Moin Leute. Ich habe lange nichts mehr geschrieben, dafür aber im anderen Forum umso mehr. Heute nach der Uni kommt dann die geballte Zusammenfassung des letzten Monats. Ich sage nur: Steven, Kiel und erste Planke.
Im Vergleich zum vorherigen Steven ist das ein weltengroßer Unterschied, welchen selbst Davy Bones bemerkt hat.
Ich: "Davy Bones, was sagst du dazu?" Davy Bones: "So ein Eingriff der plastischen Chirurgie führt häufig zu einem gewissen Nebeneffekt des Gegenteils dessen, was sie normalerweise zu erreichen versucht. Hier dagegen ist die Gesichts-OP... ganz Ok..." Ich: "Bones? Ganz "Ok"?" Davy: "Ja, ganz Ok. Was soll ich sonst dazu sagen? Du musst besser werden. Für den Anfang ist das zwar ein recht gewagter Schachzug gewesen, den Kiel abzusäbeln, aber am Ende ist auch nichts Hervorragendes herausgekommen. Deshalb... ganz Ok." Ich: "Warte, Davy! Ich zeige dir mal ein paar Bilder. Du hast anscheinend schon den ursprünglichen Zustand vergessen."
Ich: "Davy? Davy? Ich glaube wir brauchen einen Arzt!" Davy: "Nein, keinen Arzt. Eine Valeriana officinalis." Ich: "Eine was?" Davy: "Baldrian brauche ich! Und sieben Tage Bettruhe, um diesen Schock zu verarbeiten! Tu bitte sowas nie wieder! Kriegt man Gänsehaut bei dem Anblick." Ich: "Davy... Du hast keine Haut." Davy: "Jaja, reibe das mir noch unter die Nase... So, der Kiel wartet noch! Hopphopp, auf gehts!"
Nach einem Newton'schen Zwischenfall... 200.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ging es mit dem Kiel weiter. Zunächst bin ich genauso vorgegangen wie bei dem Steven. Zunächst eine Planke vorbohren, dann die Planke an den vorbereiteten Kiel klemmen und die Bohrungen auf den Kiel übertragen. Danach die Planke auf den Rumpf kleben und die Löcher in den Rumpf bohren. Im Endeffekt hat sich herausgestellt, dass das eine ziemlich doofe Idee war. Der Schritt mit den vielen Stiften und den "ach so präzise gebohrten Löchern" hat so gut funktioniert, dass man mit dem Kiel einen Pfeil hätte abschießen können. Ich wagte einfach einen besonders waghalsigen Schritt. Das war so... Augen zu und mit dem Schädel durch die Panzertür. Ihr kennt sicherlich noch die Spezialheling aus zwei Aluleisten, oder? Sie kam wieder zum Einsatz. Ich habe den Kiel einfach auf den Rumpf geklebt und dann direkt von oben die Helling festgeschraubt und auf die Helling Gewichte gelegt.
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Als nach der Montage ins Bett ging, konnte ich gar nicht einschlafen. Irgendwann bin ich aufgestanden und... Ich sah jedenfalls dieses Bild:
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Der Kiel ist schnurstracksgerade. Kann man sich etwas Besseres vorstellen?
Den Kiel habe ich aber auch vorher präpariert. Die grauen Stellen, die oben zu sehen sind, ist Blei. Einfeiche Bleistreifen, die in die gefräste Nut reingestopft wurden. Die Nut wird später mit einer Planke noch verdeckt, dann sieht das aus, als muss es so. Ich habe 7 Gramm Holz rausgefräst und 70g Blei reingekriegt. Das sind zwar Peanuts, aber hey, sonst heißt es irgendwann "hätte hätte". An den Seiten des Kiels habe ich, bevor er geklebt wurde, die Sponung reingefräst. Und auch schon den Achtersteven angeklebt.
Leider mit einer Macke, die ich aber auch zu vertuschen veruschen werde.
