Nochmals vielen Dank für alle Eure freundlichen Kommentare zu meinem letzten Bauprojekt, dem Nachbau des Bildes von Ludolf Backhuizen "Die Eendracht und andere Schiffe des Geschwaders", aus dem ja letztendlich mit ein wenig Glück doch noch etwas geworden ist. Übrigens werde ich demnächst versuchen, noch ein paar Bilder dieser Zeit nachzustellen, es ist einfach zu verlockend, Darsteller hätte ich ja jetzt genug......Aber das ist eine andere Geschichte!
Für mein Moby Dick- Diorama brauche ich ein Schiff, aber welches?
Melville verortet seine Geschichte eindeutig ins Jahr 1841, spricht aber davon, daß das Schiff, die "Pequod", zu diesem Zeitpunkt schon gut 50 Jahre alt war, also gebaut zwischen vielleicht 1785 und 1795, wobei entsprechende Adaptionen, Modernisierungen späterer Zeit, gewiss nicht auszuschließen sind.
Es müßte also ein stabil gebauter Dreimaster aus dieser Zeit sein, altersgrau, ohne besonderen Schmuck, eben ein Quäker- Schiff aus New Bedford. Im Grunde lande ich da fast beim Typ Bounty und Endeavour, nur hatten die beide kein erhöhtes Achterschiff, das müßte es aber geben. Zuerst hatte ich ja die Charles W. Morgan im Visier, aber mit diesen Zeitangaben geht das nicht mehr. Auch müßte auf dem Deck PLatz für die Trankocherei sein, und- laut Melville- müßte es 4 Walfangboote geben.
Ich habe jetzt alle meine Bücher durchgestöbert, habe aber noch nicht wirklich etwas Passendes gefunden, und bin für alle Vorschläge dankbar!
walter
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leider kann ich dir in diesem Fall nicht helfen. Es ist eine ganz andere Zeit, und ein anderes Land. Mir ist so im Augenblick auch nicht klar, um welche Schiffstypen es da handeln könnte. Die NL hatten ja im ausgehenden 17. Jahrh. sogenannte Heckboote. Ein Weiterentwicklung der Fleuten. Sie waren wesentlich breiter gebaut, als die Handelsfleute. Wünsch dir aber viel Glück und freude an deinem neuen Projekt. Das einzige amerikanische Schiff, die "Alice Mandel" von 1851 mit Trankocherei unter der Back habe ich im Schiffstypenlexikon auf Seite 258 gefunden.
Guten Abend, Werner, und vielen Dank! Es ist wohl deshalb etwas schwierig, weil es sich um ein "no name"- Schiff handelt, keines der Objekte, die irgendwann einmal Geschichte gemacht haben. In David R. MacGregor's "Merchant Sailing Ships, 1775- 1815" habe ich schon einen Kandidaten gefunden, ich muß ihn eben adaptieren, damit hätte ich auch kein Problem, die Frage ist nur, ob es nicht irgendwo ein passendes Vorbild gäbe, an dem ich mich orientieren könnte, daher meine Frage an die Gemeinschaft, es gibt da so unglaublich viele Dinge, die im Verborgenen schlummern, vielleicht kommt doch noch was zum Vorschein. walter
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Ich hätte da vielleicht etwas für Dich, um die PEQUOD mit ihren 4 Walfangbooten nach zeitgenössischen amerikanischen Quellen, zumindest als kleines Wasserlinien-Modell darzustellen. Also könnte es mit Captain Ahab auf dem Achterdeck doch noch etwas werden!
Östereichischer Quiqec daher ran an die Harpune !
beste Grüße Peter - Peternavalis
Ps. brauche allerdings per Pin Deine Privatadresse
warum muss die Pequod denn ein erhöhtes Achterdeck haben?
Zwar ist im Film mit Gregory Peck unser Captn. Ahab auf dem Achterdeck erhöht zu sehen .. aber im Buch, ist da von einem erhöhten Achterdeck die Rede?
Ich hatte mir vor einiger Zeit ähnliche Gedanken gemacht und wollte die "irrtümlich" (weil noch nicht über den wahren Charakter des Bausatzes aufgeklärt) gekaufte Revell Beagle zu einem Flushdecker umbauen - und diese danach in die Pequod. So wäre auch die Ruder-Pinne aus dem Pottwal-Unterkiefer darstellbar (wird meines Wissens zu Beginn des Buches erwähnt) .. die für einen Flachdecker wahrscheinlicher sein würde, als für ein Schiff mit einem erhöhten Achterdeck.
