Im Bau war der Gunroom und ich habe wie heute auf der Vic die trennenden Segeltuch-Bulkheads als Querschott hinter dem Kreuzmast eingezogen.
In diesem Bereich befanden sich auch 3 Kabinen für Gunner und Unteroffiere auf jeder Seite. Doch als ich die begonnen habe fiel mir Folgendes auf: Zum Glück hatte ich damals das Ruder beweglich gelassen, denn ...
... die Pinne kollidierte schön sichtbar mit den Unterteilungen, die ich so mühsam eingezogen hatte.
Ein erster Versuch die Geschütze zu integrieren war auch nicht so erfolgreich und geht nur für die Gunner-Kabine.
Alle Zeichnungen im NMM, die diesen Bereich mit den Kabinen zeigen, stellen immer Kabinen dar, die die Beschütze aussparen und daher scheinbar nicht wie im Wardroom die Geschütze parallel zur Bordwand haben. Auch im AOTS der Bellona - obwohl nur ein Zweidecker war dann deutlicher zu erkennen, dass meine ersten Kabinen scheinbar zu groß waren und die Geschütze aussparen sollten.
Darauf hin Versuch Nummer was weiß ich wieviel mit drei kleineren Kabinen, die auch noch eine jeweils angepasste Form haben. Auf dem einen Deckenbalken eine Unteroffiershängematte, um den Platzbedarf zu sehen.
Und jetzt meine hochnotpeinliche Befragung des werten Publikummes: - könnte dies passen? - waren dies 1805 um 17:35 Uhr nachmittags reine locker hängende Segeltuchabtrennungen oder waren dies Rahmenkonstruktionen, die mit Segeltuch bespannt waren?
Mon chèr Daniel Isch 'offe, dass Sie mirr eine kleine...wie sagt man....Ausfluk in die Marine Francaise gestatten. Voilà, eine schönne Fotto von die Modele de Jacques Maillière, ce qui vous montre...euhm, welsches Innen zeigt, wie Monsieur sisch das gedacht 'at. amicalement
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Da waren die Engländer scheinbar etwas rustikaler - die meisten Skizzen zeigen am Boden aufgenagelte Latten, die bei Bedarf runtergerissen wurden*** ...
... oder sogar ganz frei hängende Tücher - à la Strandkabine.
XXXDAn
*** Wie schrieb schon Blaise Olivier zu den Deckenbalken-Jacks der Engländer: Die französische Fassung mit Klappbaren Eisenstützen sei eleganter ;-) ... to Victory and beyond! (18)
Zitat von dafi im Beitrag #6Hier die Bedford mit Separation Marines/Seaman und Kabinen eingezeichnet :-) Grüßle, Daniel
Da bekommt der Begriff "Wie in einer Dose Sardinen" doch echt Bedeutung! Die Platzverhältnisse waren offensichtlich mehr als nur beengt! Wenn ich mir die Fotos oben ansehe, drängt sich mir der "Verdacht" auf, dass die "Kabinen" möglicher Weise nur gespannte Tücher waren. Wie sonst sollten die Geschützmannschaften im Einsatz arbeiten können? LG Gerhard
Zitat von DerDa im Beitrag #8Und die Linienschiffe galten noch als vergleichsweise "luxuriös". Wie sah das dann in einer Fregatte aus?
..m.. Das "Luxeriöse" bei Linienschiffen gegenüber Fregatten oder Brigg bezog sich bestimmt auf die Herren vom Achterdeck. Dem Mann in der Kuhl eines Linienschiffs wars bestimmt gleich, vielleicht sogar schlimmer. Auf eine Brigg hatte der Mann vorm Mast bestimmt mehr Bewegungsfreiheit und konnte ab und zu mal übers Meer schauen. Der arme Gepresste in der Kuhl von einem 2-Decker sah gar nichts, höchstens mal durch die geöffneten Pforten. Und die anderen Decks waren doch für ihn tabu.
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte
Hi, Ich möchte in diesem Zusammenhang an die Fotos erinnern, die ich von dem Bereich um die Pinne der Victory herum gemacht habe: dort gibt es die quer hängende Persenning mit Durchgängen an dem Decksbalken vor der Pinne, in dem abgeteilten Raum selbst gibt es einige Backen und Banken, wo die Pinne über die Köpfe der dort Sitzenden hinweg geht, aber solche Verschläge wie in Deiner Zeichnung, Dafi, waren dort nicht zu sehen. Auf den Fotos kann man aber dünne Vorhänge erkennen, die aber nicht im Weg der Pinne hingen, außerdem waren die wirklich so leicht, dass sie keinen Widerstand darstellten.