Heute habe ich die erste Planke präpariert. Mal gucken. :)
Grüße Falcon
PS: Ich weiß, dass hier ziemlicher historischer Pfusch betrieben worden ist. Ich hatte auch zwischendurch Bedenken bezüglich diesen Rumpfes gehabt und wollte eigentlich nach den Originalplänen einen komplett neuen Rumpf anfangen. Aber da war eine kleine Stimme der Vernunft da, die mir immer wieder einflüsterte, dass selbst bei besserem Erfolg des Rumpfes nach Originalplänen ich immer noch auf Schwierigkeiten stoßen würde, die ich bisher nie gehabt habe. So entschied ich mich für diese Pfuscherei, die ich auch dokumentiert habe, um beim nächsten Rumpf diese Fehler nicht zu wiederholen. Es ist mein erster Rumpf in derartigen Dimensionen (was sich nicht nur auf die XYZ-Koordinaten bezieht, sondern auch auf alles drumherum), also da ist noch viel zu lernen.
Jetzt wird es ernst. Nachdem das gestopfte Blei mit einem guten Stück Planke gedeckt und das überstehende Stück der Planke abgesägt worden war, ging es Schlag auf Schlag. Beim Kiel ging es ganz einfach: 3mm breite Planke gefunden, in die Nut reingeklebt, abgesägt, nachgeschliffen, fertig. Ich wollte euch hier einen kleinen Scherz à la "ich hab's mir doch anders überlegt und säge jetzt den Kiel wieder ab", aber irgendwann ist auch genug. Sonst glaubt mir irgendwann niemand, wenn es tatsächlich ersnst wird. :D
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Dann ging alles schnell. Ich habe einfach eine Rotzederplanke genommen, vorne die Kontur an den Steven angepasst, nass gemacht (Weichmachen-im-Teekocher-Methode) und zum Trocknen an den Rumpf geklemmt. Rotzeder ist ein ziemlich weich und biegsam, aber gleichzeitig auch sehr brüchig. Ein bisschen überbogen und knack entlang der Fasern. Aber hier hat das gut geklappt. Trotzdem lässt sich dieses Holz selbst ohne Nassbad gut in Form bringen. Natürlich wurde die Planke nach dem Trocknen auch sofort verklebt.
Nun kommen Makroaufnahmen auf der gesamten Länge. Leider sieht der Übergang zwischen Planke und Kiel nicht überall gleich geil aus, ich weiß auch nicht, wie ich das noch ausbessern soll. Dafür sieht es an anderen Stellen besser aus als erwartet.
Als diese Seite fertig war, habe ich auch die andere Seite direkt nachgeschoben. Und so sieht das von vorne aus. 218.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das war schon eine aufregende Sache. Stellenweise könnte ich mich hauen, da habe ich einfach nicht aufgepasst. Aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Ich denke, die Macken könnte ich als "Betriebsschägen" kaschieren.
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Ja, leuchtet ein. Von dieser Eigenschaft der Kielplanke wusste ich nicht. Die Möglichkeit zur Korrektur hätte ich. Danke für den Hinweis!
Da fällt mir noch eine Sache ein. Wie breit waren denn die Planken auf den Schiffen? Und sind 5mm breite Planken für den Maßstab 1:50 in Ordnung oder ist das schon zu schmal?
Zitat von Black Falcon im Beitrag #38Ja, leuchtet ein. Von dieser Eigenschaft der Kielplanke wusste ich nicht. Die Möglichkeit zur Korrektur hätte ich. Danke für den Hinweis!
Da fällt mir noch eine Sache ein. Wie breit waren denn die Planken auf den Schiffen? Und sind 5mm breite Planken für den Maßstab 1:50 in Ordnung oder ist das schon zu schmal?
Grüße Falcon
Den Verlauf der Kielplanke solltest Du mit der Straklatte ermitteln können. In der Mitte des Schiffes sollte die Planke aus der Sponung max. 4 mm rausschauen. Danach legst Du die Straklatte (3x3mm) an und lässt sie nach vorne und hinten ohne seitlichen Druck aufliegen. Dort wo die Straklatte zum liegen kommt, machst Du einen Strich auf den Rumpf, wiederum ohne die Straklatte zu verschieben. Am besten ist, wenn Du die Latte mit Pinnwandnadeln fixierst. Die Kielplanke kann in diesem Bereich (Bug) ohne weiteres bis zu 7mm breit werden. Am Heck kann dieser Verlauf noch deutlicher ausfallen. Dort musst Du dann mit eingeschobenen Gängen arbeiten.
