Zitat von dafi im Beitrag #177Oberbram wurde ja nur gesetzt, wenn es benötigt wurde. Könnte es daran liegen?
XXXDAn
....aber die Rah müsste zu sehen sein, die schaffte man sicher nicht jedesmal nach oben, obwohl andererseits in diesen Zeiten bekanntlicherweise viele für unmöglich bzw. unnütz gehaltene Verfahrensweisen oft an der Tagesordnung waren.
Daniel hat ganz recht! Der Plan zeigt die Oberbramsegel, damit jeder, der am Bau beteiligt ist, weiß das die gesetzt werden können müssen und damit auch in die restliche Planung gehören. Ob und wann sie dann gesetzt werden, liegt im Ermessen des jeweiligen verantwortlichen Offiziers.
Im Klartext: In den "Roaring Forties", waren die Oberbramstenge und Rah ganz sicher irgendwo ganz unten gestaut. Im Hochsommer im Mittelmeer war die Wahrscheinlichkeit hoch, daß sie aufgetakelt waren.
LG, Herbert
It ain't a hobby, if you gotta hurry! -- Die Wahrheit triumphiert nicht. Ihre Gegner sterben aus. -- If you don't get older and wiser... then you just get older.
"In 20 Jahren wirst Du mehr enttäuscht sein, über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume." - Mark Twain
Eine Demokratie lebt von der Vielfalt der unterschiedlichen Meinungen. Das setzt aber voraus, dass man die Stärke besitzt, die Meinungen der anderen zu ertragen. - Ein totalitäres Regime ist immer ein Zeichen von Schwäche der Machthaber. - Ich liebe es, in einer Demokratie zu leben!
Meines Wissens wurde die tatsächlich immer runtergeholt, wenn nicht benötigt. Und wenn du den Takelplan anschaust, siehst du, dass das Segel dort hängt, wo sonst die Flagge war. Notfalls hat man noch was rangelascht, wenn die Flagge auch noch dran musste. War in diesem Moment ja zugrundeliegendermaßen nur Leichtwind.
In späteren Jahren wurde die Oberbramrah mitsamt Segel teilweise auch an den Marswanten angelascht, zusammen mit den Leesegeln.
So wie ihr Beiden das darstellt, kann ich mich auch damit anfreunden und es ist auch logisch ( kein Wunder ) Demzufolge hatte die ORIENT mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf dem Weg nach Aboukir auch Oberbramsegel gefahren. Es waren dann doch größere Zeiträume, für welche man Segel und Rah an- oder abschlug.
Ich nerve nochmal mit den Begriffen. Nach meinem Verständniss war nicht automatisch jedes über dem Brahmsegel gesetzte Segel das Oberbrahmsegel. Auch die Viktory konnte über dem Brahmsegel noch ein viertes (ich glaube sogar noch ein fünftes- Sky-Segel) führen. Die Brahmstenge hörte dort auf, wo der letzte Hummer unter dem Flaggenknopf angebracht war, darüber hieß es Royalstenge und demnach das dort gefahrene Segel auch Royalsegel. Nur wenn unter dem letzten Hummer und über dem Marssegel zwei Segel gefahren wurden, waren das echte Unter- und Oberbrahmsegel. Dann wurde das Oberbrahmsegel fest gefahren und gehörte zur Standardbeseglung. Um 1790 war das aber noch nicht der Fall. Das vierte Segel war Zusatzsegel, wurde nicht fest angebracht und war daher auch kein Oberbrahmsegel. Marquardt beschreibt demnach auch folgerichtig, für das 18. Jhdt kein Oberbrahmsegel, wohl aber Royalsegel.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
So kenne ich es. Ich muss nun aber auch einräumen, dass ich gerade nochmal im Schrage nachgeschlagen habe, und der spricht, wohl um die Verwirrung komplett zu machen, wieder von Oberbrahmrah (interessanterweise aber entgegen der sich daraus ergebenden Logik aber nicht von der Unterbrahmrah).
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Stimmt ! Dieses Segel -einigen wir uns auf 'Royal'- wurde "fliegend" gesetzt, hat eine abgemagerte Takelung ( kein Geitaublock am Schothorn, also keine Umlenkung, ebenso die Toppnanten und nur eine Rackschlinge ) und logicherweise keine Perde und auch keine Wanten, die dorthin führen würden. Möglicherweise hatte man eine 'Jakobsleiter' mit einem kleinen Draggen über die Rah geworfen, wenn man unbedingst dorthin musste. Das war jetzt nicht ernst gemeint, könnte aber trotzdem stimmen, oder ?
....aber die Rah müsste zu sehen sein, die schaffte man sicher nicht jedesmal nach oben, obwohl andererseits in diesen Zeiten bekanntlicherweise viele für unmöglich bzw. unnütz gehaltene Verfahrensweisen oft an der Tagesordnung waren.