Mir gefiel die Idee mit der Bounty, die den fülligen Bug hat, den man dann mit Farbe und was weiss ich noch mit einem grauen und schwarzen Bart von Tang und allerlei Seegewächs ausstaffieren könnte - und die für den Zeitraum 1790 rum gut passen könnte. Vier Fangboote würde man da sicher auch unterbringen - und auch die Trankessel müsste man noch auf´s Deck bekommen können. .. zumal: in den 17xx waren die Fanggründe noch sehr am "wachsen", konnte man Pottwale noch gut im Atlantik fangen - und so wurden damals noch normale Handelsschiffe einfach "umgebaut" in Walfänger - in dem sie mit den Fangbooten und dem Kesseln ausgestattet wurden. Schon hatte man einen Walfänger .. und der wäre auch schnell wieder in einen Händler umzufunktionieren.
Klar kann und muss man bei Ausrüstung und Takelage den Stand der Technik von 1840 herum "anwenden". Das wäre doch ein Bild, wie von Ismail beschrieben, oder?
So aus dem Ärmel weiß ich noch, dass die Poller im Bereich der Back Pequod aus den Zähnen eines Pottwals gemacht waren. Außerdem dürfte das Schiff kein Steuerrad gehabt haben, da Melville darauf hinwies, dass die Pinne aus dem Unterkiefer eines Pottwals gemacht war.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Guten Morgen, geschätzte Freunde, und vielen Dank für das Interesse an meinem Projekt!
Etwas zerknirscht muss ich jetzt ein Geständnis machen: Ich war sicher, das Buch in meiner Bibliothek zu haben, aber nach gründlicher Suche war da leider nichts... es muss mir beim letzten Umzug 2012 abhanden gekommen sein, ich habe damals viele Bücher aussortiert und verschenkt, weil wegwerfen kann ich Bücher nicht....
Jedenfalls muss ich mir entweder ein Exemplar besorgen oder mich auf meine Erinnerungen verlassen. Der Film zeigt zwar in einigen wenigen Ausschnitten Details, aber die sind schwer zusammenzufassen. Das mit den Pollern wie von Willi erwähnt stimmt, auch hat Markus recht mit der Ruderpinne. Das erhöhte Achterdeck kann ich wohl kaum ignorieren, es kommt im Film recht prominent vor, aber es braucht nicht hoch zu sein, gerade mal ein paar Stufen, sonst wird es zur Galeone. Im Kopf habe ich das Schiff ja schon zusammengebaut, allerdings gibt es davon keine Bilder..... Momentan bin ich noch am Ordnung machen nach dem letzten Projekt; mein Studio ist immer recht chaotisch bis ich mal mit einer Sache fertig werde, und ich habe mir vorgenommen aufzuräumen bevor ich es wieder angehe.
Dafi möchte ich bitten, eventuell eine Umsortierung vorzunehmen, weil eigentlich sollte dieser Faden unter "Dioramen" laufen, ich glaube, ich habe das aber falsch aufgemacht. Wenn ich im "Walfängerprojektordner" vorkommen dürfte würde mich das natürlich sehr freuen!
Euch Allen einen schönen Tag wünsche ich! walter
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Ich kann die Version gelesen von Christian Brückner nur wärmstens empfehlen. Man muss sie natürlich nicht bei Amazon kaufen - aber damit man weiß, wovon ich spreche hier mal ein Link:
Die Übersetzung hält sich sehr eng an der - auch schon damals - auffälligen und aufwändigen Sprachnutzung Melvilles. Das macht das Lesen recht schwierig, weil die langen Schachtelsätze manchmal ein mehrfaches Lesen notwendig machen. Liest aber jemand den Text vor, hilft einem die Betonung beim Verständnis ungemein. Man hört den Text in einem Zug und versteht sofort, was "die Message" ist.
Christian Brückner ist der bekannteste Synchronsprecher von z. B. Robert de Niro .. eine angenehme Stimme, macht Spaß zu hören - ich glaube 30 h am Stück und man ist durch ;-)
Die Box enthält normalerweise eine CD und das Buch .. man kann also auch selber, wenn man möchte ..
Den Film als Referenz für das Schiff zu "nutzen" halte ich für schwierig. Houston hat sich für den Film schon einige Freiheiten genommen. Beim Schiff musste er auch sicherlich Kompromisse eingehen - denn ein neues Schiff bauen konnte sein Budget sicher nicht hergeben.