Dazu bezweifele ich auch die Aussage, das die Ausschläge sehr begrenzt waren: an der Führung, in der die Pinne läuft, gibt es Anschläge. Die sind auf den Fotos auch gut zu erkennen. Die sind derzeit nahe der nach der Schiene möglichen Endstellung. Die Pinne könnte da also sehr weit ausschlagen.
Viele Grüße Thomas
Ps: die betreffenden Fotos habe ich in Dafi's Thread über die Vi am 21.3.2014 geposted.
Danke Thommie, auf den Bildern kann ich leider nicht erkennen, wo genau die Tücher hingen.
Hier noch etwas mehr Recherche. Im AOTS Bellona kann man schön sehen, was auch alle anderen mir bekannten Quellen zeigen: Ein Deck höher im Wardroom erscheint der Grundriss der Kabinen recht abenteuerlich. Außerdem beinhalten die Kabbinen immer die Geschütze, auch wenn die meist längs der Bordwand dargestellt sind.
Dagegen sind im Gunroom in allen mir bekannten Darstellungen die Geschütze immer ausgespart, hier wieder AOTS Bellona:
Hier die Victory von 1737 ...
... und die Bedford von 1775 aus dem Lavery ...
... der die Neptune von 1730 mit einer Kombination aus festen Kabinen und Segeltuchkabinen.
Hier beide Arten der Abteilung wie im AOTS Bellona gezeigt:
Dann ging mir das Lichtle auf: Eine Kabine muss genau so groß sein, dass eine Offiziershängematte/bunks reinpasst. Und kein Muggeseggele mehr!!!
Darauf hin habe ich mir meine Vic nochmals angeschaut ...
... einen Satz Bunks als Maßstab gezimmert ...
... ünd es passt, da waren die Kabinen vorher einfach zu groß :-)
Und jetzt wie immer - Fragen über Fragen.
Könnte dies so passen? Nachdem beide Varianten belegbar sind wären beide Varianten legitim oder gab es 1805 eine Präferenz?
Naja, Diese Abteilungen waren durch relativ leichtes Segeltuch realisiert. Ich finde, das man das auch auf den zitierten Zeichnungen erkennen kann. Schau Dir noch mal die Bilder an, auf denen die Pinne der Vic von der Seite zu sehen ist: im Hinterhrund siehst Du da diese leichten Stoffvorhänge, zum Teil von hinten angeleuchtet.
Ich sach's mal so: ein ordentlicher Furz von einem der Offiziere (achtern) konnte wohl bis zum Großmast gehört werden... Und vice versa.
Hab noch ein bisschen die Teilungen mit den Pappdummys verfeinert bevor ich an die Originale gehe.
Da die Vic 1805 ja Admiralsschiff mit jeder Menge Extrapersonal war, hab ich noch eine vierte Kabine angehängt, so wie es zwei Jahre später für die Royal Sovereign dokumentiert ist. ZAZ0083 http://collections.rmg.co.uk/collections/objects/79874.html
Für die Kabinen gab es ja 3 Varianten - Die Holzkabine, die Kabine mit Segeltuch über Holzrahmen und die reine Segeltuchabtrennung à la Duschvorhang.
Alle 3 Varianten wurden natürlicherweise für die Gefechtsbereitschaft abgeschlagen, so wie ja auch die Schotts der Kabitänskajüte, insofern nix Unbekanntes.
Für das Segeltuch dort unten hab ich das Spannpapier aus der Segelfliegerei genommen, mit Klarlack grundiert und danach einige lasierende Schichten Weiß und Hellrost (weiße Farbe mit rostigen Schüttelschrauben) aufgetragen - beidseitig versteht sich.
Für die Gunners Kabine hab ich mich für die mittelfeste Variante mit Holzrahmen entschieden, da der Kollege bestimmt einiges an Material und Dokumenten mitgeschleppt hat, die vor neugierigen Händen geschützt sein wollten. Die anderen werden evtl. Duschvorhänge, mal schauen wie das modellbautechnisch funktioniert.
Der Transparenztest ist so wie ich mir das gewünscht habe :-)
Dann die Pappschablone ausgebaut und auf das Segeltuch die Latten aufgenagelt ...
... Tür gangbar gemacht ...
... das Ganze eingebaut und der Gunner kann sein Kabinchen beziehen sobald er will. Er bringt bestimmt noch einige Kisten, seinen Seesack und sein Bettzeug mit.
Auch der First Lieutenant hat schon sein Kabinchen bekommen ...
... und die beiden kleinen Werftarbeiter beratschlagen noch, wie es am Besten weiter geht.