Ich habe die Stelle zwar im Buch von Heinrich Winter gerade nicht finden können, aber wenn ich mich recht erinnere schreibt er, dass die Fensterrahmen aus Messing waren. Ich frage mich jetzt ob die kompletten Rahmen die in der Heckansicht zu sehen sind diese Messingrahmen sind. Im Fenster links glaube ich an der Unterkante Reste einer Verglasung zu erkennen. Die Messingrahmen waren an der Oberkante mit Scharnieren versehen und sie ließen sich nach innen hochklappen. Eine weitere Frage wäre wo genau sich hinter die Figuren die Stützenpaare sich befinden würden? Bilden diese Stützen tatsächlich die Fensterrahmen oder war da noch Holz angebracht?
H. Winter, S. 26 2. Spalte: "Dicht unter der Decke vier Fenster, die an seitlich angebrachten schmalen Bandscharnieren aus Messing oben fest waren und nach innen hochgeklappt werden konnten." Also die Fensterrahmen sind aus Holz, nur die Bandscharniere an der Oberseite (wohl 2 pro Fenster) sind aus Messing. Den Abstand der Stützen kann man von innen oben (Sitzbank Oberhütte) abschätzen. Für die Rahmen der Klappfenster sehe ich an der Öffnung in der Oberspiegelplatte selber noch eine ganz schmale Holzauflage. Oder - das ist der Fensterrahmen; Verglasung verloren! Ob du das ganze innen nackt lassen willst oder eine Vertäfelung an den Paarstützen anbringst, musst du entscheiden. Die Kajüte des HZ ist an sich sonst wohl voll ausgestattet - war sogar ein Himmelbett drin und ein Waffenregal. Die Kajüte achtern zu "beschieten", also vertäfeln, ist in Certern wohl bezeugt. Beim Adametz sieht die ganze Fenstersektion ganz nackt aus.
Also so wie es in den Winter->Schnittzeichnungen aussieht, hat Heinrich Winter den zentralen Balken geschnitten aber es ist keine weitere innere Beplankung zu erkennen. Daran werde ich mich erstmal halten.
Anhand der geraden Dübelreihen im Wulf sollte man meinen, dass die Wulfstützen so breit nicht hätten gewesen sein können. Die breiten Rumpfspanten kann man anhand der versetzten Dübelreihen am Rumpf erkennen. Sollten die Wulfstützen genau so stark gewesen sein wie die Spanten des Rumpfes wären wohl auch die Dübel in der Wulf versetzt gewesen. Sie sind es aber nicht. Ich kann kaum vorstellen, dass die Wulfstützen schmaler waren als die Heckstützen darüber aber wären sie breiter, wäre dies sicherlich am Dübelmuster zu erkennen gewesen.
Ich sehe nicht, was das Nagelmuster der Bordseite mit den Nageln des Wulf zu tun hat. Ich sehe kein spezifisches Nagelmuster bei den Wulfplanken, von dem man die Breite der Stützen innen ableiten könnte; kann man nicht. Die Spanten haben auch nichts mit den Wulfstützen zu tun; ihre Stärke wird bei Witsen (so wie vieles andere) von der Binnenbreite des Vorstevens abgeleitet, bei Van Yk von der Dicke des Hackbordes. Und die Galeriestützen sind bei Van Yk 1/4 weniger breit und dick als die Wulfstützen. Es ist ja möglich, das beim HZ die Galeriestützen bis runter zur Deckleiste durchgehen, wie ich gestern geschrieben habe. Grundprinzip beim damaligen Schiffbau ist es, dass die tieferliegenden Hölzer stärker dimensioniert sind als die weiter oben. Als sind die Wulfstützen in Dicke und Breite natürlich stärker als die Galeriestützen. Mach die Wulfstützen ja nicht schwächer als die Galeriestützen; sie sind lt. Van Yk 1/4 stärker in Dicke und Breite! Was ist mit dem von hinten kommenden Wasser - Stärke ist da nötig! Und man muss in Betracht ziehen, was Du selbst schon einmal erwähnt hast, dass diese Modelle sowieso alle Strukturteile stärker dimensioniert haben als im wirklichen Schiffbau. Und schwererer Heckbalken heißt sowieso stärkere Wulfstützen. Ich sehe im Wulf fünf Dübel pro Reihe; das sagt mir nur eines - es gibt fünf Wulfplanken im HZ, und dann kommt oben das recht starke 1. Hackbord. Vielleicht vergleichst Du das mal mit dem Genter, man kann bisschen was in den Fotos erkennen.
Ich versuche das anhand der Skizze unten zu beschreiben: 1 ist ein Rumpfspant. Die Spanten sind recht stark und um die beste Nagelung zu erzielen ist die Nagelreihe versetzt, bzw. die Reihe verspringt bei jedem Dübel. 2 entspricht einer Stütze, egal ob jetzt hinter der Verteuning oder einer Wulfstütze. Da sie verglichen mit den Spanten vergleichsweise schlank ist, ist hier nur eine gerade Dübelreihe möglich. 3 entspricht einer Stütze, so stark wie ein Spant mit mittig einer geraden Reihe Dübel. So werden sie es wohl kaum gemacht haben. Also gehe ich davon aus, dass die Wulfstützen schlanker sind als die Rumpfspanten.