Die Plankenbreite dürfte zu dieser Zeit (1843) ca 20 - 25 cm gewesen sein, aber nicht breiter. 4 mm ist ein gutes Maß für die Plankenbreite im Maßstab M1:50.
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
ZitatDie Plankenbreite dürfte zu dieser Zeit (1843) ca 20 - 25 cm gewesen sein, aber nicht breiter. 4 mm ist ein gutes Maß für die Plankenbreite im Maßstab M1:50.
Na, Neptun sei Dank! Muss mir kein neues Holz bestellen.
ZitatDen Verlauf der Kielplanke solltest Du mit der Straklatte ermitteln können. In der Mitte des Schiffes sollte die Planke aus der Sponung max. 4 mm rausschauen. Danach legst Du die Straklatte (3x3mm) an und lässt sie nach vorne und hinten ohne seitlichen Druck aufliegen. Dort wo die Straklatte zum liegen kommt, machst Du einen Strich auf den Rumpf, wiederum ohne die Straklatte zu verschieben. Am besten ist, wenn Du die Latte mit Pinnwandnadeln fixierst. Die Kielplanke kann in diesem Bereich (Bug) ohne weiteres bis zu 7mm breit werden. Am Heck kann dieser Verlauf noch deutlicher ausfallen. Dort musst Du dann mit eingeschobenen Gängen arbeiten.
Vielen Dank für präzise Erklärung! Mein Bordjournal wird jetzt mit einer weiteren wichtigen Technik gefüllt.
Die Änderung werde ich vermutlich erst am Wochenende durchführen können. Da mir eine entsprechend breite Planke fehlt, werde ich diese aus zwei zusammenkleben müssen. Wird nicht schön aussehen, ich weiß, aber viele Optionen habe ich da auch nicht. Da Rotzeder so eine markante Maserung hat, werde ich zusehen, dass diese gut zusammenpasst, dann sieht man den Übergang vielleicht nicht direkt.
Ich bin kein Freund von Farben. Das Unterwasserschiff würde ich mit Kupfer beplanken. Wenn das optisch nicht klappt, dann werde ich diesen Schritt entweder mehrfach versuchen oder ich werde die Kuperplatten abreißen und dann normale Planken lassen. Aber Farbe? Ich weiß nicht, ich war nie besonders gut darin, Farbe und Holz zu kombinieren. Sah immer so doof zermatscht nach gar nichts aus.
....wenn das Unterwaserschiff gekupfert ist, ist es erst recht egal welche Holzart verwendet wird. Ich habe beim 74er nach Boudriot das Unterwasserschiff gar nicht beplankt, aber dafür die Sperrholzfüllung um die Plankendicke stehen lassen......... Das Modell steht inzwischen im Deutschen Museum, München.
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Draußen ist ein schöner Frühlingsanfang. Knospen blühen, Vögel zwitschern, der Bach plätschert vor sich hin.
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Ist das kein wunderschöner Frühling?
Ich habe jedenfalls über den Hinweis zu der Kielplanke geschlafen, ein wenig an einer unauffälligen Stelle mit dem Stechmeißel herumgestochert und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich beim Verkleben des Kiels und der Kielplanken gründliche Arbeit geleistet habe. Die Kielplanken werden sich nicht ohne Weiteres lösen lassen. Und da ich noch ein wenig über die Beplankung des Unterwasserschiffs grübeln will, habe ich heute etwas anderes gemacht.
Ich habe die Barghölzer am Rumpf zum zigsten Mal ausgerichtet, befestigt und die Linien nachgezeichnet. Diesmal mit einem Fineliner, damit ich nicht mehr auf Änderungsideen komme. Viel symmetrischer kriege ich die beiden Seiten sowieso nicht mehr hin.