Vielen Dank, Gerhard! Meine Gebilde sind fragil. aber bei vernünftiger Behandlung überraschend stabil. Die Tesakrepptechnik ist sehr simpel: Ich habe da ein ca. 5 cm breites schweres Metalllineal, perfekt für jede Schneidearbeit mit Messer oder Ähnlichem, aber dafür brauche ich es eher selten, vielmehr beklebe ich es mit Tesakrepp, 2 oder 3 Schichten übereinander, und davon schneide ich feine Längsstreifen ab. Eine Bootsform, mit Klarsichtfolie umhüllt, wird auf einem Brettchen verschraubt, und dann beginne ich mit einer Art Kielschwein, der Länge nach, dann kommen die Spanten, je mehr, desto besser, und zum Schluss wird- wiederum mit dem Tesamaterial- beplankt. Dieses noch etwas wackelige Gebilde wird nun mit 2-3 Schichten Weißleim eingestrichen, nach dem Trocknen ist es stabil genug, um es von der Form zu lösen, jetzt bekommt es auch innen Weißleim, und dann ist es erstaunlich stabil. Ich würde diese Methode bei Booten bis ca. 10 oder vielleicht auch 12 cm Länge jedem Holzbau vorziehen, ab einer gewissen Größe könnte man auch einen Holzkiel einsetzen, das erhöht die Stabilität. Die Klebekraft von Tesa ist nicht allzu stark, jedoch beim Zusammenfügen der diversen Bauteile von Nutzen, außerdem verwende ich auch gerne Sekundenkleber, man muß nur darauf achten, nichts mit der Form zu verkleben, sonst kann man die Schale nicht mehr herunternehmen. Du siehst also, es ähnelt sehr der traditionellen Bootsbauweise, in jedem Buch nachzulesen, würde ich es aber mit Furnier versuchen, müßte die gewässert werden, und ich bräuchte viel mehr Kleber, da wird so ein kleines Boot schnell versaut. Für den Kiel darf es dann auch wieder Holz sein, guter Karton bzw. Pappe ist schwer zu finden, manchmal lösen sich die Schichten, der Umgang mit Papiermaterial verlangt etwas Übung, wenn ich mal gutes Material finde, hüte ich es wie einen Schatz, jeder Schnipsel wird aufgehoben. Auf diese Art habe ich schon Boote mit 3 cm Länge gebaut, in Holz geht das nicht, ausser man fräst eine Bootsschale aus, aber dafür fehlt mir das Werkzeug. Schwierig wird es bei kraweelgeplankten Booten, daran bin ich gescheitert, deshalb sind bei mir alle geklinkert, sorry....
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Für mich und wahrscheinlich viele Andere eine völlig neue Herangehensweise an das Medium "Boot". Höchst interessant, und zur Nachahmung empfohlen. Ich MUSS das mal versuchen! Wenn auch diese Schiffchen für den "Echtbetrieb" nicht geeignet sind, für kleine Vitrinenmodelle ist das was. Danke für die Erklärungen, @walter . LG Gerhard
Einen schönen Samstag Nachmittag wünsche ich allen Anwesenden!
Nach einer Woche intensiver Beschäftigung mit der "Eendracht" hat nun wenigstens das Heck begonnen, Gestalt anzunehmen ( Ich weiß schon, warum ich das nüchteren späte 19.Jh. vorziehe......)
Das Bild ist vorläufig nur ein Platzhalter; ich wollte mir den Löwen ausdrucken, aber mein Drucker macht nicht mit, und ob ich malerisch dieser Anforderung gewachsen bin, bezweifle ich. Vielleicht bleibt es auch dabei. Leider haben die van de Veldes nicht wirklich Rücksicht genommen auf die Schiffebastler des 21. Jh., vieles bleibt im Ungewissen, selbst bei intensivem Studium gibt es immer noch Unklarheiten. Wenn ich es richtig verstehe, nehmen die Heckdekorationen bezug auf den Schiffsnamen, dann sehe ich da Affen, Löwen etc. in trauter "Eintracht", vorläufig müssen es auch die zwei Amazonen tun, schließlich kann man ja auch bei einer Ansammlung von Frauen mit der "Eendracht" argumentieren....
walter
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Sapperlot, so alt habe ich werden müssen, bis mir das endlich ein Professor sagt-, und wie hätt' ich mich darüber gefreut! Danke, Jörg! Werner, ich würde nur zu gerne wissen, ob sich Dein Magen verkrampft hat beim Anblick meiner Bilder, Du hast zwar "gefällt mir" geklickt, (vielen Dank auch Dir, Joachim!) so schlimm wird's also nicht sein, aber Du beschäftigst Dich ja schon lange mit der Eendracht. Ich wußte anfangs gar nicht, um welches Schiff es sich handelt, jetzt kann ich natürlich die v. d. Velde- Studien nicht ignorieren. Wie erklärst Du die Heckzier, gibt es die Affen etc., oder sind da eher Fische? Figuren gibt es, aber welche?