Nebenbei finde wenigstens ich, dass das Filmende besser ist, als das des Buches.
Dass am Ende auch Starbuck dem Jagdfieber erliegt - und auch WIE er ihr erliegt - das hat mir besser gefallen als im Buch. Einfach weil auch hier ein Charakter eine - durchaus glaubwürdige - Veränderung durchmacht. Fand ich - durch die unerwartete Wendung - einfach Spannender, als einfach nur dass der Wal sich und alle anderen (bis auf einen) versenkt. Dass den sonst so besonnenen und auch spirituell rationalen Starbuck im Fangboot dennoch eine Leidenschaft packt .. ich fands toll - auch toll gespielt!
Zitat... und begab mich dann an Bord der Pequod. Hier sah ich mich nur einen Augenblick um, und ich wußte: dieses Schiff und kein anderes.
Der Leser mag im Lauf seines Lebens über mancherlei seltsame Segelschiffe gehört haben, über breitspurige Logger, berghohe, ungschlachte japanische Dschunken, Galionen mit Bäuchen wie Butterfässer – einen so vorsintflutlichen Kasten wie die gute alte Pequod hat er bestimmt noch nicht geschildert bekommen, da wage ich jede Wette. Sie war klein, aber ein Schiff von echtem Schrot und Korn, ein so alter Ladenhüter, daß man bei ihrem Anblick an ein plumpfüßiges Möbelstück denken mußte. Von Wind und Wetter aller Weltmeere gebräunt, hatte ihr Rumpf eine dunkle Färbung angenommen. Ihr altehrwürdiger Bug war schon ganz bärtig. Die Mastbäume waren irgendwo an der japanischen Küste gefällt worden, wo die ursprünglichen in einem Taifun über Bord gegangen waren; diese Masten ragten steif in die Luft. Die uralten Decks waren blankgewetzt. Zu all dem kamen noch weitere Eigentümlichkeiten hinzu. Kapitän Peleg war jahrelang Obersteuermann auf der Pequod gewesen, bis er dann ein eigenes Schiff befehligte. Er hatte während seiner langen Dienstzeit als Obersteuermann das an und für sich schon groteske Aussehen der alten Arche noch verstärkt, in dem er sie mit sonderbarem Krimsrams ausgestattet hatte. Sie strotzte von Trophäen. Die unverkleidete, offene Reling war rundherum mit den langen, scharfen Zähnen des Pottwals gespickt, die als Belegnägel dienten. An ihnen wurden die Hanftampen festgemacht. Diese Stränge waren nicht etwa durch gemeine Blöcke aus Festlandholz geschoren, sie liefen vielmehr über Rollen aus Meerelfenbein. An ihrem ehrwürdigen Ruder hatte die Pequod kein Steuerrad. Statt dessen gab es eine Pinne, die aus dem langen, schmalen Unterkiefer ihres Erbfeindes aus einem Stück höchst absonderlich geschnitzt war.
... Tage und Wochen gingen dahin. Die elfenbeinschimmernde »Pequod« hatte ohne Eile vier verschiedene Fanggründe durchkreuzt: ... Schwere Ketten wurden über die Planken geschleift und rasselnd durch die Pfortenöffnungen gezogen. Aber mit all den Vorkehrungen sollte nicht das Schiff festgemacht werden, sondern der Kadaver. Mit dem Kopf am Heck und dem Schwanz am Bug wurde er vertäut. ... Zunächst wurden die riesigen Taljen, d. h. Flaschenzüge, am Großmast hochgehievt und dort am Topp festgemacht. Das Tau lief dann durch eine Reihe von Blöcken bis zum Spill, während der große Flaschenzug mit dem Speckhaken über den Wal ausgeschwungen wurde. Auf dem Gerüst, das außenbords angebracht worden war, standen die beiden Steuerleute Starbuck und Stubb mit ihren langen Speckspaten und begannen, genau über den Brustflossen ein großes Loch für den Haken herauszubohren. Als das geschehen war, schnitten sie rings um das Loch einen Halbkreis in den Speck und hängten den Haken ein, während oben die Mannschaft in ein wildes Geschrei ausbrach, sich ans Spill drängte und anfing zu hieven. Dabei legte sich das Schiff bedrohlich zur Seite und zitterte in alle Fugen wie ein altes Holzhaus im Wintersturm, und selbst die Masten erbebten bis in die Toppen. Immer tiefer neigte sich das Schiff zur Seite des Wals, und bei jedem Ruck des Ankerspills half von unten die