Den Plan und Bericht des Grand Lejon, Lougre du Légué fand ich in der französischen Modellbauzeitschrift MRB 5/13. Der Autor, Herr Lebot stellt in zahlreichen Bildern sein fertiges Standmodell vor, zusätzlich sind Spantenriss und die Darstellung der Luggersegel beigegeben. Das Modell wurde nach den Plänen der Replik Grand Léjon hergestellt. Zwischen 1988 und 1992 wurde von einem Verein ein Lugger nach den Rissen der 1896 gebauten Jeanne d´Arc gefertigt. Das Schiff hat eine Gesamtlänge von 20.70 m und eine Breite von 4,20 m. Die Verdrängung beträgt 30 Tonnen. Das jetzt 20 Jahre alte Schiff Grand Léjon wird in der Saison für Ausflugsfahrten genutzt. Bis 1950 gab es eine große Flotte von Seglern in der Bucht von St. Brieux, nicht weit von St. Malo. Diese bretonischen Schiffe fischten mit Schleppnetzen vor der Küste. Gefangen wurden hauptsächlich Barsch und Austern. Die auf zwei Masten und dem Vorsegel verteilte Segelfläche war größer als bei einer Sloop und ermöglichte den Einsatz des schweren Schleppgeschirrs.
Die Spanten wurden im Copyshop auf meinen Baumaßstab 1 : 35 vergrößert, wobei am oberen Ende eine Zugabe von 2 cm eingezeichnet wurde. Anschließend wurden die Spanten ausgeschnitten und auf 4 mm Pappelsperrholz geklebt. Die Spanten wurden ausgesägt und über Kopf auf die Hellng geklebt, wobei die Befestigungsfläche durch angeleimte Vierhanthölzer vergrößert wurde. Kiel, Vorder- und Hecksteven wurden eingepasst und zusätzliche Stringerleisten zur Verstärkung wurden eingeklebt. Nun hatte die Spantenkonstruktion große Festigkeit, dass sie beschliffen werden konnte. Im Heck- und Bugbereich wurden Balsaholzstücke eingesetzt, um in diesem gebogenen Bereich eine größere Auflagerfläche für die Beplankung zu haben. Hier tat sich ein großer Fehler auf. Die vorderen Spanten 1 - 4 und die hinteren Spanten 5 - 9 haben einen Versatz und passen nicht. Vermutlich ist das Missgeschick beim Kopieren in der Redaktion passiert. Es war allerhand Arbeit zur Anpassung nötig. Die Spanten wurden mit Balsaholzstreifen der Stärke 2 mm beplankt. Diese Spanten waren vorher im Gartenteich gewässert worden und dann gebogen. Der Rumpf wurde diesmal mit einer Damenstrumpfhose überzogen und mit Epoxydharz eingelassen und zwar bis zur Wasserlinie. (Bild 1) Der unbenetzte Teil der Strumpfhose wurde mit dem Teppichmesser abgetrennt und der obere Teil des Schiffes erhielt eine 2te Beplankung mit Abachiholzleisen. Diese wurden auf Abstand geklebt, um den Plankenverlauf deutlich werden zu lassen.( Bild 2) Die Spanten wurden herausgebrochen und die Technik eingebaut. Ein Microservo für das Ruder und ein Standardservo mit Hebelarm für die Segelverstellung wurden eingesetzt und zusätzlich im Kiel zwei Messingrohre und eine Gewindehülse für das anschraubbare Schwert. Es wurde Ballast eingegeben und mit Polyesterharz festgesetzt. Die Antenne ist in einem Schlitz im Fockmast verborgen. Der Empfang ist gut, obwohl sie mit Holz ummantelt ist. (Bild 4 ) Am Teich wurden die ersten Fahrversuche durchgeführt, um die Schwimmlage zu prüfen. (Bild 3) Der Lougre erhielt die charakteristischen Segel. Ich hatte bereits ein Fahrmodell mit Luggersegeln gebaut (Bericht in der Modellwerft 3/13) und feststellen können, dass diese Segel gleichwertig zu Gaffelsegeln sind.Der Stoff ist mit Holzbeize gefärbt, das Schiff sollte nicht in den Regen kommen!
Der Lugger fährt trotz seiner geringen Größe von nur 50 cm Rumpflänge recht schnell, neigt aber bei Starkwind dazu vorn tiefer zu gehen. Grund ist der sehr weit vorn stehende Fockmast.
