Einen schönen guten Abend wünsche ich. Wie ja schon anderswo erwähnt, habe ich beschlossen mich mal mit Kleinigkeiten ganz langsam wieder an das große werk meiner Surprise heranzutasten. Eines der Kapitel das ansteht sind die Beiboote, wobei mir der Gedanke daran schon seit langem ziemliches Muffensausen bescherte. Einen Scratchbau der kleinen Dinger traue ich mir schlicht nicht zu. Wie das Glück und das Forum es wollen, stieß ich aber kürzlich auf Petros Beitrag, in dem er anbietet über seine Firma Bausätze des russischen Herstellerst Falkonet zu importieren. Und das auch noch in meinem Maßstab 1:72. Natürlich entsprechen die Boote nicht in allen Details denen, die in den Plänen für die Surprise angegeben werden, aber die Maße sind fast identisch und da O’Brian nirgends schreibt, dass sich Lucky Jack ausschließlich auf britische Normboote versteift hätte ist mir das eher gleichgültig. Gesehen bestellt und von Petros prompt geliefert. Als erstes habe ich mir die kleine Jolle vorgenommen. comp_01.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die Bauteile sind sehr sauber aus gutem Holz mit Laser geschnitten. Die Bauanleitung ist nur auf russisch, aber so gut bebildert, dass ich nicht einmal meine nageheiratete Übersetzerin/Dolmetscherin bemühen musste. Allerdings sind die Fotos recht unscharf, so dass man manchmal schon genauer hingucken muss. Nett finde ich die Zugabe jeweils einer schön detaillierten Figur zu den Bausätzen. comp_02.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Als erste Amtshandlung steht das Straken dieser kleinen Kielversträrkungen für den Bug an. Die Teile lassen sich gut aus der Halterung lösen, ohne Schaden zu nehmen. Sie sind aber so filigran, dass man beim Schleifen und Feilen doch sehr vorsichtig sein sollte. Aber von den fragilsten Teilchen gibt es sogar oft einen zweiten Satz. comp_03.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Hier schon am Kiel angebracht. comp_04.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Der nächste Schritt ist das Herstellen einer, hmm, ja was, einer Hilfskonstruktion, die dem Boot während des Bauens Stabilität gibt. comp_05.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Dann die Mallen (ich hoffe, das sind ebensolche, wenn nicht dann wird mich sicher einer aufklären) in den Kiel einsetzen. Die müssen/sollen hier noch nicht einmal geklebt werden. comp_06.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Denn die erwähnte Hilfskonstruktion hält nun alles schön genau am Platz. Die Passgenauigkeit der gelaserten Teile ist wirklich faszinierend.
DerDa
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
comp_07.jpg
comp_07.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Nun werden die kleinen Leistchen eingefädelt, die die Spanten ergeben. Dazu müssen sie natürlich gewässert werden, um biegsam genug zu sein. Das erfordert natürlich auch wieder etwas Fingerspitzengefühl, ist aber durchaus selbst mit meinen Krallen zu bewerkstelligen. Geklebt wird hier nur ganz unten, bis zu dem waagrechten Strich auf der Malle. Da die Leisten nass sind, geht das leider nur mit Sekundenkleber. comp_08.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Hier nochmal der Blick von richtig rum, um das Prinzip zu zeigen. Auf ganz oben werden die Leistchen noch mit einem Tupfer Klebstoff fixiert, so dass sie beim Trocknen in die richtige Form kommen. comp_09.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Hier die dazugehörige Erklärung aus dem Bauplan, also alles auch für nicht des Russischen Kundige zu durchschauen. Dann kommt der (natürlich) schwerste Teil, die Beplankung. comp_10.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die Planken sind auf Millimeterbruchteile genau zurechtgeschnitten, snst ginge das nicht. Allerdings ist dann auch die Fehlertoleranz entsprechend gering. Wie man sieht habe ich es nicht ganz geschafft die Plankenstöße sauber aneinander zu bekommen, zum Glück gibt es Holzspachtelmasse und die Außenseite wird bei meinen Booten sowieso bemalt. Beim Schleifen muss man natürlich immer die geringe Stärke der Planken im Auge behalten. Meine ohnehin gewaltige Hochachtung vor den Blankholzbauern hier ist aber nochmal ein gutes Stück gewachsen. comp_11.