Dünung ein wenig nach. Da, endlich gab es noch eine letzte, heftige Bewegung, unter gewaltigem Rauschen richtete sich das Schiff wieder auf, weg vom Wal, und wie im Triumph kommt die Talje hoch und zieht das halbkreisförmige Ende des ersten Speckstreifens hinter sich her. Da der Wal von seiner Speckschicht umhüllt ist wie die Orange von der Schale, läßt sich die Speckschicht genauso spiralenförmig abschälen wie eine Orangenschale. Durch das beständige Hieven rollte der Wal ununterbrochen im Wasser um seine eigene Achse, wobei sich der Speck in einem gleichmäßigen Streifen ablöste, dort wo Starbuck und Stubb mit ihren Speckspaten ihre Einschnitte machten. Im gleichen Tempo wurde der Streifen immer höher und höher gehievt, bis das obere Ende den Großmast erreichte. Die Männer am Spill unterbrachen ihre Arbeit. Für ein, zwei kurze Augenblicke schwebte die gewaltige bluttriefende Masse hin und her, als komme sie vom Himmel. Die Männer an Deck suchten sich in Sicherheit zu bringen, um nicht eins auf den Kopf zu bekommen und ins Wasser zu fallen. Einer der Harpuniere, die sich um die Sache zu kümmern hatten, trat nun mit einer langen, scharfen Waffe, dem sogenannten Bordsäbel, heran und schnitt im richtigen Augenblick geschickt ein großes Loch in den unteren Teil der schwebenden Masse. In dieses Loch wurde dann das Ende der zweiten Talje eingehakt. Dann hackte der Harpunier mit ein paar mächtigen Hieben den Streifen mitten durch. Das kürzere untere Stück hing noch am Wal, das längere obere Stück, das sogenannte Deckstück, schwebte frei in der Luft und konnte hinuntergelassen werden. Und so ging es weiter. Während die eine Talje den zweiten Streifen heraufholte, versenkte die andere den ersten drunten im Speckraum, wo ihn erfahrene Männer in Empfang nahmen und aufrollten. Das war der Rhythmus der Arbeit: beide Taljen hieven und versenken zugleich; das Spill dreht den Wal; die Männer grölen, die Leute unten rollen auf; die Steuerleute schneiden; das ganze Schiff arbeitet; und alle fluchen, damit die Arbeit reibungslos vonstatten geht. »Hol ein die Ketten! Kadaver achteraus!« Die schweren Taljen hatten ihren Dienst getan. Der abgespeckte weiße Leichnam des geköpften Wals leuchtete wie ein Marmorstein. Die Farbe hatte er zwar gewechselt, doch sein massiger Umfang hatte nicht merklich abgenommen. Er war noch immer ein Koloß. Langsam trieb er weiter weg, ringsum spritzte das Wasser, das die unersättlichen Haie aufwühlten, und die Luft war erfüllt von dem gierigen Kreischen räuberischer Vögel, die mit scharfen Schnäbeln auf den Wal einhackten. Das weiße, enthauptete Phantom entfernte sich weiter und weiter vom Schiff, und je weiter es abtrieb, desto mörderischer wurde es von Haien und Vogelschwärmen umkämpft.
Hatte ich vor Jahren mal "gesammelt" .. aber ich muss zugeben - ich habe das damals noch nicht mit der später erhaltenen Version der oben verlinkten "Lesung" verglichen. Ich glaube, dass dieser Text die einfache Version des Buches ist .. aber sicher bin ich mir nicht mehr.
Also es hat eine offene Reling, viel Elfenbeinschmuck, Belegnägel aus Pottwalzähnen, Blöcke aus "Meeres-Elfenbein"- also auch Pottwalzähnen, oder? Eine Ruderpinne aus Pottwal-Kiefer, einen "Bart" aus Tang und Pflanzen (ich glaube, gerade letztere Info habe ich aus dem Brückner-"Buch" mit den sehr wörtlichen Übersetzungen - denn dieser "Anblick" im Geiste hat sich bei mir so festgesetzt, dass mir die kurze Beschreibung im hier kopierten Text viel zu dünn erscheint!). Es wurden Ketten verwendet - was für 1841 ja durchaus sinnig ist.
Guten Abend, Marcus, für diesen Text, hast Du noch mehr davon?
Ich habe ein Bild gefunden, das genau diese "Speck- Schälaktion" zeigt, aber ich weiß nicht, ob es länger gezeigt werden kann, wegen der Rechte, vielleicht löschen wir es besser in absehbarer Zeit! walter