Abschließend möchte ich bemerken, dass man ein Funktionsmodell nicht nach der Methode Hahn bauen sollte. Gegenüber der absoluten Bautreue haben andere Faktoren Bedeutung. Wichtig ist die Resistenz gegen Feuchtigkeit. Der Rumpf ist innen und außen mehrfach mit Epoxydharz eingelassen. Die Zugangsöffnungen zur Technik unter Deck haben Süllränder und sind passgenau, Speigatten sorgen für den schnellen Ablauf von überkommenden Wasser. Wichtig ist auch die Segelfähigkeit. Ein kleines Modell braucht ein Zusatzschwert und eine ansteckbare Rudervergrößerung. Ich kann nicht alle Taue wiedergeben und muss versuchen, meine Seile für die Segelansteuerung möglichst zu kaschieren. Wichtig ist für mich auch die Einfachheit . Wenn ich für 2 Stunden an den Teich zum Segeln gehe, möchte ich nicht 40 Minuten mit Auf- und Abbau verbringen. Das Model hat daher auch nur 2 Funktionen, Ruder- und Segelverstellung. Der Hebelarm des Servos bedient die beiden Bäume und das Vorsegel. (Bilder 5 und 6)
Gruß Gebbi
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Hallo Dafi, Deine Bilderfolge von der Skellig und die Erklärungen habe ich mir gestern angeschaut -ich bin wieder auf der Suche nach einem Bauprojekt- und mir Pläne von Langustenfängern gesucht. Zusätzlich habe ich mal auf einer Reise durch die Bretagne ein interessantes Buch im Antiquariat erstanden: Les Bateaux de Peche de Bretagne. Es hat viele Risszeichnungen, Fotos und historische Darstellungen. Sollte ich den Langustenfänger als Fahrmodell bauen, hätte ich 3 Schwierigkeiten: 1. In meinem gewohnten Maßstab würde es sehr klein, Rumpflänge nur 40 cm. Maßstab 1 : 35 2. Der Hecksteven verläuft sehr schräg, die Anlenkung zum Mikroservo wird schwierig. 3. Der Kiel verläuft auch sehr schräg zur Wasserlinie, mein Zusatzschwert würde auch schräg stehen.Den Schwerpunkt zu finden wird nicht leicht. Es muss also erst reifen. Diese bretonischen Schiffe sind wirklich sehr schön anzuzschauen. Ich schicke das Foto von einem Thoniermodell mit, der ja recht ähnlich ist. Das Modell habe ich 2013 gebaut, es fährt sehr schön. Gruß Gebbi
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
wer diese Art Schiffe liebt und in die Richtung recherchiert, sollte sich mal die inzwischen 5 Bände AR VAG von Cadoret et al. anschauen. Es ist eine opulent ausgestattete Buchserie, die sich mit den Arbeitsseglern der französischen Kanal- und Atlantikküste beschäftigt. Reichlich Risse, Fotos, Gemälde und Beschreibungen der verschiedenen Typen sind darin zu finden.
Die Bücher sind auch immer noch lieferbar und können im Buchhandel des Vertrauens bestellt werden.
Hallo Thommie, danke für den Tip. Werde mich mit der Serie beschäftigen. Wäre ja eine Idee für ein Weihnachtsgeschenk. Meine Schwester lebt bei Offenburg. Sie könnte mal schnell nach Straßburg rüber. Gruß Gebbi
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
wer diese Art Schiffe liebt und in die Richtung recherchiert, sollte sich mal die inzwischen 5 Bände AR VAG von Cadoret et al. anschauen. Es ist eine opulent ausgestattete Buchserie, die sich mit den Arbeitsseglern der französischen Kanal- und Atlantikküste beschäftigt. Reichlich Risse, Fotos, Gemälde und Beschreibungen der verschiedenen Typen sind darin zu finden.
Die Bücher sind auch immer noch lieferbar und können im Buchhandel des Vertrauens bestellt werden.
Viele Grüße Thomas
Vielen Dank für den Tipp!
Ich liebe kleine und schnelle Segelkutter, wie zum Beispiel auch die Jolie Brise. Die war ja eigentlich auch ursprünglich ein Lotsenfahrzeug (dann Fischerboot), bevor sie von einem Briten gekauft und vor dem abwracken gerettet wurde. - Zum Glück!
Ich habe mich in den letzten Monaten (unter anderem) auch mit der Geschichte der Jolie Brise beschäftigt und das ist schon ein Hammer für sich!
Die Franzosen bauen sowieso tolle Schiffe (Ich besitze ja auch eine Französin in 1:1 - tolles Schiff, bin super zufrieden damit!).
Deswegen bin ich besonders dankbar für deinen Tipp!