Im Marquard steht auf Seite 322: "Im 18. Jhd. fuhr man die Royals noch fliegend; wenn Rah und Segel geborgen wurden, band man sie häufig nur in die Marsstengewant und nahm sie nicht zum Deck hinunter ...". Das würde für mich bedeuten, beim Bergen der Royalsegel wurde auch die Rah abgenommen, entweder alles runter zum Deck oder an die Sengewanten gebunden.
Zitat von Windgesicht im Beitrag #188 Möglicherweise hatte man eine 'Jakobsleiter' mit einem kleinen Draggen über die Rah geworfen, wenn man unbedingst dorthin musste. Das war jetzt nicht ernst gemeint, könnte aber trotzdem stimmen, oder ?
Das könnte stimmen. Lt. Marquardt hatte die Royalstenge bei einem 100 Kanonen-Schiff eine max. Durchmesser von 7 3/4 Zoll, also nicht ganz 20 cm. Da kann ich mir gut vorstellen, dass über eine Jakobsleiter eine Möglichkeit zum Aufentern gegeben war. Anders sah das wohl bei einer Fregatte aus, da betrug der max. Durchmesser der Vorroyalstenge nur 4 3/8 Zoll, also wenig mehr als 11 cm (und das ganze verjüngte sich ja noch nach oben). Das wäre dann sicher eine wackelige Angelegenheit geworden, wollte man dort per Jakobsleiter rauf (falls die Stenge das überhaupt ausgehalten hätte)
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Diese Unterteilung fand aber frühestens um 1875 statt. Das erste mir bekannte ist der extreme Klipper Sweepstakes dessen Rahenlisten darauf schließen lassen. Diese Unterteilung war ja auch deswegen notwendig da die Mannschaften kleiner waren als bei den Kriegsschiffen. Von den Klipper um die 50 Mann wurde die Stärke dann auch bis in die 1920 er Jahr bis auf 23 zurückgefahren. Ich hoffe das stimmt jetzt alles so.
Beim antiquarischen 'Stöwer'- Bild könnte man ein Oberbramsegel annehmen, ist aber zu undeutlich. Zudem ist es auch aus anderen Gründen ( markiert ) nicht verlässlich.
Ich denke die Zeichnung ist aus anderen Gründen nicht zuverlässig: Nicht vom zeitgenössischen Augenzeugen gezeichnet. Sieht man schon daran, dass die Orion kein Dreidecker war :-)
Trotzdem goiles Bild. Die "Oberbramsegel" im orangen Kreis dürften die Flaggen und Signale sein.
Anstelle einer Jakobsleiter, wie wäre es, wenn der dafür abgestellte (sportlich durchtrainierte) Seemann, die Royal-(Oberbram)-Stenge einfach umfasste und umklammerte und so daran hoch kletterte? Bei einem Durchmesser von 20 cm halte ich das für machbar. Und es ist technisch der geringste Aufwand. - Vielleicht als Aufstiegshilfe ein Seil baumeln lassen, das alle 20-30 cm einen dicken Knoten hatte? - Anstelle einer richtigen Jakobsleiter?
Man sollte niemals vergessen, daß zusätzliches Gewicht im Topp eine MENGE ausmacht! - Alleine wegen der Hebelwirkung! - Selbst bei einem so großen Schiff. - Man darf nicht vergessen, daß die im Normalzustand schon gut "austariert" waren. - Zusätzliches Gewicht im Topp sorgt für verstärkte Schaukelneigung. Und dank des langen Hebels (der ist in dem Fall extrem lang!) zählt da auch jedes Gramm.
Deswegen wäre ich eher für ein Seil mit Knoten, als eine Jakobsleiter.
Ciao, Herbert
It ain't a hobby, if you gotta hurry! -- Die Wahrheit triumphiert nicht. Ihre Gegner sterben aus. -- If you don't get older and wiser... then you just get older.
"In 20 Jahren wirst Du mehr enttäuscht sein, über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume." - Mark Twain
Eine Demokratie lebt von der Vielfalt der unterschiedlichen Meinungen. Das setzt aber voraus, dass man die Stärke besitzt, die Meinungen der anderen zu ertragen. - Ein totalitäres Regime ist immer ein Zeichen von Schwäche der Machthaber. - Ich liebe es, in einer Demokratie zu leben!
Ich hatte es so verstanden, dass das Royal nur durch ein Gatt in der Mastspitze gesetzt wurde. Wenn etwas gemacht werden musste - gibt eigentlich nicht viel außer auf- und abfieren und Segel zusammenbinden - dann wurde es einfach bis auf Arbeitshöhe der obersten Saling herabgelassen. Wenn man es also nicht verdeppelt und keine dünne Hilfsleine im Gatt hat, gibt es auch nicht viel Grund da hochzukraxeln.