In der Regel stehen hinter dem plastischen Schmuck subtile Programme mit Beziehungen zur antiken Mythologie oder symbolbeladene Anspielungen auf die Auftraggeber.
Sehe ich auch so. Aber hier handelt es sich um ein Spielzeug für Kinder reicher Leute. Guckt euch mal das rechte Tier an. Wenn man lange genug hinsieht, sieht man M.E. die Augen über dem Maul. Schmidt
die Ornamente sind von der Rocaille inspiriert, einem Dekorelement, das ab ca. 1730 verstärkt bei kunsthandwerklichen Arbeiten, aber auch in der Architektur verwendet wurde und zum Markenzeichen des Spätbarock und des Rokoko wurde. Die Ornamentik leitet sich von natürlichen Formen ab. Pflanzen, Tiere und Menschen - oft in Form von Putten - sind häufig in das Dekorationselement integriert. Die von Willi genannten Akantusblätter haben bei der Ausformung sicher auch Pate gestanden, obwohl Rocaille tatsächlich "Muschelwerk" bedeutet, also auf Schneckengehäuse und Muschelschalen hinweist.
Auf der Abbildung sind die an dem Modell verwendeten Formen teilweise zu erahnen und mit Deiner Umsetzung kommst Du dem "Original" dieses Dekorationselementes fast schon näher, als die ursprüngliche Schnitzerei es war.
Aber Billing Boats hat ein fliegende Hase davon gemacht :) Die urspungliche Schnitzerei ist vieleicht nicht historisch korrekt, aber ganbz genau laut Zeichnung ......
@Collingwood Ganz herzlichen Dank für den Hinweis auf Rocaille. Das hat mir sehr weitergeholfen. Wenn man die Darstellungsabsicht der Ornamente versteht (Muscheln, Schneckenhäuser), ist es leichter, sie nachzuahmen. Das wird insbesondere für das große Heckornament gelten, das in der Schnitzumsetzung des Bausatzes in der Regel viel zu grob ausfällt. Eine korrekte Umsetzung wird eine ziemliche Herausforderung darstellen!
Was für ein Unterschied. Die Dekoration des Heckspiegels ist ja Rocaille-Dekor in Reinstform - und die Umsetzung am Bausatz noch nicht einmal ein billiger Abklatsch - notwendige Vereinfachung hin oder her. Manchmal kann man schon den Eindruck gewinnen, daß den Bausatzherstellern das tiefere Verständnis von dem, was sie da (re)produzieren, irgendwie gänzlich abgeht.
Wenn ich Deine Interpretation der Dekorelemente an der Bordwand betrachte, die doch gut gelungen und schon sehr "Rocaille" ist, bin ich sicher, daß Du auch das große Ornament am Heckspiegel werkgerecht umsetzen wirst. Ich bin schon sehr gespannt und wünsche viel Erfolg dabei.
Danke für das Vertrauen! Ich muss den Erbauer des Modells aber auch ein bisschen in Schutz nehmen. Der Bausatz liefert nur ein Holzbrett in der entsprechenden Stärke, auf das die Konturen der Ornamente aufgedruckt sind. Das musste man aussägen, und dann dann ging es für den Modellbauer ans Schnitzen. Das ist nicht jedermanns Sache, und da habe ich schon bescheidenere Ergebnisse gesehen. Einmal habe ich ein Modell besessen, bei dem die Heckornamente lediglich ausgesägt waren. Ich werde, auch wenn mich das eine Menge Silikon und Resin kosten wird, das gesamte Ornament zunächst abformen. Ein Resinabguss ist wesentlich einfacher mit dem Fräser zu bearbeiten. Eine besondere Herausforderung wird es sein, das Heckornament dreidimensional zu gestalten, d.h. die "Muscheln" auch auf die Bordwandseite zu ziehen. Dort herrschte bislang nur eine dem Rokoko unbekannte Glätte.
Übrigens unterstützt die kunsthistorische Einordnung der Ornamente die Datierung des Modells aus dem Amsterdamer Schifffahrtsmuseum. Es soll aus der Zeit um 1750 stammen. Noch ein Wort zur Einschätzung: Auch wenn konstruktive Abweichungen zu den Vorbildern (Unterwasserrumpf und spätere Reparaturarbeiten) den schiffsbauhistorischen Aussagewert des Modells beeinträchtigen, hat man es doch zumindest mit einem bedeutenden kunsthandwerklichen Zeugnis dieser Epoche zu tun. Schmidt
Gut, das mit dem Brett und dem aufgedruckten Motiv ist natürlich eine essentielle Information, die notwendig ist, um die Ausführung der Spiegeldekoration richtig einordnen zu können. Ich bin tatsächlich davon ausgegangen, daß das Dekorationselement so dem Baukasten beigelegt war. Man hat da ja schon allerlei zu sehen bekommen.
Da hat dann ein Modellbauer im Rahmen seiner Fähigkeiten und nach bestem Können diese Ornamentierung geschaffen, der man die gehörige Anerkennung zollen muß. Schnitzen ist nicht einfach und schon gar nicht, die Formen einer alten Epoche richtig und gekonnt nachzuempfinden. Man kann wohl davon ausgehen, daß er das originale Modell nicht kannte, noch jemals gesehen hat, sonst hätte er u. U. die Seite des Brettes vielleicht auch ein wenig bearbeitet. Wobei sich da die Frage stellt ob Billing Boats die Seiten des Brettes überhaupt bedruckt hatte, um anzudeuten, daß da auch noch was hingehört.