LG, Herbert
It ain't a hobby, if you gotta hurry! -- Die Wahrheit triumphiert nicht. Ihre Gegner sterben aus. -- If you don't get older and wiser... then you just get older.
"In 20 Jahren wirst Du mehr enttäuscht sein, über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume." - Mark Twain
Eine Demokratie lebt von der Vielfalt der unterschiedlichen Meinungen. Das setzt aber voraus, dass man die Stärke besitzt, die Meinungen der anderen zu ertragen. - Ein totalitäres Regime ist immer ein Zeichen von Schwäche der Machthaber. - Ich liebe es, in einer Demokratie zu leben!
"Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es ..." F. Schiller, Wilhelm Tell, IV. 3)
Der böse Nachbar ist der Hans-Günter. @HGL Der hat nämlich was von Schwächeln geschrieben. So ist es.
Mit diesem Aphorismus werde ich diesen Thread wiederbeleben. Nun braucht er auch eine Ergänzung im Titel. Vielleicht "und andere" oder "und Co" oder " und weitere Fischerboote". Das sollen die Adminis machen. Wir waren ja kürzlich in der Normandie und der Bretagne mit den eindrucksvollen Felsküsten und dem gewaltigen Tidenhub. Ich habe unterwegs viele Schiffsmuseen besucht. Immer wieder habe ich Bilder und Modelle von Bisquines de péche bewundert. So ein Schiff will ich als Fahrmodell in meinem Maßstab 1 : 35 bauen. Hier zeige ich Euch erst Mal einige Bilder
Diese Bisquine -der Heckmast fehlt- mit der Kennzeichnung CAN 55 ist die 1905 gebaute "La Perle". 1987 wurde nach ihren Plänen die "La Cancalaise" gebaut. Diese Replik nimmt eifrig an Segelevents teil. Das dritte Bild zeigt Seilwinden, mit denen die Netze eingeholt wurden. Die muss ich bei meinem grünen Lougre de Légué nachrüsten. Das vierte Bild ist unser Robert im Piratennest Roscoff. Was hat der sich wohlgefühlt. @Tarjack
Hier noch zwei Bilder von einer baugleichen Bisquine. Ich will auch die Farbgebung übernehmen. Diese Kombination von schwarz und rosa ist durchaus ausdrucksstark. Rosa Segel hatte ich ja schon.
IMG_0256.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Und das ist mein Plan. Er ist aus dem Buch "Le modélisme naval, plans, styles et techniques" von Arthur Olive und Francois Renault. Herr Renault ist ein renomierter Historiker der traditionellen Boote aus der Normandie. Herausgegeben wird das Buch von "Le Chasse Maree" Diese Organisation ist Träger des Port Museums in Douarnenez. Der Plan wurde hochkopiert, sodass mein Modell 60 cm lang und 18 cm breit wird. Nun werde ich die Mallen für meine Herstellung "über Kopf" verlängern und prüfen, ob die Seiten noch stimmen oder ob sie sich durch das Hochkopieren verzogen haben. Die Bisquine hat wie der verwandte Lougre de Légué einen sehr tiefen Rumpf. Diese Form wurde entwickelt, um ein Abdriften bei Schleppen der schweren Austernnetze zu verringern. Ich denke, dass ein sehr kursstabiles und schnelles Fahrzeug entstehen wird. Den Klipperschoner "Challenge" vom Ontariosee baue ich dann etwas später.
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!
Mooooment mal Herr Nachbar es ging um Motivation und nicht um Schwäche, bitte nicht alles verdrehen. So sind sie halt die Ex-Lehrer. Aber so wie es aussieht ist es mir ja gelungen dich zum bau eines neuen Schiffes zu Motivieren . Freue mich drauf und nehme schon mal in der ersten Reihe Platz
Gruß
Hans-Günter
Gruß
Hans-Günter
The early bird catches the worm, but the second mouse gets the cheese.
OK., Hans-Günter, Du hast Dich bemüht. @HGL Hat aber mal wieder nicht gereicht. Daher bin ich an den Teich gefahren mit der Lutece und der Schonerbrigg. War alles voller Blätter. Der Herbst ist da. Bei der Schonerbrigg läuft der Flautenschieber nicht mehr. Was das wieder ist? Und undicht ist sie auch. Das wirft mich wieder zurück.... 100_2159.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)100_2156.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Die Motivation für den Bau der Französin hat sich gesteigert. Ja, kann man sagen.
Gruß
Jörg
Egal wie leer du im Kopf bist, es gibt Menschen, die sind Lehrer!