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Nun wird die Hilfskonstruktion entfernt, indem man die Spantenleistchen kappt und die Mallen an den Sollbruchstellen abknickt. Die restlichen Spanten werden wieder aus gewässerten Leistchen hergestellt und von rechts und links in Position geschoben und mit Kleber fixiert. comp_12.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Nun können die Grätings und das ‚Deck‘ eingebracht werden. Auf den mir vorliegenden Plänen haben die Boote nur einen Lattenrost. Bei den nächsten werde ich das vielleicht abändern, hier wollte ich mich jedoch erst Mal an den Bausatz halten. comp_13.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Dollen eingesetzt
comp_14.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und das Ruder hergestellt. Dünnes Messingband und Draht für die Scharniere sind beigegeben. comp_15.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Mit Dollbord und Dollen schaut das nun langsam wie ein Boot aus. In Abweichung zum Bauplan habe ich nicht nur vier Dollen versetzt angebracht, sondern, wie auf meinen Plänen eingezeichnet, sechse parallel. comp_16.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und erste Farbkleckser und Probesitzen. comp_17.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Da bei mir immer auch ein bisschen experimentieren dazu gehört, habe ich mal handelsübliche Acrylfarben ausprobiert. Sah auch gut aus, aber sie haften eher schlecht am Holz, so dass beim abkleben Teile der Bemalung mit abgezogen werden. Also runter damit und halt doch wieder die gute alte Revellfarbe. comp_18.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Dann ging es an die Ausrüstung und erstmal der Einstieg in die Ösfassproduktion. comp_19.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die beigegebenen Masten/Spieren habe ich dann nicht verwendet, denn die haben ja zwangsweise einen eckigen Querschnitt. Stattdessen habe ich Rundhölzer in entsprechender Länge abgedreht und dem Mast auch noch eine Klampe spendiert. comp_20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ausgerüstet mit Spieren, Riemen, Pinne, Wasser- und Ösfass, sowie Bootshaken ist das kleine Ding schon recht voll. Die Sachen sind natürlich erstmal nur aufgelegt, vielleicht gibt es ja doch noch Hinweise, wie der Krempel genau verstaut wurde. comp_21.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Als vergleich hier mal das notorische Revellbeiboot aus Plaste. comp_22.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und hier noch den angefangenen Kutter dazu und das Metallgussteil das Mamoli dem Surprise Bausatz als einziges Beiboot mitgegeben hat. Also insofern seh ich schon eine Verbesserung.
Ich bin ja schwer begeistert! Zum einen über das, was du uns hier zeigst, zum anderen aber auch über die Möglichkeiten, die ich hier für mich bzw. mein Modell sehe: 1:72-Boote, sehen toll aus, und ich glaube, das krieg ich oller Pappkamerad auch hin. Shipyard meint ja, bei der teuren 1:72-Mercury keine Beiboote mitliefern zu müssen - bei der wesentlich preiswerteren 1:96-Variante sind Boote dabei. Ich hatte also die Vorstellung, auch das eine oder andere Böötchen auf meinem Schiff zu haben, schon verworfen - hier bekommt sie aber neue Hoffnung! Muss doch gleich mal den bewussten Beitrag von Petros suchen - der muss völlig an mir vorbeigegangen sein.
Freut mich sehr, wenn es nicht nur mir gefällt. Insgesamt habe ich fünf der Falkonet Bausätze. Von den Abmessungen her ergibt das für mich eine Jolle, eine Pinasse, zwei Kutter und eine Barkasse (wobei die Barkasse ein wenig schmal ausfällt). Leider gibt es nichts, was als Doktor Maturins grünes Skiff durchgehen könnte. Da muss ich noch überlegen. Aber immerhin lerne ich durch diese Bausätze auch wieder eine Menge.