Wenn Du das Ganze abformst, in Resin gießt und dann mit dem Fräser bearbeitest, hat dieser auf den Seiten halt richtig viel zu tun. Anhand der Vorlage des Originalmodells weißt Du ja, welche Formen dabei herauskommen sollen.
Was das Originalmodell betrifft, so ist es ganz sicher ein bedeutendes Zeugnis seiner Epoche und es ist ein Glücksfall, daß es bis in unsere Zeit überdauert hat. Auch ist es immer wieder faszinierend zu sehen, mit welcher Kunstfertigkeit solche Modelle und die Dekorationen geschaffen wurden.
Billings hat das brett nicht am seiten bedruckt. Ich kann die Zeichnungen nicht so schne,l wiederfinden, aber ich meine dass sie auch am Zeichnung die seiten nur abgerundet wiedergegeben hat (so wie am Schmidts Modell) Dabei auch: Billings hat kein Referenz an das Amsterdammer Model gemacht, und kein foro's dabei Abgedruckt. Mann sollte das machen mit die Zeichnungen (BB-qualitaet), unddie zwei kleine foto's von das gebaute Modell.
Wie ichmich erinnere: dass brett fuer die grosse Schnitzereien (Spiegel u d Delfinen) war fast ein centimeter dick, sehr hart, und nicht einfach um mit einfache Messer zuSchnitzen. (Merkwuerdige Inkonzistenz von BB: die Preis/Qualitaet war fuer Anfanger, die notwendige Erfahrung und Werkzeugen fuer Bauermitetwa mehrErfahrung)
Google mal: so sah das aus.... IMG_1202.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Danke fürs Einstellen des Fotos mit den Bauteilen. Unter diesen Umständen hat der Erbauer von Schmidts Modell bei den Schnitzereien wirklich noch gute Arbeit geleistet.
Aber insgesamt gesehen doch wieder eine mangelhafte Anleitung durch den Hersteller des Bausatzes. Ohne das Originalmodell zu kennen oder ein paar aussagekräftige Fotos als Anleitung, kann der geneigte Modellbauer ja nicht einmal erahnen, um was es sich bei diesem "Rankenwerk" handeln soll.
Stimmt! Es ist eigentlich merkwürdig. Da haben die Konstrukteure von Billing Boats sich die Mühe gemacht, ein real existierendes Vorbild für ihren Bausatz auszuwählen, und dann nutzen sie diesen begrüßenswerten Aufwand zu 0,0 Prozent. Weder für die Werbung, noch für die Gestaltung der Schachtel, und leider auch nicht als Bestandteil der Bauanleitung. Aber wahrscheinlich denke ich so aus der Mitte des Informationszeitalters heraus. Übrigens zieren die alte Bausatzschachtel zwei maritime Gemälde, die für den Zusammenbau auch nichts bringen. Schmidt
Erstmal allen ein frohes und vor allem gesundes neues Jahr 2022. Ich hoffe, es wird hier weiterhin die Möglichkeit geben, sich gemeinsam mit anderen vom speziellen Stress der Gegenwart zu erholen.
Ich habe gestern vor Beginn der Feierlichkeiten ein weiteres Ornament fertiggestellt. Links das aus dem Bausatzbrett ausgesägte, wie es an den meisten Modellen erscheint; rechts meines, zunächst überarbeitet, dann abgeformt und abgegossen.
Um einmal sehen zu können, ob und wie die neuen Ornamente zueinander passen, habe ich den entsprechenden Bereich (vorläufig) in einem einigermaßen passenden Grün lackiert und die Ornamente aufgelegt.
Ich bin soweit ganz zufrieden. Die Linien harmonieren einigermaßen miteinander. Neu hinzugekommen ist eine „Verblendung“ der oberen beiden Barkhölzer. Sie sind am Original zweimal genutet (richtiger Ausdruck?). Das konnte ich am Modell nicht nachvollziehen, deshalb habe ich aus drei Evergreen-Profilen eine Verblendung hergestellt, die ich qua Gussform beliebig reproduzieren kann; außerdem sind die Resinteile ausgesprochen gut verformbar. Neu hinzugekommen ist der Rokoko-Knubbel in der Mitte, der am Schiff die Funktion hat, an dieser Stelle die Bordwand zu verstärken, setzen doch hier die vier Brassen der Gaffel an. Mit dem Teil tue ich mich nicht leicht. Die erste Stufe ist aus Magic Sculp gebaut. Zwischenstufen forme ich ab, um nicht durch ein Ausrutschen des Fräsers an der falschen Stelle wieder von vorn anfangen zu müssen. Allmählich wird es, nur der dünne äußere Kranz gefällt mir noch nicht richtig.
Für solche Profilleisten kann man sich eine Ziehklinge aus einer Rasierklinge zurechtschleifen. Wenn man das grobe Profil aus Polystyrolstreifen zusammensetzt, genügt vielleicht ein einfaches Halbrundprofil in der Ziehklinge, mit der man dann die Kanten abrunden kann. Es gibt auch Ziehklingen mit allen möglichen Profilen im Modellbauzubehörhandel, wobei dann immer die Frage ist, ob Größe und Profil passen.