Am unteren Rand des Spiegels gibt es 10 runde Kügelchen, das sind Senfkörner, habe soeben versucht, Gesichter daraufzumalen..... Im Übrigen möchte ich gleich noch etwas beichten: Ich habe der Perspektive, denn es geht ja nach wie vor um den Nachbau des Bildes, die Originalproportionen des Schiffes geopfert, soll heißen, ich habe etwas versucht, was schon die Maler der Renaissance gemacht haben, wenn sie eine Decke oder Kuppel bemalt haben, nämlich an der Perspektive gedreht. Mein Schiff ist also kürzer und bauchiger als gewöhnlich... Ob dieses Kalkül aufgeht, werde ich noch sehen! walter
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Absolut nicht, Walter. Würdest du den Versuch unternehmen, sie originalgetreu nachbauen zu wollen, wäre das natürlich anders. Aber mir gefällt die Art, wie du an die Sache herangehst. Also, Affen gibt es nicht an diesem Schiff. Auf dem oberen Spiegel ist der Löwe zu sehen. Zwischen den Fenstern gibt es Karyatiden. Sie stehen auf der Schlingerleiste. darunter befinden sich wiederum Karyatiden, die dann auf Konsolen stehen. Sie sind ein wenig verziert und sind an dem ersten Hackebord befestigt. Auf dem vierten Hackebord, also ganz oben ruhen zwei Löwen. Sie rahmen eine mänliche Figur ein, die wiederum durch Akanthusblättern abgeschirmt wird. Da diese männliche Figur eigentlich eine holländische Magd darstellen sollte, gibt es zur Zeit noch viele Fragezeichen. Man (ich) könnte vermuten, das es sich um Willem II oder III handelt. Backbord und Steuerbord befinden sich je ein Hoekmann, darunter (unterhalb der Konsole) ist auf beiden Seiten eine Frauengestalt zu sehen. Ob die hol. Magd hier hin verschoben wurde, ist nicht zu klären. Die hol. Magd hatte in den Niederlanden eine besondere Funktion. Sie beschützte zusammen mit dem Löwen das Land. Auf dem oberen Spiegel durch den Zaun dargestellt. Die Seitengalerien werden durch Delphine geschmückt, ebenso die Türme. Die Galionsfigur ist natürlch ein Löwe. Solltest du die Löwen auf dem vierten Hackebord darstellen wollen, musst du bitte berücksichtigen, das diese beiden Löwen sowohl nach hinten, als auch noch vorne schauen. Sie haben also je zwei Gesichter. Diese Art der Darstellung hat es für kurze Zeit in den Niederlanden gegeben. Ferner muss man berücksichtigen, dass es in den Niederlanden keine Barockzeit gegeben hat. Es gab "NUR" Hollandse Classicisme.
Auszug aus dem großen Wörterbuch der niederländischen Sprache: CLASSICISME, znw. m. Ontleend aan hd. klassicismus. Het streven in kunst of letteren naar navolging van de Grieksche of Romeinsche oudheid. || Het valsch classicisme, dat zoo lang onze kunst had veretterd en verdord, KLOOS, N. Litt. Gesch. 2, 169. Vosmaer's klassicisme is niet een doordringen tot den naakten geest der oudheid, 2, 216.
Werner, schau Dir mal diesen Link an, ich kann mir nicht helfen, ich sehe da Affen.... Ich trau mich das Bild nicht zu kopieren, weiß aber noch nicht, ob der Link aufgeht, er führt zu einem Kunsthändler namens Rob. Kattenburg in den NL. Nachdem Du Dich schon viel länger mit der Sache befasst- und gewiss seriöser als ich- habe ich zwar keine Zweifel an Deiner Aussage, sehe mich aber mit dieser Mannigfaltigkeit weit überfordert. So wird es eben eiine "Eendracht- Variation" in der Sparversion.....
Walter, das ist zwar auch eine Eendracht, aber eben nicht die von 1653-1665. Die von Kattenburg gezeigte ist die Nachfolge-Eendracht. Aber Affen sehe ich hier auch nicht. Meiner Meinung handelt es sich hier um junge Bären(?), aber genau kann man das natürlich nicht erkennen.
Oh Walter, auf dem vierten, also obersten Hackebord könnten neben den äußeren Löwen doch Affen abgebildet sein. Eine mir bis dato nicht bekannt Variante.
O. k. Werner, jetzt weiß ich zumindest, daß es zwei Eendrachts gab, im übrigen scheint das ein rechtes "Affentheater" zu sein.....Manchmal glaube ich, je tiefer man sich in die Materie hineinarbeitet, desto mehr Unklarheiten kommen zu Tage, "Fragen über Fragen", wie hier schon mehrfach festgestellt wurde. Ich werde es weiterhin also eher unverkrampft angehen....
Vielen Dank für Deine Antwort! walter
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Den heutigen Tag habe ich großteils den Laternen der Eendracht gewidmet; die beiden äußeren sind in gewohnter Arbeitsweise entstanden, d. h. mit Zellophan und Tesakrepp, für den Riesenplutzer in der Mitte konnte ich wieder einige Schmuckteile meiner Chefin einsetzen. Letztendlich konnte ich auch meinen Drucker reaktivieren und das sehr hübsche Bild von vorher, das sicher noch irgendwann zum Einsatz kommt, durch einen Löwen ersetzen.
Die Löwen am obersten Hackbord entstanden aus Fimo, auf "Affen" habe ich verzichtet....