Hier ist eine Galeriestütze so wie in meiner Skizze in #1834 dargestellt. Am Modell sieht man sie ist hoffnungslos überdimensioniert. In Wirklichkeit wäre das Teil stramme 63cm breit gewesen. Im Leben nicht! Wenn dann noch die Wulfstützen dadrunter noch kräftiger dimensioniert werden müssten, hätte ich da nicht mal genug Platz sie dort unterzubringen. Ich werde es ausprobieren die Stützenpaare bis zur Wulfleiste durchzuziehen.
Ich korrigiere hier nur einen Satz: Ich werde es ausprobieren die Stützenpaare bis zur Deckleiste auf dem 1. Hackbord durchzuziehen und sie dort einzuzapfen. Tue genau das, und das ist dann vertretbar. Diese Stützen dann später oben und unten an der richtigen Stelle durchsägen, so dass die Oberspiegelplatte zusammen mit den abgesägten Teilen in einem Stück herausgenommen werden kann. Dann ist es auch kein Problem, die Wulfstützen 1/4 stärker als die Doppelstützen zu dimensionieren.
Bei Deiner Skizze hast du Äpfel mit Birnen verglichen, das geht einfach nicht. Der holle Wulf ist eine völlig andere Struktur als die Bordwand oder die Verteuning oben und die Nagelung dort kannst du nicht einfach auf die Nagelung hier übertragen. So ein Schlussverfahren ist meiner Meinung nach unstatthaft; Wulf und Bordwand, das sind einfach zwei verschiedene Paar Schuhe. Z.B sagt Van Yk klar, das diese Wulfplanken schmal und dick sind und eine Nut haben, mit der sie miteinander verbunden sind, wegen dem von hinten kommenden Seewasser. Ist einfach was anderes als bei der Bordwand unten oder oben. Folge dem, was ich im 1. Absatz oder auch schon früher geschrieben habe, mehr kann ich jetzt wirklich nicht mehr dazu sagen.
Noch eine andere Beobachtung: Bei Deiner Skizze ist die Nummer 1 nur teilweise korrekt. Die ca. 45 Grad versetzten Holznägel befestigen im Unterwasserrumpf bereits zwei nebeneinander liegende Spanthölzer, nicht einen. 1. Spantholz - Nagel an Unterkante, 2. Spantholz - Nagel an Oberkante, ca. 45 Grad gegeneinander versetzt. Ab den Barkhölzern sind sie nicht mehr 45 Grad versetzt, sondern viel weniger.
Sieht gut aus. Du kannst dann als nächsten Schritt Klötze zwischen den Wulfstützen platzieren, die insgesamt zusammen mit diesen als letzter Decksbalken des Oberdecks fungieren. Platz muss noch sein, um das Ruder daran vorbei anheben zu können. Später wird´s dann hier eine sogenannte Wulfluke in die Kajüte geben, die herausnehmbar ist. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie diese Luke im HZ eingebaut haben. Ist das Ding am Wulffoto erkennbar? Bin mir nicht sicher!
Ergänzung: Das 1. Hackbord reicht bis an die Außenkante der Seitenbeplankung.
@ara Ich habe das Wulffoto nur im Buch vom Winter und da ist kaum was zu erkennen. Ich denke du hast es in besserer Qualität als ich. Ich habe heute die unterste Schlingerleiste (erneut) ausgearbeitet und ich denke diesmal passt es. Laut Adametz-Zeichnung ist die Leiste am Modell an der breitesten Stelle (an der Mittellinie) ca. 2cm tief.
Ich hatte gehofft heute die Unterkonstruktion des abnehmbaren Heckspiegels ausarbeiten zu können aber das was bisher gemacht wurde, war einfach mehr als erwartet. In der Aufnahme von @Sterntreter mit dem abgenommenen Heckspiegel kann man die Deckswölbung erkennen. Sie ist gleich der Wölbung der Schlingerleiste. Wenn ich die Halbdecksbalken herstelle, muss ich darauf achten. Die Decksbalken die jetzt zu sehen sind, sind nur Provisorien.
Wenn du noch die Möglichkeits hast, verlängere bitte das untere Hackebord nebst Deckleiste um einiges nach Außen. Auf dieser Deckleiste wird später die Fundamentplatte der Seitengalerie ruhen. So wie es jetzt aussieht, wir dir später material fehlen.
Van Yk bemerte in seinem bemerkenswerten Buch, dass speziell die Schlingerleiste unterhalb der Fenster in zwei Richtungen verformt waren. Im Bereich des oberen Spiegels hatte die Schlingerleiste die Bucht des Spiegels (von oben gesehen). Im Bereich der Seitengalerie nahm die Bucht eine umgekehrte nach hinten. Die Enden sollte mit dem Maß auf Mitte Schiff übereinstimmen, also von oben gesehen eine gerade Linie von außen bis Mitte Schiff. Von hinten gesehen hatte die Schlingerleiste eine etwas größere Buch als das erste Hackebord. Am äußeren Ende des Spiegels ging die Bucht wieder aufwärts. Auch hier sollte die obere Begrenzung nicht über die Höhe der Mitte gehen. Soweit die Theorie. Die Schiffbauer hatten ihre eigenen Einsichten und bauten so wie sie es für richtig hielten.
Nun, nach diesem Foto sieht´s eher nicht so aus, als ob eine Wulfluke vorhanden gewesen wäre. Sie ist auch etwas breiter als das Hennegat. Und hier erkenne ich nichts. Die Bodenplanken der Kajüte sind ja wohl auch nur breite geritzte Platten. Man wird hier versimpelt und auf diese Luke verzichtet haben.