Museums-Modell eines amerik. Walfängers um 1840/1850
Dein Diorama Projekt mit MOCHA DICK hört sich spannend an !
Um aber ein in Miniatur realistisches, Da bläst er! und mit Maaten in die Boote, Fall, Fall överall ! zu zeigen, wird es wohl ein bisschen Recherche brauchen. Sich an der gestrickten Film-PEQUOD zu orientieren, wo Capt. Ahab alias Gregory Peck über das Achterdeck humpelt, ist allerdings wenig hilfreich für deinen glaubhaften Nachbau eines amerik. Walfängers um 1840.
Die Rumpflinien entsprechen da schon eher denen der LAGODA (1826) oder der CHARLES MORGAN (1841) wofür es auch zuverlässige Pläne gibt. Das eine Schiff ist im New Bedford Whaling Museum als "Half Scale Modell" und das andere als schwimmendes Museum-Schiff bekanntlich in Mystic vorhanden. Beide Schiffe zeigen äußerst zuverlässig den Zustand eines üblichen Walfängers um 1850 von etwa 100 Fuß Rumpf Länge ( ca.31m), was damit auch früher für den weltweiten Einsatz und Fangbereich als ausreichend angesehen wurde. Einige sehr alte Halbmodelle aus New England um 1820, zeigen daher auch kaum andere als völlige Rumpf-formen wie jene 30 Jahre später gebauten Walfangschiffe, die sich da schon eindeutig auf einen sehr spezialisierten Schiffstyp hin entwickelt hatten. Dies um eine hohe Ladefähigkeit an Tranfässern mit Walöl zu erzielen, aber auch das umfangreiche und standartisierte Fischerei-Fleet ( Fang-Ausrüstung) zu stauen. Obwohl der Wal zoologisch natürlich ein Säugetier und kein Fisch ist, wurde der Walfang Jahrhunderte lang in Europa und Amerika immer als Zweig der See- Fischerei angesehen.
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Quelle: Goode, The Fisheries of the United States, Washington, 1874
In der Regel waren die frühen Walfänger des 19.Jh. alle Glattdecker und Vollschiffe und wurden aber nach längerer Fahrzeit häufig zu Barken umgetakelt. Manche dieser äußerst langlebigen Walfänger hatten auch ein 1-2 Fuß hohes Achterdeck mit Ruderpinne oder ein Steuerrad Dreh über Bord was bekanntlich auf der Ruderpinne aufgesetzt war. Für den Saison-Walfang im Atlantic wurden aber auch teiweise Brigantinen und auch Schooner eingesetzt, die um die Azoren in Konkurenz zu den Portugisischen Insulanern nur im Walfangboot, dem dort sporadisch auftauchenden Pottwal nachstellten.
An Booten, den Walfang-Schaluppen wurden üblicherweise an den Bootsgalgen 4 Boote gefahren und zwei Reserveboote auf der hinter dem Großmast von Bord zu Bord reichenden Boots-Barring gestaut. Nach 1850 kam jedoch auch ein fünftes Boot bugseitig an Steuerbord dazu. Deren Länge schwankte um die 28-29 Fuß (8,53 m-8,83m) und diese wurden mit 5 Riemen angetrieben sowie mit einem Steuerriemen an Backbord gesteuert.
Geschätzter Peternavalis, vielen Dank für Dein Interesse und die Informationen!
Allerdings komme ich hier in eine gewisse Bredouille, weil das Vorbild für mein Dioramenschiff soll tatsächlich das aus dem Film sein. Im Roman wird es ja recht eingehend beschrieben, und ich denke, ich habe auch schon ein Vorbild gefunden:
Es stammt aus dem Buch von David R. MacGregor und er bezeichnet es als "Merchant Ship of 330 tons", "not positively identified but possibly the "Tree Sisters, built in London at Blackwall in 1788". Das scheint mir zu passen, vom Baujahr, von den Proportionen, und mit einigen Zusätzen lässt sich daraus schon was machen.
So sieht der Kahn im Film aus, hässlich, schmucklos, und eher zweckorientiert:
Es war ein nur oberhalb der Wasserlinie umgebautes Segelschiff.
Mit einer Charles W. Morgan funktioniert die Sache nicht, tut mir auch ein wenig leid, weil ich diesen Gedanken als Ersten aufgegriffen habe, aber das wäre zu perfekt, zu "industrialisiert". Ich habe auch schon ein Stück Holz vorbereitet, 4 cm hoch, 17 cm lang, das muß genügen. Es soll ein Gebrauchsschiff des späten 18. Jahrhunderts werden, welches 1841 immer noch im Einsatz ist, mit allem, was ein Segler braucht, aber nicht mehr. Die Ruderpinne aus dem Unterkiefer eines Pottwals soll es auch geben, ob das in natura auch denkbar war, lasse ich jetzt einmal außen vor....
