Binnenlandleserverwirrung. Kurz eine Bühne für mein Kopfkino zu erschaffen. Das heißt dass ich kein historisches Schiff bauen möchte, sondern ein fiktives. Die entscheidende Quelle ist für mich immer das was O’Brian schreibt, danach dann die wundervollen Titelillustrationen von Geoff Hunt, zusammen mit dem Buch ‚The Frigate Surprise‘ von Lavery/Hunt mit den hervorragenden Plänen von Karl Heinz Marquardt.