Und nur um zu zeigen, dass ich nicht nur auf der Katze liege und Sofas kraule, wie manche Ex-Pädagogen so unschön behaupten:
Nach der kleinen Jolle habe ich mich an einen Kutter von Falkonet gemacht. Das Prinzip des Bausatzes ist das Gleiche, ebenso die erstaunlich hohe Qualität. Wie zuvor angedroht habe ich jedoch das geschlossene Deck, das auch hier vorgesehen war, durch einen Lattenrost ersetzt. comp_23.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Mir gefällt‘s besser. Dann auch wieder fleißig Spieren gedreht. comp_24.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Das sind hier jetzt die für Kutter und Jolle. Da kommt eine ganze Menge an Rundhölzern zusammen, nur für die Beiboote. Dazu noch die Ersatzspieren für das Schiff selber, wo soll das nur alles hin? Die Kuhl kann man da wohl richtig wasserdicht mit decken … Ebenso wie die eckigen Masten des Bausatzes waren mir auch die Riemen nicht so recht recht. Das folgende Bild zeigt von oben die Teile noch zusammen, dann verklebt, und schließlich den Versuch den oberen verdickten Teil rund zu schleifen. comp_25.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Das führt bei der Materialstärke meist zu Bruch, wird nie wirklich richtig gleichmäßig und die Klebenähte sind auch immer da. Außerdem bleibt das dünne Mittelstück ja immer noch von eckigem Querschnitt. Als bekennendem Nichtfußballer kommt bei mir das Runde und das Eckige einfach nicht zusammen. Daher ab in die Küche und zum gemeinen Zahnstocher gegriffen. comp_26.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Und hastunichgesehen: comp_27.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Das Blatt wird natürlich noch wie unten flachgeschliffen. Vermutlich geht das auch noch irgendwie besser, aber ich finde es schon mal schöner als die ursprüngliche Variante. comp_28.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Aber irgendwie gibt DerDa ja doch nie Ruhe und in schlaflosen Nächten wälzte ich mich schweißgebadte … nein, keine Details jetzt, jedenfalls ist mir schon klar, dass Kutter und Jollen ja eigentlich geklinkert sind. Daher der Versuch einer Zweitbeplankung mit Elsbeerfurnier comp_29.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) So sieht jetzt die eine Hälfte aus. Vielleicht bekomm ich die zweite Hälfte ja noch etwas sauberer hin, aber in 1:75 find ich das für meine Verhältnisse schon mal gar nicht so übel. comp_30.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Lieber Andi, und gestern hab ich schon wieder gebaut, mit nur etwas mehr als einem Monat Pause!
Und schon hab ich wieder eine, respektive mehrere Fragen,die meine Mii-Bibliothek nicht beantworten kann. Ich hoffe auf eure Tipps.
Eine Anzahl der Boote war ja auf den Balken über der Kuhl untergebracht. Dazu brauche ich die entsprechenden Bootsklampen. 1) gibt es dazu eine spezielle Form bei britischen Kriegschiffen um 1800? 2) Wenn die Zurring tatsächlich so gemacht wurde, wie auf S. 217 bei Mondfeld abgebildet, dann ist das Stapeln der Boote gar nicht möglich. Daher: wie wurden die Dinger seefest gemacht? 3) Wenn man ein kleineres Boot in ein größeres stapelt, worauf stand das dann, damit es nicht kippt und wie wurde es dann da oben gesichert? Eine Lösung die mir spontan einfallen würde, wäre die Spieren des größeren Bootes parallel zur Längsachse auf den Duchten zu verzurren und so eine 'Führungsschiene' zu erhalten, in die der Kiel des kleineren Bootes passt. Das würde einerseits das obere Boot gerade halten und andererseits wären auch die Spieren sinnvoll untergebracht. Aber keine Ahnung ob mein Landrattenhirn da nicht was zusammen fantasiert.
Begabter homo heidelbergensis, nun hast Du aber kräftig rangeklotzt. Bring Deine Bootchen mit nach Hattersheim. Am besten beide Hälften. Wir sind hier in einem Hotel bei Athen, Mati. Direkt am Meer. Gegenüber liegt Euböa. Wenn ich doch jetzt ein Fahrmodell dabei hätte!
Gruß Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
du stellst genau die Fragen, die mich auch bewegen. Ein Boot ins andere - dat kippelt doch? Also sind wir mal beide auf fachlich fundierte Antworten gespannt.