Lieber Peter, ich hoffe, ich habe Dich damit nicht zu sehr enttäuscht und Du schaust mir bei der Entstehung dieses Kahns, beim "Schaffensprozess", der zuerst einmal ein Schnitzprozess sein wird, weiterhin zu!
walter
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Selbstverständlich akzeptiere ich Deine subjektive Entscheidung ob richtig oder falsch!
Das englische Handelsschiff, die auch im Steel (1805) sehr gut dokumentierte THREE Sisters (engl.Westindien-Fahrer), gebaut 1788 in Blackwall/Themse wird nun also zu einer PEQUOD umgebaut. Da Dein Modell als Wasserlinienmodell entsteht, man den Unterwasser-Rumpf also nicht sieht, geht es daher hauptsächlich um die Aufbauten und das Rigg. Nach welcher Konzeption soll dies den entstehen? Ist das gezeigte Museumsmodell und sind die zeitgenössischen Abb. brauchbar, oder doch besser zu ignorieren ? Trotz angesagter Skepsis hier noch eine Miniatur die Dir möglicherweise brauchbar erscheinen könnte!
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Decksplan und Längsschnit eines Walfängers um 1840 Quelle: Census-Bericht aus Goode, Washington, 1874
Hallo Peter, vielen Dank für Dein Verständnis, ich bin für jeden Hinweis dankbar, und in meinem Kopf gibt es das Diorama schon, aber in Details bin ich noch sehr unsicher.
So war z. B. die Unterbringung der Siedeöfen auf dem Deck ein solcher Punkt, denn ansonsten waren da andere Einrichtungen, Ladeluken, gestaute Boote, Spills etc., dabei passt mir Deine Zeichnung sehr gut. Die Pequod führte 4 Boote, aber dafür gibt es Überkopfgestelle, Traversen, von denen die Boote offensichtlich zu den Davits runterrutschten.
Ich werde mich an das Deckschema Deiner Zeichnung halten, obzwar mir immer noch nicht ganz klar ist, wie die Kerle den Speck eines Riesenwals in diese kleinen Heizpötte hineinkriegten.... walter
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Einen schönen guten Abend wünsche ich allen Anwesenden!
Nach einigem Stöbern im Internet habe ich nun begonnen, die "Zutaten" für mein Diorama zu bauen. Ich brauche einen alten Walfängerkahn, einen Dreimaster, im Dienste ergraut, getränkt mit dem Blut und Tran unzähliger Walfische, dann vier Walfangboote, eine Wasseroberfläche, und einen Moby- Dick, also einen Wal, woraus der entstehen könnte ist mir allerdings noch schleierhaft....
Da ich das noch nicht weiß habe ich mit dem Schiff begonnen, wie zuletzt immer in 1: 160, wobei die "Three Sisters" von 1788 der Orientierung dient. Mein Schiff ist die "Pequod", 1841, im Jahr der Erzählung von Hermann Melville, bereits gute fünfzig Jahre alt. Der Rumpf ist 17 cm lang, 4,5 cm breit, und entsteht in bewährter Schichtbauweise unter Verwendung von Holzresten.....
Ein besonderes gadget hat sich der alte Melville ausgedacht in dem er beschrieb, wie irgendwann einmal Teile von Walkarkassen in die Schiffsausrüstung integriert wurden, er erwähnt ausdrücklich die Klampen aus Walzähnen und eine Steuerpinne aus dem Unterkiefer eines Potwals, der habe ich den heutigen Nachmittag gewidmet:
Mit einem Augenzwinkern schaue ich Dir zu wie unter Deinen Künstlerhänden ein richtiger Seelenverkäufer entsteht, der da einst PEQUOD heißen wird.
Wie hast Du denn die knöcherne Ruderpinne so beindruckend als Scrimshaw hingekriegt? Möchte fast wetten, daß Dir die letzten Tage mittags die werte Frau Gemahlin eine besonders kräftige und stimulierende Kraftbrühe, Consome´de Boef vorgesetzt hat !
Für die Walfangschaluppen von 1841, die damals natürlich nicht schon 50 Jahre alt sein konnten, gäbe es da ein paar interessante amerikanische techn.Zeichnungen. Nach zeitgenössischen Notizen, unter anderem von dem Bootsbauer James Beetle in New Bedford, waren die in großer Serie gebauten Boote damals allerdings noch geklinkert, besaßen auch noch kein Schwert und hielten meist nur eine Reise. Warum? Du weist doch, da bläst er! war Ahabs Ruf als Moby Dick genauer Mocha Dik, der alte Graue mit zerflederter Fluke wieder auftauchte und seinen Verfolgern winkte. Denn da war schon was dran an dem alten Walfängergspruch; A dead whale or a stoved boat!
Seinen "Äußeren Habitus" oder das zoologisch korrekte Aussehen im (M 1:160) denke ich, kannst Du sicherlich ohne Modifikation akzeptieren ?
Guten Abend, Peter! Ich freue mich sehr, daß Du mir zusiehst, mit oder ohne Augenzwinkern, aber "mit" ist besser, sonst läuft man mitunter Gefahr, sich und sein Werk zu ernst zu nehmen, ich sehe es zumindest so..... Das Knochenteil entstand aus Zahnstochern und Papier, zuerst hatte ich auch eine Takelung mit 2 Einser- und zwei Zweierblöcken gebaut, aber der Platz war zu klein, es sah nicht gut aus, habe es deshalb ohne Blöcke nochmals getakelt, ist ja nur ein Detail an einem Schiff im Hintergrund. Als Vorbild für den Fisch/ Säugefisch habe ich ein nettes Bild gefunden, hoffe, daß mir das gelingt!
walter
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Ich hoffe Du bist nicht allzuzu geschwinde mit der PEQUOD oder gar schon am ausrüsten!
Plan einer amerikanischer Walfangschaluppe um 1850 / 1870 von Gordon Grant, (siehe Anhang unten!)
Habe Dir daher aus meinem Fundus eine etwas ältere techn. Zeichnung für Deine benötigten Walfang-Schaluppen ausgegraben. Am Entstehungsdatum von 1937 siehst Du, die ist schon in die Jahre gekommen aber in ihrer Aussagekraft trotzdem immer noch gültig. Auf der Zeichnung findet sich vor allem sämtliches Zubehör was in solch ein Boot auch hineingehört, zudem wie es an den Bootsgalgen vorgeheisst und seefest gezurrt aussehen sollte!
Falls Du übrigens solch ein Boot mal als Individual- Modell in größeren Maßstab bauen willst, kann ich Dir einen italienischen oder amerikanischen Baukasten im M. 1:36 empfehlen. Die werden wohl sicherlich im Krick-Sortiment zu finden sein! Dazu wäre aber noch etwas Literatur wünschenswert, um an diesen sehr schönen Modellen noch ein gewisses Fine-tuning vornehmen zu können.
Quelle: Scammon, Charles, M. , THE MARINE MAMMALS, SAN FRANCISCO, 1874
Anatomisch richtige Zeichnung eines Pottwals. Die Methusalems dieser Gattung konnten bis ca. 80 - 84 Fuß ( 24- 26 m) lang werden. Die auch auf der Zeichnung sichtbaren Ketten dienten dazu, den erlegten Wal längseits am Fangschiff zum Flensen an Stb. festzumachen. Die bogenförmigen Linien zeigen zudem die Zerlegungs-Schnitte wie die Flenser praktisch vorgehen mussten. Man kann sich das lösen des Walspeck´s von der sich drehenden Carcasse wie das schälen einer Orange vorstellen, wobei der Blubber mit Schwertakeln an Bord und Deck gehievt wurde. Dort wurde das abgeschälte lange schmale Speckstück aus Höhe des Großmarses auf Deck abgelassen und dort in kurze Stücke sog. Bible-leaves geschnitten und wanderten dann in die 2 Kessel der Trankocherei. Das abgelassene und gekühle Öl kam danach in unterschiedliche große Fässer zum Stauen in den Laderaum. War man bis zu den Lukendeckeln mit Fässern oft nach 1- 2 Jahren endlich voll, hieß es auch dann erst, Homeward bound
Lg. Grüße Peter - Peternavalis
peternavalis
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Servus Peter, und alle Anwesenden! Ich freue mich auf jeden "hint" den ich bekommen kann, vielen Dank!
Als ich mich vor einiger Zeit über HMS Beagle hergemacht habe benötigte ich auch Walfangboote, die Mallen habe ich aufgehoben, sind 6,7 cm lang. Zwar ist das etwas zu groß für einen Stau auf der Pequod aber im Augenblick meines Dioramas denke ich sind sowieso alle Boote zu Wasser, und für die Bemannung ist es einfacher, wenn die Boote größer sind ( deshalb: Pequod wird man sich mehr im Hintergrund denken müssen, in einer gewissen Entfernung, dann sollte das Größenverhältnis wieder stimmen).
walter
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Ein herzliches Hallo an alle Anwesenden! Auf der Pequod geht die Ausrüstung flott weiter, es entstanden die Kranbalken, ein Bratspill, die Treppen, auf denen Käpt'n Ahab in Zukunft mit seinem Walbein herumklopfen kann, und ein ordentlich versiefter Trankessel. Galion, Luken und Belegbänke sollten das Nächste sein. walter
Servus Matthias! Wenn ich den Ablauf richtig in Erinnerung habe tauchte der Wal mit dem an ihn gefesselten Ahab auf und machte "Ordnung bei die Boote", bevor er sich einen Anlauf nahm und die Pequod versenkte, also muß ich mir auch Gedanken machen über ein Walbein....aber ich glaube das ist das geringste Problem, z. Z. denke ich über diese Walzähne als Klampen nach, und noch immer habe ich keine Idee, woraus der Wal entstehen könnte, bin aber zuversichtlich, daß mir was einfällt. Manchmal muß man nur ein wenig stöbern in seiner Werkstatt, und auf einmal hält man das richtige Material in Händen.... walter
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